Von Zwergenjagd bis Kneipenschnitzel: Von Breslau (Wrocław) nach Leipzig

Der Morgen begann mit einer angenehmen Überraschung – Frühstück im Hotel! Endlich konnte mein Papa sich zurücklehnen und eine Pause einlegen. Am Vorabend hatte meine Mama an der Rezeption einen Zettel ausgefüllt, um das Frühstück zu bestellen. Wir hatten die Wahl zwischen dem Frühstücksraum von 8:00 bis 11:00 Uhr oder der Lieferung in unsere Wohnung. Mit zwei kleinen Kindern war die Entscheidung klar – wir entschieden uns für die Lieferung gegen einen kleinen Aufpreis von nur 2,00 €.

Pünktlich um 8:00 Uhr klopfte es an unserer Tür. Eine freundliche Hotelangestellte stand mit einem riesigen Servierwagen vor der Tür, der randvoll mit köstlichem Frühstück beladen war.

Es gab einen Brotkorb, dazu drei Teller mit Würstchen und Rührei. Auf jedem Teller war zusätzlich eine kleine Auswahl an Wurst, Käse und Gemüse. Außerdem gab es ein traditionelles englisches Frühstück mit Bohnen, Spiegelei und Würstchen. Für die Kinder gab es ein spezielles Frühstück mit Cornflakes, Naturjoghurt und einer kleinen Wurst- und Käseplatte. Jeder von uns bekam frisch gepressten Orangensaft und Kaffee – ein wahrer Genuss, der uns perfekt für den Tag vorbereitete.

Nachdem wir uns alle ausgiebig gestärkt hatten, packten wir unsere Taschen ins Auto. Mama hatte am Abend zuvor alles umorganisiert, um Platz zu schaffen und das Auto nicht mehr so vollgestopft aussehen zu lassen. An der Rezeption erkundigten wir uns, ob wir das Auto weiterhin auf dem bezahlten Parkplatz stehen lassen konnten. Nachdem uns dies bestätigt wurde, machten wir uns auf den Weg zu unserer Sightseeing-Tour.

Begleitet uns auf unserem Spaziergang durch das malerische Breslau, wo Geschichte und Architektur Hand in Hand gehen und jeden Schritt zu einem Abenteuer machen.

Unsere Route erstreckt sich über 2,7 Kilometer, und unsere ersten Schritte führen uns zum charmanten Hänsel und Gretel Haus, das offiziell als die Altaristenhäuser bekannt ist. In der Nachkriegszeit wurden diese Gebäude wegen ihrer Form und Struktur oft als Hänsel und Gretel verspottet. Doch hinter diesem skurrilen Spitznamen verbirgt sich eine faszinierende Geschichte. Altaristen waren einst Mitglieder des niederen katholischen Klerus, die bestimmte Aufgaben im Zusammenhang mit Altarstiftungen ausführen mussten. Ein Blick auf diese einzigartigen Häuser lässt uns in vergangene Zeiten eintauchen und die Geschichte der Stadt auf eine ganz besondere Weise erleben.

Unser Weg führt uns weiter zur beeindruckenden Markthalle an der ul. Piaskowa, ein architektonisches Juwel aus dem frühen 20. Jahrhundert. Hier, zwischen den über 190 Ständen auf zwei Ebenen, pulsiert das Leben. Die Markthalle ist nicht nur ein Ort des Einkaufens, sondern auch eine Touristenattraktion, die mit ihrem historischen Charme und ihrem vielfältigen Angebot jeden Besucher in ihren Bann zieht.

Wir betreten den Ring, den ältesten, größten und schönsten Platz der Stadt, um das imposante Breslauer Rathaus zu bewundern. Dieses Wahrzeichen der Stadt, ein Meisterwerk gotischer Architektur, erhebt sich majestätisch an der südöstlichen Ecke des Großen Rings und ist ein wahrer Blickfang.

Unser Spaziergang führt uns weiter zur imposanten Elisabethkirche, einem atemberaubenden Beispiel für die Backsteingotik. Die reichverzierte Ostfassade dieser Kirche beherbergt eine astronomische Uhr aus dem Jahr 1580 und ist ein beliebtes Motiv in zahlreichen Publikationen über die Stadt.

Leider müssen wir die Universität nur von außen bewundern, da sie derzeit renoviert wird. Doch auch von außen strahlt sie eine beeindruckende Pracht aus, die uns erahnen lässt, welches Wissen und welche Geschichte in ihren Mauern verborgen liegen.

Unser Spaziergang endet vorläufig an den Alten Fleischbänken oder Stare Jatki, einst das Zuhause der Fleischerzunft. Hier erinnern Tierskulpturen an die Geschichte dieser Gasse und lassen uns in die vergangenen Zeiten eintauchen, als die Straßen von Breslau noch von Handwerk und Handel geprägt waren.

Ein ganz besonderes Highlight unseres Spaziergangs durch Breslau waren zweifellos die bezaubernden Breslauer Zwerge, die überall in der Stadt verstreut sind. Sobald Noah wusste, wonach er suchen musste, entdeckte er immer wieder einen Zwerg für Omas Fotosammlung und strahlte vor Freude. Diese niedlichen Zwerge sind mit ihren individuellen Gestaltungen und Merkmalen wahre Hingucker. Mit ihren 300 Exemplaren in der ganzen Stadt sind sie ein integraler Bestandteil von Breslaus einzigartigem Charme.

Es war amüsant zu sehen, wie Noah mit Begeisterung die Straßen entlang lief, um jeden Zwerg zu finden. Auch wenn wir anfangs nicht alle 300 aufspüren konnten (wer kann das schon?), war es dennoch ein herrliches Vergnügen, die Stadt auf der Suche nach diesen kleinen Kunstwerken zu erkunden.

Was viele nicht wissen: Diese niedlichen Zwerge haben eine tiefere politische Bedeutung. Sie waren das Symbol der „Orangen Alternative“, einer Bewegung, die in den 1980er Jahren gegen die damaligen Diktaturen protestierte. Die Zwerge verkörperten den Widerstand und die Sehnsucht nach Freiheit. Von den insgesamt 95 Zwergen in der Breslauer Innenstadt haben wir ungefähr 30 entdeckt.

Es war ein Vergnügen, Teil dieser Entdeckungsreise zu sein und die Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart in den Straßen von Breslau zu spüren. Und wer weiß, vielleicht kommen wir eines Tages zurück, um die restlichen Zwerge zu finden und noch mehr über ihre faszinierende Geschichte zu erfahren. Bis dahin bleiben sie ein unvergessliches Erlebnis unserer Reise.

Nachdem wir die Hauptattraktionen der Innenstadt bewundert haben, machen wir uns auf den Weg von der Markthalle zur Sandbrücke. Diese Brücke verbindet die malerische Altstadt mit der idyllischen Sandinsel. Unser Ziel ist klar definiert: Wir suchen einen riesigen Spielplatz für Noah, der sich auf einer der drei Inseln befindet.

Wir überqueren die beeindruckende 32 Meter lange Brücke, die majestätisch über die Oder schwebt und uns mit jedem Schritt näher an unser Ziel bringt. Der Fluss unter uns trägt sanft unsere Gedanken fort, während wir uns auf die bevorstehende Abenteuerlust von Noah freuen.

Endlich erreichen wir die „Spiele-Insel“ und werden von einer Fülle an Farben und Geräuschen begrüßt. Noahs Augen leuchten vor Aufregung, als er die verschiedenen Spielgeräte entdeckt. Von Klettergerüsten bis hin zu Rutschen – hier gibt es alles, was das Kinderherz begehrt.

Während Noah sich mit Eifer austobt und seine Fantasie die Grenzen sprengt, nehmen wir uns einen Moment Zeit, um den Moment zu genießen. Die Sonne strahlt vom Himmel, ein sanfter Wind streicht über die Brücke, und das Lachen unseres kleinen Entdeckers erfüllt die Luft mit Freude. Der Spielplatz bot verschiedene Bereiche für Kinder aller Altersgruppen, vom Klettern über Rutschen bis hin zu Sandkästen – ein wahres Eldorado für unseren kleinen Entdecker. Perfekt, um sich vor der langen Fahrt nach Leipzig noch einmal so richtig auszupowern. Denn wer weiß, vielleicht schläft er ja während der Fahrt ein und verpasst einiges vom Weg.

Ein kleiner Trick hilft uns, Noah vom Spielplatz wegzulocken – wir sagen ihm, dass er noch mehr Zwerge finden muss. Und tatsächlich funktioniert es! Seine Augen leuchten vor Aufregung, als er die Straßen entlangläuft und nach den niedlichen Zwerge Ausschau hält.

Auf dem Weg zurück machen wir noch einen kurzen Stopp bei McDonald’s für ein schnelles Mittagessen. Es ist praktisch und schnell, perfekt für unsere Reisepläne.

Die Fahrt von Breslau nach Leipzig gestaltete sich mit all den Baustellen entlang des Weges als echte Herausforderung. Unser Navi hatte alle Hände voll zu tun, uns durch die labyrinthartigen Straßen zu navigieren. Immer wieder führten uns gesperrte Straßen in Sackgassen, und wir mussten uns einen neuen Weg durch die Stadt bahnen. Doch trotz der Hindernisse kamen wir schließlich um 18:20 Uhr am Hotel an.

Wie erwartet, wartete dort bereits der Schlüssel mit dem Garagen-Key für uns in der Safe-Box, der uns per SMS-Code zugeschickt worden war. Ein reibungsloser Check-in und wir betraten unser Apartment im Leipziger Apartementhaus. Es war wunderschön eingerichtet und wirkte wie neu. Mit zwei Schlafzimmern, einem Babybett, einem Badezimmer und einem geräumigen Wohn- und Essbereich hatten wir mehr als genug Platz für unsere Familie.

Da es bereits spät war und wir am nächsten Tag eine Stadtbesichtigung mit Boot und Bus geplant hatten, beschlossen wir, uns auf die Suche nach einem offenen Markt für frische Lebensmittel zu machen. Leider war es der 3. Oktober und somit war alles geschlossen. Doch wir ließen uns nicht entmutigen, denn die Tankstelle um die Ecke unseres Hotels hatte am nächsten Morgen geöffnet und wir konnten dort frische Brötchen für unser Frühstück organisieren.

Für unser Abendessen machten wir uns auf den Weg zum Schrebers Restaurant und Biergarten. Es war der perfekte Ort, um den Tag ausklingen zu lassen. Bei gutem Essen und einem entspannten Ambiente ließen wir uns die lokalen Spezialitäten schmecken und planten bereits voller Vorfreude unseren nächsten Tag in Leipzig.

Obwohl die Anreise etwas holprig verlief, hatten wir doch das Gefühl, dass Leipzig uns herzlich willkommen hieß. Und mit all den Abenteuern, die uns noch bevorstanden, konnten wir es kaum erwarten, diese faszinierende Stadt weiter zu erkunden.

Das Abendessen im Schreiers Restaurant und Biergarten war ein kulinarisches Erlebnis, das unsere Geschmacksknospen verwöhnte.

Für Papa gab es den Shepka Salat, eine Spezialität der Käserei Lehmann, bestehend aus Frischkäse mit Schafsmilch-Feta und Balkangewürzen. Mama entschied sich für das Original Schreber’s Kneipenschnitzel, ein panierter Leckerbissen gefüllt mit Leberpastete, Senf und Zwiebeln, serviert mit Bratkartoffeln. Ich, Nadine, genoss ein traditionelles sächsisches Rostbrät’l mit gebratenen Zwiebeln und Bratkartoffeln, während Oliver sich an zarten Schweinemedaillons mit Rahmspinat und selbstgemachten Kürbisgnocchi labte. Für unseren kleinen Entdecker Noah gab es Brot und Milchreis mit extra Kakao statt Zimt und Zucker – ein wahrer Genuss für ihn.

Das Essen war köstlich, wie immer, und die Kellnerinnen waren äußerst freundlich und zuvorkommend. Wir fühlten uns rundum wohl und genossen jede Minute unseres Abendessens.

Nach einem erlebnisreichen Tag und einem herzhaften Mahl kehrten wir um 21:00 Uhr zurück zum Hotel und kuschelten uns alle müde ins Bett.

Gute Nacht aus Leipzig, einer Stadt voller kulinarischer und kultureller Schätze! Bis morgen zu neuen Abenteuern und Erlebnissen.

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