French Quarter: Voodoo, Piraten und eine Kneipentour zum vergessen

Am nächsten Morgen erwartet uns ein Anblick, der uns beinahe das Gefühl gibt, in einem melancholischen Blues-Song gefangen zu sein: Regen, Regen, und noch mehr Regen! Doch seien wir mal ehrlich, der Himmel vergießt nur ein paar Tränen, weil er nicht miterleben kann, was für ein aufregender Tag uns bevorsteht!

Gut gelaunt statten wir dem B&B ein erneutes Frühstück ab, bevor wir uns aufmachen, dem trübe Wetter zu trotzen. Was könnte da besser passen, als einen weiteren Stopp im Café De Monde einzulegen? Zwei Frühstücke an einem Morgen? Warum nicht! Ein doppelter Genuss für die Sinne. 🥐🍩

Mit unseren Mägen gefüllt und unseren Regenschirmen bewaffnet, begeben wir uns erneut auf die Straßen des French Quarters, diesmal im Tageslicht. In der Bourbon Street angekommen, ist es bereits 10 Uhr morgens, und die Kneipen öffnen ihre Türen, als ob sie darauf warten würden, uns zu empfangen.

Unsere Schritte führen uns diesmal über die Royal Street, die Hauptverkehrsader des French Quarters. Hier beeindrucken uns die Gebäude mit ihren schmiedeeisernen Balkonen, die aussehen, als könnten sie Geschichten aus längst vergangenen Zeiten erzählen. Wir fühlen uns, als wären wir in einem lebendigen Museum der Architektur.

Wie durch ein Wunder führen uns unsere triefnassen Schuhe gerade rechtzeitig in Molly’s Bar. Hier erwartet uns eine gemütliche Atmosphäre, klimatisierte Erleichterung und sogar kostenfreies WLAN, um unsere Social-Media-Fans auf dem Laufenden zu halten. Was will man mehr?

Nach unserer kleinen Auszeit begleiten uns unsere Regenschirme zur Dumaine Street, wo wir das faszinierende „Voodoo-Museum“ besuchen. Die Welt des Voodoo öffnet sich vor uns wie ein geheimnisvolles Buch voller faszinierender Geschichten. 🔮

In diesem mystischen Ort tauchen wir tief in die Welt der Voodoo-Religion ein, die aus einer Mischung von afrikanischen, islamischen, katholischen und indianischen Einflüssen hervorging. Wusstet ihr, dass Voodoo-Puppen nicht nur dazu dienen, anderen Schmerzen zuzufügen? Tatsächlich nutzen Priester in New Orleans sie auch, um Menschen zu heilen. Wer hätte gedacht, dass eine Nadelstich so vielseitig sein kann? 📍

Aber das ist noch nicht alles! Hier erfahren wir auch alles über die sagenumwobene „Voodoo-Queen“ Marie Laveau. Ihre Geschichte liest sich wie ein Drehbuch für einen Hollywood-Film. Als Tochter eines weißen Farmers und einer farbigen Sklavin begann sie ihre Karriere als Friseurin, während sie gleichzeitig ihre Kundinnen, vor allem vornehme weiße Damen, ausspionierte. Ein kleiner Plausch beim Friseur kann schließlich Wunder wirken.

Marie Laveau war nicht nur die erfolgreichste Voodoo-Priesterin ihrer Zeit, sondern auch eine Legende, eine Heilige und eine Hexe. Vor allem war sie jedoch eine clevere Geschäftsfrau und das erste große Showtalent des Voodoo. In einer Welt, die von Männern dominiert wurde, stach sie hervor wie ein bunter Papagei in einer Schar von Raben. Sie galt im 19. Jahrhundert als eine der einflussreichsten Personen in der pulsierenden Stadt New Orleans. 👑

Ihre letzte Ruhestätte, das Grab der Marie Laveau, befindet sich im Saint Louis Friedhof Nr. 1 und ist heute eine Touristenattraktion und ein Mekka für Voodoo-Anhänger. Das Grab wird mit ‚gris-gris‘, einer Art magischen Zeichen in Form von X’en, gekennzeichnet. Hier kommt der Clou: Wenn man das Ritual befolgt – drei Kreuze mit Kreide oder Steinen malen, dreimal den Boden mit dem Fuß reiben und dreimal an das Grab klopfen, um die Toten zu wecken – darf man sich etwas wünschen. Vielleicht geht ja einer dieser Voodoo-Wünsche in Erfüllung? 💫

Zurück im Voodoo Museum tauchen wir weiter in die geheimnisvolle Welt des Voodoo ein. Dieses „Museum“ ist im Grunde genommen winzig, eher eine Sammlung von „Dingen“, die sich in zwei winzigen Räumen, dem Gris-Gris Room und dem Altar Room, sowie einem schmalen Gang befinden. Überall sind Voodoo-Utensilien und Informationen über die Religion und ihre Rituale zu finden. Die Enge und die Fülle an Eindrücken verleihen dem Ort eine besondere Atmosphäre. Man könnte fast meinen, dass die Voodoo-Geister hier selbst am Werk sind. 💀🕯️

Im dazugehörigen Museumsshop werden sämtliche Voodoo-Klischees bedient. Hier gibt es alles, von Voodoo-Puppen bis zu magischen Kräutern. Wenn du jemals das dringende Bedürfnis verspürt hast, einen Zaubertrank oder einen Glücksbringer zu erwerben, ist dies der richtige Ort dafür. Wer weiß, vielleicht statten uns die Voodoo-Geister einen Besuch ab, um sicherzustellen, dass wir die passenden Souvenirs mitnehmen! 🔮

Nach diesem magischen Abstecher begeben wir uns zum French Market. Dieser historische Markt existiert seit 1791 und erstreckt sich entlang der North Peters Street. Er ist der älteste öffentliche Markt in den Vereinigten Staaten und bietet heute eine Mischung aus Einkaufsmöglichkeiten, köstlichem Essen, Souvenirs und Live-Musik.

Ein besonders berühmter Abschnitt des Marktes ist der Farmer’s Market. Hier findet man rund um die Uhr frische Produkte, darunter Fleisch, Meeresfrüchte und typisch kreolische Gerichte. Die bunten Stände verführen mit ihrer Fülle an frischen Aromen und Gewürzen. Es ist schwer, hier nicht ins Schwärmen zu geraten und sich von den köstlichen Düften verführen zu lassen.

Natürlich überkommt uns nach diesem kulinarischen Überfluss der Hunger, und wir folgen einer weiteren Empfehlung, die wir erhalten haben: Yo Mama’s Bar & Grill. Das Versprechen? Fantastische Burger! Na klar, das müssen wir natürlich testen. Und was sollen wir sagen? Es stimmt! Die Burger sind ein wahres Geschmackserlebnis. Saftig, würzig, einfach himmlisch. 🍔🍟

Nachdem wir uns an diesen Gaumenfreuden laben, stellen wir fest, dass selbst der stärkste Regen unsere Stimmung nicht trüben kann. Schließlich ist es New Orleans, und hier gibt es immer einen Weg, Spaß zu haben und sich von der Magie dieser einzigartigen Stadt mitreißen zu lassen.

Die wohl berühmtesten Piraten des 18. Jahrhunderts waren nicht die charmanten Freibeuter um Captain Jack Sparrow, die wir aus Hollywood-Filmen kennen. Nein, die wahren Legenden der Sieben Meere waren die Brüder Jean und Pierre Lafitte. Statt in schwindelerregender Piratenmanier durch die Karibik zu segeln, führten diese beiden Schurken ein Doppelleben in der geschäftigen Stadt New Orleans. Offiziell betrieben sie eine Schmiede, die für die Herstellung von Schiffsketten und anderen metallenen Gegenständen bekannt war. Inoffiziell war ihre Werkstatt ein Treffpunkt für Sklavenhändler und Hehler. Klingt nach einem interessanten Ort für eine Kneipentour, oder? 🏴‍☠️

Wir planten also einen Abstecher zur „Lafitte’s Blacksmith Shop & Bar“, die angeblich die ursprüngliche Schmiede der berüchtigten Lafitte-Brüder war. Ein historischer Ort, an dem man nicht nur ein kühles Getränk genießen kann, sondern vielleicht auch das Geheimnis ihrer Piratenabenteuer lüftet.

Es ist schon später Nachmittag und wir haben für heute die „Haunted Pub Crawl“ gebucht. Treffpunkt ist der „Lafitte’s Blacksmith Shop & Bar“ in der Bourbon Street / Ecke Phillip Street. Dieses aus getrocknetem Lehm aus dem Mississippi River errichteten Gebäude ist das einizige, dass die katastrophalen Brände 1788 und 1794 überstanden hat und somit die älteste Bar in den USA. In Begleitung von zehn weiteren neugierigen Seelen, hatten wir die Absicht, mehr über faszinierende Piratengeschichten zu erfahren. Doch, oh là là, das Ganze sollte sich als Enttäuschung herausstellen. 🏴‍☠️🤦‍♂️

Unser Tourguide, „Matthew“, erwies sich als der ultimative Stimmungstöter. Er hatte offenbar einen äußerst schlechten Tag erwischt und präsentierte seine Ausführungen in einem gelangweilten, monotonen Tonfall, der sogar den Geist eines Zombie in den Schlaf versetzt hätte. Seine Miene war so finster, dass man glauben konnte, er habe ein Treffen mit dem Sensenmann geplant. Dabei zeigte er nicht die geringste Spur von Interesse an unserer Gruppe. Wir wurden nicht einmal gebeten, uns gegenseitig vorzustellen. Seine Geschichten schienen endlos zu sein, und anstatt uns mit spannenden Erzählungen über Geister, Voodoo und Piraten zu begeistern, versorgte er uns mit detaillierten Abhandlungen über das Kennedy-Attentat und die Mafia in New Orleans. Da konnten wir uns nur fragen, ob er das richtige Drehbuch für unsere Tour hatte. 🤷‍♂️📚

Die Tour entwickelte sich zu einer regelrechten Tortur, und wir resignierten langsam, verloren das Interesse und trotteten gedankenverloren der Gruppe hinterher, während wir über die vertane Zeit und unser investiertes Geld stöhnten. Von einer fröhlichen Pub-Tour konnte hier wirklich keine Rede sein, außer vielleicht, dass wir unseren Startpunkt in einer Bar hatten. Ein Lichtblick in dieser ansonsten düsteren Geschichte war ein kurzer Zwischenstopp in der Lobby eines Hotels, um unsere Becher aufzufüllen. 🍺

Interessanterweise begannen die anderen, ebenfalls gelangweilten Tourteilnehmer nach und nach zu verschwinden, aber das schien Matthew nicht die Bohne zu interessieren. Als schließlich ein junges amerikanisches Pärchen zu uns sagte: „Falls er uns vermisst, sagt ihm, dass wir gegangen sind,“ war es für uns an der Zeit, ebenfalls die Flucht zu ergreifen. Und, Überraschung, unser Tourguide schien das nicht einmal zu bemerken oder es nicht bemerken zu wollen. Das war in der Tat ein Abenteuer, auf das wir hätten verzichten können.

Um unsere Gemüter zu beruhigen, beschlossen wir, im Café du Monde ein paar Beignets zu verschlingen, diese köstlichen, mit Puderzucker bestreuten Teigbällchen, die jedes Gramm Schuldgefühle wert sind. Anschließend machten wir uns auf den Weg zum Ufer des mächtigen Mississippi, spazierten auf dem sogenannten Moonwalk und ließen die skurrile Tour hinter uns. 🌙

Die Hoffnung auf eine bessere Erfahrung bei der Friedhof-Tour am nächsten Tag keimte auf. Immerhin konnte es ja nur besser werden, oder? Und falls nicht, konnten wir uns immer noch an unseren Beignets festhalten und darüber lachen, wie wir uns mit einem grummelnden Tourguide auf die Reise des Unglaublichen begaben. 🤣

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