Durch die Mojave zur Glitzerstadt: Palm Springs, Joshua Trees ein Salzsee und Las Vegas
6:30 Uhr. Ahhhhh! Guten Morgen, Welt! Und ja, Noah, ich hab dich gehört – der kleinste, aber zugleich lauteste Wecker der Reise hat wieder zugeschlagen. Kaum ist er gestillt, sitzt um sieben Uhr dreißig die ganze Crew schon geschniegelt und gestriegelt im Frühstücksraum, Gepäck perfekt verstaut, bereit für die nächste Etappe unseres Roadmovies.
Das Frühstück? Ein Fest für hungrige Mäuler. Und als Show-Einlage zaubert ein Hotelmitarbeiter frische, dampfende Waffeln direkt an den Tisch. Fast so, als hätte David Copperfield beschlossen, sich ein Zubrot als Frühstückskoch zu verdienen. Wir genießen die Szene, löffeln Brei ins Energiebündel Noah und sind uns sicher: Mit diesem Start kann der Tag nur großartig werden.

Gestärkt schnallen wir uns an – Las Vegas, wir kommen! Die Fahrt beginnt mit einem kleinen Rückwärtssalto auf der I-15, sieben Meilen südwärts, bevor wir auf den Highway 79 abbiegen. Und schon sitzen wir mitten im Naturkino: die Paloma Mountains als monumentale Kulisse, felsige Hügel, sattgrüne Tupfer Wüstenflora – Spielberg hätte es nicht besser inszenieren können. Wir fühlen uns wie Schatzsucher, nur eben ohne Schatzkarte. Dafür mit Navi, was im Ernstfall die bessere Wahl ist.

Ein paar Meilen später wechseln wir auf die legendäre 371, auch bekannt als Cahuilla Road. Der Name klingt nach Abenteuerfilm mit eigenem Soundtrack. Nach einer Stunde erreichen wir das verschlafene Anza: Tankstelle voraus! Unsere vier Räder bekommen frischen Saft, und auch Mini-Abenteurer Noah darf seinen Pitstop einlegen, Windelwechsel deluxe inklusive.

Kaum sind wir wieder unterwegs, lockt schon das nächste Schild: Cahuilla Tewanet Vista Point. Klar, da müssen wir raus. Der Parkplatz liegt wie ein kleiner Balkon am Hang, der Wind riecht nach trockenem Salbei, und der Fußweg zur Plattform ist kurz genug, dass selbst unser koffeinabhängiger Kreislauf zufrieden nickt. Oben öffnet sich die Bühne: ein breites Geländer, zwei, drei Infotafeln – und dahinter nichts als Weite. Links staffeln sich die Santa-Rosa-Berge, rechts die San Jacintos, davor ein Teppich aus graugrünen Büschen und Felsplatten, die in der Sonne glitzern, als hätte jemand die „Sättigung“ im echten Leben hochgedreht.
Wir lehnen uns über die Reling. Man sieht die Serpentinenbänder, die sich weit unten durchs Tal ziehen – Spielzeugstraße im Riesengebirge. Am Wegesrand wachsen Cholla und Ocotillo, mitten in dieser staubtrockenen Pracht, als hätten sie hier ein exklusives Dornen-Resort eröffnet. Die Audiostation erzählt dazu im besten Doku-Tonfall von Gesteinsschichten und Stammesgeschichte; dann schwenkt sie überraschend auf traditionelle Navajo-Musik. Nadine, nie verlegen um eine Szene, gibt eine spontane Ein-Mann-Show: zwei Schritte, Hüfte, Drehung. Wir kichern, ein vorbeigehendes Paar klatscht sogar, und für einen Moment wirkt die Plattform wie eine kleine Open-Air-Bühne mit Panoramagraben.
Noah wird derweil von Arm zu Arm gereicht, inspiziert die glänzenden Knöpfe der Hörstation und hält den Blick genau dorthin, wo sich das Tal wie ein staubiger Fächer öffnet. Unten glimmt Palm Desert in der Mittagshelle, oben zupft der Wind an Kapuzen und Sonnenbrillen, und wir machen das unvermeidliche Familienfoto mit Aussicht. Ein Halt, der als „kurz mal aussteigen“ begann, wird zum Lieblingsmoment des Vormittags: ein bisschen Geologie, ein bisschen Musik, ein bisschen Show – und ganz viel Weite, die man mitnimmt, auch wenn man längst wieder im Auto sitzt.
Cahuilla Tewanet Vista Point
Ein paar Meilen weiter taucht der nächste Vista Point auf, und natürlich können wir nicht einfach vorbeifahren. Also raus aus dem Auto, tief durchatmen und den Blick schweifen lassen. Vor uns breitet sich das gesamte Coachella Valley aus – ein Panorama, so weit, dass man fast meint, die Erdkrümmung sehen zu können. Die Sonne legt ein gleißendes Licht über die Hänge, die wie in Schichten abfallen, und unten zieht sich die Straße in eleganten Serpentinen durch die Wüste. Von hier oben wirkt der Highway wie ein hingeworfenes Filmzitat: geschwungen, dramatisch und mit der unverkennbaren Botschaft „gleich passiert etwas Großes“.
Ich setze mich auf die Felsen am Rand, lass die Beine baumeln und schaue hinunter, wie Palm Desert sich langsam aus dem Sandmeer herausschält. Die Häuser wirken winzig, fast wie Spielzeug, die Straßen wie Adern in einer Landkarte. Während ich sitze und den Wind im Gesicht spüre, merke ich, wie diese Mischung aus Stille und Weite einen ganz eigenen Zauber hat – ein Moment, in dem selbst die Kamera nicht hinterherkommt. Trotzdem läuft sie heiß: jede Kurve, jede Lichtkante wird eingefangen, sicher ist sicher.

Wir bleiben länger, als wir geplant hatten, einfach weil man sich von diesem Anblick nur schwer lösen kann. Aber irgendwann ruft die Straße, und so steigen wir zurück ins Auto, mit einer Speicherkarte voller Bilder und Köpfen voller Eindrücke. Nächster Halt: Palm Springs – doch dieses Panorama bleibt noch lange im Rückspiegel hängen.
Gegen 11:30 Uhr rollen wir nach Palm Springs hinein – diese Wüstenoase, die wir schon von 2016 kennen, und die trotzdem jedes Mal wirkt, als wäre sie frisch aus einem Reiseprospekt gestiegen. Palmen säumen die breite Hauptstraße wie auf einer Filmkulisse, der Himmel strahlt in makellosem Blau, und wir fühlen uns sofort in diese Mischung aus Retro-Charme und kalifornischem Easy Living hineingesogen.

Und dann schlägt die Glücksfee zu: ein kostenloser Parkplatz mitten in Downtown, fast zu schön, um wahr zu sein. Keine endlosen Runden, kein Fluchen über Parkuhren – einfach rein, raus, Tür zu, und wir stehen schon fast vor unserem Mittagsziel. Das legendäre Ruby’s Diner lockt mit roten Markisen und einem Hauch von amerikanischem Kitsch, den man einfach lieben muss.

Drinnen erwartet uns ein Zeitsprung direkt in die 50er. Knallrote Sitzbänke, funkelnde Chromdetails, Kellner in Uniformen, die aussehen, als hätten sie die letzten 60 Jahre im Schrank auf ihren Auftritt gewartet. An den Wänden Fahrräder und Deko-Objekte, die jedem Filmset Konkurrenz machen. Man wartet fast darauf, dass Marty McFly durch die Tür stolpert und sich an der Bar eine Cola Light bestellt. Stattdessen erscheint ein ausgesprochen freundlicher Kellner und nimmt unsere Bestellung auf – und schon wenige Minuten später stehen vor uns Burger, die allein durch ihr Aussehen satt machen, und Pommes, die knuspern wie frisch aus der Werbetafel.
Noah bekommt ein eigenes Kinder-Menü, das so liebevoll hergerichtet ist, dass er strahlt, als wäre er Stammgast. Wir genießen jeden Bissen, draußen blendet die Sonne, drinnen knistert Nostalgie. Kein Wunder, dass wir länger sitzen bleiben, als geplant – Ruby’s ist kein Ort zum schnellen Durchschleusen, sondern zum Genießen, Schauen, Schmunzeln.
Nach dem Essen spazieren wir ein paar Schritte durch Downtown. Palmenreihen, bunte Schirme, Blumenbögen und kleine Geschäfte machen den Ort zu einer Mischung aus Urlaubsprospekt und Kulisse für einen Sonntagsfilm. Wir schlendern entspannt, werfen noch einen Blick in den Rock Shop des Hard Rock Hotels – ein T-Shirt als Souvenir muss natürlich mit – und lassen die Atmosphäre auf uns wirken.
Doch die Straße ruft. Gegen 13 Uhr sitzen wir wieder im Wagen, vollgetankt mit Burger-Glück, Souvenirs und Sonne im Herzen. Palm Springs bleibt zurück, aber die Stimmung dieses Ortes nehmen wir mit – irgendwo zwischen Nostalgie, Rock’n’Roll und Roadtrip-Rausch.
49 Meilen später erreichen wir den südlichen Eingang des Joshua Tree National Parks. Kaum rollen wir durch das Tor, fühlen wir uns wie Statisten in einem Western – nur dass hier die Kulisse längst die Hauptrolle übernommen hat. Die Straße zieht sich kerzengerade durch eine Landschaft, die erst unscheinbar wirkt und dann Schlag auf Schlag die Postkartenmotive raushaut.

Am Straßenrand sehen wir schon bald die ersten Joshua Trees. Diese eigensinnigen Gestalten ragen in den Himmel, mal krumm, mal kerzengerade, immer bizarr verzweigt. Manche sehen aus, als hätten sie ihre Äste in alle Himmelsrichtungen geworfen, nur um sicherzugehen, dass sie ja auffallen. Wir steigen aus, laufen zwischen den knorrigen Riesen hindurch und merken schnell: kein Baum gleicht dem anderen. Ein Foto hier, eins dort – und plötzlich fühlt es sich an, als wären wir in einem botanischen Casting für Tim Burton gelandet.
Weiter geht’s, bis wir bei Yolla Cactus Garden anhalten. Ein ganz eigenes Kapitel in diesem Naturdrama: unzählige Cholla-Kakteen, die in der Sonne funkeln, als hätte jemand Glasfasern in die Wüste gesteckt. Sie sehen flauschig aus, wie kleine Wattebäusche, aber jeder weiß: hier gilt Abstand halten, sonst klebt man schneller dran, als einem lieb ist. Noah betrachtet die stacheligen Gesellen von sicherem Armplatz aus, und wir lachen, weil er die Hände danach ausstreckt, als wolle er einen neuen Kuschelfreund finden.

Die Straße führt uns weiter durch endlose Weite, bis plötzlich die Big Rocks auftauchen. Riesige Felsblöcke, übereinander gestapelt wie von einer übermütigen Riesenhand. Manche wirken wie versteinerte Elefanten, andere wie gestrandete Dinosaurier. Wir steigen aus, klettern ein paar Schritte zwischen den Kolossen herum und können uns kaum sattsehen. Jede Kurve, jeder Stein erzählt eine andere Geschichte – und die Kamera klickt im Dauerfeuer, sicher ist sicher.
So durchqueren wir den Park von Süd nach Nord, immer wieder mit kleinen Stopps, die uns den Atem rauben. Auch wenn wir den Joshua Tree schon kennen, er wirkt wieder frisch, wild und völlig neu – wie ein alter Filmklassiker, den man nach Jahren nochmal schaut und plötzlich ganz andere Details entdeckt.
Joshua Tree National Park
Gegen 16 Uhr verlassen wir den Joshua Tree im Norden und rollen bei Twentynine Palms hinaus in die offene Weite. Die Amboy Road nimmt uns auf, ein Band aus Asphalt, das sich über raue Berge und durch karge Täler zieht, vorbei an Landschaften, die wie eingefrorene Wellen aussehen. Bald taucht der Bristol-Salzsee auf – und da ist klar: Widerstand zwecklos. Hier wird angehalten.
Wir steigen aus, und sofort knirscht der Boden unter den Schuhen. Die Salzkruste bildet Risse und Muster, als hätte jemand ein riesiges Puzzle auf den Boden gelegt. Der Himmel über uns spielt schon Richtung Abendprogramm: pastellfarbene Streifen, ein leichtes Glühen am Horizont. Zwei junge Frauen sind ebenfalls hier unterwegs – perfektes Timing, um den Familienfotografen zu mimen. Wir fragen freundlich, sie lachen und nicken, und schon stehen wir Schulter an Schulter auf dieser endlosen Salzfläche.
Bristol Salt Flats
Das Resultat: ein Foto, das direkt nach Bilderrahmen schreit. Die Sonne im Rücken, Schatten lang wie Landebahnen, und wir mittendrin – ein kleiner Menschentrupp in dieser riesigen weißen Ebene. Während wir noch posieren, toben Noahs kleine Füße strampelnd in die Kamera, als wollte er betonen: „Hey, ich bin auch dabei!“ Und genau so fühlt es sich an – als wären wir Teil einer Szene, die sich nie wiederholen lässt.

Unsere Reise steckt voller solcher spontanen Fundstücke. Man biegt irgendwo ab, erwartet nichts Besonderes – und plötzlich steht man in einer Kulisse, die so aussieht, als hätte Hollywood gerade ein Set für den nächsten Endzeitfilm verlassen. Nur dass wir hier das Happy End schon eingebaut haben: ein Sonnenuntergang, eine salzige Bühne und ein Familienfoto, das sich tief in die Erinnerung eingräbt.
Wenig später taucht Amboy vor uns auf – ein winziger Punkt in der Wüste, aber eine echte Ikone der Route 66. Viel ist hier nicht übrig geblieben, und genau das macht den Reiz aus. Es wirkt, als wäre der Ort in den 60ern einfach eingefroren und nie wieder aufgetaut worden.

Das berühmte Neonschild von Roy’s Café ragt weithin sichtbar in den Himmel, wie ein Leuchtfeuer für alle Roadtripper. Selbst ohne eingeschaltetes Neon hat es eine Ausstrahlung, die sofort klarmacht: Hier ist Route-66-Geschichte konserviert. Vor dem alten Motel und der Tankstelle knipst unsere Kamera, was das Zeug hält – jede Ecke, jeder Schatten schreit förmlich danach, festgehalten zu werden.
Auf dem Asphalt direkt vor uns prangen die weißen Route-66-Logos. Wir stellen uns mitten auf die Straße, kein Auto weit und breit, und genießen das Gefühl, für ein paar Minuten allein auf dieser legendären Route zu stehen. Der Abendhimmel spielt perfekt mit: goldene Strahlen legen sich über den Horizont, die Farben wechseln von warmem Gelb zu einem tiefen Orange, das die ganze Szene in ein filmreifes Licht taucht.
Wir fotografieren, bis die Speicherkarte gefühlt anfängt zu schnaufen – und trotzdem hat man das Gefühl, dass kein Bild diese Stimmung so ganz einfangen kann. Amboy ist kein Ort zum Verweilen, aber ein Ort, den man im Herzen mitnimmt – eine kleine, staubige Erinnerung an den Zauber der alten Mother Road.
Und dann zerreißt ein tiefes Brummen die Stille der Wüste. Wir blicken nach oben – und trauen unseren Augen kaum. Über uns hängt ein gewaltiger Transportflieger im Himmel, und darunter ein Hubschrauber, der gerade in der Luft betankt wird. Tankstelle auf 2.000 Metern Höhe, mitten über der Route 66.
Einen Moment stehen wir alle mit offenem Mund da, wie eingefroren. Man hört nur das Donnern der Propeller, das gleichmäßig durch die Hitze vibriert. Der Anblick wirkt wie eine Szene aus einem Actionfilm – wir erwarten fast, dass gleich noch ein paar Fallschirmspringer mit Sonnenbrillen aus der Maschine hüpfen.

Vor der letzten Etappe durch die Mojave wechseln wir die Sitzordnung: Nadine übernimmt das Steuer bei Stefan, ich steige zu Oli, um Noah auf dem Beifahrerschoß-Entertainment-Programm bei Laune zu halten. Über die Kelbaker Road geht es nach Kelso, vorbei an alten Gleisen und einer staubigen Bahnstation, die wirkt wie ein Western-Relikt. Dann schwingt sich die Straße auf die Kelso-Cima Road. Die Sonne hängt tief und gießt flüssiges Gold über die Hügel, jede Kuppe sieht aus wie frisch lackiert. Wir fahren durch ein Wüstenkino, in dem das Licht der eigentliche Hauptdarsteller ist.
An der Abzweigung zur Morning Star Mine Road nehmen wir die letzte Kurve Richtung I-15. Hinter uns erlischt das Tageslicht, vor uns schiebt sich langsam die Dunkelheit nach unten, als würde jemand den Vorhang über der Bühne zuziehen.
Und dann: Kontrastprogramm. Erst ist es nur ein fernes Glitzern, ein dünnes Band am Horizont. Sekunden später flackert Primm auf – kleiner Vorbote mit Riesenrad und Neon. Doch die eigentliche Show folgt kurz danach: ein ganzes Meer aus Lichtern, das wie ein UFO über der Wüste schwebt. Las Vegas. Die Stadt, die niemals schläft, zieht uns mit jedem Kilometer magisch näher.

Gegen 20 Uhr rollen wir endlich ins Desert Rose Resort ein. Anders als beim letzten Mal läuft der Check-in diesmal wie am Schnürchen: kein Chaos, kein Stirnrunzeln am Tresen, sondern ein Lächeln, ein paar Unterschriften – und fertig. Wenige Minuten später stehen wir vor unserem frisch renovierten Apartment im Erdgeschoss. Jackpot! Das Auto können wir direkt vor dem Balkon parken, und so wird das Gepäck in Rekordzeit nach drinnen verfrachtet. Kein mühsames Kofferschleppen durch endlose Hotelflure – hier reichen ein paar Schritte, und schon liegt alles im Wohnzimmer.
Und das Wohnzimmer hat es in sich: zwei Schlafzimmer, eine voll ausgestattete Küche, dazu ein großzügiger Wohn- und Essbereich, in dem man locker eine halbe Baseballmannschaft unterbringen könnte. Für uns als Roadtrip-Familie – und mit Baby im Gepäck – ist es schlicht perfekt. Noah bekommt sein eigenes Reich, wir haben Platz zum Ausbreiten, und das Ganze wirkt eher wie eine kleine Wohnung als wie ein Hotelzimmer.
Auch die Lage ist ein Volltreffer: In weniger als 15 Minuten sind wir zu Fuß am südlichen Ende des Las Vegas Boulevard. Da Parken am Strip inzwischen eher einer Geduldsprobe gleicht, lassen wir die Autos einfach hier stehen – ein klarer Vorteil, denn für Hotelgäste ist das Parken kostenlos. So sparen wir uns nicht nur die horrenden Parkgebühren, sondern auch die Nerven.
Die Bühne für unser Las-Vegas-Abenteuer ist damit perfekt bereitet. Ein gemütliches Zuhause als Basislager, die Glitzerwelt gleich um die Ecke – besser hätte der Einstieg nicht laufen können.
Desert Rose Resort
Kaum haben wir die Koffer verstaut, meldet sich der Hunger – lautstark und unüberhörbar. Zum Glück liegt das Hooters Casino gleich nebenan, also kein großes Überlegen: Wir spazieren rüber. Drinnen blinkt und klimpert es wie gewohnt, aber uns interessiert nur eins – die legendären Chicken Wings.
Wir bestellen gleich beide Varianten, klassisch mit Knochen und die boneless-Version. Und was dann auf den Tisch kommt, ist genau das, was man nach einem langen Fahrtag braucht: saftig, außen herrlich knusprig und mit einer Würze, die irgendwo zwischen „Finger-lickin’ good“ und „Reich mir bitte noch eine Serviette“ pendelt. Kein Fine Dining, kein Chichi – einfach ehrliches Soulfood.
Dazu kommt der angenehme Nebeneffekt: Das Ganze ist deutlich preiswerter als die hippen Adressen am Strip. Für uns die perfekte Mischung aus satt werden, Spaß haben und nicht das Reisebudget sprengen. Am Ende lehnen wir uns zurück, satt, zufrieden und mit dem Gefühl: So kann ein erster Abend in Las Vegas anfangen.
Hooters Las Vegas
Gegen 21:30 Uhr sind Nadine und Oli mit Noah zurück im Zimmer und widmen sich der großen Kofferpflege. Stefan und ich dagegen nutzen den Abend für einen kleinen Abstecher zum Alamo-Schalter – schließlich drängt sich die Frage auf: Muss es wirklich der Nissan aus San Diego bleiben? Antwort: nein. Mit Baby ist Platz die halbe Miete, also her mit etwas Größerem.
Der Mitarbeiter am Schalter ist freundlich und schickt uns zur berühmten Choiceline. Nur ist die Auswahl an diesem Abend überschaubar: zwei Fullsize-SUVs, einer mit Allrad, einer ohne. Schönheitspreise gewinnt keiner von beiden, aber der mit Allrad wirkt ein kleines bisschen weniger schief zusammengezimmert. Entscheidung gefällt.
Keine zwanzig Minuten später rollen wir im Hyundai Santa Fe Sport vom Hof. Erst 2000 Meilen auf dem Tacho, aber optisch eher wie ein Scheunenfund. So jedenfalls beschreibt es Oli später – und er liegt nicht falsch. Aber wie man so schön sagt: nicht hübsch, aber selten. Hauptsache zuverlässig, und bereit für die nächsten Etappen unseres Roadtrips.
Und dann der Lacher des Abends: der Klimaregler. Kein Display, keine Gradangaben – dafür fünf rote und fünf blaue LEDs. Rechts wird’s wärmer, links kälter. Simpel und gleichzeitig beste Unterhaltung. Unsere Dialoge klingen ab jetzt wie Regieanweisungen an einen Lichttechniker: „Drei rote für mich, bitte.“ – „Nee, mach zwei blaue, sonst schmilzt hier jemand.“ Wer braucht schon exakte Celsiuswerte, wenn man sich unterwegs sein eigenes LED-Theater ins Auto holen kann?
Hyundai Santa Fe Sport
So endet der Tag: draußen die Lichter von Las Vegas, drinnen unser privates Comedy-Programm am Klimabedienteil. Irgendwann geben wir uns geschlagen, fallen ins Bett und sind bereit für alles, was diese Stadt in den nächsten drei Nächten mit uns vorhat.