Streifenhörnchen, Balance Rocks & Flussromantik: Ein entspanntes Abenteuer am Colorado
Nach unserer abenteuerlichen Wanderung zur Wave beschlossen wir heute, alles etwas ruhiger anzugehen und den Tag entspannt zu starten. Es tat gut, einfach mal auszuschlafen und sich Zeit zu lassen. Nach einem ausgedehnten Frühstück machten Stefan und ich uns auf den Weg zum Visitor Center, um die nächsten Pläne in Angriff zu nehmen – mit einem kleinen Ziel: Wir wollten sicherstellen, dass unsere heutigen Wege möglichst ohne die Schlammpisten verlaufen würden, die uns gestern in Atem gehalten hatten.
Nach ein paar Gesprächen mit den freundlichen Rangern und einem kurzen Kartenstudium stand die Entscheidung fest: Heute führte uns die Tour zum Cathedral Wash. Ein kleiner Seitencanyon des Marble Canyon, der von den Vermilion Cliffs bis hinunter zum Colorado River reicht – und am Ende sogar zum Rand des Grand Canyon National Parks führt. Ein tolles Ziel für eine Wanderung mit ein paar abenteuerlichen Klettereinlagen und vor allem festen Boden unter den Füßen!
Wir nahmen die 89A und parkten schließlich in einer kleinen Parkbucht an der linken Straßenseite, die für Cathedral Wash-Wanderer gedacht ist. Die Sonne stand bereits hoch, und der helle Kalksandstein des Canyons glühte im Morgenlicht. Die ersten Stufen führten uns hinab in den Canyon, der hier noch flach und weit wirkte – ein friedlicher Anblick, und genau das richtige Terrain, um langsam wieder in Bewegung zu kommen.
Der erste Abschnitt des Canyons war weit und sanft geschwungen, seine Wände sahen aus wie ein Kunstwerk der Natur. Die Löcher und kleinen Höhlen im Kalksandstein erinnerten fast an Schweizer Käse, und es war spannend zu beobachten, wie das Wasser über Jahrtausende diese ungewöhnlichen Formen geschaffen hatte. Man konnte sich förmlich vorstellen, wie die Erosion mit unbändiger Geduld daran gearbeitet hatte, diesen Canyon zu formen – ein echtes Meisterwerk der Natur!
Bildergalerie: Cathedral Wash trail
Doch bald wurde der Canyon enger und tiefer. An manchen Stellen mussten wir genau hinschauen, um den besten Weg zu finden, während sich ab und zu ein kleines Steinmännchen als hilfreicher Wegweiser zeigte. Es machte riesigen Spaß, die Strecke zu erkunden und immer wieder neue, unerwartete Ausblicke zu entdecken. Die Wände schienen näher zu rücken, und das Licht malte faszinierende Muster auf die steinernen Oberflächen.
Nach einer Weile stießen wir auf unser erstes großes Hindernis: Ein etwa 10 Meter hoher Dryfall blockierte den Weg. Diese natürliche Felsstufe war kein einfaches Hinunterhüpfen, sondern eine richtige Kletterstelle! Stefan und ich waren schon zweimal unten gewesen und versuchten uns zu erinnern, wie wir damals am besten hinuntergekommen waren. Oli, abenteuerlustig wie immer, kletterte gleich vor und meisterte die Stelle mit Leichtigkeit.
Doch als wir uns die Lage genauer ansahen, kamen uns Zweifel. Die Stelle war zwar machbar, aber für die Kinder könnte es etwas riskant werden – und das Klettern wäre vermutlich das kleinere Problem gewesen. Im Canyon sammelte sich hier und da Wasser in dunklen Pools, und ich erinnerte mich noch lebhaft an 2018, als Stefan hier ausgerutscht war und direkt in eines der Wasserlöcher geplumpst war. Damals blieb es zum Glück bei nassen Klamotten und einem großen Lacher, aber heute wollten wir für die Kinder kein Risiko eingehen.
Also entschlossen wir uns, umzukehren – sicher ist sicher. Auch wenn wir nicht bis zum Fluss vorgedrungen waren, war es bis hierher eine fantastische Wanderung gewesen, und die Erkundung des Canyons hatte uns allen großen Spaß gemacht. Manchmal ist es eben die beste Entscheidung, auf den Instinkt zu hören und den Rückweg anzutreten, bevor ein echtes Abenteuer im Canyon enden könnte.
Als wir wieder bei unserem Auto ankamen entschlossen wir uns, die Lees Ferry Road bis zum Ende zu fahren. Die Straße schlängelte sich durch eine weite, steinige Landschaft und bot immer wieder spektakuläre Blicke auf die roten Felsen und die dramatischen Steilhänge der Umgebung. Schon von Weitem erhaschten wir einen ersten Blick auf den Colorado River, dessen blaugrünes Wasser sich wie ein stilles Band durch die zerklüftete Szenerie zog. Als wir schließlich am Aussichtspunkt ankamen, erwartete uns ein grandioses Panorama auf den Fluss. Hier hatten wir also doch noch unser Ziel erreicht, auch wenn wir den Colorado anders erlebten als ursprünglich geplant.
Wir parkten das Auto und entdeckten einen der gemütlichen Picknickplätze direkt am Flussufer, perfekt für unser mitgebrachtes Essen. Die Tische standen unter schattenspendenden Bäumen, und von dort aus konnten wir das sanfte Rauschen des Flusses hören, während wir uns an einem der Tische niederließen. Es dauerte nicht lange, bis wir merkten, dass wir nicht die Einzigen waren, die ein Auge auf unser Mittagessen geworfen hatten. Von den Büschen und kleinen Felsen rundherum schauten neugierige, flauschige Streifenhörnchen zu uns herüber, ihre kleinen Knopfaugen aufmerksam und gespannt auf uns gerichtet.
Während wir unser Essen auspackten – Sandwiches, frisches Obst und ein paar Chips – wichen die kleinen Nager keinen Zentimeter von uns ab. Sie schnüffelten in unsere Richtung, ihre Nasen in der Luft, als könnten sie das Aroma direkt in ihr kleines Streifenhörnchen-Paradies übertragen. Sobald eines von uns ein Stück Obst in die Hand nahm, fixierten uns ihre Augen, als wollten sie uns regelrecht hypnotisieren, um vielleicht doch noch einen Krümel abzubekommen.
Nach dem Essen packten wir unsere Sachen wieder zusammen und verabschiedeten uns von unseren pelzigen Beobachtern, die uns mit einem letzten, hungrigen Blick zurückließen.
Auf dem Rückweg machten wir noch einen kurzen Stopp bei den Balance Rocks, die sich unweit der Stelle befinden, wo die Lees Ferry Road auf die 89A trifft. Diese bizarren Felsformationen schienen wie durch Zauberhand in ein perfektes Gleichgewicht gebracht worden zu sein – riesige Felsblöcke balancierten auf deutlich schmaleren Sockeln, als hätte die Natur hier ein Spiel aus Physik und Kunst geschaffen.
Wir stiegen aus und gingen ein paar Schritte näher heran, um diese imposanten Steingebilde aus der Nähe zu bewundern. Die massiven Felsen schwebten fast über ihren filigranen, erodierten Sockeln, die das Gewicht nur durch pure Standfestigkeit zu tragen schienen. Die Kinder waren fasziniert und stellten eine ganze Reihe von Fragen: „Wie können die Felsen da oben bleiben, ohne runterzufallen?“ und „Wer hat die dahin gestellt?“ Es war ein echtes Highlight, das uns einmal mehr die Kreativität der Natur vor Augen führte – und für ein paar weitere tolle Fotos sorgte.
Nachdem wir die letzten Eindrücke und ein paar Bilder der Balance Rocks festgehalten hatten, setzten wir schließlich unsere Fahrt zurück nach Page fort.
Zurück in Page gab es noch eine letzte kleine Aufgabe: Die Kinder, Oli und ich wurden am Haus abgesetzt, während Stefan und Nadine sich dem Auto widmeten. Nach den Abenteuern der letzten Tage hatte der Wagen dringend eine gründliche Wäsche nötig – die schlammigen Spuren der Wave-Zufahrt mussten entfernt werden, bevor wir das Auto zurückgeben würden. Ich glaube, der Vermieter hätte von unseren Eskapaden weniger begeistert gewirkt.
Anschließend machten wir uns auf zum Walmart, um für das abendliche Grillen einzukaufen. Wir hatten einen Gasgrill mit voller Flasche am Haus entdeckt, was natürlich die perfekte Gelegenheit für ein echtes BBQ bot! Es gab saftige Steaks, dazu eine Auswahl an Beilagen, und wir ließen uns auf der Terrasse nieder, um den letzten Abend in Page zu feiern. Der Abend war warm und die Stimmung entspannt, während wir den Grillduft und die Aussicht genossen.
Nach dem Essen war jedoch die Zeit zum Kofferpacken gekommen. Der morgige Tag würde uns weiterführen, und wir bereiteten alles für die Abreise vor. Es war der perfekte Abschied von Page: ein gemütlicher Abend, gutes Essen und die Aussicht auf neue Abenteuer, die nur darauf warteten, entdeckt zu werden.