Bye, bye Las Vegas
Nach drei Wochen geht es heute wieder nach Hause.

Es fühlt sich an, als hätten wir gestern erst unsere Koffer in den USA abgestellt, und doch stehen wir jetzt schon wieder mit gepacktem Gepäck da. Drei Wochen voller Roadtrip-Abenteuer, spektakulärer Landschaften und einer gesunden Dosis amerikanischen Fast Foods sind wie im Flug vergangen. Der letzte Tag einer Reise ist immer ein merkwürdiger Mix aus Wehmut und Vorfreude: Einerseits möchten wir noch jede Minute aufsaugen, andererseits wartet das Kofferpacken – und irgendwann der Flug nach Hause. Doch bis dahin haben wir noch ein paar Stunden, die sinnvoll genutzt werden wollen. Und mit „sinnvoll“ meinen wir natürlich: Shopping und Essen.

Unsere Gedanken fahren Achterbahn. Einerseits könnten wir ewig so weitermachen – neue Orte entdecken, kuriose Straßenschilder fotografieren und herausfinden, wo es die besten Chicken Wings gibt. Andererseits ist da auch die leise Erkenntnis: Dauerurlaub kann anstrengend sein. Bevor wir uns also endgültig verabschieden, gönnen wir uns noch ein paar letzte Highlights.

Der Tag beginnt, wie es sich für einen USA-Trip gehört: mit einem ausgiebigen Frühstück im Orleans Casino. Pancakes oder Omelett? Speck oder Hash Browns? Am Ende natürlich alles – schließlich ist es das letzte Frühstück in den Staaten. Mit dampfendem Kaffee in der Hand lassen wir die vergangenen Wochen Revue passieren: Nationalparks, verrückte Casino-Nächte, Noahs neu entdeckte Leidenschaft für Rolltreppen. Danach fahren wir noch einmal zum Town Square. Nadine und Oli kennen ihn noch nicht, und Noah kann sich auf dem Spielplatz austoben, bevor er für Stunden im Flugzeugsitz eingesperrt wird. Auf der Rutsche geht es unzählige Male rauf und runter, immer begleitet von diesem „Nochmal!“-Blick, den nur Kinder so überzeugend draufhaben.

Guitar Shop

Unser letzter Tag ist wie das Dessert nach einem guten Essen – man will ihn langsam genießen, jeden Bissen auskosten, doch irgendwann ist er vorbei. Also kein Sightseeing-Marathon mehr, sondern ein gemütlicher Bummel durch Lieblingsläden. Ich tauche in die pastellfarbene Welt von Victoria’s Secret ein, Nadine und Oli verschwinden ins Guitar Center, und am Ende landen – ganz zufällig – doch noch ein paar hübsche Teile in der Tasche. Danach geht’s zum Whole Foods Market, wo Avocados wie Kronjuwelen präsentiert werden und vegane Proteinriegel aussehen, als hätte eine Elfe sie gezaubert. Alles hübsch, aber essen wollen wir das nicht. Ein kurzer Rundgang, ein paar erstaunte „Guck mal, 12 Dollar für das da!“ – und dann nichts wie weiter. Denn für uns heißt ein letzter USA-Tag: Burger statt Chia-Pudding.

Im Fuddruckers im Orleans Casino feiern wir unseren Abschiedsschmaus. Ein saftiges Patty, fluffige Buns, dazu eine Topping-Theke, die keine Wünsche offen lässt – hier gibt es keine halben Sachen. Mit diesem letzten Burger im Bauch fühlen wir uns bestens gewappnet für die nächste Herausforderung: den Heimflug.

Fuddruckers

Am Flughafen Las Vegas teilen wir uns auf: Oli und ich bleiben mit Noah am Terminal, während Nadine und Stefan die SUVs bei Alamo zurückgeben. Cleverer Plan – dachte man. Doch am Condor-Schalter erwartet uns die wahre Endgegnerin: eine Check-in-Mitarbeiterin, die an der Aufgabe „Babyartikel einchecken“ beinahe zerbricht. Noah hat Anspruch auf 10 kg Freigepäck plus Buggy und Autositz – eigentlich Standard. Doch für sie ist es, als wollten wir einen Kühlschrank als Handgepäck aufgeben. 

“Doch, das geht,” sage ich freundlich. “Wir haben das schon öfter gemacht.”
“Nein, also ich sehe hier nichts.”
“Es steht sogar auf eurer Webseite.”
“Ja, ähm, aber nicht hier im System…”

Hier beginnt die Endlosschleife. Ich erkläre ihr nochmal, dass ein Buggy und ein Autositz kein zusätzliches Gepäck, sondern erlaubt sind. Sie schüttelt den Kopf und druckt mir stattdessen einen Zahlungsbeleg für Übergepäck aus. Ich verweise erneut auf die Airline-Regeln. Sie runzelt die Stirn, starrt den Bildschirm an, als würde sie darauf warten, dass sich das Problem von selbst löst.

Es ist ein bisschen wie ein Glücksspiel. Nur ohne Spaß. Während wir noch immer auf eine Lösung warten, versichere ich ihr vorsorglich, dass wir als Familie reisen, auch wenn wir zwei verschiedene Buchungsnummern haben (Ein Systemfehler von Condor). “Ja, ja, ich habe euch zusammen eingecheckt”, sagt sie und tippt weiter.

Nach 45 Minuten intensiver Auseinandersetzung mit der Tastatur kommt endlich ihre Kollegin dazu, die das Problem in zwei Minuten löst – allerdings nicht ohne vorher eine ausführliche Schulung ihrer überforderten Kollegin durchzuführen. Live. Während unserer Wartezeit. Ich weiß nicht, ob ich lachen oder weinen soll. Wir sind mittlerweile die letzten Passagiere am Check-in. Dann, endlich – die Bordkarten.

Erleichterung? Nein. Ich werfe einen Blick darauf und sehe: Stefan und ich sitzen ganz vorne rechts, Nadine, Oli und Noah sitzen ganz hinten links. Zusammen? Nun ja, im selben Flugzeug. Und als ich das reklamiere, kommt die Krönung der Frechheit: “Ja, ja – ihr sitzt doch zusammen.” Ja, klar. Nur halt mit einem ganzen Flugzeug dazwischen.

Und da haben wir sie, die nächste Episode unseres epischen Check-in-Dramas. Kaum war das Problem mit Noahs Baby-Zubehör gelöst, wurde uns erklärt, dass unsere wild zusammengewürfelten Sitzplätze sich nicht mehr ändern ließen. Doch keine Sorge, die Kollegen am Gate hätten einen anderen Zugriff auf die Plätze und könnten uns problemlos zusammen setzen. Klingt einfach, oder? Also auf durch die Sicherheitskontrolle, direkt zum Gate. Dort würde man das schon regeln. Wir marschieren also voller Hoffnung in Richtung Boarding-Bereich – und dann trifft uns der Schock: Wer wartet dort auf uns? Genau. Die selbe völlig überforderte Check-in-Dame, die vorher schon nichts auf die Reihe bekommen hat. Wunderbar. Warum hatten wir uns überhaupt bewegt?

Aber gut, Aufgeben ist keine Option. Ich schildere die Situation erneut, diesmal einer anderen Mitarbeiterin, die immerhin nicht völlig ratlos wirkt. Ihr Vorschlag: “Fragt doch direkt die Flugbegleiter an Bord. Die haben mehr Spielraum bei den Plätzen.” Also gut. Nächste Instanz. Kaum sitzen wir in unseren verstreuten Plätzen, erklärt sich ein hilfsbereiter Flugbegleiter bereit, sich um das Problem zu kümmern. Und siehe da: Ein freundliches amerikanisches Paar bietet sofort an, die Plätze zu tauschen. Ein deutsches Paar vor uns hingegen reagiert mit einem Schulterzucken: “Das ist uns egal. Wir behalten unsere Sitze.” Gut. Nicht alle Helden tragen Capes. Aber immerhin: Dank der Flexibilität und Freundlichkeit der Amerikaner können wir uns endlich als Familie zusammensetzen. Ein ruhiger Heimflug – endlich!

Der Flug verläuft erstaunlich ruhig. Noah verschläft fast die gesamte Zeit, wir wechseln uns ab und bekommen so sogar etwas Schlaf, ein Buch oder einen Film. Noch während wir in Frankfurt aufs Gepäck warten, überkommt mich dieses vertraute Gefühl: Las Vegas fehlt mir schon jetzt. Zum siebten Mal haben wir diese glitzernde Oase besucht – und immer wieder sagen wir: „Wir kommen wieder.“

Warum? Weil Vegas mehr ist als Neonlichter und Casino-Jingles. Es ist unser perfektes Basislager für Abenteuer. Direkt vor der Stadt warten der Grand Canyon, der Zion und Bryce Canyon, das Grand Staircase-Escalante. Innerhalb von zwei Stunden steht man mitten in einer Postkartenlandschaft. Und auch in der Stadt selbst gibt es immer Gründe zu bleiben: Casino-Hopping von Bellagio bis Excalibur, Shoppen bis zum Umfallen, Fremont Street Feeling mit einer letzten $1,99 Margarita.

Und wenn es uns zu bunt wird, ziehen wir uns ins Umland zurück: Valley of Fire, Hoover Dam, Red Rock Canyon – Orte, an denen Vegas plötzlich Lichtjahre entfernt wirkt. Dazu kommt der praktische Vorteil: Ein übersichtlicher Flughafen, schnelle Interstate-Anbindung, kein Chaos wie in L.A. – hier beginnt das Abenteuer schon nach Minuten. Und das Beste? In 171 Tagen sind wir wieder da. Zum ersten Mal besuchen wir Las Vegas zweimal in einem Kalenderjahr. Neues entdecken, alte Lieblingsorte wiedersehen, und staunen, wie sehr sich diese Stadt in nur wenigen Monaten verändert.

Wir zählen die Tage. Vegas, wir sehen uns bald wieder!

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