Spontane Fahrt nach Seattle: Parkplatz-Abenteuer, Shopping-Spaß & Wallydocking

Mit einem fröhlichen „Guten Morgen!“ und einem Toaster-gesicherten Frühstück verlassen Stefan und ich voller Tatendrang den Campingplatz um 8:00 Uhr. Unser Ziel: Vancouver, etwa 350 km entfernt. Rechnen wir mal grob – wir sollten in ungefähr 4 Stunden dort sein. Doch bevor wir uns auf den Weg machen, steht noch die lebenswichtige Mission an, unsere Propanflasche aufzufüllen. Sicher ist sicher, schließlich will niemand in der Wildnis ohne warmes Essen dastehen. Merritt, ein charmantes Örtchen auf unserem Weg, erweist sich als wahres Eldorado für unsere propanischen Bedürfnisse.

Die Räder rollen weiter auf dem Trans-Canada-Highway, als plötzlich ein Schild auftaucht, das uns vor eine entscheidende Frage stellt: Die Entfernung nach Seattle in den USA ist genauso groß wie die nach Vancouver. „Stefan, mein Schatz – was sagst du dazu?“ Natürlich sagen wir ja! Vancouver kann warten, denn wir beschließen, unsere Shopping-Pläne spontan nach Seattle zu verlegen. Die Vorfreude auf die Seattle Premium Outlets und das bunte Treiben in der Innenstadt steigen ins Unermessliche.

Mit dem Navi auf „Abenteuermodus“ erreichen wir um 11:45 Uhr die Grenze zu den USA. Inmitten einer Schlange von etwa 15 wartenden Fahrzeugen sind wir an der Reihe. Der Grenz-Officer, vielleicht geübt im Umgang mit ungewöhnlichen Frühstücksgewohnheiten, fragt nach Früchten, Waffen und ähnlichem. Ich gestehe: „Wir haben eine Banane an Bord!“ Ein herzliches Lachen seinerseits – zum Glück, denn so können wir beruhigt rechts ranfahren und uns dem Immigrations-Büro widmen. 🍌✈️

Die Belege, die man bei unserem Grenzübergang in Skagway in den Pass getackert hat, wurden am Grenzübergang auf dem Top-Of-The-World Highway wieder herausgenommen – wir dachten ja zu dem Zeitpunkt nicht, dass wir noch einmal in die USA fahren. Also dann eben weitere $6 pro Person „Eintritt“ zahlen.

Wir gingen in das Office. Außer uns war kein weiterer Wartender da. Drei Beamte saßen an verschiedenen Schaltern. Ich ging auf einen zu und begrüßte ihn freundlich und meinte, dass wir von seinem Kollegen hereingeschickt wurden. Er schaute gar nicht zu uns auf und deutete nur auf ein Schild am ersten Schalter. Auf dem Schild stand, dass man hier, hinter dem Schild, warten soll bis man aufgerufen wird. Wir haben das beim Hereinkommen völlig übersehen.

Wir stellten uns also brav zum Schild und warteten. Es dauerte vielleicht 2-3 Minuten bis derselbe Office, der eben noch so unfreundlich war, uns lächelnd und freundlich aufrief: „next, please“. Er war wie verwandelt (man muss also nur die Regeln einhalten). Wir machten ein wenig Small-talk, dann bekamen wir neue Zettelchen in den Pass und bezahlten die insgesamt $12.

Nach einer Stunde und 30 Minuten sind wir im Shopping Paradies – in den Seattle Premium Outlets. Damit nicht genug. Wir besuchen auch noch einen Ross, Babies ‚R‘ US und einen Harley Store. Nach dieser erfolgreichen Schnäppchen-Tour machen wir uns auf den Weg nach Seattle.

Die goldene Sonne begleitete uns bis zu unserem heiß ersehnten Ziel – Downtown Seattle. Doch oh, welch spannendes Abenteuer begann nun: das Parkplatz-Mammutspiel! Um 17:30 Uhr betraten wir die Straßen des pulsierenden Stadtzentrums, voller Vorfreude auf das, was uns erwartete. Doch da standen wir nun, mit unserem stattlichen Gefährt, und suchten verzweifelt nach einem geeigneten Parkplatz.

Das Unterfangen gestaltete sich nicht gerade als ein Spaziergang im Park – eher wie ein wildes Tanzspiel durch die engen Gassen von Downtown. Unser Riesen-Fahrzeug war nicht gerade für die schmalen Straßen der Innenstadt gemacht, und so drehten wir ein paar „Kreise“ im Labyrinth der urbanen Möglichkeiten.

Nach einigen atemberaubenden Wendemanövern und humorvollen Gesprächen darüber, ob unser „Wägelchen“ wohl mehr Platz bräuchte als der Durchschnittswagen, wurden wir schließlich fündig. Ein Parkplatz, der uns mit offenen Armen empfing, wenn auch mit der Herausforderung, dass unser Gefährt eindeutig der Größenordnung eines Space Shuttles entsprach. Vorn und hinten überstehend – ein Anblick, der sicherlich ein Lächeln auf die Gesichter der umstehenden Passanten zauberte. Aber hey, was soll’s! In der Stadt der Kreativen und Abenteurer ernteten wir sicherlich einige bewundernde Blicke für unseren Mut, das Parkplatz-Monster zu bezwingen. 🚗

Doch oh, der Ruf des Magens ließ uns nicht lange warten, und so fanden wir uns zuerst im legendären Hard Rock Cafe wieder. Ach, wie schön war es, wieder hier zu sein! Seattle – eine meiner absoluten Lieblingsstädte. Eingebettet zwischen majestätischen Bergen und dem glitzernden Wasser, schmückt sich die Stadt mit einer wirklich bezaubernden Downtown. Da konnte der Hunger wahrhaftig nicht warten!

Während wir unsere Gaumen mit den köstlichen Leckereien des Hard Rock Cafe verwöhnten, schwelgten wir in Erinnerungen an vergangene Besuche. Seattle hat einfach diesen ganz besonderen Charme, der jeden Besuch zu einem unvergesslichen Erlebnis macht.

Die Stadt ist nicht nur von beeindruckender Natur umgeben, sondern auch mit einer wirklich hübschen Downtown gesegnet. Eines der absoluten Highlights ist der Pike Place Market. Zugegeben, jetzt am Abend war hier nicht mehr viel zu sehen, aber das war uns durchaus bewusst. Wir haben schließlich nicht vor, die Zeit zu verschlafen!

Unsere Zeit in Seattle war noch nicht vorbei, und so schlenderten wir gemütlich durch das nächtliche Downtown. Die Straßen waren jetzt in ein bezauberndes Dunkel gehüllt, aber der sternenklare Himmel versprach, die Stadt in ein magisches Licht zu tauchen. Da konnten wir natürlich nicht widerstehen, noch schnell ein Foto von der ikonischen Space Needle zu machen – am besten vom Kerry Park aus.

Dort angekommen, wurden wir Zeugen eines faszinierenden Spektakels. Der Himmel über Seattle war von Sternen übersät, und die Stadt glänzte im nächtlichen Gewand. Hier, kurz vor Sonnenuntergang, versammelten sich zahlreiche Fotografen – sowohl Profis als auch Hobbyknipser – um die Skyline mit der majestätischen Space Needle im Abendlicht einzufangen. Ein wahrhaft magischer Anblick!

Selbst im Dunkeln verlor dieser Ort nichts von seiner Faszination. Gegen 19:30 Uhr erreichten wir den Mini-Park, und es wurde schnell klar, dass Parkplätze hier ein rares Gut sind. Ich entschied mich, nur für ein paar Fotos auszusteigen, während Stefan tapfer versuchte, mit unserem Camper nicht den gesamten Verkehr in den schmalen Straßen lahmzulegen. Abenteuerlich bis zum letzten Foto!

Wir hatten im Vorfeld bereits im Internet herausgefunden, dass die Campgrounds in dieser Gegend praktisch unbezahlbar sind. Der Grund dafür liegt in der Luxusausstattung vieler Plätze mit Sauna, Schwimmbad, Spa – manche sogar in der Nähe eines Golfplatzes. Doch das entspricht nicht ganz unserem Stil. Eine alternative, komplett kostenlose Übernachtungsoption stand jedoch auf unserer Liste: das Wallydocking.

In den USA bietet Walmart einen großartigen Service an: Übernachten auf dem Parkplatz, auch bekannt als Walmart-Boondocken oder Wallydocking. Hierbei handelt es sich um das Parken des Campers und Schlafen darin, ohne Zelten, Grillen oder Partys auf dem Parkplatz. Eine clevere Idee von Walmart, denn wer hier übernachtet, wird sicher auch im Walmart einkaufen. Auf der Walmart-Website gibt es sogar ein Verzeichnis, in dem man sehen kann, wo Übernachten erlaubt ist. Praktisch eine Liste der Märkte, auf deren Parkplätzen es nicht gestattet ist; auf allen anderen schon. Der Walmart in Arlington, etwa 65 km nördlich von Seattle, war nicht auf der Verboten-Liste – perfekt für uns.

Um 22 Uhr erreichen wir den Walmart und suchen uns einen Platz unter einem Baum im hinteren Bereich. Ehrlich gesagt, ist es hier wesentlich hübscher und sauberer als auf manchem teuren Campground. Nach Walmart’s Boondocking-Etikette gehen wir direkt einkaufen, um unsere Dankbarkeit zu zeigen.

Zurück im Wohnmobil beginne ich bereits, die Koffer ein wenig zu packen. Wir haben noch zwei Tage vor uns – da kann man ja langsam mit dem Aufräumen beginnen, oder? Ich stelle mir vor, wie ich mitten in der Nacht im Schlafanzug zu Walmart schlurfe, um mir einen Snack zu holen. Eine lustige Vorstellung, die grundsätzlich möglich ist. Um 23 Uhr begebe ich mich dann tatsächlich nochmal rüber in den Supermarkt – allerdings nicht im Schlafanzug. Dort entdecke ich ein paar witzige Halloween-T-Shirts. Perfekte Mitbringsel für die Daheimgebliebenen.

Gegen Mitternacht gehen wir schlafen. Morgen früh machen wir uns auf den Weg zurück nach Kanada. Ich bin gespannt, wie uns Vancouver gefallen wird. Ich habe so oft gehört, dass es eine der coolsten, spektakulärsten, hippsten Städte der Welt sein soll. Die Erwartungen sind entsprechend hoch! 🌙🚐🌆

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