Camping für Anfänger
Wie wir uns von Foren und Super-Campern befreiten

Liebe Freunde, Familie und alle, die aus purer Neugier oder versehentlich hier gelandet sind – bleibt sitzen, es wird unterhaltsam.

Es war an der Zeit, unser erstes großes Campingabenteuer in Worte zu fassen. Ein Urlaub, der alles durcheinanderwirbelte, was wir bisher über Reisen zu wissen glaubten. Während andere zwischen Pool und Buffet im All-Inclusive-Resort pendeln, haben wir uns ins Abenteuer gestürzt: Freiheit, Natur, ein Schuss Chaos – und ein fahrendes Wohnzimmer auf vier Rädern.

Wie wir da hineingeraten sind? Ganz einfach: Alaska hatte uns 2015 einmal kurz den Atem geraubt – und das Fernweh ließ uns seitdem nicht mehr los. Zwei Jahre später war klar: Da müssen wir wieder hin. Diesmal aber nicht mit Hotel und Zimmerschlüssel, sondern mit einem eigenen rollenden Hotel. Ein Truck-Camper von Fraserway, Start in Whitehorse, Ziel Vancouver. Flug mit Condor, Planung akribisch ein Jahr im Voraus – kurzum: Der große Plan stand. Unsere Camper-Erfahrung? Null.

Das erste Mal im Camper

Natürlich tauchten sofort die wichtigen Fragen auf:

  • Wie viel Platz hat so ein Ding wirklich?
  • Wo landet das Abwasser?
  • Und gibt es vielleicht eine geheime Butler-Kabine, die morgens Kaffee bringt?

Antworten erhoffte ich mir in einem Camper-Forum. Spoiler: keine gute Idee.

Foren sind der Wilde Westen des Internets. Eine einfache Frage dort zu stellen, ist in etwa so, als würde man in eine Kneipe voller Stammtisch-Cowboys treten und höflich nach einem Glas Wasser fragen. Ich wollte nur wissen: „Weiß jemand, ob die Grenze zwischen Alaska und Yukon am Top of the World Highway Mitte September noch geöffnet ist?“ – eine Frage, die man mit „Ja“, „Nein“ oder „Weiß nicht“ beantworten könnte. Dachte ich.

Die Realität:

  • „Welche Route fahrt ihr denn?“
  • „Eure Planung ist völlig unrealistisch!“
  • „Mehr als 150 Kilometer am Tag? Seid ihr wahnsinnig?!“

Mein harmloser Beitrag mutierte innerhalb weniger Stunden zum Schlachtfeld der Super-Camper. Angeblich machten wir alles falsch: Wäsche, Putzen, Kochen, Dumpen, Wasser auffüllen, Tank prüfen – und bloß niemals die Wohnmobil-Toilette benutzen! (Wozu sie dann da ist? Rätsel der Menschheit.)

Ich hatte irgendwann genug. Denn mal ehrlich:

  1. Wir waschen im Urlaub keine Wäsche. Punkt. Wenn die Klamotten nicht reichen, kaufe ich lieber ein T-Shirt mit Elch drauf.
  2. Unser Wohnmobil war sauber. Nach dem Essen Tisch abwischen, abspülen, fertig. Wer dafür den Reiseplan kürzt, der plant vermutlich auch Zeit fürs Polieren der Radkappen ein.
  3. Drei Mahlzeiten am Tag kochen? Mach ich nicht mal zu Hause. Frühstück im Camper, mittags und abends lieber raus und genießen.
  4. Dumpen? Ja, gehört dazu. Aber ich verabschiede nicht jeden „Haufen“ mit einer Schweigeminute. Und wenn man die Toilette nicht benutzen darf, warum zum Geier muss man sie dann entleeren?

Und dann die wichtigste Frage: Warum sollte ich in meiner eigenen Toilette nicht auf Toilette gehen? Ich meine… ernsthaft?! Wie ist das bei Euch zu Hause? Geht ihr da auch zum Nachbarn oder ins nächste Einkaufszentrum? Ach eigentlich ist es mir völlig egal wo ihr Euer „Geschäft“ macht. Ich fand es gar nicht unpraktisch das „stille Örtchen“ dabei zu haben. Und fragt mal meinen Fahrer: Ein ganz neues Urlaubsgefühl ohne „Du ich muss mal. Wie weit ist es bis zum nächsten McDonald? „Nur 235 Meilen. Halte durch!“

Foren – Nein Danke!

Lange Rede, kurzer Sinn: Ich verabschiedete mich aus dem Forum, bevor mir noch ein digitaler Nervenzusammenbruch drohte, und wir planten unsere Route einfach so, wie wir es immer tun: ganz nach unserem Geschmack.

Ergebnis: 7.200 Kilometer in 17 Tagen, zwei Reifenpannen, eine kaputte Fähre am Peel River, die alles umwarf – und jede Menge unvergessliche Erlebnisse. Wir kamen spät auf Campingplätzen an, bekamen selten den „perfekten“ Stellplatz, aber immer gute. Wir saßen unter Sternen, grillten mit Blick in die Wildnis – und hatten die Zeit unseres Lebens.

Ach, und übrigens: Meine ursprüngliche Frage nach der Grenzöffnung wurde übrigens nie beantwortet. Ich vermute, die Diskussion über Wäsche und Campground-Etikette war einfach wichtiger.

Bonus: Die Parallelen zum Mütter-Forum.

Zum Abschluss noch eine kleine Anekdote aus einer ganz anderen Ecke der Online-Meinungsdschungels: Ein junges Mütterchen fragte in einem Eltern-Forum, worauf sie bei einem Urlaub mit ihrem zehn Monate alten Baby in Florida achten müsse.

Die Antworten? Ein Meisterwerk der Überheblichkeit:

  • „Wie willst du das ganze Essen für dein Baby von Deutschland nach Amerika transportieren? Ich glaube nämlich nicht, dass Du in Florida Geschäfte finden wirst, in denen es gute Baby Nahrung gibt.“ (Ja klar, Florida – ein einziger, riesiger Sandkasten ohne Infrastruktur.)
  • „Ich finde es unverantwortlich, dein Baby mit diesem amerikanischen Mist zu füttern. Weißt du nicht, wie fett die Amis sind?!“ (Weil es in den USA ausschließlich pürierte Big Macs im Babyglas gibt, logisch.)

Seitdem meide ich Foren wie Vampire das Sonnenlicht. Zu viele Experten, zu wenig hilfreiche Antworten.

Unser Fazit?
Camping war für uns völliges Neuland – aber ein Abenteuer, das wir keine Sekunde bereut haben. Und für alle, die jetzt wissen wollen, ob wir am Ende  romantische Sonnenaufgänge erlebten oder Bären vor der Tür hatten – hier beginnt die Geschichte.

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