Überraschende Wendungen: Stornierungen, die Route 66
Schnee & spontanen Planänderungen

Unser Tag beginnt  ungewöhnlich entspannt , denn der ursprüngliche Plan, heute von Las Vegas nach Sedona zu fahren, wurde kurzerhand über Bord geworfen – oder sagen wir besser:  mit einem freundlichen Schubs Richtung Realität korrigiert.  Dank unseres charmanten „Rausschmisses“ aus dem Glitzerparadies Las Vegas haben wir  in Kingman Quartier bezogen  – eine Entscheidung, die uns ganze  zwei Stunden Fahrzeit erspart .

Um Punkt 7:30 Uhr  schlendern wir gut gelaunt zum Frühstücksbuffet, bereit, uns den amerikanischen Frühstücksgenüssen hinzugeben. Der erste Eindruck?  Ein Fest für Frühaufsteher mit Appetit.  Unser Blick schweift über Bagels, Cerealien, Obstschälchen und – tadaa! – zwei dampfende  Waffelautomaten , die wie leuchtende Schatztruhen am Ende des Buffets stehen. Leider stehen sie  nicht allein : Zwei Damen haben sich bereits mit einer Zielstrebigkeit postiert, als ginge es um die Olympischen Spiele im Waffelbacken. Doch der olympische Gedanke – „Dabei sein ist alles“ – bekommt hier eine  ganz neue Bedeutung.

Bei  Dame Nummer Eins  scheint das Waffelabenteuer bereits frühzeitig in Rauch aufzugehen –  im wahrsten Sinne des Wortes.  Dunkle Schwaden steigen aus dem Eisen, das offenbar beschlossen hat, aus einem Frühstück eine  Räucherzeremonie  zu machen. Ich werfe einen Blick auf das Display –  da ist nichts mehr zu retten.  Die Waffel ist nicht nur durch, sie ist  offiziell verkohlt. Aber das scheint  Dame Nummer Eins  ganz anders zu sehen.  Mit stoischer Ruhe  klappt sie das Eisen auf,  betrachtet die rabenschwarze Waffel kritisch , legt den Kopf leicht schräg,  zieht eine Augenbraue hoch – und macht das Ding wieder zu.  Offenbar war sie der Meinung:  „Da geht noch was.“  Vielleicht wollte sie Kohlebriketts fürs Lagerfeuer produzieren. Wer weiß. Jedenfalls wartet sie weiter, während aus dem Waffeleisen langsam ein Fall für die Feuerwehr wird.

Dame Nummer Zwei  hat hingegen die entgegengesetzte Strategie gewählt:  Masse statt Klasse.  Der Teig quillt in Strömen aus dem Waffeleisen, ergießt sich in majestätischen Fontänen über die Ränder und läuft in feinen Rinnsalen über die Arbeitsfläche. Eine Art  frühstücksbezogener Vulkanausbruch , bei dem man aus der Ferne nur noch „Oh-oh“ murmeln kann. Und als man denkt, es ist vorbei, greift sie  einfach nochmal zum Teigspender.  Ich schwöre, ich höre das Waffeleisen leise weinen.

Die Damen? Seelenruhig.  Fast schon andächtig stehen sie da, als hätten sie ein spirituelles Frühstücksritual begonnen. Ich aber bin Realist – und  flexibel.  Mein Plan B heißt:  Toast mit Cheesecream.  Unaufgeregt, verlässlich, ungefährlich. Manchmal ist  Plan B einfach der wahre Held des Tages. Beim Verlassen des Frühstücksraums gönne ich mir noch einen letzten Blick auf das Chaos. Die ältere der beiden kratzt mittlerweile  resigniert mit einer Plastikgabel  an einer Waffel, die aussieht wie ein verkohltes Stück Treibholz.  Rauchopfer statt Frühstück.  Aber – und das ist das Schöne –  es ist nicht unser Problem.  Wir nehmen stattdessen ein bisschen Käsecreme, ein bisschen Schadenfreude und eine gute Portion Reisehumor mit auf den Weg.

So darf ein Roadtrip-Tag gern anfangen.

Das Wetter ist  perfekt.  Keine einzige Wolke traut sich am Himmel zu stören, und wir könnten nicht glücklicher sein, dass wir diesmal  wirklich Zeit  für Sedona haben. Dieses malerische Städtchen mit seinen leuchtend roten Felsen steht schon lange auf unserer Wunschliste –  jetzt wird endlich ein Häkchen drangesetzt!  Die Vorstellung, dort zu übernachten, zwischen Felsgiganten zu wandern und den Sonnenuntergang in Gold und Karminrot über uns erstrahlen zu sehen, bringt uns schon beim Gedanken daran zum Grinsen.

Pünktlich um 8:30 Uhr  rollen wir in Kingman vom Hof und steuern auf die I-40 in Richtung Osten. Ursprünglich war der Plan simpel: Interstate bis Flagstaff, dann die Schleife nach Süden runter nach Sedona.  Doch wie das so ist auf Roadtrips – Pläne sind nett, spontane Abzweigungen aber viel besser.

Seligman / Route 66

Nach etwa einer Stunde entdecken wir die Ausfahrt nach  Seligman , jenem verschlafenen Örtchen, das wie ein gut gehütetes Relikt an der legendären  Route 66  liegt. Wir werfen uns einen kurzen Blick zu –  keine Worte nötig.  Ein kurzes „Na klar!“ – und schon biegen wir mit einem kleinen Schlenker auf den geschichtsträchtigen Asphalt ab. Willkommen auf der Mother Road! Die Route 66 ist mehr als nur eine Straße. Sie ist ein  Symbol für Fernweh, Freiheit und verbeulte Stoßstangen. Einmal verband sie Chicago mit Santa Monica über 2.451 Meilen purem Americana. Und jetzt tuckern  wir  drüber – mit offenen Fenstern, Wind in den Haaren und dem leisen Gefühl, dass irgendwo ein Geist in Jeans und Lederjacke mitfährt.

Kaum sind wir abgebogen, wechselt die Kulisse:  Tankstellen wie aus alten Westernfilmen , Schilder, die bessere Zeiten gesehen haben, und eine  Buntheit , die wirkt, als hätte jemand die 50er-Jahre konserviert und dann mit einem Staubfilter überzogen. Diner, Werkstätten, schräge Souvenirläden mit Elvis-Figuren im Fenster – alles da.  Die Zeit steht still.  Und wir mittendrin. Mit jeder Meile wird das Gefühl intensiver. Die Straße erzählt Geschichten. Von Familien auf der Suche nach einem besseren Leben. Von Bikern, die den Highway als Religion sehen. Und von Träumern, die einfach nur losgefahren sind – genau wie wir.

Die Sonne brennt angenehm auf die Motorhaube,  der Asphalt glitzert , der Wind summt uns etwas vor. Und für einen kostbaren Moment fühlt sich alles  ganz leicht  an. Wie damals, als Amerika die Route 66 noch „Main Street of America“ nannte – und sie das Versprechen war, dass hinter jeder Kurve etwas Großartiges warten könnte.

Es ist nicht das erste Mal, dass wir auf dieser legendären Strecke unterwegs sind – aber  so leer wie heute  haben wir die Route 66 noch nie erlebt. Der Abschnitt zwischen Seligman und Kingman zählt zweifellos zu den schönsten, am besten erhaltenen und charmantesten Stücken dieser sagenumwobenen „Mother Road“.  Ein Freilichtmuseum auf Asphalt , das mit quietschbunten Schildern, rostigen Zapfsäulen und nostalgischen Dinern von einer Ära erzählt, in der Trucker-Romantik, Rock’n’Roll und Route-66-Magie untrennbar verbunden waren. Hier spürt man normalerweise bei jeder Meile diesen besonderen Vibe – den „Spirit of Route 66“, der irgendwo zwischen Freiheit, Fernweh und Frittenfett liegt.

Aber heute?  Heute liegt eine fast surreale Stille über dem Highway. Keine Harley-Gruppen, die mit röhrendem Getöse an einem vorbeibrettern. Keine Reisebusse mit Fotoapparaten im Dauerfeuer. Keine gemächlich dahinrollenden Wohnmobile mit Sonnenblenden und Kaffeetassen im Cockpit.  Nichts. Was ist los? Ist es der Corona-Effekt? Der Wochentag? Die frühe Stunde? Oder einfach eine Laune des Universums? Wahrscheinlich von allem ein bisschen. Und so gleiten wir über diesen geschichtsträchtigen Asphalt, als hätten wir ihn gepachtet. Nur wir, der Wind, der leere Highway und ein leichtes Gefühl von  melancholischer Exklusivität.  Ein bisschen gespenstisch – und gleichzeitig irgendwie  wunderschön.

Seligman / Route 66

Seligman  – dieser kleine Ort mit gerade einmal 400 Einwohnern – ist wie ein verdichteter Traum für alle, die sich nach dem echten Route-66-Gefühl sehnen. Die Hauptstraße zieht sich wie eine  bunte Perlenkette  durch das Herz des Städtchens. Aneinandergereiht wie Souvenirs in einer alten Zigarrenschachtel: schräge Läden, liebevoll gepflegte Diners, schrill bemalte Motels und Tankstellen, die aussehen, als würde gleich ein Cadillac aus den Fünfzigern zur Inspektion vorfahren. Hier erzählt  jede Hauswand, jedes rostige Schild und jeder Dinerhocker  eine Geschichte – von Abenteurern auf dem Weg nach Westen, frisch Verliebten im Roadtrip-Fieber oder Familien mit Picknickkorb und Motelkarte in der Hand. Man hört förmlich das Knirschen alter Autoreifen auf heißem Asphalt und das Summen eines Radios, das Chuck Berry spielt.

Und mittendrin:  Angel Delgadillo . Barbier, Chronist, Urgestein. Sein Barbershop ist kein Friseurladen – er ist eine  Pilgerstätte , ein Ort, der Herz und Seele der Route 66 konserviert hat wie ein Einmachglas voller Geschichten. Angel war einer der ersten, die sich gegen das Vergessen dieser Straße stemmten. Mit seinem Engagement wurde aus einem ausrangierten Highway ein Kulturgut.  Ein Mythos mit Patina. Dank ihm ist die Route 66 heute mehr als nur eine Verbindung zwischen zwei Orten. Sie ist ein Versprechen:  auf Freiheit, auf Aufbruch, auf das kleine große Abenteuer am Straßenrand.  Eine Straße, auf der das Ziel nie so wichtig war wie das, was dazwischen passiert.

Seligman / Route 66

Während wir durch den Ort schlendern, fällt uns auf,  wie viel Herzblut  in jedem einzelnen Detail steckt. Die Fassaden sind geschmückt mit  rostigen Werbetafeln, Blechschildern von längst vergessenen Limonadenmarken  und einer Sammlung von Dekokram, der aussieht, als hätte sich ein ganzes Jahrzehnt hier häuslich niedergelassen – genauer gesagt: die Fünfziger. Es wirkt, als hätte jemand den Pausenknopf gedrückt, als Elvis noch im Radio lief und Cadillacs die Königsklasse der Straße waren.

Es ist  nicht schwer, sich Seligman in seiner Blütezeit vorzustellen  – ein quirliger Knotenpunkt voller staubiger Hoffnungsträger auf der Suche nach einem besseren Leben oder wenigstens nach dem besten Milkshake westlich von Chicago. Doch was Seligman heute so besonders macht, ist nicht nur der Nostalgie-Faktor, sondern die Fähigkeit,  Geschichten lebendig zu halten . Jedes Geschäft, jedes handgemalte Schild, jeder rostige Chevy am Straßenrand scheint zu sagen:  „Ich hab was erlebt – willst du’s hören?“ Und genau dieser Zauber – diese Mischung aus gelebter Geschichte und liebevoller Inszenierung – macht Seligman zu einem Ort, der nicht nur  alte Zeiten feiert , sondern sie irgendwie immer noch ein bisschen lebt.

Seligman / Route 66

Leider hatte der Laden heute geschlossen.  Schade – aber kein Drama , denn vor zwei Jahren hatte ich das große Glück, Angel persönlich zu treffen. Und ja, natürlich gibt es ein Selfie – mit einem breiten Grinsen auf beiden Seiten und einem Hauch Route-66-Geschichte im Hintergrund. (Das Bild dazu ist hier)

Wir schlendern weiter durch einige der kleinen Souvenirläden, die mit allem glänzen, was das  Route-66-Herz höherschlagen lässt: Blechembosse mit rostigem Charme, Elvis auf Blechschildern, und natürlich mindestens zehn Sorten Staub, die alle authentisch nach Freiheit riechen. Wir erstehen ein neues Route-66-Schild –  ein echtes Schmuckstück , das sich perfekt in unsere Sammlung einfügt, irgendwo zwischen „Welcome to Fabulous Las Vegas“ und „Roswell Alien Parking Only“.

Mich zieht es anschließend mit der Kamera raus. Es gibt hier einfach zu viele  fotogene Schätzchen , die dringend verewigt werden wollen – rostige Pick-ups mit Kaktusdeko, quietschbunte Diner-Schilder und Oldtimer, die aussehen, als würden sie gleich die Hauptrolle in einem Roadmovie übernehmen.

Seligman / Route 66

Und dann muss ich an Noah denken –  unser kleiner Cars-Fan mit Benzin im Blut . Wenn er wüsste, dass viele der Filmfiguren aus echten Orten und Gegenständen entlang der Route 66 inspiriert wurden, würde er hier wahrscheinlich kleine Reifen-Spuren in den Asphalt hüpfen. Die Fahrzeuge in Seligman wirken, als wären sie direkt aus  Radiator Springs  angereist: da steht Hook in verbeulter Pracht, Sheriff blitzt mit altem Lack, Luigi wartet auf Kundschaft, und Fillmore grinst als staubiger Hippie-Bus durch ein Peace-Zeichen. Es braucht nicht viel – ein bisschen Fantasie (okay, vielleicht auch ein bisschen zu viel), und die Route 66 wird zur lebendigen Pixar-Kulisse.

Mit der Kamera voller Bilder, die Noah ganz sicher lieben wird, machen wir uns wieder auf den Weg. Die Route 66 zwischen Kingman und Flagstaff kennen wir gut – fast jedes kleine Nest entlang der Strecke haben wir über die Jahre besucht. Fast. Denn da ist noch  dieser eine weiße Fleck auf unserer Abenteuerkarte : Williams. Und genau dorthin soll es heute gehen.

Doch dann zeigt uns die Natur, wie schnell sie das Skript ändern kann. Gerade noch Postkartenhimmel in Seligman,  blauer geht’s kaum , und plötzlich – als hätte jemand die Kulisse vertauscht – fahren wir  mitten in ein Winterwunderland . Innerhalb von 40 Minuten verwandelt sich die Szenerie von trockener Wüste zu glitzerndem Schneemärchen. Die Temperatur fällt, die Tannen biegen sich unter Schneelast, und die Straße sieht aus, als hätte sie eine Einladung zur Weihnachtsparade bekommen. Dieser  Kontrast ist atemberaubend  – und genau das ist es, was das Reisen für uns so besonders macht:  die Überraschungen, das Unplanbare, das Staunen mitten im Unerwarteten . Ein Moment zum Innehalten… bevor es weitergeht. Denn eines ist sicher: Der nächste Tapetenwechsel wartet bestimmt schon hinter der nächsten Kurve.

Es war wie ein Filmschnitt mit Temperatur-Schock.  Ich steige aus dem Auto – im T-Shirt wohlgemerkt – und finde mich plötzlich in einem  Wintermärchen mitten im März  wieder. In  Arizona!  Mein Atem malt kleine Wölkchen in die eiskalte Luft, und um uns herum liegt eine glitzernde Schneedecke, so weiß und makellos, als hätte jemand den großen Schneegenerator angeworfen. Vor einer Stunde noch in Seligman: Sonnenschein, trockene Luft, staubige Route-66-Nostalgie. Jetzt: Frost statt Fifties-Flair.

Williams begrüßt uns wie eine Filmkulisse , direkt aus einem romantischen Weihnachtsfilm: Kleine Läden mit holzvertäfelten Fassaden, Schilder mit geschwungenen Lettern, eine Hauptstraße, wie gepudert – als hätte jemand Hallmark gesagt, sie sollen mal kurz Arizona übernehmen. Aussteigen? Klingt romantisch. Aber da kommt das klitzekleine Problem:  Wir sind sowas von nicht auf Winter vorbereitet.  Schal? Fehlanzeige. Mütze? In Deutschland. Handschuhe? Ach bitte. Wir haben Sonnencreme im Gepäck, aber keine Winterjacke.

Also bleiben wir im warmen Auto und rollen langsam durch die märchenhaft verschneite Hauptstraße von Williams, bestaunen die  weihnachtliche Postkartenidylle , während unsere Sommerreifen vermutlich das erste Mal darüber nachdenken, ob sie kündigen sollten. Es ist herrlich. Und vollkommen surreal. Aber genau deshalb lieben wir diesen Roadtrip:  für die unerwarteten Wendungen, bei denen man denkt, man ist versehentlich in einem anderen Land gelandet – oder Genre.

Winslow, Arizona

Nach weiteren 40 Minuten erreichen wir  Flagstaff – und der Winter legt noch eine Schippe drauf . Es ist Mitte März, aber statt Frühlingsgefühlen erwartet uns hier eine Schneelandschaft, wie sie sonst nur Schneepflüge glücklich macht.  Wunderschön? Ja, absolut.  Aber wenn man im Auto sitzt,  bibbernd in Sneakers und Softshelljacke , dann verliert das Ganze irgendwann seinen Instagram-Charme.

Wir beschließen, am  Grand Canyon Harley Davidson Store  kurz Halt zu machen – vielleicht finden wir ja  ein neues T-Shirt für unsere Sammlung , oder wenigstens einen beheizten Raum. Schon beim Aussteigen wird klar: Hier braucht man  Schneestiefel, keinen Abenteuergeist.  Tapfer stapfen wir durch das Weiß und betreten den Laden mit dem Gesichtsausdruck von Leuten, die kurz davor sind, sich spontan Thermounterwäsche zu kaufen.

Die Verkäuferin begrüßt uns herzlich und fragt: „Where are you from?“ – „Aus Deutschland“, antworte ich, während ich versuche, Gefühl in meine Fingerspitzen zurückzubringen. Sie zieht die Augenbrauen hoch, als hätte ich gerade gesagt, ich sei mit dem Fahrrad gekommen, und meint:  „Oh wow… könnt ihr überhaupt noch heimfliegen?“ Tja. Gute Frage.  Wir hoffen es.  Aber so langsam bekommt unser Roadtrip etwas von einer Doku mit dem Titel  “Mit Flipflops durch den Schneesturm – Überleben in Arizona”.

Highway 89 to Sedona

Natürlich war auch hier Corona allgegenwärtig , und so plauderten wir mit der freundlichen Verkäuferin eine Weile über Masken, Reiseverbote und die Frage, ob „Stay-at-home“ auch für Urlauber gilt, die eigentlich gerade nicht zu Hause sind. Doch dann fragte sie mit aufrichtigem Interesse: „Und wo geht’s für euch heute noch hin?“ – „Nach Sedona!“, verkündete ich, mit der Vorfreude eines Kindes auf dem Weg in den Freizeitpark. Ihr Blick wurde schlagartig ernst.  „Oh… aber bloß nicht über die Route 89! Da hat’s heute einen Blizzard gegeben. Die Straße ist komplett zugeschneit – da kommt keiner durch.“

Blizzard. In Arizona. Im März.  Ich musste mir auf die Zunge beißen, um nicht laut zu lachen. Wir wollten in  Sedona wandern, rote Felsen bestaunen , Fotos im warmen Abendlicht machen. Wir kauften also  neue T-Shirts , ein Babyspielzeug (man muss ja Prioritäten setzen), eine  zusätzliche Jacke  (man lernt ja doch dazu) und noch zwei Shirts – sicher ist sicher. Mit raschelnden Einkaufstüten und leise knirschendem Schnee unter den Schuhen verließen wir den Laden. Und während wir zur Heckklappe unseres Jeeps stapften, konnten wir nur den Kopf schütteln –  über monatelange Planung, die zuerst von einem Virus und dann von einem Schneesturm verprügelt wurde.  Aber hey, zumindest haben wir jetzt warme Kleidung. Fast.

Highway 89 to Sedona

Egal. Wir sind entschlossen.  Sedona ruft – und gebucht ist gebucht. Ein bisschen überraschender Wintereinbruch wird uns nicht stoppen. Also biegen wir hinter Flagstaff auf die 89A ab – die Straße, die sich wie eine Serpentinenschlange durch das Hochland Richtung Sedona windet. Kaum auf der Strecke, fühlen wir uns wie in einem Schneekugel-Diorama mit Straßenzulassung. Vor uns tuckert gemütlich ein Streufahrzeug her, das die vereiste Straße für uns aufbereitet. Glück im Frost – ohne diesen gelben Schutzengel hätten wir wohl ernsthaft über Schneeketten nachdenken müssen. Oder über eine Schneeschuhwanderung mit Rollkoffer.

Aber ehrlich?  So hatten wir uns das nicht vorgestellt. In unserer romantisierten Vorstellung glühte die Sonne auf rote Felsmassive, das Licht malte goldene Schatten in die Canyons, und unser Jeep rollte lässig durchs warme Arizona. Stattdessen: grauer Himmel, tanzende Schneeflocken und ein Wagen, der sich wie ein tapferer Eisbär durch die klirrende Wildnis kämpft. Das Abenteuerherz klopft, aber leise flüstert ein inneres Stimmchen:  Heißen Tee. Trockene Socken. Jetzt.

Und dann – Sedona.  Kein Stau, kein Trubel, keine Selfie-Touristen in Wanderoutfits von Kopf bis Sohle. Die Stadt wirkt wie ausgestorben. Parkplatzsuche? Fehlanzeige. Wir haben freie Auswahl – ein Novum in dieser sonst so beliebten Künstlerstadt.  Der Schnee hat Sedona lahmgelegt,  aber auf eine charmante, fast filmreife Weise.

Mittagessen muss her.  Wir steuern das Restaurant an, das wir im Vorfeld ausgesucht haben – voller Hoffnung auf eine warme Mahlzeit, vielleicht sogar ein Plätzchen am Kamin. Doch als wir ankommen: alles wirkt dunkel, die Fenster beschlagen, die Tür verriegelt? Oder…? Wir steigen aus,  ziehen die Jacken enger , stapfen durch den Schnee wie zwei Polarforscher auf Lunch-Mission – und entdecken ein handgeschriebenes Schild an der Tür: “We’re open.”
Na, wenn das kein Zeichen ist.

Outlaw Grille

Es ist eine dieser Situationen, die man auf Reisen lieber meidet – aber die sich dann doch wie ein schlecht gelaunter Straßenkünstler zwischen dich und deinen Plan werfen.  Gerade noch hatten wir einen Parkplatz ergattert und wollten eigentlich entspannt in den Nachmittag starten, da wirft uns das Leben gleich mehrere Kurven vor die Füße. Oder besser gesagt: direkt vor die Reifen.

Rückschlag Nummer eins  kam prompt mit dem Schild:  “Takeaway only.”  Na toll. Kein warmes Plätzchen, kein gemütliches Sitzen, kein „Kellner bringt Wasser mit Zitrone“. Stattdessen Dinner à la Auto. Aber gut – wir sind flexibel. Und als der erste Bissen vom  Outlaw-Grille-Burger  unsere Geschmacksknospen traf, war das Bedauern auch schon passé. Der Burger war ein echtes Highlight – würzig, saftig, dekadent. Draußen peitschte der Schneeregen gegen die Windschutzscheibe, drinnen entstand eine Art  romantisches Parkplatztapferkeitspicknick , leicht beschlagen, aber immerhin warm.

Und dann kam  Nachricht Nummer zwei . Ich checke mein Handy – vielleicht eine kleine Reminder-Mail vom Monument Valley Hotel?  Ha!  Schön wär’s gewesen. Stattdessen blinkt uns das Grauen in drei Worten entgegen: „Ihre Buchung wurde storniert. Ich murmele ein knappes „Ach, herrje“, was ungefähr so klingt, als hätte ich eine Socke verloren – dabei war das hier eher der Moment, in dem einem  der komplette Kleiderschrank abhandenkommt . Stefan sieht mich an, hebt eine Augenbraue, schweigt, kaut.  Unsere neue Lieblingskommunikation.

Vor ein paar Tagen hatten wir noch eine beruhigende E-Mail erhalten – „Keine Sorge, Ihr Aufenthalt ist gesichert.“ Offenbar wurde der Begriff „gesichert“ hier  in Sandstein gemeißelt und dann im Schneematsch ertränkt . Klar, wir hätten es ahnen können – in Vegas wurden wir auch schon spontan „ausquartiert“, und mittlerweile begleitet uns so eine Art stoische Gelassenheit durch jede Planänderung.

Und dann – als wäre das noch nicht genug –  Flugchaos . Die Liste gestrichener Zubringerflüge vom Vegas Airport liest sich wie eine Folge von „Wer fliegt noch, und wenn ja, wohin?“ Unsere Anfrage an Condor über Twitter bringt exakt den erwarteten Nervenstreich:

„Ja, wir kennen die Problematik.
„Nein, wir können keine Garante geben.“
Aha. Danke für nichts.

Und doch – das ist es ja, was Roadtrips ausmacht:  das Unvorhergesehene . Klar, diese Portion Salz war mehr  Salzstollen  als Prise – aber immerhin:  wir leben noch, wir rollen noch, wir denken noch quer.  Also was tun? Ich blicke Stefan an. Er zuckt mit den Schultern. „Erst mal den Burger aufessen. Dann sehen wir weiter.“ Ein Mann, ein Plan, ein Patty. Und dann zündet sie – die Idee.  Verrückt, spontan, irgendwie genial: Lass uns einfach nach Seattle fahren. Ja, richtig gelesen. 2.300 Kilometer. Ein Jeep. Ein Plan, der sich gerade selbst schreibt.

Und wenn das nicht nach Abenteuer klingt, dann weiß ich auch nicht. Wir rechnen kurz nach.  Die Einwegmiete? Tut weh.  Aber was bekommen wir dafür?  Ein Abenteuer, das man nicht mal eben im Vorbeifahren erlebt – und vor allem: die Sicherheit, dass wir unseren Flug nach Frankfurt  wirklich erreichen. Keine Zitterpartie, kein Gejammer am Gate, kein “Sie hätten da gestern anrufen müssen, Frau Böhm.” Kurzum: Der Deal steht.

ToDo – Reise umbuchen

Erster Punkt auf der Liste:  Alle Hotels ab heute stornieren und neue buchen.  Klar, das bedeutet einige Telefonate und ein wenig Chaos, aber wir sind mittlerweile Profis, wenn es um kurzfristige Planänderungen geht. Zum Glück sind die meisten Unterkünfte derzeit ohnehin flexibel – immerhin hat uns Corona schon beigebracht, dass nichts in Stein gemeißelt ist. 🏨

Nächster Punkt:  Die neue Route festlegen.  Ein reines Interstate-Rennen ist keine Option. Wir sind Abenteurer, keine Pendler. Also muss die Strecke ein paar Highlights bieten – vielleicht ein kleiner Schlenker durch Oregon? Oder einen Stopp im Crater Lake National Park? Die Karte liegt bereit, und unsere Gedanken wandern schon zu den möglichen Zwischenstopps. 🗺️

Dann ein kurzer Anruf bei  Condor , um ihnen mitzuteilen, dass wir den Zubringerflug nicht benötigen. Das Telefonat verläuft überraschend glatt. Sie sind offensichtlich froh, dass wir eine eigene Lösung finden – eine Sorge weniger für die Fluggesellschaft. ✈️

Der etwas unangenehmere Teil:  Alamo.  Wir rufen an und fragen, ob es möglich ist, den Mietwagen in Seattle abzugeben, obwohl wir ihn in Las Vegas gemietet haben. Die Antwort? Natürlich geht das, aber es wird eine Gebühr von $400 fällig. Autsch. Das tut weh, aber hey, es ist die einzige realistische Lösung. Außerdem ist das immer noch besser, als in Arizona zu stranden und gar nicht mehr nach Hause zu kommen. 🚗

Unsere Burger sind gegessen, der Müll entsorgt – und während draußen die Tropfen an der Windschutzscheibe Tango tanzen, zaubern wir das MacBook aus dem Rucksack. Jetzt wird geplant. Und organisiert. Und ein bisschen improvisiert. Ganz nach dem Motto:  “Wir retten diese Reise – mit Stil!”

Erster Punkt:  das Hotel in Sedona.
Ganz ehrlich: Bei diesem Wetter müssten schon pinke UFOs auf den roten Felsen landen, damit wir uns noch zu einer Wanderung aufraffen. Stattdessen? Booking aufrufen,  Cancel  klicken, zack – erledigt. Danke, Corona-Kulanz. Sedona adé, Holbrook olé.  Unsere neue Unterkunft ist nur einen Klick entfernt, und sogar die Buchungsverschiebung klappt reibungslos.

Ein Haken auf der Liste. Und ein Hauch von Kontrolle zurückgewonnen.
Dann wird’s spannend:  der Anruf bei Alamo.  Ich bereite mich innerlich auf Diskussionen vor – mit Argumenten, innerem Notfallplan und “Bitte-was-haben-SIE-gesagt”-Mimik. Doch es kommt anders. Eine freundliche Stimme, die tatsächlich…  hilft . Ich schildere unser kleines Roadtrip-Chaos, rechne mit allem – nur nicht mit: „Kein Problem. Ich ändere das für Sie. Die One-Way-Gebühr entfällt. Kommen Sie gut nach Hause.“ Ich bin so baff, dass ich kurz überlege, ob das ein Test ist. Oder ein versteckter Kamera-Moment. Aber nein – einfach echter, seltener  Kundenservice vom Feinsten . Ich bedanke mich gefühlt sieben Mal.

Und beschließe:  Nie wieder woanders als bei Alamo mieten.  Ehrenwort. Weiter zu Condor – per Twitter.  Auch hier: kein Stress. Der gestrichene Zubringerflug wird notiert, der Hauptflug bleibt bestehen, wir müssen nichts weiter unternehmen.  Wieder ein Punkt abgehakt.  Es läuft. Langsam, aber immerhin.

Wir lehnen uns zurück, atmen tief durch und fragen uns kurz, ob wir irgendwas vergessen haben. Aber nein – der neue Plan steht. Holbrook, wir kommen! Den Rest klären wir später im Hotel – vielleicht bei einem (hoffentlich heißen) Tee und mit trockenen Socken. Etwa eine Stunde später erreichen wir erneut Flagstaff.
Ironisch, oder?  Wir hätten einfach bleiben können.  Die Spritztour nach Sedona war – nun ja – landschaftlich reizvoll, aber faktisch für die Katz. Wir lachen darüber, weil… was bleibt einem auch anderes übrig? Manchmal ist man halt nicht der Roadtrip-Nostradamus.

Und dann… Route 66. Wir sind zurück auf der legendären Straße, die mehr Geschichten erzählt als jede Netflix-Serie.  Fotostopps inklusive. Der Regen lässt langsam nach, und mit jedem Kilometer steigt das Gefühl, dass dieser Tag  doch noch einer mit Sternchen werden könnte  – wenn auch auf Umwegen.

Twin Arrows Trading Post

Unser erster Stopp auf dem Weg nach Osten  ist nicht einfach nur ein Fotospot – er ist eine kleine Zeitreise:  die Twin Arrows Trading Post. Schon aus der Ferne leuchten sie uns entgegen –  zwei riesige Pfeile , schräg in die Erde gerammt, als hätte ein Riese hier seine Jagdausrüstung vergessen. Oder als wollten sie sagen: „Da lang, Richtung Abenteuer!“

Wir steigen aus dem Auto, und sofort liegt dieser Hauch von Nostalgie in der Luft.  Der Wind weht trocken über den staubigen Boden , und während wir auf die Pfeile zugehen, fühlt es sich an, als wäre man gerade in einen alten Roadmovie gestolpert – irgendwo zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Früher war die Twin Arrows Trading Post ein quirliger Halt für hungrige, müde, neugierige oder einfach nur tankleere Reisende.  Hier gab’s alles: Benzin, Burger, Blechschilder.  Heute? Verblasster Charme, verwitterte Gebäude, aber diese  zwei ikonischen Pfeile  stehen noch immer da – wie stille Wächter der “Mother Road”.

Twin Arrows Trading Post

Man spürt förmlich die Geschichten, die dieser Ort gesehen hat. Vielleicht ein frisch verliebtes Pärchen, das sich in einem klapprigen Chevy ein Eis teilte. Oder ein Truckfahrer mit staubiger Cap, der sich über einen schlechten Kaffee beschwerte und trotzdem blieb.

In den 90ern endete die Glanzzeit –  die Route 66 verlor gegen die Interstates , und mit ihr verschwanden Orte wie dieser langsam von der Bildfläche. Die Trading Post wurde aufgegeben, die Pfeile wurden Opfer von Wind, Wetter und Vergessen. Doch dann, 2009, bekam der Ort ein kleines Wunder geschenkt:  Die Pfeile wurden restauriert , frisch gestrichen in leuchtendem Rot und Gelb – und stehen seither wieder wie zwei Rufzeichen mitten in der Wüste. Wir laufen um sie herum, machen Fotos aus allen Winkeln, lachen, albern, bestaunen. Und ganz kurz sind wir einfach nur still. Weil dieser Ort irgendwie etwas sagt –  ohne Worte.  Vielleicht:  Vergiss nicht, wo du herkommst . Vielleicht auch:  Manchmal lohnt es sich, den Umweg zu fahren. Bevor wir weiterziehen, werfe ich noch einen letzten Blick zurück.  Zwei Pfeile. Eine Vergangenheit. Und eine Erinnerung mehr für uns.

Nachdem wir uns von den Twin Arrows verabschiedet haben,  rollen wir weiter ostwärts, als plötzlich ein braunes Hinweisschild unser Blickfeld kreuzt:  Meteor Crater – 6 Meilen . Zack, da ist sie, diese eine spontane Idee, die einen Roadtrip so besonders macht. „Weißt du noch…?“ – Ja, wir wissen noch.  Acht Jahre ist es her,  dass wir an genau diesem Ort standen und auf ein riesiges, windgepeitschtes Loch in der Erde starrten. Und obwohl es „nur“ ein Krater ist, hat er Eindruck hinterlassen. Damals. Und offenbar auch heute wieder.

Also nehmen wir die Ausfahrt.  Die Straße windet sich durch eine karge, fast marsähnliche Landschaft , als würde sie sagen: Gleich kommt was Großes. Und tatsächlich – schon bald stehen wir auf dem Parkplatz des Meteor Crater Natural Landmark. Und sind fast allein.  Kein Trubel, keine Busladungen voller Touristen, kein „Watch your step“-Gekreische – nur Wind. Viel Wind. Wir ziehen die Jacken enger, machen den „Wind-Test“ (Jacke zu? Kapuze sitzt? Sonnenbrille sicher?), und stapfen hoch zum Visitor Center. An der Kasse dann die Preisfrage – wortwörtlich:  $18 pro Person.  Ich zögere. Stefan nicht. „Was meinst du, lohnt sich das nochmal?“ frage ich.

Meteor Crater

Er sieht mich an, zieht eine Augenbraue hoch und antwortet: „Wir haben heute $400 Einwegmiete gespart – da kannste auch in ein Loch gucken.“  Touché. Wir zahlen. Und bereuen es keine Sekunde. Das Visitor Center ist wie eine Mischung aus Museum, Science-Fiction-Kulisse und NASA-Fanclub.  Interaktive Displays, ein originales Apollo-Testmodul, 3D-Animationen – und mittendrin: dieser unglaubliche Blick auf den Krater. Er wirkt fast surreal, wie ein Filmset in Cinemascope.  Fast 1,2 Kilometer breit, über 170 Meter tief – entstanden in einem Sekundenbruchteil.  Der Gedanke, dass ein 50 Meter großer Meteorit hier eingeschlagen ist, ist gleichzeitig faszinierend und beunruhigend.

Wir wandern ein wenig am Rand entlang, halten die Kameras in den Wind (und uns gegenseitig fest), und lassen die Szenerie wirken. Es ist  still, gewaltig, beeindruckend.  Ein Ort, der nicht viel braucht, um einem die eigene Winzigkeit bewusst zu machen.

Meteor Crater

Meteor Crater – Ein kosmischer Einschlag mitten in Arizona

Mitten in der Wüste Arizonas liegt ein Zeugnis der  unfassbaren Kraft des Universums  – der  Meteor Crater , auch bekannt als  Barringer-Krater . Er ist einer der  am besten erhaltenen Einschlagskrater der Erde  und erzählt eine Geschichte, die vor  50.000 Jahren  begann – als ein  gigantischer Eisenmeteorit mit unglaublicher Wucht auf die Erde prallte.

Die Zahlen sprechen für sich:
☄️ Durchmesser des Kraters:  ca.  1,5 Kilometer
☄️ Tiefe:  rund  170 Meter
☄️ Größe des Meteoriten:  etwa  50 Meter
☄️ Gewicht:  unglaubliche  300.000 Tonnen
☄️ Aufprallgeschwindigkeit:  ca.  40.000 km/h

Als der  glühende Felsbrocken aus dem All  mit dieser  brutalen Geschwindigkeit  auf die Erde traf, geschah das Unvermeidliche:  Eine Explosion, die alles im Umkreis von vier Kilometern augenblicklich auslöschte . Der entstandene  Feuerball  breitete sich auf eine  Distanz von etwa 10 Kilometern  aus und ließ eine Schneise der Verwüstung zurück.

Ein Krater, der Geschichte schreibt
Der  Barringer-Krater  wurde nach  Daniel Barringer , einem Geologen, benannt, der als Erster erkannte, dass es sich um einen echten Einschlagskrater handelt – und nicht um einen alten Vulkan. Heute ist der Krater  eine der faszinierendsten Naturattraktionen in den USA .

Einmalige Einblicke in die Kraft des Universums
🚀  Astronautentraining:  Die NASA nutzte den Krater in den 1960er Jahren als Trainingsgelände für Apollo-Astronauten – denn seine  Landschaft ähnelt der Oberfläche des Mondes.

📸  Atemberaubende Ausblicke:  Besucher können den Krater von mehreren Aussichtspunkten bestaunen –  ein Blick in die Vergangenheit unseres Planeten.

🛰  Kosmische Spuren:  Im Besucherzentrum kann man Fragmente des Meteoriten sehen –  echte Teile eines Gesteins, das einst durch das All reiste.

Ein Fenster zu den gewaltigsten Kräften des Universums
Der  Meteor Crater ist nicht einfach nur ein Loch in der Erde  – er ist eine  Mahnung an die unvorstellbare Macht des Kosmos . Wer hier steht, sieht nicht nur die  Spuren eines einzigen Momentes der Zerstörung , sondern auch eine  Geschichte, die vor 50.000 Jahren begann – und bis heute sichtbar ist.

Als wir endlich auf die Aussichtsplattform treten, stockt uns kurz der Atem.  Vor uns liegt der Krater –  gigantisch, perfekt geformt, still und fast unheimlich surreal.  Eine ovale Wunde in der Erde, so präzise wie mit dem Zirkel gezogen, umgeben von nichts als endloser Weite. Man kann sich kaum vorstellen, dass dieses spektakuläre Loch durch einen nur etwa 50 Meter großen Brocken aus dem All entstanden ist – und das vor rund  50.000 Jahren.

Wir lassen den Blick schweifen. Fotografieren. Schweigen. Und versuchen uns vorzustellen, wie es gewesen sein muss, als dieser Meteorit mit voller Wucht auf die Erde krachte –  mit der Kraft von Hunderten Atombomben . Kein Warnsystem, keine Schutzschilde, kein Happy End à la Hollywood – einfach nur  Impact. Bumm. Alles anders.

Meteor Crater

Dieser Ort ist mehr als nur ein Geotouristen-Magnet.  Er ist eine Art kosmische Mahnung – daran, wie klein wir eigentlich sind, wie zerbrechlich und wie zufällig alles manchmal scheint.  Ein Moment der Ehrfurcht, irgendwo zwischen Science-Fiction und steinzeitlicher Realität. Wir stehen einfach da. Der Wind pfeift, die Kamera klickt, aber irgendetwas in uns wird plötzlich ganz still.  Das hier ist nicht nur ein Krater – es ist ein Blick in die Vergangenheit, ein Seitenhieb aus dem All und ein leiser Reminder, dass unser Platz im Universum ziemlich winzig ist. Und gerade deshalb so besonders.

Wir beginnen unsere Erkundung des Meteoritenkraters mit einem Spaziergang entlang der Aussichtsterrassen. Immer wieder bleiben wir stehen, um die Szenerie in uns aufzusaugen.  Der Wind weht uns um die Ohren, als wolle er Geschichten aus der Urzeit erzählen , und die Stille, die den Krater umgibt, wirkt fast ehrfürchtig – als würde sie den Moment des Einschlags bis heute bewahren.

Meteor Crater

Es ist schlicht unbegreiflich, welche Gewalt hier am Werk war.  Ein Meteorit, kaum größer als ein Haus, trifft mit unfassbarer Geschwindigkeit auf die Erde – und in einem einzigen, alles verändernden Moment entsteht ein gewaltiges Becken von fast anderthalb Kilometern Durchmesser. Was für uns heute wie ein Ausflugsziel mit Ticketschalter aussieht, ist in Wahrheit ein Mahnmal kosmischer Kräfte.  Ein Ort, an dem Wissenschaft und Staunen Hand in Hand gehen.

Und doch…  während wir andächtig aufs Panorama blicken, erlaubt sich Stefan einen Seitenhieb Richtung Hollywood.  „Hätten sie damals schon Bruce Willis alias Harry Stamper gehabt“, meint er trocken, „hätte er den Meteoriten wie in  Armageddon  einfach angebohrt – und wir hätten uns die 38 Dollar Eintritt heute gespart.“  Ich lache – und denke insgeheim: Na ja, zumindest wäre uns dann auch der Wind erspart geblieben.  

Meteor Crater

Der Eintritt ist happig, ja. Aber der Ausblick? Absolut spektakulär.  Und obwohl wir vor acht Jahren schon einmal hier standen, fühlt sich dieses zweite Mal nicht weniger beeindruckend an. Ein drittes Mal wird’s wohl nicht geben – aber  dieses Kapitel in unserem Roadtrip-Tagebuch hat sich definitiv gelohnt.  Der Krater bleibt, was er ist:  ein Fenster in die Vergangenheit und ein Reminder, wie fragil – und gleichzeitig faszinierend – unser kleiner blauer Planet eigentlich ist.

Wir verlassen das Meteor Crater Visitor Center mit einem letzten Blick zurück auf das gigantische “Loch im Nichts” – ein Denkmal kosmischer Gewalt – und rollen weiter gen Osten.  Der Jeep summt zufrieden über den Asphalt, die Sonne taucht die Weite in flirrendes Licht. Unser nächstes Ziel?  Ein Ort, den jeder Route-66-Fan mindestens einmal im Leben gesehen haben sollte: die legendäre Jack Rabbit Trading Post.

„ Here it is! “ – dieser schlichte, aber ikonische Slogan prangt auf dem berühmten Schild, das uns schon aus der Ferne entgegenwinkt. Der übergroße, gelb-schwarze Hase davor scheint geradewegs aus einem alten Werbeclip gesprungen zu sein – und ja, unser inneres Roadtrip-Kino beginnt sofort zu flimmern.  Willkommen in der Zeitkapsel!

Jack Rabbit Trading Post

Doch bevor wir den Parkplatz erreichen, machen wir es stilecht:  Ein kleiner Schlenker führt uns über ein verbliebenes Stück Original-Route-66.  Der Belag knirscht herrlich unter den Reifen, als hätte er nur auf uns gewartet – und während der Jeep gemütlich dahinrollt, sehen wir sie förmlich vor uns:  Straßenkreuzer mit Heckflossen, Elvis im Radio, staubige Reisende mit Kameras um den Hals.  Hier pulsiert der Geist vergangener Dekaden unter jedem Quadratmeter.

Besonders charmant: Das berühmte „Here it is!“-Schild  schaffte es sogar in Disneys Cars.  Zwar hüpft dort kein Hase durchs Bild, sondern die liebe Lizzie (ein Model T Ford), doch die Hommage ist unverkennbar.  Ein kleiner Popkultur-Nicken Richtung Mother Road. Draußen posieren wir noch für das obligatorische Foto mit dem überdimensionalen Hasen –  eine Mischung aus Western-Idyll und Comic-Szenerie , bevor wir wieder einsteigen. Der Fahrtwind weht durch das Fenster, die Straße ruft.  Mit Souvenirs im Gepäck und staubigem Grinsen im Gesicht geht’s weiter – das Abenteuer rollt. Die Route 66 hat noch lange nicht fertig mit uns.

Noch 17 Meilen bis Holbrook.  Und mit jedem Meilenstein wächst die Vorfreude. Die Landschaft wird flacher, das Licht wärmer, und die Route 66 – oder besser gesagt:  ihr Geist  – scheint sich förmlich in unseren Jeep zu schmuggeln.  Es ist, als würde die Straße selbst sagen: „Na, endlich seid ihr wieder da.“

Exit 285. Wir verlassen die I-40 und rollen hinein in ein echtes Zeitfenster: Holbrooks langgezogene Hauptstraße begrüßt uns mit  authentischem Route-66-Charme , wie aus einem Reiseführer von 1965 ausgeschnitten.  Links und rechts säumen alte Tankstellen, restaurierte Diners und Motelschilder mit ausgebleichtem Neon die Straße.  Man erwartet fast, dass gleich ein Kellner im Bowler-Hut auf Rollschuhen einen Milkshake serviert.

Wigwam Motel

Holbrook wirkt nicht wie eine Stadt –  es ist eine Bühne.  Und wir, die Darsteller in einem ganz persönlichen Road-Movie.  „Radiator Springs“, wir hören dich laut und deutlich.  Hier leben die Geschichten, die Cars so liebevoll animiert hat – nur in echt. Und ohne Lightning McQueen, aber dafür mit ganz viel Seele. Und dann, plötzlich,  sehen wir es. Das Wigwam Motel.

Wie ein Hauch Hollywood mit Highway-Patina steht es da, stolz und leicht exzentrisch, als wäre es nie aus der Zeit gefallen. Das grüne Neonschild leuchtet uns entgegen:  „Have you slept in a Wigwam lately?“  – eine Frage, die eigentlich eher wie ein freundliches Nicken klingt.  Und ja, haben wir! 2011.  Damals quetschten wir uns in eines der kultigen Betontipis, lachten über das Mini-Bad und fühlten uns gleichzeitig wie Abenteurer und Kinder auf Klassenfahrt. Diese Mischung aus Skurrilität und Kult ist schwer zu toppen.

Heute schlafen wir zwar anderswo, aber die Erinnerung?  Die schläft nie.  Und während das Schild leise blinkt, als wolle es uns zuzwinkern, denken wir beide dasselbe:  Es gibt Orte, die kann man nicht besuchen, ohne dass das Herz kurz schneller schlägt. Holbrook, du kleines Route-66-Juwel –  wir sind zurück.

Wigwam Motel

Auch hier lässt sich die Verbindung zu  Cars  beim besten Willen nicht wegdiskutieren:  Das „Cozy Cone Motel“ von Sally, der smarten Porsche-Dame mit dem weichen Herzen und der klaren Ansage, basiert ganz offensichtlich auf dem Wigwam Motel in Holbrook.  Statt Zapfsäulen gibt’s hier Beton-Tipis, aber das Prinzip bleibt: Skurrilität trifft auf Kult. Und das funktioniert – sowohl in der Pixar-Welt als auch im echten Leben.

Es ist einfach faszinierend,  wie tief die Route 66 in die DNA dieses Films eingesickert ist  – und wie sehr man beim Anblick dieser Motive das Gefühl hat, man stehe mitten in Radiator Springs. Nur ohne sprechende Autos. Und ohne Sheriff, der einen vom Parkplatz winkt. (Obwohl… Stefan hat da manchmal so einen Blick.)

Holbrook ist einer dieser Orte, die nichts müssen – und gerade deshalb alles können.  Ein bisschen schräg, ein bisschen verwittert, aber eben genau dadurch so authentisch, dass einem sofort Geschichten einfallen. Geschichten von einst, von jetzt, von all den Menschen, die hier schon durchgefahren oder hängengeblieben sind.  Die Route 66 lebt – nicht in Perfektion, sondern im Charakter. Und Holbrook hat davon jede Menge.

Die Dämmerung legt sich langsam wie ein Filmfilter über das Städtchen.  Die Neonlichter flackern zum Leben, der Himmel färbt sich in Pastelltöne, und irgendwo in der Ferne bellt ein Hund, der offenbar mit der Einsamkeit der Straße hadert.  Es ist der perfekte Moment, um tief durchzuatmen – und ein weiteres Kapitel zu schreiben.

Holbrook, du kleines Stück Americana mit Herz und Geschichte – wir sind gespannt, was du heute noch mit uns vorhast. Wir können einfach nicht widerstehen – das  Wigwam Motel  zieht uns in seinen Bann wie ein Magnet aus Beton und Benzin. Mit der Kamera bewaffnet schleichen wir über das Gelände, als würden wir ein Freiluftmuseum betreten, das ausschließlich der  goldenen Ära des amerikanischen Roadtrips  gewidmet ist.  Vor jedem der 15 ikonischen Wigwams parkt ein Oldtimer , so perfekt inszeniert, dass man fast vermutet, ein Set-Designer von Pixar sei höchstpersönlich durch Holbrook gezogen.

Studebakers, Fords, Chevys – eine ganze Armada rostiger Schönheiten , die aussehen, als hätten sie das Highwayleben nie so ganz hinter sich gelassen. Manche glänzen noch wie frisch aus dem Katalog, andere tragen ihre Patina mit Stolz –  jede Beule ein Abenteuer, jeder Kratzer ein Kapitel.  Es ist fast so, als würden die Wagen miteinander flüstern: Geschichten von staubigen Wüstenstraßen, endlosen Horizonten und Kindern auf der Rückbank, die nach Eis oder nach Texas schreien – oder beides.

Wir machen Dutzende Fotos , wechseln Perspektiven, rücken Felgen ins rechte Licht und fangen diesen besonderen Moment ein – irgendwo zwischen Sonnenuntergangsromantik und Motorölpoesie.

Brads Desert Inn

Als wir genug Erinnerungen auf der Speicherkarte haben, geht’s weiter zu unserem heutigen Nachtquartier:  Brad’s Desert Inn . Der kurze Weg führt uns ein paar Häuser weiter, aber in eine neue Liga der Vorfreude – denn  die Frühstücksbewertungen auf TripAdvisor klangen wie ein Gedicht . Von  „fluffigen Pancakes, frisch gebratenen Omeletts und hausgemachter Marmelade“  war die Rede – genau die Art Motivation, die wir nach einem langen Roadtrip-Tag brauchen. Stefan murmelt was von „Pancake-Salve für die Seele“, und ich bin geneigt, ihm sofort einen Löffel Sirup dafür zu reichen.

Aber bevor wir uns kulinarisch in den nächsten Morgen träumen,  bleiben wir noch einen Moment stehen und saugen diesen Ort in uns auf.  Die Wigwams im rosaroten Abendlicht, die Silhouetten der alten Autos, die langsam in der Dämmerung verschwinden –  es ist kein Ort, den man besucht. Es ist einer, den man spürt.  Die Route 66 lebt hier weiter – im Blech, im Beton und in den Geschichten, die der Wind noch immer leise erzählt.

Mit vollem Herzen und randvollem Handy-Speicher  rollen wir im Jeep die letzten Meter durch Holbrook. Die alten Leuchtreklamen, der Charme vergangener Jahrzehnte – all das hallt noch in uns nach. Doch was folgt, ist eher  Rustikale-Realität statt Retro-Romantik.

Brads Desert Inn

Am Empfang von  Brad’s Desert Inn  erwartet uns eine ältere Dame, deren Freundlichkeit durchaus überzeugend beginnt – bis zur Zimmertür. Dort angekommen, merken wir schnell: Die Realität hinkt der Online-Bewertung ein wenig hinterher.  Der Fernseher bleibt schwarz , das  Frühstück – unser geheimer Hoffnungsträger – wurde wegen Corona gestrichen.  Und das für $89? Ganz ehrlich: Da hätten wir uns auch ein warmes „Sorry, wir wissen’s, aber es gibt wenigstens eine kleine Ermäßigung“ gewünscht. Stattdessen bekommen wir ein Schulterzucken, das in seiner Gleichgültigkeit preisverdächtig ist. Stefan sagt nichts, was immer ein schlechtes Zeichen ist.

Ich stapfe also zurück zum Empfang, als hätte ich gerade den  “Beschwerdebeauftragten des Monats”-Orden nerhalten. Und wie zur Belohnung kommt gleich der nächste Dämpfer:  Keine Rolle Klopapier im Bad.  Ich frage höflich nach, woraufhin mir – mit einer Mischung aus Misstrauen und Weltuntergangston – erklärt wird:  „Wir legen keins mehr rein. Die Touristen klauen es ständig.“  Autsch.

Brads Desert Inn

Mit einer einzelnen Rolle, die so zerknüllt ist, als wäre sie schon durch drei Roadtrips gegangen, kehre ich zurück. Und mit ihr kehrt auch die Gewissheit ein:  Brad’s Desert Inn schafft es mit Anlauf auf unsere „Nie-wieder“-Liste.

Nun aber nichts wie raus.  Unser Magen knurrt mittlerweile lauter als der Jeep beim Anlassen – höchste Zeit, die Laune mit einer warmen Mahlzeit zu retten. Zwei mexikanische Restaurants stehen auf der Shortlist von TripAdvisor. Stefan, nicht gerade ein glühender Fan von Tacos und Tortillas, willigt ein: „Solange es warm ist und ich nicht selber kochen muss – meinetwegen.“

Wir cruisen durch Holbrook, vorbei an altbekannten Straßennamen wie dem  West Hopi Drive  und dem  Navajo Boulevard  – Namen, die schon nach Lagerfeuer und Countrymusik klingen. Unterwegs entdecken wir das  Stagecoach Steakhouse , wo wir 2011 ein fantastisches Ribeye hatten. Leider hat das Restaurant seitdem den Besitzer gewechselt – und laut Bewertungen auch die Qualität. Also: Abhaken.

Und dann stehen wir plötzlich vor der schwersten Entscheidung seit „Pommes oder Salat?“ Joe & Aggie’s Café  mit Top-Bewertungen, aber nur noch Takeaway. Und gegenüber:  Romo’s Mexican Restaurant , das noch regulär geöffnet hat. Da unser Enthusiasmus für ein Picknick im Motelbett begrenzt ist, fällt die Wahl leicht: Romo’s.

Romo’s

Drinnen erwartet uns eine angenehme Überraschung: Trotz Pandemie und Abstandsregeln wirkt das Lokal  gemütlich und lebendig  – die Hälfte der Tische ist zwar gesperrt, aber  die andere Hälfte wird fast ausschließlich von Einheimischen besetzt.  Für uns immer ein gutes Zeichen: Wenn die Locals kommen, stimmt meist das Essen.

Wir werden freundlich platziert, die Speisekarten folgen, und  Stefan atmet hörbar auf , als er entdeckt, was ihn rettet:  Cheeseburger.  Ich sehe es ihm an – seine kulinarische Welt ist wieder im Gleichgewicht. Ich dagegen nutze die Gelegenheit für ein kleines Abenteuer und entscheide mich für die  Combination Plate  mit Red Chili Enchiladas, Taco, Rice und Beans.  Hühnchen , versteht sich. Irgendwo zwischen mutig und sicher.

Kurz darauf kommt das Essen. Stefans Burger sieht aus wie direkt aus der Fernsehwerbung:  saftig, üppig, perfekt geschmolzener Käse . Der Mann ist glücklich. Mein Teller hingegen – nun ja – erinnert optisch eher an ein kleines Lavafeld. Alles ist mit Käse überbacken und in irgendeiner Form heiß und undefinierbar.  Aber der Geschmack? Der knallt.  Scharf, würzig, herzhaft – alles, was das Tex-Mex-Herz braucht. Ich nehme einen Bissen und weiß:  Heute war die richtige Entscheidung auf der linken Straßenseite.

Satt, zufrieden und mit etwas mehr Weltfrieden im Bauch  schleppen wir uns zurück ins Zimmer. Unser kleiner Mikrokosmos aus defektem Fernseher und beleidigtem Toilettenpapierhalter wartet schon. Aber jetzt ist Planungszeit. Der Laptop wird aufgeklappt – unsere Roadtrip-Kommandozentrale steht.

Der Plan:  Morgen  über den Canyon de Chelly und das Monument Valley nach Hanksville . Danach  weiter nach Boise, Idaho  – und die letzte Nacht soll uns nach  St. Helens, Oregon  bringen. Während ich langsam ins Kissen sinke und mich schon zwischen Cheeseburgerträumen und Wigwam-Nostalgie verliere, bleibt Stefan noch wach, tippt die Route ins Navi und feilt an Details, wie nur jemand es kann, der noch nie versehentlich in eine Einbahnstraße gefahren ist.  Spoiler: Ich war’s.

Die Route 66 hat wieder einmal ihr Versprechen gehalten:  Ein Tag voller Überraschungen, kleiner Dramen, viel Geschmack und noch mehr Geschichte.  Und obwohl der Fernseher heute Abend stumm bleibt,  erzählt das Leben selbst die besten Geschichten.

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