Zeitreise im Dampfzug: Ein Tag auf den Spuren der Vergangenheit
Ein aufregender Tag begann mit einem blitzschnellen Frühstück im Motel. Schnell schluckten wir unsere letzten Bissen hinunter, denn der Bahnhof rief bereits nach uns. Nach der atemberaubenden Fahrt gestern, bei der wir unsere Nerven bis aufs Äußerste beanspruchten, würden wir heute tatsächlich freiwillig auf „öffentliche Verkehrsmittel“ umsteigen. 🚆
Die Durango and Silverton Narrow Gauge Railroad (D&SNG) erwartete uns, eine Schmalspureisenbahn, die auf einer 45 Meilen (72 km) langen Strecke zwischen Durango und Silverton verkehrte. Diese historische Eisenbahnlinie war nicht nur ein „National Historic Landmark“, sondern wurde auch von der Gesellschaft der Amerikanischen Bauingenieure als „Historic Civil Engineering Landmark“ ausgezeichnet. 🚂🏞️
Seit 1881 durchquerte die Bahn ununterbrochen die malerische Strecke von Durango nach Silverton, einst zur Versorgung von Minen und deren Arbeiter, heute, um Abenteuerlustige aus aller Welt zu transportieren. Bereits ein halbes Jahr vor unserer Reise sicherten wir uns die begehrten Tickets für die „Durango and Silverton Narrow Gauge Railroad“, um sicherzustellen, dass wir unseren Platz auf dieser einzigartigen Reise ergattern würden.
Die Zeit verflog, und um 8:45 Uhr standen wir vor dem Ticketschalter im charmanten Bahnhof von Durango, bereit, unsere Online-Tickets gegen bezaubernde Souvenir-Tickets einzutauschen. Unser Zug wartete geduldig auf uns, und Kevin, unser reizender Reisebegleiter und gleichzeitig Tourguide und Kellner in einer Person, hieß uns am „Prospector“-Wagen herzlich willkommen. 🚂🎩
Kevin erzählte uns spannende Geschichten, versorgte uns mit erfrischenden Getränken und verführerischen Zimtschnecken und stand geduldig für alle unsere Fragen zur Verfügung. Pünktlich um 8:45 Uhr begann unsere Zeitreise zurück ins 19. Jahrhundert. Mit einem lauten Keuchen und Schnauben – sogar Rauch und Gestank inbegriffen – verließ unsere majestätische Lokomotive Nummer 482 den Bahnhof von Durango. 🕰️🚆
Die ersten 16 km der insgesamt 72 km langen Strecke führten uns durch die charmante Stadt, parallel zum Highway 550, der ebenfalls nach Silverton führte. Doch dann trennten sich die Schienen von der Straße, und wir fanden uns weitab jeglicher Zivilisation wieder, entweder entlang des malerischen Animas River oder hoch über dem beeindruckenden Canyon. Der Ausblick auf die majestätischen Berglandschaften war schlichtweg atemberaubend. Unser Wagon bot uns die Möglichkeit, vorne und hinten auf den Plattformen zu stehen, wodurch wir die meiste Zeit draußen verbrachten. 🚋
An der Station Rockwood schlängelte sich der Zug entlang einer steilen Felswand, was die perfekte Gelegenheit für beeindruckende Fotos bot. Unterwegs musste unsere Lokomotive an drei Stellen halten, um Wasser nachzufüllen, wofür riesige Wassertanks entlang der Strecke standen. Kevin versorgte uns fortlaufend mit faszinierenden Informationen. Zum Beispiel erzählte er uns, dass für den Betrieb des Zuges fünf Mitarbeiter benötigt wurden: der Schaffner, der vordere Bremser, der hintere Bremser, der Lokführer und der Heizer. Letzterer schaufelte unglaubliche 6 Tonnen Kohle in den Kessel, um nach Silverton zu gelangen, und auf dem Rückweg, bergab, „nur“ 4 Tonnen. Der Wasserverbrauch für die Hin- und Rückfahrt betrug beeindruckende 38.000 Liter – eine wahre Meisterleistung! 🚂💨💧
Nach rund 3 ½ Stunden erreichten wir das malerische Städtchen Silverton. Dieses ehemalige Silberminenstädtchen thronte in einem Talkessel auf über 3000 Metern Höhe, und der Zug hielt buchstäblich mitten in der Stadt auf der Straße. 🏘️🛑
Wir nutzten die zweistündige Pause in Silverton, um den „World Highest Harley Davidson Store“ zu besuchen und durch die malerischen Gassen von Silverton zu schlendern. Als wir zum Zug zurückkehrten, nahmen wir uns Zeit, die Waggons und die Lokomotive genauer zu betrachten. Unser Lokomotivführer spazierte stolz um seine schnaufende „Dampflok“ herum und versorgte sie liebevoll. Hier- und da gab es ein paar Tropfen aus dem Ölkännchen. Hatte er nicht eine gewisse Ähnlichkeit mit „Lukas, dem Lokomotivführer“? Wir fragten nach einem gemeinsamen Foto, und er hatte nichts dagegen. Ebenso wenig wie die beiden smarten Uniformierten – irgendwie schick! 📸👨✈️🚂
Pünktlich um 14:30 Uhr startete unser Zug wieder in Richtung Durango. Wir verbrachten die gesamte Fahrt erneut auf den Plattformen. Das Wetter hatte sich von bewölkt zu strahlend blauem Himmel gewandelt, und die Landschaft erstrahlte in ihrer ganzen Pracht. 🌞🏞️
Um 18:00 Uhr kehrten wir nach Durango und somit ins 21. Jahrhundert zurück. Nach der Zugfahrt schlenderten wir durch die Main Street von Durango, wo historische Gebäude mit Geschäften und Restaurants auf uns warteten.
Vor unserer Abreise beschlossen wir, noch etwas zu essen, und betraten den voll besetzten Diamond Belle Saloon. Wir dachten, wir wären bereits von unserer Zeitreise zurückgekehrt … bis wir die Kellnerinnen oder „Bardamen“ mit Netzstrumpfhosen, knappen Kleidchen und Federhauben auf dem Kopf sahen. Eine ältere Dame spielte meisterhaft Klavier und sang dazu.
Heute war im Saloon „Burger-Happy-Hour“ angesagt, und Stefan entschied sich für einen „normalen“ Burger, während ich den Diamond Burger bestellte. Die Zutatenliste für meinen extravaganten Burger füllte tatsächlich eine ganze Seite der Speisekarte! 🍔📜
Das Essen schmeckte himmlisch, besonders mein exklusiver Spezial-Burger war ein wahres Geschmackserlebnis. Wir genossen unsere Burger in vollen Zügen, als plötzlich zwei Damen – offensichtlich ebenfalls auf Zeitreise – in den Saloon stürmten, gefolgt von einem Cowboy, der sie jagte. Die Szene entwickelte sich zu einer wilden, jedoch gespielten Schießerei. Die Pianistin hob ein Schild in die Höhe, auf dem stand: „Don’t shoot me, I’m only the Piano Player,“ und blieb somit unversehrt. 😉🤠🔫🎹
Anschließend rannten alle, die nicht in das aktuelle Jahrhundert gehörten, auf die Straße vor den Saloon und setzten ihre Erschießungsschlacht fort. Später erfuhren wir, dass diese Show zu jeder vollen Stunde aufgeführt wurde. Ein wirklich amüsantes Spektakel!
Unser nächstes Ziel, das Best Western Movie Manor in Monte Vista, lag noch etwa zwei Stunden Fahrt entfernt. Für diesen Abend hatten wir uns ein ganz besonderes Hotel ausgesucht. Dieses Hotel ist mit einem historischen Autokino verbunden, was bedeutet, dass die Hotelgäste Filme bequem von ihren Zimmern aus ansehen können. 🎬
Endlich im Hotel angekommen, konnten wir das Ergebnis unserer mehrstündigen „Open-Air“ Zugfahrt genauer unter die Lupe nehmen. Ein Hauch von Ruß hing in der Luft, und winzige Rußpartikel hatten sich überall in unseren Haaren, auf unseren Kleidern und sogar in unseren Gesichtern niedergelassen. Doch das war Teil des Abenteuers, ein authentisches Relikt aus vergangenen Zeiten, das uns noch lange an diesen aufregenden Tag erinnern würde. 🚂
In unserem Zimmer erwartete uns ein riesiges King-Size-Bett, in dem problemlos eine Großfamilie samt Hund Platz gefunden hätte. Wir schauen noch ein wenig zum Fester hinaus auf die riesige Leinwand. Doch bevor der eigentliche Film beginnt schlafen wir schon tief und fest. 💤