Shopping, Schweiß und Spaghetti
ein Dienstag in Desenzano

Neuer Tag, neues Croissant. Stefan schwingt sich frühmorgens aufs Fahrrad, Ziel: der nahegelegene Conad-Supermarkt. Mission: Frühstück.

Er kommt zurück mit Brötchen, einem zufriedenen Lächeln – und meinem persönlichen Highlight: einem Pistazien-Croissant. Außen knusprig, innen sündig. Ich bin versorgt.

Nach dem Frühstück kurz zur Rezeption, denn wir haben was vor: Am Donnerstag mieten wir uns einen Fiat 500 Cabrio. Direkt über den Campingplatz, 45 Euro pro Tag, keine Bürokratie, kein Stress. Die geplante Fahrradtour wird – Achtung Überraschung – durch pure Faulheit ersetzt. Cabrio schlägt Muskelkraft. Ganz einfach.

Aber heute sind wir noch sportlich… so halb. Wir radeln rund 8 km nach Desenzano, denn es ist Markttag. Und da kann ich nun mal nicht einfach vorbeiradeln.

Desenzano del Garda

Der Wochenmarkt in Desenzano ist kein kleiner Platz mit drei Ständen und einem gelangweilten Tomatenverkäufer – es ist ein episches Einkaufsabenteuer, das sich gefühlt über die halbe Stadt erstrecktStand an StandKilometer an KilometernTücher wehenZitronen duften, und aus jeder Ecke ruft jemand „Cinque euro!“.

Schon beim Abstellen der Fahrräder wird klar: Wir sind mittendrin in einem italienischen Konsumparadies, das sich mit großer Leidenschaft dem Thema „Alles, was du nicht brauchst, aber plötzlich willst“ widmet.

Wir schlendern los – und werden sofort eingesogen.

Von links: Lavendelduft. Von rechts: Leinentücher in allen Pastelltönen. Dazwischen: Tops, Kleider, Strandtaschen, bunte Schalen, Küchentücher mit „Lago di Garda“-Aufdruck und mindestens zehn verschiedene Sorten Sonnenhüte, von dezent-chic bis „Ich arbeite heimlich als Animateurin auf einem Kreuzfahrtschiff“.

Ich probiere mich durch die Kleiderstangen wie andere durch Buffets.

„Nur mal schauen“, murmele ich, während meine Arme langsam voller werden.

Kleider, Blusen, Hemden, alles flattert, alles leuchtet – und mittendrin Stefan, der einen Strohhut anprobiert, der ihm so gut steht, dass ich spontan beschließe, dass er ihn kaufen muss.

Er sieht aus wie der inoffizielle Bürgermeister von Desenzano – nur mit mehr Lässigkeit und weniger Amtsstress.

Nach dem ersten Kaufrausch braucht es eine Pause. Und was hilft besser als eine Portion Zucker?

Wir gönnen uns einen Eisbecher, der eher in die Kategorie „familienfreundliches Dessertbuffet“ fällt. Dazu ein schattiges Plätzchen mit Blick auf das bunte Markttreiben. Das Leben kann so einfach sein.

Gelato!

Frisch gestärkt geht’s zurück in die Stände – man will ja keine Ecke auslassen. Noch ein Kleid für mich (oder zwei), Hemden für Stefan, ein Mitbringsel für daheim – und zwischendurch immer wieder dieses Gefühl: „Ach, das ist doch praktisch. Und hübsch. Und kostet nur fünf Euro.“

Als wir endlich wieder aus dem Marktgewimmel auftauchen, ist der Vormittag rum – aber wir sind noch nicht fertig.

Auf dem Rückweg bummeln wir durch die Gassen der Altstadt, wo sich kleine Boutiquen, Eisdielen, Feinkostläden und Restaurants aneinanderreihen wie Perlen auf einer Urlaubsperlenkette.

Die schmalen Straßen, die dunkelgrünen Fensterläden, der Duft von Pasta und Espresso – Desenzano zeigt sich von seiner Schokoladenseite. Und wir sind bereit, jedes Schaufenster zu inspizieren, jedes Menü zu studieren und jedes noch so kleine „Was ist das denn?“ in den Händen zu drehen.

Gegen 13:30 Uhr sind wir schließlich wieder zurück am Campingplatz. Taschen voll, Bäuche zufrieden, Füße ein bisschen platt – aber der Tag könnte nicht schöner sein.

Stefan, voller Tatendrang und mit der Badehose in Lauerstellung, stapft entschlossen zum Ufer. Der Plan: reinspringen, erfrischen, triumphieren.

Doch dann: die Steine. Spitz, glitschig, fies – der Gardasee gibt sich heute widerspenstig. Stefans zarte Füße quittieren den Versuch mit Rückzug. Heldentat vertagt.

Aber anstatt enttäuscht aufzugeben, machen wir das Beste draus. Wir schlendern ein Stück am Wasser entlang, suchen uns schöne Fotospots zwischen Felsen und Wellen – und fangen diese Gardasee-Magie mit Kamera und Sonnenbrille ein.

Kitschalarm? Vielleicht. Aber wir sehen dabei einfach zu gut aus. Stefan posiert im Hawaiihemd wie ein sizilianischer Filmregisseur auf Urlaub,

Ich stehe barfuß auf einem Felsen im Zitronenkleid und überlege kurz, ob ich nicht einfach hier wohnen will. Der Gardasee schimmert türkis, die Sonne meint es gut mit uns – und das Leben zeigt sich gerade von seiner Postkartenseite.

Nach der kleinen Fotosession geht’s für Stefan weiter mit Plan B: der Pool. Kühles Nass ohne Geröll – geht doch.

Ich dagegen bleibe lieber trocken und tue das, was man am besten tut, wenn die Sonne scheint, die Füße müde sind und die Seele Urlaub hat:

Ich setze mich mit Laptop und eiskalter Cola vor den Camper und schreibe diesen Blog.

Um mich herum zirpen Grillen, italienische Stimmen hallen über den Platz, es duftet nach Sonnencreme und Basilikum – und irgendwo schlägt jemand mit voller Kraft sein Vorzelt auf.

Kurz: es ist perfekt.

Camping LaCà / Ristorante Patrick

Abends wieder ins Campingplatz-Restaurant „Patrick“.

Stefan bestellt Spaghetti Pomodoro, ich gönn mir eine Pizza mit Büffelmozzarella, außen knusprig, innen zart, oben cremig. Dazu Wein, Salat und der Sonnenuntergang als Dessert.

Dann duschen, rein in die Gemütlichkeitsklamotten, Zitronenkerze an gegen Mücken, Stühle raus, Beine hoch, nix tun.

Fazit des Tages: Ein Marktbesuch wie aus dem Bilderbuch, ein Eis wie eine Mutprobe, ein Mann mit Hut – und ein Abend wie gemalt.

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