Noch einmal alles: Mit dem Cabrio nach Salò,
Einkaufen in Desenzano und Gelato in Moniga

Letzter voller Urlaubstag – was tun, wenn man eigentlich schon vieles gemacht hat, aber trotzdem nicht aufhören kann? Fahrradfahren? Hatten wir. Schiff? Auch schon. Sirmione? Nette Idee, aber irgendwie… bestimmt zu voll.

Der Tagesplan bestand also erstmal aus einem vagen „Mal sehen“. Bis ich – zwischen einem letzten Espresso und dem dritten Blick aufs Seeufer – zu Stefan sagte: „Frag doch einfach mal, ob wir den kleinen roten Flitzer noch einen Tag behalten dürfen.“

Stefan, ganz der Mann der Tat, trabt zur Rezeption. Ich bleibe zurück und halte die Daumen wie bei einem Lottozettel mit nur einer Zahl. Und siehe da: Mit ein bisschen Bürokratie, etwas italienischem Charme und einem Zwinkern von Fabrizio wurde unser Fiat-Märchen verlängert. Tag zwei im roten Knutschkugel-Cabrio kann starten!

Fiat 500

Ziel des Tages: Salò. Weil wir da noch nicht waren – und ein bisschen Neuland muss sein. Wer will schon am letzten Tag auf der Stelle treten?

Die Fahrt? Entspannt. Der Verkehr? Gönnerhaft. Der Parkplatz? Wie von einer höheren Campingplatzmacht für uns reserviert. Keine fünf Minuten später stehen wir am Hafen von Salò und schauen uns um. Und ja – Salò ist anders.

Salò

Eleganter. Dezenter. Irgendwie das Italien unter den Italien-Orten. Nicht laut, nicht schrill, kein bunter Wochenmarkt, keine Salami-Berge am Straßenrand. Stattdessen gepflegte Promenaden, Boutiquen mit echtem Schmuck und Schaufensterdekorationen, bei denen man nicht sicher ist, ob man’s kaufen oder einfach nur bewundern soll.

Wir flanieren durch die Fußgängerzone, setzen uns für einen Moment ans Wasser, nippen am letzten Urlaubsgefühl – und dann, fast gleichzeitig, sagen wir beide: „Schön hier – aber wollen wir nicht doch lieber… weiter?“

Klar wollen wir. Der Tag ist noch lang. Und wir sind noch nicht fertig mit dem Gardasee.

Wenn man schon ein Cabrio hat, darf es auch mal ein bisschen praktischer werden. Denn morgen geht’s heim – und wie wir uns kennen, würden wir unterwegs feststellen, dass wir weder genug Parmesan noch Salami an Bord haben. Also klare Mission: Einkaufen. Groß. Italienisch.

Wir steuern das Il Leone Shopping Center an – ein Konsumtempel der gehobenen Gardasee-Klasse, erkennbar schon von weitem an der riesigen rot-grünen Skulptur, die aussieht wie ein Mix aus Ausrufezeichen und Kinderspielzeug. Aber drinnen: alles, was das Herz begehrt. Und noch ein bisschen mehr.

Wir drehen unsere Runde, schauen in die üblichen Läden und landen schließlich – natürlich – im großen IPER-Supermarkt.

Salami, Schinken, Parmesan. Der Klassiker. Der Grundstock für jede solide Rückreise. Dazu ein paar Flaschen Wein, ein Sack Zitronen (fragt nicht…), Pasta für schlechte Tage, Pasta für gute Tage – und am Ende roch der Einkaufswagen wie ein italienischer Wochenmarkt mit Zitrusnote.

Zwischenstopp im Essensbereich. Hier geht’s nicht um labbrige Sandwiches, sondern ums Salat-Mittagsmenü Deluxe.

Basis: Blattsalat. Dazu: fünf Zutaten nach Wahl – von Mozzarella über Tomaten bis zu Schafskäse und Mais. Obendrauf: ein kleines Brot, Wasser, ein Nachtisch (wahlweise Joghurt mit frischen Früchten oder gleich nur Früchte) und ein Kaffee zum Schluss.

Und das alles für gut 10 Euro. Kein Witz. In Deutschland würde man dafür einen Flyer mitnehmen dürfen und ein trauriges Lächeln kassieren. Wir saßen da, blickten auf unseren Tablett-Teller und dachten: Wenn schon Abschied nehmen, dann wenigstens mit Geschmack.

Mittags-Menü

Zurück am Campingplatz gibt Stefan ganz pflichtbewusst unseren kleinen roten Flitzer ab. Die Schlüsselübergabe gleicht einem feierlichen Abschied – immerhin hat uns der Fiat zwei Tage lang treu begleitet. Danach schaut er mich an und sagt: „Ich geh jetzt in den Pool.“

Ich? Nicht so der Chlorwasser-Typ. Also schlage ich vor: „Mach du Pool. Ich radel nach Moniga und gönn mir ein schönes Eis. Jeder, wie er mag.“ Soweit der Plan.

Aber kaum ist das Wort Gelato gefallen, ändert Stefan seine Meinung schneller als man „Stracciatella“ sagen kann. Keine zehn Minuten später sitzen wir also beide auf unseren Fahrrädern – Richtung Moniga.

Moniga del Garda

Die Strecke? Kurz. 15 Minuten mit sanftem Fahrtwind und Blick aufs Wasser. Der Ort? Klein, aber fein. Und – was für uns zählt – mit gleich mehreren riesigen Bars, die sich offenbar alle auf sündhaft gute Eisbecher spezialisiert haben. Wir entscheiden uns für zwei davon. Also zwei Becher. Riesig. Mit allem.

Nach dem letzten Löffel Nusseis (bei mir) und Schoko (bei ihm) radeln wir entspannt zurück. Satt, zufrieden und mit dem beruhigenden Gefühl: Dieser Urlaub schmeckt bis zum Schluss.

Zurück am Campingplatz, sprang Stefan zur Belohnung noch einmal in den Pool – mit Anlauf, versteht sich. Ich hingegen entschied mich für eine andere Art von Abtauchen: eine letzte kleine Solo-Shoppingtour. Schließlich liegt OVS gerade mal 500 Meter vom Campingplatz entfernt. Und wer’s nicht kennt: OVS ist so eine Art italienisches H&M mit regelmäßigem Ausverkaufs-Festival.

Reduzierte Kinderklamotten winken da von den Kleiderstangen wie alte Bekannte – und ich kann einfach nicht nein sagen. Shirts für 3 Euro, Shorts für 5, Jäckchen für den Herbst, von dem man hofft, dass er nie kommt.

Zwei große Tüten später, rund 100 Euro leichter und mit dem stolzen Blick einer Jägerin, die reiche Beute gemacht hat, stapfe ich zurück zum Camper.

Stefan ist inzwischen wieder beim Camper – und ich grinse. Mission erfüllt.

OVS

Dann wurde’s langsam Abend. Die Sonne warf ihr weichstes Licht über die Hecke neben unserem Camper, das Grillenzirpen setzte ein, und wir saßen einfach nur da – satt, zufrieden und ein kleines bisschen wehmütig, dass dieser Urlaub schon wieder auf die Zielgerade einbog.

Gegen 18 Uhr schlenderten wir noch einmal ins Campingplatzrestaurant. Ein letzter Teller Spaghetti – so, wie es sich für einen italienischen Abschiedsabend gehört. Dazu eine großzügige Anti-Pasti-Platte mit allem, was das Herz (und der Magen) liebt: Schinken, Mortadella, würzige Salami, Käse. Und natürlich: Vino.

Ein Toast auf diesen Urlaub, auf sieben Salamis im Gepäck – und auf die Gewissheit, dass wir ganz sicher wiederkommen.

Abendessen am Camping Platz

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