
Herbstzauber auf der Haines Road, Begegnung mit Bären und die kleinste Wüste der Welt
Heute heißt es Abschied nehmen vom Bärenparadies! Doch bevor wir Haines den Rücken kehren, können wir es uns natürlich nicht verkneifen, noch einen letzten Abstecher zum Chilkoot River zu machen. Wer weiß, vielleicht erwischen wir ja einen der majestätischen Grizzlys beim Frühstück. Schließlich haben wir jetzt einen Ruf zu verteidigen: Die unerschrockenen Bärenbeobachter von Haines!
Die Erinnerungen an gestern sind noch frisch – die spannenden Begegnungen mit den Bären, die uns fast den Atem raubten, und diese atemberaubenden Landschaften, die uns immer wieder aufs Neue beeindruckt haben. Es war einer dieser Tage, die einem die Natur förmlich ins Gesicht schreit: „Schau her, ich bin großartig!“

Mit einem wehmütigen Blick auf den Fluss, der in der Morgensonne glitzert, und einem letzten “Danke, Haines” im Herzen steigen wir in unseren Camper. Wir sind bereit, uns ins nächste Abenteuer zu stürzen. Denn wenn uns diese Reise eines gelehrt hat, dann das: Hinter jeder Kurve wartet ein neuer magischer Moment – oder vielleicht ein Bär mit einer Lachspfote.
Unsere kurze Fahrt zum Chilkoot River war wirklich ein Klacks – keine fünf Minuten, um genau zu sein. Das hatte natürlich den unschlagbaren Vorteil, dass unser Übernachtungsplatz direkt an der Zufahrtsstraße lag. Kaum angekommen, stolperten wir fast über eine Ansammlung von Fotografen, die mit Kameralinsen länger als mein Armbewaffnet waren. Was hatte sich da wohl vor ihren Objektiven abgespielt? War es ein Bär, der mit einem gekonnten Schwung nach Lachsen schnappte? Die Spannung war förmlich greifbar.

Doch Überraschung! Kein Bär weit und breit. Stattdessen richteten sich die Super-Teleobjektive auf einen prächtigen Weißkopfseeadler, der regungslos am anderen Ufer des Flusses saß. Der König der Lüfte, wie aus einem Lehrbuch für majestätische Posen, schien allerdings nicht sonderlich interessiert daran, den großen Starauftritt zu geben. Stattdessen starrte er in die Ferne, als würde er überlegen, ob es überhaupt lohnt, sich für die Fotografen zu bewegen.
Natürlich konnte auch ich nicht widerstehen und schnappte meine Kamera, um ein paar Fotos zu machen. Plötzlich drehte der Adler seinen Kopf, und ein wahres Klick-Konzert brach los. Die Auslöser ratterten, als hätten die Fotografen eine Bingo-Challenge: „Wer schafft die meisten Fotos in einer Sekunde?“
Doch ehrlich gesagt, so beeindruckend der Adler auch war, nach einer Weile wurde mir das Schauspiel ein wenig eintönig. Meine bescheidene Kameraausrüstung machte mir zudem langsam Minderwertigkeitsgefühle inmitten dieser Mega-Linsen. Es wurde Zeit, weiterzufahren – schließlich wollten wir die Hoffnung auf einen Bären noch nicht aufgeben.
Mit einer Prise Neugier und einem Hauch Trotz beschlossen wir, die Straße ein Stück weiter entlangzufahren. Wer weiß, vielleicht würde uns das nächste Fotogeheimnis hinter der nächsten Kurve erwarten – oder doch noch ein Bär, der uns die Show des Tages liefert. Die Jagd auf den perfekten Moment ging weiter!


Doch dann, ganz plötzlich, erregte eine Bewegung im Wald auf der linken Seite meine Aufmerksamkeit. „Halt an, Stefan!“ rief ich aufgeregt, und Stefan trat sofort auf die Bremse. Ich deutete auf die Stelle, wo sich gerade etwas Großes zwischen den Bäumen bewegte. Und da war er – ein mächtiger Grizzlybär!
Keine zehn Meter von unserem Wagen entfernt, stand das beeindruckende Tier und kratzte sich genüsslich an einem Baumstamm. Es war ein atemberaubender Anblick, wie der Bär mit seinen mächtigen Pranken und der schimmernden Fellpracht fast schon entspannt wirkte. Was für ein majestätisches Tier! Mein Herz schlug schneller, während ich versuchte, durch das Fenster an Stefan vorbei ein paar gute Fotos zu machen.

Der Bär schien sich von unserer Anwesenheit überhaupt nicht stören zu lassen. Mit einer Selbstverständlichkeit, die nur ein Tier von solcher Größe und Stärke ausstrahlen kann, warf er uns einen kurzen, fast abschätzenden Blick zu. Dann drehte er sich um und überquerte gemächlich hinter unserem Wohnmobil die Straße. Es war, als würde er mit jeder Bewegung sagen: „Das hier ist mein Zuhause, ihr seid nur Besucher.“
Wir hielten den Atem an, während wir ihn weiter beobachteten. Er bewegte sich zielstrebig in Richtung des Flusses, wo er sich wohl ein paar Lachse zum Frühstück holen wollte. Dieser Moment fühlte sich fast surreal an. Nur wir, unser Camper und dieses prachtvolle Geschöpf, mitten in der unberührten Wildnis.
Ich konnte nicht aufhören, den Bären anzuschauen, bis er langsam zwischen den Bäumen verschwand. Was für eine Begegnung! Dieser Moment wird uns noch lange in Erinnerung bleiben – und die Fotos, die ich gemacht habe, sind das perfekte Souvenir für diese unvergessliche Begegnung.
Was für ein prachtvolles Tier! Durch das Fenster an Stefan vorbei gelangen mir einige Fotos, und der Bär schien sich überhaupt nicht an unserer Anwesenheit zu stören. Er warf uns noch einen kurzen Blick zu, bevor er gemächlich hinter unserem Wohnmobil die Straße überquerte und zum Fluss ging.
BILDERGALERIE: Grizzly
Mit einem breiten Lächeln und Herzen voller Aufregung machten wir uns auf den Rückweg in Richtung Skagway. Unser Abenteuer war noch lange nicht vorbei, und wer wusste schon, was uns als Nächstes erwarten würde? Das Schöne an Roadtrips ist doch, dass hinter jeder Kurve eine neue Geschichte auf uns wartet.
Kurz nach unserer begeisternden Begegnung mit dem Grizzly führte uns die Straße am Haines Bald Eagle Reserve vorbei, einem der beeindruckendsten Naturschutzgebiete dieser Region. Das Reservat erstreckt sich entlang des Chilkat River und ist ein Paradies für Weißkopfseeadler. Im Spätherbst versammeln sich hier tausende dieser majestätischen Vögel, angelockt von den großen Lachsschwärmen, die durch den Fluss ziehen. Heute, obwohl es noch nicht die Hochsaison war, hatten wir das Glück, mehr als 10 Adler zu erspähen!
Die Vögel thronten auf kahlen Baumkronen, schwebten majestätisch durch die Luft oder saßen regungslos am Flussufer, als ob sie die perfekte Gelegenheit abwarteten, um sich einen Fisch zu schnappen. Dieses Reservat ist eine wahre Schatzkammer der Natur, und es war ein echtes Highlight, diese prächtigen Tiere in ihrer natürlichen Umgebung zu beobachten.
BILDERGALERIE: Bald Eagle
Doch das Leben auf Reisen hält keine Pausen für uns bereit, also setzten wir unseren Weg fort. Am Rande von Haines entdeckten wir eine Tankstelle und entschieden uns, unser Wohnmobil mit frischem Sprit zu versorgen. Man kann nie zu viel Diesel haben, vor allem auf langen Strecken! Rückblickend mussten wir lachen, denn beim ersten Tanken auf dieser Reise hatte Stefan noch halb ernsthaft befürchtet, dass der Diesel einfach irgendwo wieder rauslaufen könnte. Doch mittlerweile hatten wir uns an unseren 180-Liter-Tank gewöhnt – und auch an den kleinen Schock, der jedes Mal an der Zapfsäule auf uns wartete, wenn die Anzeige unaufhörlich weiterlief.
Heute allerdings wollte die Zapfsäule uns einen Strich durch die Rechnung machen. Egal, wie oft wir es versuchten, der Diesel wollte einfach nicht fließen. „Na, das passt ja perfekt“, murmelte Stefan und rollte mit den Augen, während ich mich im riesigen Auto-Teile-Geschäft nach Hilfe umschaute.
Ein hilfsbereiter Mitarbeiter kam sofort mit einem langen Schraubenschlüssel und begann, ein Loch im Boden der Tankstelle zu öffnen. Seine Theorie? Der Dieseltank der Station könnte leer sein. Wir warteten gespannt, während er sich durch das Metallgitter kämpfte, und hofften, dass es bald wieder lief. Doch oh Wunder: Der Tank war alles andere als leer. Er war prall gefüllt.
„Na dann,“ sagte der Mitarbeiter schulterzuckend, „die Zapfsäule hat wohl ihren eigenen Kopf.“ Wir waren genauso schlau wie vorher. Ein wenig ratlos, aber nicht entmutigt, stiegen wir wieder in unseren Camper. Dann eben zur nächsten Tankstelle – Abenteuer garantiert!

Während wir heute auf dem Haines Highway unterwegs sind, schenkt uns das Wetter einen Tag wie aus dem Bilderbuch. Die Sonne strahlt vom Himmel, und die dünnen, weißen Wölkchen wirken, als wären sie von einem Maler hingetupft worden. Nach dem trüben und bewölkten Tag gestern fühlen wir uns, als hätte die Natur uns ein ganz besonderes Geschenk gemacht. Die herbstliche Landschaft entlang des Highways zeigt sich von ihrer besten Seite: Die Bäume glühen in leuchtendem Gelb, feurigem Orange und tiefem Rot.
Der Indian Summer ist hier im hohen Norden wirklich einzigartig, und wir können unseren Blick kaum von den farbenfrohen Hügeln und Tälern abwenden. Es ist, als würde die Natur ein Feuerwerk der Farben veranstalten, nur für uns. Die Reflexionen des Sonnenlichts auf den Berggipfeln und in den Flüssen verstärken den Eindruck, dass wir uns in einem perfekten Gemälde befinden.
Der Haines Highway wirkt fast wie ein orange-roter Teppich, der uns weiter durch die Wildnis Kanadas führt. Die Straße schlängelt sich durch malerische Täler, vorbei an kristallklaren Flüssen und schneebedeckten Bergkuppen, die in der Ferne leuchten. Jeder Kilometer ist ein Erlebnis für sich.
Schließlich, nach Stunden voller Fotostopps, Staunen und Begeisterung, erreichen wir gegen 14:30 Uhr Haines Junction. Der kleine Ort liegt am Rande des Kluane Nationalparks und ist umgeben von einer Kulisse, die einem den Atem raubt. Die gewaltigen Bergmassive im Hintergrund und die herbstlich gefärbten Wälder scheinen uns willkommen zu heißen.
Es ist der perfekte Abschluss einer der schönsten Fahrten, die wir je erlebt haben. Und doch, wir wissen: Das Abenteuer ist noch lange nicht vorbei.
BILDERGALERIE: Haines Highway
Um unseren knurrenden Mägen Einhalt zu gebieten, machen wir einen Lunch-Stopp in der Village Bakery – ein absolutes Muss, wenn man in Haines Junction vorbeikommt. Bereits beim Betreten des kleinen Gebäudes strömt uns der verlockende Duft von frisch gebackenem Brot und süßem Gebäck entgegen. Es ist, als ob die Bakery uns mit offenen Armen empfangen würde.
Das Angebot hier lässt wirklich keine Wünsche offen: köstliche Sandwiches, saftige Pies und herzhaft-warme Speisen, die perfekt sind, um nach einer langen Fahrt wieder Energie zu tanken. Die gläserne Vitrine im Eingangsbereich ist eine wahre Schatzkammer, gefüllt mit süßen Versuchungen – von gigantischen Zimtschnecken bis hin zu schokoladigen Brownies, die förmlich „Iss mich!“ schreien.
Das Beste daran? Wir haben die Wahl, ob wir uns ins gemütliche Café setzen oder die warme Sonne auf der Terrassegenießen wollen. Bei diesem herrlichen Wetter ist die Entscheidung natürlich klar: Die Terrasse ruft! Mit Blick auf die herbstlich gefärbte Umgebung, den blauen Himmel und die majestätischen Berge im Hintergrund schmeckt das Essen gleich doppelt so gut.
Ich entscheide mich für ein Sandwich, das mit lokalem Käse und frischem Gemüse belegt ist. Stefan gönnt sich ein klassisches BLT-Sandwich, welches ihn mehr als satt macht.
Während wir dort sitzen und uns die Sonne ins Gesicht scheinen lassen, merken wir, wie sehr uns solche kleinen Momente Energie und Freude schenken. Es ist einfach herrlich, die Fahrt für einen Augenblick zu unterbrechen und die Umgebung auf sich wirken zu lassen. Ein perfekter Lunch-Stopp – und die Reise geht mit vollen Bäuchen und bester Laune weiter!



Die Fahrt durch Whitehorse erweist sich als recht unspektakulär. Wir haben keine dringenden Besorgungen zu erledigen, und dank unseres köstlichen Mittagessens in der Village Bakery sind wir immer noch satt und zufrieden. Also beschließen wir, Whitehorse im wahrsten Sinne des Wortes links liegen zu lassen und setzen unsere Reise direkt in Richtung Süden fort.
Je weiter wir fahren, desto schöner wird die Landschaft. Und gegen 17:30 Uhr erwartet uns ein echtes Highlight: der Emerald Lake. Schon von weitem erhaschen wir einen Blick auf das leuchtende Türkis des Wassers, das zwischen den Bäumen hervorblitzt – und als wir schließlich am Aussichtspunkt ankommen, verschlägt es uns den Atem.
Der See trägt seinen Namen absolut zu Recht: Ein wahres Juwel, das in der Nachmittagssonne in allen erdenklichen Schattierungen von Türkis bis Smaragd schimmert. Aber was macht diese Farbe so einzigartig? Der Effekt entsteht durch abgelagerten Kalkstein auf dem Grund des Sees, der das Sonnenlicht reflektiert und so dieses unglaubliche Farbenspiel zaubert.

Wir steigen aus, um die Szenerie auf uns wirken zu lassen. Die Luft ist klar, der Himmel strahlend blau, und der Anblick des Sees vor der Kulisse der umliegenden Wälder und Berge ist einfach magisch. Ich kann gar nicht aufhören, Fotos zu machen – aus jedem Winkel sieht der See ein bisschen anders aus. Stefan, der sich inzwischen in Geduld geübt hat, genießt den Moment in aller Ruhe und lässt mich in meinem Fotografenrausch gewähren.
Solche atemberaubenden Naturwunder sind es, die das Reisen so besonders machen. Für einen kurzen Moment scheint die Zeit stillzustehen, und wir sind einfach nur dankbar, an einem solch wunderschönen Ort sein zu dürfen. Emerald Lake, du bist wirklich ein Smaragd im Herzen des Yukons!
Mit so einer atemberaubenden Kulisse können wir einfach nicht widerstehen: Unsere Drohne wird startklar gemacht!Mit den imposanten Gray Ridge Mountains im Hintergrund und dem malerischen South Klondike Highway, der sich durch die Landschaft schlängelt, fangen wir Luftaufnahmen ein, die uns den Atem rauben. Die Farben, die Kontraste, die unendliche Weite – es sieht aus wie aus einem Bildband.

Doch die nächste Überraschung wartet nur 10 Kilometer weiter südlich. Was könnte auf einen smaragdgrünen See und schroffe Bergpanoramen folgen? Die einzige Wüste Kanadas! Die Carcross Desert ist ein absolut faszinierender Ort, der so gar nicht in die Vorstellung passt, die man vom Yukon hat. Mit ihren 260 Hektar Fläche wird sie oft als „die kleinste Wüste der Welt“ bezeichnet – ein Titel, der uns zum Schmunzeln bringt. Und tatsächlich: Sanddünen mitten in den Bergen! Wer hätte das gedacht?
Die Geschichte dieser „Wüste“ macht sie noch faszinierender. Vor tausenden von Jahren war hier ein Gletschersee,dessen Überreste heute in Form dieser majestätischen Sanddünen erhalten geblieben sind. Die feinen Sandkörner erzählen von einer längst vergangenen Ära, und während wir durch die Dünen schlendern, spüren wir die Jahrtausende unter unseren Füßen. Und das Beste? Wir haben diese Kulisse ganz für uns alleine.

Nach diesem einzigartigen Stopp setzen wir unsere Fahrt fort – aber nur für drei Kilometer, denn da erreichen wir das charmante Städtchen Carcross. Der Name, eine Abkürzung von „Caribou Crossing“, hat seinen Ursprung in den zahlreichen Karibuherden, die hier einst auf ihren jährlichen Wanderungen vorbeizogen. Die Lage des Ortes zwischen den Nares- und Bennett-Seen, eingebettet in eine malerische Berglandschaft, ist schlichtweg spektakulär.
Wir parken unseren Truck-Camper und beschließen, Carcross zu Fuß zu erkunden. Der Ort strahlt eine Mischung aus historischem Charme und natürlicher Schönheit aus. Besonders ins Auge sticht der historische Bahnhof, ein Überbleibsel aus der Zeit, als hier die Züge der White Pass & Yukon Route hielten.
Nicht zu übersehen ist auch der „Matthew Watson’s General Store“, eines der ältesten Gebäude im Yukon, das uns mit seiner farbenfrohen Fassade und seinem rustikalen Flair in eine andere Zeit zurückversetzt. Während wir durch die kleinen Straßen schlendern, merken wir, dass Carcross nicht nur ein Ort, sondern ein Erlebnis ist – ein Stück Yukon-Geschichte inmitten einer atemberaubenden Landschaft.

Die Geschäfte in Carcross wirken bereits ein wenig schläfrig – kein Wunder, denn morgen steht hier die „End of Season“-Feier an. Ab dann kehrt bis Mitte Mai Ruhe in diesen charmanten Ort ein, und der Tourismus macht Winterschlaf. Trotzdem genießen wir das entspannte Flair und die fast menschenleeren Straßen, denn irgendwie macht gerade das den besonderen Reiz aus. Die schwindende Aktivität tut unserer Entdeckungsfreude keinen Abbruch!
Nach einem letzten Blick auf die farbenfrohen Fassaden und den historischen Bahnhof kehren wir zu unserem Camper zurück. Die Reise geht weiter, und wir wissen: Der Yukon hält noch so viele beeindruckende Fotomotive für uns bereit! Mit den Kameras griffbereit und voller Vorfreude steuern wir die nächsten Stopps an – wer weiß, welche landschaftlichen Highlights uns noch überraschen werden?
BILDERGALERIE: Carcross
Die Geschäfte in Carcross wirken bereits ein wenig schläfrig – kein Wunder, denn morgen steht hier die „End of Season“-Feier an. Ab dann kehrt bis Mitte Mai Ruhe in diesen charmanten Ort ein, und der Tourismus macht Winterschlaf. Trotzdem genießen wir das entspannte Flair und die fast menschenleeren Straßen, denn irgendwie macht gerade das den besonderen Reiz aus. Die schwindende Aktivität tut unserer Entdeckungsfreude keinen Abbruch!
Nach einem letzten Blick auf die farbenfrohen Fassaden und den historischen Bahnhof kehren wir zu unserem Camper zurück. Die Reise geht weiter, und wir wissen: Der Yukon hält noch so viele beeindruckende Fotomotive für uns bereit! Mit den Kameras griffbereit und voller Vorfreude steuern wir die nächsten Stopps an – wer weiß, welche landschaftlichen Highlights uns noch überraschen werden?

Nur wenige Kilometer südlich von Carcross, direkt am South Klondike Highway, lockt uns der nächste Halt: Bove Island.
Diese idyllische Insel liegt im Windy Arm des Tagish Lake und wirkt wie ein perfekt arrangiertes Gemälde aus Naturwundern. Obwohl die Insel selbst recht klein ist, strotzt sie nur so vor atemberaubender Schönheit. Schon die Anfahrt entlang des Sees lässt uns staunen – das Wasser spiegelt die schroffen Berghänge, und die Farben des Indian Summer scheinen mit jedem Kilometer intensiver zu leuchten.
Am Parkplatz angekommen, schnappen wir uns die Kameras und folgen dem kurzen Pfad zur Aussichtsplattform. Und wow, was für ein Anblick! Von hier aus eröffnet sich uns ein unvergleichliches Panorama: Die Insel ist umgeben von glasklarem Wasser, das in den verschiedensten Blau- und Grüntönen schimmert. Die umliegenden Berge sind in ein Meer aus leuchtendem Gelb, tiefem Rot und sattem Orange getaucht – ein wahres Fest für die Augen.
Die Plattform ist perfekt gelegen, um die unberührte Wildnis in ihrer ganzen Pracht zu bestaunen. Während wir uns nicht sattsehen können, kitzelt der kühle Wind des Windy Arm unsere Wangen – eine willkommene Erfrischung nach der warmen Herbstsonne.
Hier, in dieser ruhigen Oase, wird uns einmal mehr bewusst, warum wir uns in den Yukon verliebt haben. Die Kombination aus imposanter Natur, Farbenpracht und völliger Abgeschiedenheit ist einfach unschlagbar. Wir verbringen einige Zeit damit, Fotos zu machen, die Aussicht zu genießen und einfach den Moment zu leben. Bove Island, du bist klein, aber absolut großartig!

Die Straße durch das nahegelegene Grenzgebirge könnte direkt einer Szene aus einem Bilderbuch entsprungen sein. Der Highway windet sich entlang des Tutshi Lake, und jeder Kilometer ist wie ein Geschenk der Natur. Die Landschaft scheint sich selbst zu übertreffen: Die Wasseroberfläche des Sees ist so ruhig, dass sie wie ein makelloser Spiegelwirkt, in dem sich die umliegenden Hügel und die in prächtigsten Herbstfarben leuchtenden Bäume nahezu perfekt widerspiegeln. Die Symmetrie zwischen Himmel, Wasser und Land ist so beeindruckend, dass wir uns fühlen, als würden wir durch ein Gemälde fahren.

Die Farben des Indian Summer sind hier besonders intensiv – leuchtende Gold- und Orangetöne, die von tiefem Rot durchzogen werden, erhellen die Szenerie und machen diesen Abschnitt des Highways zu einem Fest für die Sinne. Es ist, als ob die Natur uns großzügig mit ihrer Schönheit beschenkt, und wir können uns kaum sattsehen.
Unser nächster Halt bringt uns zum Summit Lake, der, wie der Name schon verrät, an der Spitze des White Pass liegt. Dieser malerische Ort, der die Grenze zwischen Kanada und Alaska markiert, ist ein weiteres Highlight auf unserer Reise. Der kleine See liegt eingebettet zwischen kargen Bergketten, die von den schroffen Winden der Region geformt wurden. Die Stille hier oben ist überwältigend, und wir genießen die Gelegenheit, Fotos zu machen, die die raue Schönheit dieses Ortes einfangen.

Nur kurze Zeit später erreichen wir den Grenzübergang nach Alaska. Das Zollgebäude wirkt, als würde es eher neugierige Wanderer als internationale Reisende empfangen. Und tatsächlich: Wir sind mal wieder die einzigen Touristen weit und breit. Der Grenzbeamte empfängt uns freundlich, wirft einen raschen Blick auf unsere Pässe und winkt uns weiter. Für unser Gepäck im Camper zeigt er keinerlei Interesse – offensichtlich sieht er uns nicht als potenzielle Schmuggler.
Mit der Überquerung der Grenze betreten wir erneut die Alaska-Zeitzone. Wir stellen unsere Uhren um eine Stunde zurück und spüren, wie wir uns wieder in ein neues Kapitel unseres Abenteuers bewegen. Jeder Augenblick fühlt sich an wie ein Schritt tiefer in die unberührte Wildnis – Alaska, wir sind wieder da!


Am Ende des aufregenden Klondike Highways erreichen wir schließlich die historische Goldgräberstadt Skagway.Die Uhr zeigt inzwischen 19:15 Uhr, aber an Müdigkeit ist nicht zu denken – unsere Abenteuerlust ist noch immer ungebrochen!
Ursprünglich hatten wir geplant, uns auf dem Dyea Campground niederzulassen, ein wenig außerhalb der Stadt, eingebettet in die wilde Natur. Doch als wir noch davon ausgingen, von Haines mit der Fähre nach Skagway zu kommen, haben wir uns kurzfristig umentschieden und den Pullen Creek RV Park direkt am Hafen reserviert. Dank einer schnellen E-Mail-Buchung konnten wir uns einen Platz für zwei Nächte sichern – und was für ein Glück, denn diese Entscheidung entpuppt sich als absolut goldrichtig.
Obwohl unsere geplanten Fährpläne ins Wasser gefallen sind, bereuen wir unsere Wahl keine Sekunde. Der RV Park liegt so zentral, dass wir die Schätze dieser charmanten kleinen Stadt bequem zu Fuß erkunden können. Und was für eine Stadt Skagway ist! Historisches Flair trifft auf unberührte Natur, und an jeder Ecke spürt man den Geist der Goldrausch-Ära.
Während wir unseren Camper auf dem Stellplatz parken, spüren wir bereits die einzigartige Atmosphäre dieses Ortes. Die salzige Luft des Hafens, das sanfte Rauschen des Windes, die bunten Fassaden der historischen Gebäude – alles hier erzählt Geschichten aus einer Zeit, in der Abenteuerlust und Goldgier den Norden eroberten. Wir freuen uns schon darauf, Skagway in den nächsten Tagen in vollen Zügen zu genießen und die Geschichte dieser einzigartigen Stadt lebendig werden zu lassen.


Das Büro des Pullen Creek RV Parks hatte zu dieser späten Stunde bereits geschlossen, aber an der Tür klebte eine freundliche Nachricht mit unserer Stellplatznummer. Darin stand, dass wir es uns bequem machen und die Gebühr einfach am nächsten Morgen begleichen sollten. So viel Vertrauen – das mag ich!
Wir parkten unseren Truck-Camper auf dem zugewiesenen Platz und richteten uns schnell ein. Danach schrieb ich eine E-Mail an die Campingplatz-Verwaltung, um ihnen mitzuteilen, dass ich erst am Sonntag zur Zahlung vorbeikommen würde. Warum? Weil wir schon am nächsten Morgen, also am Samstag, früh aufbrechen würden, um nach Juneau zu gelangen – das Abenteuer ruft schließlich ständig!
Mit der Gewissheit, dass alles geregelt war, machten wir uns zu Fuß auf den Weg ins Herz von Downtown Skagway.Diese kleine Stadt ist ein echtes Juwel: Fast die gesamte Stadt ist Teil des Klondike Gold Rush National Historical Park und steht unter Denkmalschutz. Es fühlt sich an, als wären wir direkt in die Zeit des Goldrausches von 1897 bis 1899 zurückversetzt worden.
Die meisten Gebäude entlang des Broadways sind Originale aus dieser Ära und erzählen von einer Zeit, in der tausende Goldsucher vom Hafen von Skagway aus ihr Glück suchten. Heute beherbergen diese historischen Häuser Juweliergeschäfte, Souvenirläden und Restaurants, die die Geschichte dieser wilden und aufregenden Tage lebendig halten.
Die Atmosphäre? Einzigartig. Während wir durch die Straßen schlenderten, fühlten wir uns wie Abenteurer, die die Geschichte von Skagway neu entdecken. Die bunten Fassaden, die historischen Holzstege und der sanfte Wind, der vom Hafen her weht, machten diesen Abend zu einem ganz besonderen Erlebnis. Skagway, du bist ein Ort, der die Vergangenheit in die Gegenwart holt – und wir können es kaum erwarten, morgen mehr von dir zu entdecken!

Wenn keine Kreuzfahrtschiffe im Hafen von Skagway vor Anker liegen – was in der Saison eine echte Seltenheit ist – zählt die kleine Stadt etwa 800 ständige Einwohner. Doch sobald die majestätischen Schiffe im fjordartigen Lynn-Kanal anlegen, wird Skagway im Handumdrehen zum pulsierenden Mekka für Touristen. Die sonst so ruhigen Straßen füllen sich mit Leben, und die Stadt scheint geradezu zu explodieren vor Energie.
An diesem Abend herrscht jedoch eine wohltuende Ruhe. Während wir entlang des Broadways schlendern, fällt uns auf, dass die meisten Geschäfte bereits geschlossen haben. Die Dunkelheit senkt sich über die Stadt, und die historischen Fassaden wirken wie aus einer anderen Zeit. Es hat etwas Magisches, durch diese Straßen zu gehen und sich vorzustellen, wie hier vor über 120 Jahren Goldsucher ihren großen Traum verfolgten.



Unseren knurrenden Mägen und dem Durst nach einem langen Tag begegnen wir schließlich in der Skagway Brewing Company. Die Entscheidung erweist sich als goldrichtig, denn kaum sitzen wir, sorgt unser Kellner Jacob für eine unerwartete Überraschung: Er spricht fließend Deutsch!
Neugierig fragen wir nach, und Jacob erzählt uns, dass er einige Jahre in Stuttgart studiert hat. „Ich war fast jedes Wochenende in Esslingen unterwegs,“ erzählt er und bringt uns damit zum Lachen. Es ist wirklich unglaublich, wie klein die Welt manchmal sein kann! In einer Stadt mit kaum 800 Einwohnern, mitten in Alaska, treffen wir jemanden, der sich in unserer Heimatstadt bestens auskennt. Es sind genau diese Begegnungen, die das Reisen so einzigartig machen.
Während Jacob unsere Bestellungen aufnimmt, entscheide ich mich für einen Beer-Flight und Spare Ribs, während Stefan sich für einen saftigen Burger begeistert. Als das Essen serviert wird, übertrifft es alle Erwartungen – die Ribs sind zart, der Burger ist auf den Punkt gegrillt, und die Biere haben genau die richtige Mischung aus Experimentierfreude und klassischem Geschmack. Ein echter Genuss!
Wir verbringen einen entspannten Abend in der gemütlichen Brauerei und lassen uns von Jacobs Geschichten über seine Zeit in Deutschland unterhalten. Es fühlt sich an, als hätten wir an diesem Abend nicht nur köstlich gegessen, sondern auch ein Stück Heimat in der Ferne gefunden.

Gegen 21 Uhr machen wir uns gemütlich auf den Rückweg zu unserem fahrbaren Zuhause. Morgen wartet ein früher Start auf uns, denn der Check-In für unseren Schiffsausflug steht bereits um 7:30 Uhr an. Um den morgendlichen Stress zu vermeiden, beschließen wir, noch schnell einen Abstecher zum Anlegeplatz zu machen, von dem unser Katamaran nach Juneau ablegen wird. Zum Glück ist der Small Boat Harbor nur ein Katzensprung vom Campground entfernt.
Die Szenerie am Hafen könnte nicht bezaubernder sein. Das Wasser liegt wie ein stiller Spiegel da, so glatt, dass sich die kleinen Boote darauf perfekt reflektieren. Es herrscht eine Ruhe, die fast magisch wirkt, und wir genießen diesen Moment, bevor wir den Anlegeplatz inspizieren. Leicht zu finden? Absolut. Zufrieden mit unserer Orientierungshilfe für den kommenden Morgen schlendern wir zurück zu unserem Camper.
Was für ein Tag das heute war! Stefan hat alle Hände voll zu tun, die schier unzähligen Fotos zu sichern: Bären, Adler, Herbstlandschaften, spiegelglatte Seen und sogar eine Wüste – das ist eine Ausbeute, die jedem Fotografen das Herz höherschlagen lässt. Dieser Tag war einfach ein Feuerwerk an Erlebnissen.
Mit einem Lächeln auf den Lippen und voller Vorfreude auf das morgige Abenteuer ziehen wir uns in unseren Camper zurück. Gute Nacht, Skagway – bis morgen! Der nächste Tag wird uns sicher genauso begeistern wie der heutige.