Spielplatz-Spaß im Central Park, Highlander-Momente und
Nebel auf dem Top of the Rock!
Guten Morgen aus dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten – und der begrenzten Schlafdauer. Der Wecker kreischt, mein Körper protestiert, und ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich schon wach bin oder nur eine besonders realistische Szene aus einem Jetlag-Traum durchlaufe. Auf dem Weg ins Bad meide ich den Spiegel vorsichtshalber – niemand braucht diese Zombie-Version vor dem ersten Kaffee.
Die Kinder? Erwachen wie kleine Wirbelstürme. Noah, unser fünfjähriger Abenteurer mit eingebautem Frühstarter-Modus, ist sofort einsatzbereit. Emilia, unsere süße Eineinhalbjährige, wirkt zwar noch verpennt, aber wehe, jemand versucht ihr das falsche Shirt anzuziehen – dann wird’s plötzlich laut. Wasser wird verteilt, Zahnpasta dezent neben der Bürste platziert, und die Outfitwahl wird zum diplomatischen Minengang. Aber: Wir überleben es – wieder einmal.
Danach wird gefrühstückt. Stefan hat bereits den Küchendienst übernommen und serviert mit stoischer Ruhe ein Frühstück, das irgendwo zwischen amerikanisch und improvisiert pendelt. Und dann: rein ins Auto. Unser treuer fahrbarer Krümelcontainer – mittlerweile eine biologische Einheit aus Brezelresten, Kekskrümeln und einem gelegentlichen Gummibärchenfund unter dem Sitz. Ziel des Tages: Manhattan. Genauer gesagt: die Fähre dorthin. Doch New York wäre nicht New York, wenn das Wetter nicht auch mal mitspielen würde. Heute trägt die Skyline ihren Nebelmantel wie ein Superheld im Ruhestand. Wolken hängen tief, die Spitze vom One World Trade Center verschwindet wie ein Zaubertrick. Aber hey – bisschen Dunst hat noch keinem Abenteuer geschadet.
Noah und Emilia diskutieren im Auto hitzig, welches Spielzeug heute mit auf die große Reise darf . Es ist ein hartes Duell zwischen Plastik-Dino und Quietsche-Ente, das schließlich in einem beidseitigen Kompromiss endet: Beide kommen mit. Natürlich. Und kaum sind wir auf der Fähre, verwandelt sich das ganze Gefährt in ein Piratenschiff. Captain Noah übernimmt das Steuer (symbolisch), während Emilia das Deck inspiziert (praktisch mit Kekskrümeln).

Und während wir durch das graue Licht über den Hudson gleiten, zeigt sich New York mal wieder von seiner mystischen Seite. Keine grellen Farben, kein Postkartenhimmel – aber eine Stimmung wie aus einem Film, bei dem man leise Musik im Kopf hört, ohne dass sie spielt. Ankunft Manhattan. Raus aus der Fähre – rein in den Untergrund. Die U-Bahn wartet. Und unser Ziel liegt schon bereit wie ein grüner Traum: Central Park, wir kommen.

Die gelbe Linie R – unser persönlicher Express in die nächste Etappe des New-York-Abenteuers. Wir steigen ein in den stählernen Wurm, der sich ratternd durch den Bauch der Stadt schiebt, und lassen uns im angenehm warmen Wagon durch die Metropole tragen. Unser Ziel: die Station 5th Avenue/59th Street – der elegante Ausgangspunkt für alles, was heute glitzert, funkelt und vielleicht ein bisschen zu viel will.
Kaum haben wir die Treppen verlassen, stehen wir mitten drin in einer Szene, die aussieht, als hätte jemand “New York” und “Weihnachtszauber” auf maximale Stärke gedreht. Die Pulitzer Plaza liegt vor uns wie eine frisch polierte Schneekugel – und irgendjemand hat sie kräftig geschüttelt.

Direkt darüber: das Plaza Hotel. Majestätisch, prunkvoll, ein Hauch Versailles in Manhattan. Und davor: eine Eislandschaft, die alle Register zieht. Da stehen sie, die Plastik-Eisbären , in Pose wie bei einem Vogue-Winterspecial, Pinguine in Choreografie-Formation , Schneeflocken aus LED und überall tierischer Kitsch in Hochglanz. Die Meinungen in der Familie? Sagen wir mal… differenziert. Stefan murmelt etwas von “Disneyland trifft auf Zuckerschock”, während ich längst mein Handy zücke und Noah und Emilia bereits fröhlich zwischen Bär und Pinguin herumflitzen.
Die Kinder sind komplett aus dem Häuschen. Emilia quietscht bei jedem Tier, als wären sie alte Bekannte, und Noah versucht einem dekorativen Robbenbaby zu erklären, dass es gleich mit auf Schatzsuche muss. Der gesamte Platz wird kurzerhand zum Spielplatz erklärt – mit uns als Zuschauer in der ersten Reihe.

Und ganz ehrlich? So übertrieben das alles auch sein mag – es ist mit so viel Liebe zum Detail gemacht, dass man sich dem Zauber kaum entziehen kann. Die Lichter, die Musik, die glänzenden Augen der Kinder – es ist ein Weihnachtsmärchen mitten in der Stadt. Nur eben mit Betonboden, Großstadtlärm und einem Hauch Plastik. Aber das gehört in New York irgendwie dazu.
Inmitten all des frostigen Glitzers und den kunstvoll drapierten Plastik-Pinguinen fassen wir neuen Kurs: weiter Richtung Central Park. Das Plaza Hotel? Bleibt heute leider zu. Covid-Maßnahmen – auch der Luxus hat manchmal Hausarrest. Schade, denn ein kleiner Spaziergang durch die prunkvollen Hallen hätte durchaus seinen Reiz gehabt. Aber hey, New York ist nicht der Ort für schlechte Laune – höchstens für spontane Planänderungen mit Stil. Also: Kopf hoch, Füße vorwärts, Blick nach Norden. Spielplatz voraus! Wir betreten den Central Park an der südöstlichen Ecke – dort, wo die Stadt aufhört zu hupen und anfängt zu atmen. Der Kontrast könnte größer kaum sein: Gerade noch zwischen Gucci-Schaufenstern und Glitzerbäumen – jetzt zwischen Felsen, Bäumen und spielenden Kindern.

Unser Ziel: der berühmte Wollman Rink – eine der schönsten Ecken des Central Parks, besonders im Winter. Ab Ende Oktober drehen hier Schlittschuhläufer ihre Runden, als gäbe es einen Preis für das schönste Schleudern, und das Ganze vor einer Kulisse, die Hollywood längst für sich entdeckt hat. „Kevin – Allein in New York“, „Weil es Dich gibt“, „Love Story“ – sie alle haben hier gedreht. Und jetzt sitzen wir mittendrin. Gut, nicht auf dem Eis, sondern auf einer Bank am Rand. Keine Designer-Mäntel, keine Kameras – nur wir, die Kids, und die klirrend klare Luft. Emilia zieht Rutsche dem Rink vor, Noah schliddert in Sportschuhen neben dem Geländer, als hätte er’s erfunden. Und wir? Wir atmen kurz durch – und merken: das hier ist einer dieser Momente, die man sich merkt, ob man will oder nicht.
Rote Wangen, fliegende Schals, das Knirschen der Kufen und das helle Lachen von Kindern – als hätte jemand einen Filmsoundtrack in Dauerschleife gelegt. Es wirkt, als würde gleich jemand „Und… Action!“ rufen. Vielleicht tut er das ja auch – in einem Paralleluniversum, in dem unsere Bank als Inspirationsquelle für das nächste Drehbuch dient. Ein Kuss auf dem Eis? Ein verlorener Handschuh? Alles liegt in der Luft.

Während Noah und Oli die umliegenden Felsen erklimmen, als hätten sie eine Privatmission zur Nordwand, machen wir es uns auf der Bank bequem. Ein perfekter Logenplatz – direkt vor der Eisbahn und mit Blick auf den Upper East Side-Himmel , wo sich etwas anderes in Szene setzt: die „Pencil-thin Skyscraper“. Diese absurd schlanken Wolkenkratzer ragen wie Architektenlaunen in den Himmel – oder besser gesagt: in den Nebel.
Denn heute hat der Himmel beschlossen, sich in Schweigen zu hüllen. Nur ein paar Etagen der teuren „Trophy Views“ ragen noch hervor – der Rest ist einfach… verschwunden. Stell dir vor, du zahlst einen siebenstelligen Betrag für den Blick, und bekommst: graues Nichts mit Aussicht auf gar nichts. Ärgerlich? Klar. Aber auch ziemlich witzig – wenn man nicht gerade der Besitzer ist. Doch genau das ist New York: Eine Stadt, die sich nicht berechnen lässt. Mal kriegst du das Postkartenpanorama, mal den Nebelvorhang. Aber eines ist sicher – langweilig wird’s nie.

Nach dem fröhlichen Chaos auf dem Eis waren wir bereit für die nächste Etappe unseres Abenteuers: den legendären Heckscher Playground . Ein Ort, so traditionsreich, dass man fast meint, hier hätte schon ein junger Tyrannosaurus das Klettern geübt. Gut, nicht ganz – aber immerhin seit 1926 ein fester Bestandteil des Central Park. Und wer es so lange in dieser Stadt aushält, muss was draufhaben.
Denn der Heckscher Playground ist kein gewöhnlicher Spielplatz . Nein – er ist das Phantasialand unter den Sandkästen , der Rutschen-Kaiser, das Kletterkönigreich der kindlichen Phantasie. Große Rutschen, kleine Rutschen, Babyschaukeln, eine steinerne Märchenburg mit Türmen, Tunneln und Treppen – und mittendrin: Noah und Emilia, auf Rittermission. Sie erstürmen die Mauern, schleichen durch Gänge und thronen am Ende stolz auf den höchsten Zinnen – während wir Erwachsenen ehrfürchtig auf der Foodtruckbank Platz nehmen.

Denn auch für uns hat dieser Ort seine Freuden: ein Hotdog, dampfend, senfbestreut und auf die Hand serviert , schmeckt nirgends besser als inmitten lachender Kinderstimmen und raschelnder Herbstblätter. Ein Ort, der Kindheit schmeckt und gleichzeitig Erholung bietet – mit Wurst statt Wellness.
Zwischen Biss und Burg entstand mehr als nur ein Sättigungsgefühl – wir schufen kleine Erinnerungen. Und mal ehrlich: Wer kann schon von sich behaupten, Hotdogs verspeist zu haben, während die Kinder in einer Burg im Central Park Ritterabenteuer erleben? Richtig. Nur wir. Die coolste Familie nördlich der Bow Bridge.

Doch auch die tapfersten Ritter müssen weiterziehen. Und so setzten wir unseren Streifzug durch den Central Park fort. Der Weg führte uns zur Bethesda Terrace , vorbei an majestätischen Bäumen, geschnürten Joggern und gelegentlichen Ballonverkäufern auf Winterpause.
Vom Bethesda-Brunnen aus schweifte unser Blick über das still dahingleitende Loeb Boathouse – dieser charmante Ort am See, wo Boote tanzen und Romantik in der Luft liegt, als hätte jemand ein Rosamunde-Pilcher-Drehbuch ins Wasser geworfen. Unser Ziel jedoch: die legendäre Bow Bridge. Je näher wir kamen, desto mehr stieg die Vorfreude – denn diese Brücke ist kein einfacher Übergang, sie ist ein Symbol. Eine Verbindung zwischen Metropole und Märchen. Ihre geschwungene Silhouette, ihr schmiedeeisernes Geländer, der Blick über den See – man tritt nicht nur auf eine Brücke, man tritt in ein lebendiges Gemälde.
Der Lärm der Stadt war plötzlich weit weg, ersetzt durch das sanfte Rascheln der Bäume und das leise Plätschern des Wassers. Und für einen Moment standen wir einfach da, blickten über den See – und waren nicht nur in New York, sondern mitten in einem Film, der das Leben selbst geschrieben hatte. Die Bow Bridge , meine Lieben, ist nicht einfach nur eine Brücke . Nein. Sie ist Filmgeschichte, Liebespfad und Highlander-Schauplatz in einem. Genau hier – zwischen romantischem Eisen und Entengetümmel – schloss Connor MacLeod nach 100 Jahren seinen Kumpel in die Arme . „Es kann nur einen geben!“ Jap, auch Unsterbliche brauchen mal einen Spaziergang.

Und selbst wenn man gerade keine Schwerter schwingt oder Ewigkeitsduelle austrägt – diese Brücke bleibt ein Highlight. Ob mit Kamera, Kaffee oder Kind auf der Schulter – wer New Yorks grüne Lunge erleben will, kommt hier nicht vorbei, sondern drüber. Also: Wanderschuhe an, Popkultur-Referenz parat, und los geht’s. Die Bow Bridge wartet.
Unser Weg durch den Central Park führte uns weiter zu einem Ort, der leiser, aber umso eindringlicher ist: Strawberry Fields. Kein Spielplatz, keine Glitzerdeko, keine Eisbahn – sondern ein stiller Garten, der klingt, auch wenn keiner singt. 2,5 Hektar in Form einer Träne. Ein Denkmal, das nicht schreit, sondern spricht. Yoko Ono hat diesen Ort geschaffen , direkt gegenüber dem Dakota Building, wo sie und John Lennon lebten – und wo er am 8. Dezember 1980 aus dem Leben gerissen wurde.

Hier, in Strawberry Fields , liegt das berühmte Mosaik mit dem schlichten Wort: IMAGINE. Kein Grabstein, keine Statue – nur Gedanken, Musik und unzählige Blumen. Botschaften aus aller Welt schmücken den Platz, als wollten sie sagen: „Du bist nicht vergessen – im Gegenteil, du bist überall.“
Es ist ein Ort der Ruhe, der Liebe und der Erinnerung. Man spürt, dass dieser Garten mehr ist als ein Denkmal – er ist ein Versprechen. Ein Ort, an dem getrauert und gefeiert wird. Wo Musikgeschichte nicht archiviert, sondern weitergelebt wird. Wo Menschen stehen bleiben, tief durchatmen – und plötzlich wieder ein Lied im Kopf haben. Strawberry Fields ist kein Touristenstopp – es ist ein Gefühl. Ein leiser, ehrlicher Moment mitten in der Stadt, die sonst selten innehält. Ein Ort, der Frieden atmet – und dabei leise „Let it be“ summt.
Wir verlassen die stille Schönheit des Central Parks, lassen Burg, Boote und Beatles hinter uns und tauchen wieder ein ins pulsierende Herz von Manhattan. Und was soll man sagen? New York im Dezember spielt alle Register. Wenn der Central Park ein Wintermärchen ist, dann ist Midtown zu dieser Zeit eine Netflix-Weihnachtsserie auf Amphetamin – in fünf Sprachen und mit Spezialeffekten.
Die Stadt glitzert, blinkt, funkelt und leuchtet, als würde sie gerade um die Austragung der offiziellen Weltmeisterschaft im Weihnachtswahnsinn kämpfen. Und ganz ehrlich: Sie hätte gute Chancen. Selbst die Reklametafeln am Broadway wirken plötzlich ein bisschen nervös, als wüssten sie, dass sie gerade von tausend Weihnachtsbäumen in den Schatten gestellt werden. Und mittendrin: das Rockefeller Center. Keine Überraschung, aber jedes Jahr wieder ein echter Paukenschlag im Lichterorchester dieser Stadt. Der berühmte Weihnachtsbaum thront dort wie ein König, flankiert von Eisbahn, Engelsfiguren und unzähligen Menschen mit roten Mützen und glänzenden Augen. Selbst der Grinch würde hier milde lächeln.

Nur ein paar Schritte weiter: die Radio City Music Hall. Schon außerhalb der Festtage ein architektonisches Juwel, doch zur Weihnachtszeit? Ein leuchtender Rausch aus Rot, Gold und Nostalgie. Die riesige Fassade, eingerahmt vom überdimensionalen Weihnachtsbaum, ist kein Dekoelement – sie ist eine Ansage. Eine, die ruft: „Du bist in New York. Es ist Weihnachten. Staun gefälligst.“
Aber es geht noch eine Kugel weiter: die Christmas Ball Fountain. Riesige, glänzende Weihnachtskugeln liegen scheinbar schwerelos in einem Wasserbecken, als hätte ein Riesenbaby seinen Baumschmuck hier vergessen. Rot, spiegelglatt und so fotogen, dass man fast erwartet, gleich auf einem Instagram-Account mit 2,3 Millionen Followern aufzutauchen.

Und während wir durch dieses Lichtermeer spazieren, begleitet von weihnachtlicher Straßenmusik, dampfenden Coffee-to-go-Bechern und dem leichten Glitzern von Schnee in der Luft, sieht man es in den Gesichtern der Menschen: Diese Stadt kann verzaubern. Auch ohne Schlitten, ohne Schneeengel und ohne Kaminfeuer. Einfach nur mit Licht, Klang – und einem Hauch New Yorker Größenwahn.
Zurück am Rockefeller Center – wo der Weihnachtszauber in der Luft liegt wie Glitzerstaub auf einer festlich beschrifteten Grußkarte. Die Lichter flackern, Menschen strömen, und über allem thront sie: die Megatanne. Ein Baum, so groß, dass man meinen könnte, er hätte selbst das Empire State Building schüchtern gemacht. Schon gestern waren wir hier. Aber der Baum ist einfach unglaublich.

Bevor wir uns in die Höhen des Top of the Rock aufmachen, gönnen wir uns noch ein kleines Fotoshooting – vor Baum, Bahn und Weihnachtsgefühl. Denn wenn schon Weihnachten in New York, dann bitte mit Eislaufbahn im Hintergrund. Alles andere wäre wie ein Hotdog ohne Senf. Da stehen wir also. Mittendrin in einem Lichtermeer, das den Begriff „festlich“ neu definiert. Die Tanne funkelt wie eine Supernova in Glitzerform, die Eisbahn darunter ist ein bunter Strudel aus Kinderlachen, Liebespaaren auf Schlittschuhen und Touristen mit leicht panischem Gesichtsausdruck in der ersten Kurve.
Und wir? Wir lächeln, frieren ein bisschen, frieren ein bisschen mehr – aber wir wissen: Dieser Moment ist Gold wert. Fürs Familienalbum, fürs Herz, fürs kollektive “Weißt-du-noch-damals-in-New-York”-Gefühl.
Nachdem wir unseren kleinen Weihnachtsfilm im Kopf abgespeichert haben , geht’s weiter zu den Aufzügen des Observation Decks. Doch dieser Moment – mit Lichterkette im Blick, Kinder an der Hand und Stadtromantik in der Luft – wird uns begleiten. Denn New York hat mal wieder gezeigt, was es kann: Menschen verzaubern. Einfach so. Mit einem Baum, ein paar Schlittschuhen und dem Gefühl, dass genau jetzt, genau hier, alles irgendwie ein bisschen mehr leuchtet.

Wir waren voller Vorfreude. Hoch hinaus, auf das legendäre Top of the Rock – mit Aussicht auf ganz Manhattan, den Central Park, das Empire State Building und, wenn das Wetter richtig gut gelaunt ist, sogar bis nach Brooklyn und New Jersey. Ein Klassiker. Ein Muss. Ein Postkartenmoment in der Vertikalen.
Tagsüber ist der Blick atemberaubend. Nachts? Ein einziger Rausch aus Licht, Tiefe und Glanz. Die Skyline funkelt, als würde sie ein geheimes Feuerwerk feiern. Nur eben… heute nicht. Denn als wir oben ankamen, öffneten sich die Aufzugtüren – und… Puff. Willkommen in Wolkengrau Deluxe. Manhattan? Unsichtbar. Empire State Building? Hinter einer rosa Nebelwand. Statt Glitzerpanorama gab’s Mysteryfilm mit Sichtweite zwei Meter.
Die Kids fanden’s trotzdem super. Denn wenn sich die Stadt in Nebel hüllt, dann wird’s eben ein bisschen magisch – als wären wir mitten in einem Harry-Potter-Kapitel gelandet, kurz bevor jemand mit einem Zauberstab die Sicht wieder freigibt. Die Wolkenkratzer wirkten wie Geistergebäude, die sich nur schemenhaft zu erkennen gaben. Ein bisschen wie Manhattan auf Stand-by.
Wir hielten das Ganze mit Humor – schließlich sind wir ja nicht zum ersten Mal in New York. Manchmal meint es das Wetter gut mit dir. Und manchmal schickt es dir eine rosafarbene Nebelwand mit eingebauter Ironie. Nach 30 Minuten im urbanen Wolkentheater , einem Familienfoto mit Nichts im Hintergrund und ein paar sehnsüchtigen Blicken in die weiße Leere, traten wir den Rückweg an. Kein Lichtermeer, kein Weitblick – aber dafür eine Geschichte, die man garantiert nicht googeln kann. Denn dieses „Top of the Rock“-Erlebnis? War ganz allein unseres.
Top Of The Rock (oder Fog on the Rock)
Das Rockefeller Center selbst ist ein Volltreffer. Zwischen funkelnden Lichtern, XXL-Tannenbaum und einer ordentlichen Portion Nebelromantik vom Observation Deck stolperten wir zufällig auch noch in ein paar richtig schicke Shops. Und ja – wir sind schwach geworden. Ben & Jerry’s stand im Weg. Völlig überteuert? Absolut. Unwiderstehlich? Leider auch. Aber hey – wenn man in New York kein teures Eis isst, war man dann überhaupt da?
Nach dieser kleinen kulinarischen Sünde schalteten wir um auf praktisch . Frühstücksvorräte mussten her! Google Maps schickte uns nach TriBeCa – zu einem Target mit rettender Supermarkterleuchtung. Also rein in die blaue Linie E, raus an der Chambers Street, zwei Blocks Richtung Westen und der Einkaufswagen war unser. Müsli, Milch, Obst, irgendwas mit Zimt – und ein paar Snacks für morgen. Danach ging’s zu Fuß weiter – knapp eine Meile bis zur Staten Island Ferry. Und diesmal kein bunter Sonnenuntergang, sondern eine dramatische New Yorker Nachtfahrt mit Freiheitsstatue im Rampenlicht. Noah stand ganz vorne am Geländer, die kleine Silhouette von Lady Liberty glitzerte in der Dunkelheit wie ein Versprechen. Stefan und er standen da wie zwei stille Beobachter, während die Stadt leise hinter uns verblasste.

Zurück auf Staten Island hieß es: Auto schnappen – nächster Halt: Applebee’s. Und was soll man sagen? Jackpot. Heute war Kinderessen kostenlos. Die Kinder haben gegessen wie Könige, und wir wie erschöpfte Touristen mit verdientem Hunger. Burger, Fries, Limo – und die Erkenntnis: Manchmal ist Glück eben einfach nur ein Schild an der Tür.
Als wir das Restaurant verließen, war es fast 22 Uhr. Die Müdigkeit kroch uns langsam in die Knochen, aber die Zufriedenheit war deutlich schneller. 15 Minuten später rollten wir auf den Parkplatz unseres Apartments. Und während wir alle nach und nach in die Betten fielen, dachten wir nur: Was für ein Tag. Ein Tag voller Glitzer, Wolken, Hotdogs, Eis, Spielplatzabenteuer – und einer kleinen Statue mitten im Wasser, die uns ganz leise zugewunken hat. Gute Nacht, New York.