Eine Reise durch die Zeit: Von Aliens bis zum 50’s Diner
& ein wenig Mexico am Bazaar del Mundo
Die Nacht war kurz. Sehr kurz. Und das nicht, weil wir in den Casinos von Primm ein Vermögen verzockt hätten, sondern weil unser persönlicher Wecker namens Noah um 5:30 Uhr mit einem enthusiastischen „Aaah!!“ den Morgen einläutete. Keine Snooze-Taste, keine Gnadenfrist. Diese Lautstärke und Entschlossenheit konnte nur eines bedeuten: „Ich bin wach, voller Energie, hungrig und bereit für ein großartiges Abenteuer!“ Tja, schlafen wird eh überbewertet. Also raus aus den Federn und rein ins erste Abenteuer des Tages – Frühstück!
Denny’s im Hotel? Jackpot! Denn wenn es eines gibt, das den Übergang von einer durchwachsenen Nacht in einen grandiosen Tag erleichtert, dann ist es ein richtig gutes amerikanisches Frühstück. Ob Pancakes, Frühstückssandwiches oder einfach nur eine riesige Tasse frisch gebrühter Kaffee – Denny’s liefert.

Beim Betreten des Restaurants fühlten wir uns wie VIP-Gäste – aber nicht, weil uns ein roter Teppich ausgerollt wurde, sondern weil wir die einzigen Gäste waren. Exklusives Frühstück in privater Atmosphäre – das hat Stil. Der Kellner begrüßte uns mit einer Laune, die so sonnig war wie der Wüstenhimmel draußen. Energiegeladen, freundlich, vielleicht ein bisschen zu wach für diese Uhrzeit – oder einfach schon seit Jahren an Jetlag-Kandidaten gewöhnt.
Mit Kaffee im Tank und guter Laune im Gepäck waren wir bereit für den nächsten Abschnitt. Primm sollte uns nicht ohne ein paar Erinnerungsfotos ziehen lassen. Und weil Las Vegas quasi schon in der Luft lag, versuchten Nadine und Oli kurz ihr Glück am Einarmigen Banditen. Ergebnis? Nicht mal eine Gratis-Runde. Aber hey – die Millionenjackpots heben wir uns für später auf.
Unser Jeep hatte allerdings seinen ganz eigenen Plan für den Morgen. Während wir voller Vorfreude den Motor starteten, erschien eine wenig motivierende Botschaft im Display: „Reifendruck niedrig – rechtes Vorderrad.“ Na, das fängt ja gut an. Aber zum Glück standen wir nicht mitten in der Wüste, sondern in Reichweite einer Tankstelle. Also ein kurzer Boxenstopp, Luft nachgefüllt, und schon war unser Roadtrip wieder auf Kurs. Bereit für neue Abenteuer! Der Westen wartet – und wir sind endlich unterwegs!
Frühstück bei Denny’s
Nach einer Stunde Fahrt rollten wir in Baker ein. Klingt nach einem verschlafenen Wüstenkaff? Von wegen. Baker ist die inoffizielle Hauptstadt des Skurrilen – ein Ort, an dem man sich unweigerlich fragt: „Was zum Teufel geht hier eigentlich ab?“
Das Herzstück? Der legendäre „Alien Fresh Jerky“-Shop. Ein Mekka für UFO-Fans, Sci-Fi-Nerds und Leute, die glauben, dass Trockenfleisch intergalaktische Kräfte verleiht. Schon von Weitem blinkt und glitzert das Gebäude in außerirdischem Dekor, und der Parkplatz bietet – völlig selbstverständlich – einen VIP-Stellplatz für Raumschiffe. Falls E.T. mal schnell Nachschub braucht.

Drinnen steigert sich das Ganze zur Reizüberflutung: Alien-T-Shirts, Figuren, Sammelzeug und überall leuchtende Schriftzüge, die einem unterschwellig das Gefühl geben, dass man gleich entführt wird. Zumindest finanziell.
Und dann das Highlight: das Jerky. Die Sorten klingen wie schlechte B-Movies aus den 80ern – „Abducted Cow“ (entführte Kuh), „Colon Cleaner“ (Darmreiniger), „Weed Killer“ (Unkrautvernichter). Man weiß nicht, ob man lachen, weinen oder probieren soll. Wir haben uns für probieren entschieden.
Natürlich ließen wir es uns nicht nehmen, draußen ein paar Erinnerungsfotos mit unseren außerirdischen Gastgebern zu machen. Noah fand das alles höchst amüsant – und ehrlich gesagt sah es fast so aus, als hätte er längst Freundschaft mit den grünen Jungs geschlossen.
Fazit: Baker war kein Zwischenstopp, sondern ein Erlebnis. Eine Mischung aus Wüstenwahnsinn, UFO-Kult und Trockenfleisch-Experimenten, die uns mit breitem Grinsen wieder auf die Straße schickte. Nächstes Ziel: noch mehr Abenteuer!
Wenn man über die Top-Sehenswürdigkeiten von Baker spricht, dann ist die Liste zwar nicht gerade episch – aber es gibt da ein Monument, das buchstäblich herausragt: das „World’s Tallest Thermometer“.
Schon aus der Ferne sticht die 42 Meter hohe Konstruktion wie ein überdimensionaler Fiebermesser aus der Wüste. Gebaut als Erinnerung an eine Rekordtemperatur von 57 Grad Celsius, die 1913 im Death Valley gemessen wurde – die höchste jemals in den USA dokumentierte Temperatur. Und weil Baker selbst auch kein Kind von Traurigkeit ist, erreichte man hier 1980 immerhin 51,1 Grad. Willkommen in der Sauna, nur ohne Wellness.
Und wir? Kein Foto gemacht. Warum? Weil wir immer noch zwischen Aliens, Beef Jerky und UFO-Souvenirs hin- und hergeschwirrt sind. Man könnte sagen, wir waren dermaßen von außerirdischer Ablenkung gekapert, dass das Thermometer gegen grüne Plastikfreunde einfach keine Chance hatte. Aber hey – beim nächsten Mal steht es garantiert auf unserer Speicherkarte.
Baker mag winzig sein, doch es kompensiert Größe mit Exzentrik pur. Ein Ort, der mit trockenem Wüstencharme, einer Prise Wahnsinn und einer Handvoll skurriler Attraktionen ganz locker in Erinnerung bleibt. So klein, so verrückt – und genau deshalb unvergesslich.

Doch das nächste Highlight ließ nicht lange auf sich warten. Mitten im Nirgendwo, rund 70 Meilen vor Los Angeles, blitzte plötzlich eine Werbeoffensive auf, die so dezent war wie ein Las-Vegas-Casino bei Nacht. Gigantische, neonbunte Werbetafeln leuchteten uns wie Landezeichen für außerirdische Fluggeräte entgegen. Die Botschaft war klar: „Peggy Sue’s 50’s Diner – wenn ihr vorbeifahrt, seid ihr selber schuld.“
Also gut. Widerstand war zwecklos. Und obwohl die Schilder das Diner so lautstark angekündigt hatten, dass man es schon vom Mond sehen müsste, versteckte es sich überraschend diskret in einer kleinen Seitenstraße. Dort stand es dann: eine Zeitkapsel in Pastellfarben, ein Retro-Tempel, der förmlich „Cheeseburger & Milkshakes“ in die Wüste rief. Rein in die 50ties!
Peggy Sue’s Diner
Schon der Eingang war eine Sensation: eine riesige, bunte Jukebox, die uns direkt ins Jahr 1955 beamte. Ein Schritt über die Schwelle – und zack, wir waren mitten in einem Hollywood-Set. Grell, nostalgisch, mit einer Portion Elvis im Hintergrund und jeder Menge Diner-Flair.
Das Personal passte perfekt ins Bild: in blauen 50er-Jahre-Uniformen, freundlich und flink – als hätten sie gerade eine Tanzszene bei „Grease“ verlassen. Die Speisekarte? Chaotisch, aber herrlich on point: Elvis-Milchshakes, James-Dean-Burger, Buddy-Holly-Cheeseburger. Alles, was ein Roadtrip-Herz höher schlagen lässt.

Und dann die Deko: Hollywood in Lebensgröße. Elvis, Marilyn Monroe, die Blues Brothers – strategisch über den ganzen Laden verteilt. James Dean thronte ausgerechnet vor den Toiletten, rebellischer Blick inklusive, als wollte er sagen: „Mach schnell, Kumpel.“ Dazu hingen an den Wänden unzählige Fotos von Peggy Sue mit ihren prominenten Gästen, Autogramme und Erinnerungen an die goldene Ära.
Der Clou des Tages? Unsere Kellnerin hieß wirklich Barbie. Und Barbie hatte ein großes Herz für kleine Gäste – speziell für Noah. Die beiden verstanden sich auf Anhieb, und Noah strahlte, als hätte er seine erste Verehrerin gefunden. Ein Moment, der definitiv in die Familienchronik eingehen wird.

Der Service? Blitzschnell und unkompliziert. Während wir uns schon auf unsere Burger und Sandwiches freuten, wurde Noahs Essen kurzerhand in der Mikrowelle aufgewärmt – ein völlig normales Prozedere in den USA. Familienfreundlich? Aber hallo.
Nadine war eigentlich schon auf dem Weg zurück zum Tisch, als sie plötzlich mit glänzenden Augen wieder auftauchte. „Hier gibt’s nicht nur Essen – da draußen ist ein ganzer Park!“ Gesagt, getan: Wir folgten ihr hinaus und standen wenig später im sogenannten „Diner-Saur-Park“ – allein für diesen genialen Wortwitz sollte der Besitzer eine Auszeichnung bekommen.
Was uns erwartete, war eine charmante kleine Oase: ein Teich mit Schildkröten, drei völlig entspannte Enten, die Noahs aufgeregte Blicke mit stoischer Gelassenheit ignorierten, und natürlich eine Handvoll metallener Diner-Saurier. Eine Mischung aus Nostalgie, Skurrilität und Spielplatz-Charme, wie sie nur in Amerika entstehen kann.

Noah war im Paradies. Seine Begeisterung für die Enten hätte locker einen Roman gefüllt, und wir grinsten uns eins, während er den gefiederten Kollegen mit leuchtenden Augen hinterherstolperte.
Nach diesem unerwartet langen Zwischenstopp konnten wir natürlich nicht einfach ins Auto springen. Ein Souvenir-Shop wartete noch. Und wenn man schon mal in einem Diner war, in dem Schildkröten, Enten und Dinosaurier nebeneinander existieren, dann muss man auch ein Erinnerungsstück mitnehmen. Also landeten ein paar Trophäen im Gepäck – kleine Zeitkapseln für den späteren Rückblick.
Und dann? Zurück auf die Straße. Mit vollen Mägen, Souvenirs im Rucksack und einer neuen Lieblingsgeschichte über ein Diner, das uns alle für einen kurzen Moment in eine andere Zeit katapultiert hat.
Diner-Sour-Park
“I feel the need… the need for speed!” – Mit Vollgas nach San Diego!
Drei Stunden Fahrt lagen noch vor uns. Noah entschied sich für die entspannte Variante – sprich: Tiefschlaf deluxe auf der Rückbank – während wir Erwachsenen die Gelegenheit nutzten, uns mental auf San Diego einzustimmen. Eine Stadt, die für Sonne, Strände und – Überraschung! – „Top Gun“ berühmt ist. Dass wir das erst jetzt realisierten? Klassischer Fall von Nachsitzen in der Popkulturkunde.
„Maverick, Goose, seid ihr startklar?“ Ein kurzer Grießbrei-Refuel-Stopp für unseren kleinsten Co-Piloten, um die Energieversorgung sicherzustellen, dann ging’s weiter. Die Wüste wich langsam dem satten Grün Südkaliforniens – und plötzlich kam ein unerwarteter Plot-Twist.
Miramar Air Force Base – Willkommen in der Danger Zone! Schon beim Näherkommen hörten wir es: das Grollen von Jets. Und dann sahen wir sie – Kampfmaschinen, die mit irrwitziger Geschwindigkeit über die Autobahn donnerten, steile Manöver zogen und die Luft vibrieren ließen. „Talk to me, Goose…“

Und dann endlich: San Diego!
Unser Ziel: das Days Inn – die perfekte Basis für die kommenden Tage voller Strände, Erkundungen und neuer Abenteuer. Wir konnten es kaum erwarten, in diese faszinierende Stadt einzutauchen. Aber wie bei jedem Roadtrip galt auch hier: erstmal ankommen, tief durchatmen und die Koffer ins Zimmer werfen.
Das Einchecken lief erstaunlich glatt. Schlüsselkarte geschnappt, kurzer Rundgang durchs Zimmer – und natürlich der obligatorische Blick ins Bad. (Spoiler: funktionstüchtig war es nicht wirklich, aber das ist eine andere Geschichte, die später noch ihren großen Auftritt bekommt.) Kaum war dieser Punkt abgehakt, saßen wir auch schon wieder im Auto. Schließlich wartete draußen San Diego, und wir wollten keine Zeit verlieren.
Unser erstes Ziel in San Diego? Old Town San Diego: San Diego mag modern und lässig sein, doch in Old Town schlägt das nostalgische Herz der Stadt. Kaum dort angekommen, fühlte es sich an, als wären wir direkt in eine andere Zeit katapultiert worden: historische Gebäude, mexikanisches Flair, Kopfsteinpflaster, Live-Musik – und über allem der betörende Duft von frisch gebackenen Tacos.

Unser Rundgang begann im Bazaar del Mundo – einer farbenfrohen Mischung aus Kunstgalerien, Restaurants und Souvenirshops. Überall leuchteten bunte Stoffe, handgefertigter Schmuck und allerlei Schätze, die man am liebsten sofort mitnehmen würde. Realistisch betrachtet landen sie später vermutlich in einer Schublade, aber das ist ein anderes Kapitel.

Weiter ging es in die Fiesta Del Reyes – eine Plaza, die vor Leben nur so vibrierte. Gitarrenklänge, Marktstände, lachende Menschen – Fiesta-Feeling pur. Der Old Town Market toppte das Ganze noch: ein echtes Schlaraffenland für Fans mexikanischer Handwerkskunst, von kunstvoll bemalten Totenköpfen bis zu Sombreros in allen Größen.
Alamo Mexican Cafe
Nach so viel Bummeln meldeten sich die Mägen. Alamo Mexican Café, wir kommen! Fajitas, Burritos, hausgemachte Guacamole – genau das, was ein langer Roadtrip-Tag verlangt. Scharf, würzig, aromatisch – und plötzlich fühlte es sich an, als hätten wir gerade eine Grenze überquert.
Vollgefuttert und glücklich machten wir uns auf den zehnminütigen Rückweg ins Hotel. Alles lief wie am Schnürchen – bis wir das Badezimmer betraten. Und siehe da: kein Duschhebel. Ja, richtig gehört. Der kleine Hebel, der den Wasserfluss von der Wanne zur Dusche umstellt, existierte einfach nicht. Verschollen, nie montiert oder von einem besonders verzweifelten Gast als Souvenir entwendet? Man weiß es nicht.
Old Town San Diego
Kurz flackerte die Idee auf, bei Oli und Nadine unter die Dusche zu schlüpfen. Doch dort herrschte absolute Ruhe, und wir hatten wenig Lust, die Hauptrolle in „Die ungewollten Dusch-Crasher von San Diego“ zu übernehmen.
Also wurde die Dusche vertagt. Müde, satt und mit einem Hauch von Mexiko in der Nase fielen wir ins Bett – gespannt, welche Überraschungen San Diego am nächsten Tag für uns bereithalten würde.