
Über den Jaufenpass nach Hause: Der krönende Abschluss unserer Reise
Der letzte Tag unserer Reise war angebrochen – heute ging es nach Hause. Doch bevor wir den Camper endgültig gen Norden lenkten, machten wir noch einen kleinen Abstecher zum Dorfladen, der praktischerweise direkt um die Ecke lag. Frische Brötchen fürs Frühstück und zwei Flaschen Wein als Souvenir – ein kleines Stück Südtirol für zu Hause.
Während wir gemütlich vor unserem Camper saßen und unseren Kaffee genossen, wurde der Campingplatz langsam wach. Es war fast schon eine kleine Show, die sich vor unseren Augen abspielte. Camper in allen Variationen gingen ihrem morgendlichen Ritual nach: Einige packten bereits akribisch zusammen, andere nahmen sich alle Zeit der Welt, um ihr Frühstück mit Blick auf die Berge zu zelebrieren. Und dann gab es noch die Perfektionisten.
Wir sind ja eher die entspannte Fraktion. Camper hinstellen, halbwegs gerade ausrichten – fertig. Aber hier wurde das große Kino aufgeführt: Keile unterlegen, elektrische Hubstützen millimetergenau justieren, die perfekte Sat-Schüssel-Ausrichtung per Laserwasserwaage optimieren. Und das alles auf einem Platz, der so eben wie ein Billardtisch war. Nun ja, wer’s braucht.
Doch das wahre Spektakel begann, als die ersten Camper ihre Abreise vorbereiteten. Auf dem Stellplatz direkt gegenüber von uns wurde nicht nur gepackt, sondern plötzlich umgeparkt. Runter von den Keilen, Markise einfahren, Satellitenschüssel einklappen, Stühle verstauen – und dann? Ein epischer Umzug. Ganze zwei Stellplätze weiter.Warum? Keiner weiß es. Der neue Platz sah exakt aus wie der alte. Doch während der Fahrer hochkonzentriert das Manöver ausführte, stand die Gattin daneben, gab strenge Anweisungen und nickte erst zufrieden, als der Camper nun exakt genauso stand wie vorher – nur halt zwei Plätze weiter.
Kaum war das Meisterwerk vollendet, ging das Schauspiel in die zweite Runde. Ein anderer Camper, offensichtlich inspiriert von der grandiosen Umpark-Aktion, schlenderte prüfend über den Platz, kratzte sich am Kinn und kam offenbar zu dem Schluss, dass der eben freigewordene Stellplatz ein massives Upgrade wäre. Und so begann auch hier das Ritual: Keile weg, Markise rein, Antenne runter, Tisch zusammenklappen – und ab dafür. Die große Reise – vier Meter weiter.
Ich hätte diesem völlig absurden Treiben noch stundenlang zusehen können. Wie langweilig muss ein Urlaub sein, wenn man ihn damit verbringt, seinen Camper taktisch von links nach rechts zu schieben? Doch wir hatten noch eine echte Strecke vor uns. Also packten wir nach einem letzten entspannten Frühstück unsere Sachen zusammen und machten uns bereit für den letzten großen Abschnitt unserer Reise.
Die Straße führte uns zunächst durch die sonnigen Obstplantagen und Weingüter rund um Merano, wo die Apfelbäume in Reih und Glied standen und die Weinberge sich sanft die Hügel hinaufzogen. Doch bald ließen wir das fruchtbare Tal hinter uns, und die Straße begann sich dramatisch zu winden – wir näherten uns dem Jaufenpass.

Die Fahrt über den Jaufenpass war zweifellos eine der beeindruckendsten Etappen unserer gesamten Reise. Kaum hatten wir den ersten Anstieg hinter uns, veränderte sich die Landschaft schlagartig. Die Straße wand sich in engen Serpentinen den Berg hinauf, während die Vegetation langsam karger wurde. Jede Kehre offenbarte ein neues, atemberaubendes Panorama, und mit jedem Höhenmeter fühlte es sich ein bisschen mehr nach Abenteuer an.
Obwohl es Ende des Frühlings war, lag auf den oberen Abschnitten des Passes noch eine dicke Schneeschicht. Die Kontraste waren spektakulär: unter uns die saftig grünen Täler, über uns das strahlende Blau des Himmels – und dazwischen weiße Schneefelder, die sich wie eine andere Welt anfühlten. Es war, als hätten wir in wenigen Kilometern gleich mehrere Jahreszeiten durchquert.
Die Straße war glücklicherweise schneefrei, aber das bedeutete nicht, dass sie einfach zu fahren war. Die engen Haarnadelkurven forderten Stefans volle Aufmerksamkeit – auf der einen Seite ragten steile Felswände empor, auf der anderen gähnten tiefe Abgründe. Und weil wir nicht zu denen gehören, die einfach durch solche Landschaften hindurchrasen, hielten wir immer wieder an, um den Blick in die Weite zu genießen. Von hier oben konnte man in der Ferne die schneebedeckten Gipfel der Alpen erkennen, während das Tal tief unter uns im goldenen Licht der Morgensonne schimmerte.
Die Luft war klar und frisch, und jedes Mal, wenn wir das Fenster herunterließen, kam uns der würzige Duft von Kiefern entgegen. Ab und zu hörte man nur das leise Knirschen des Schnees unter den Reifen, während sich unser Camper Meter für Meter weiter nach oben kämpfte. Schließlich erreichten wir den höchsten Punkt des Passes, wo der Schnee bereits bis an die Straßenschilder heranreichte. Ein Moment zum Durchatmen, Staunen – und für eine letzte Schneeballschlacht mitten im Frühling.
Die Abfahrt verlief ähnlich spektakulär, doch mit jeder Kurve wurde die Landschaft wieder wärmer und frühlingshafter. Es war, als hätte uns der Jaufenpass noch einmal in die alpine Welt entführt, nur um uns langsam wieder zurück in die Realität zu entlassen. Und genau das machte diese Etappe so besonders: Ein letzter Hauch von Abenteuer, bevor es endgültig nach Hause ging.
BILDERGALERIE: Jaufenpass
Nach der atemberaubenden Fahrt über den Jaufenpass war es an der Zeit für eine Pause, und was wäre da naheliegender als ein Zwischenstopp im Outlet am Brenner? Schließlich gehört es schon fast zur Tradition, hier noch einmal kurz zu verweilen – sei es, um sich die Beine zu vertreten, einen letzten Hauch italienischer Atmosphäre zu genießen oder ganz zufällig ein paar Schnäppchen zu machen.
Wir schlenderten durch die zahlreichen Geschäfte, die alles von Markenkleidung über Schuhe bis hin zu italienischen Delikatessen anboten. Natürlich hatten wir uns fest vorgenommen, nur zu gucken, aber wie das eben so ist – am Ende standen wir doch mit ein paar gut gefüllten Einkaufstüten vor dem Ausgang. (Ja, die Versuchung war einfach zu groß!)
Doch das wahre Highlight dieses Stopps war unser Mittagessen im “Litalissimo”. Nach den vielen Kilometern auf der Straße war uns nach richtig gutem Essen, und genau das bekamen wir hier serviert: Frisch zubereitete Pasta, knusprige Pizza und feine Antipasti – ein würdiger kulinarischer Abschied von Italien. Mit einem letzten Schluck italienischen Espressos fühlten wir uns bestens gestärkt für die letzte Etappe unserer Heimreise. Nun hieß es: Auf nach Hause!



Der Fernpass erwartete uns – eine der schönsten Routen durch die Alpen, weniger dramatisch als der Jaufenpass, aber nicht minder beeindruckend. Die Straße schlängelte sich elegant durch die Berge, die hier sanfter, aber dennoch majestätisch wirkten. Während der Jaufenpass mit seinen schroffen Kehren und abenteuerlichen Abgründen unsere volle Konzentration gefordert hatte, war diese Etappe eine Spur entspannter, aber trotzdem nicht langweilig – genug Kurven, um wach zu bleiben, aber ohne das Gefühl, gleich in eine Felsspalte zu rutschen.
Ein echtes Highlight dieser Strecke war der Fernsteinsee, der wie ein verborgener Edelstein zwischen dichten Wäldern und steilen Felswänden lag. Das Wasser war so klar und türkisfarben, dass man unwillkürlich überlegte, ob man nicht doch kurz anhalten und hineinspringen sollte. Doch da uns die Heimreise noch einige Kilometer abverlangte, beließen wir es bei einem bewundernden Blick und rollten weiter durch die sanften Ausläufer der Alpen.
Nach zweieinhalb Stunden, die wie im Flug vergingen, erreichten wir schließlich Füssen, wo uns die goldene Abendsonne empfing. Es war einer dieser perfekten Momente – nach Tagen voller Abenteuer wieder auf bekanntem Boden zu sein, aber die Reise noch nicht ganz beenden zu müssen. Was passte also besser, als diesen letzten kleinen Stopp mit einem Besuch im Schlossbrauhaus Schwangau zu krönen?
Wir ließen uns im Biergarten nieder, mit direktem Blick auf Schloss Neuschwanstein, das sich in der Ferne majestätisch über die Landschaft erhob. Ein kühles Bier, eine zünftige Brotzeit und diese Kulisse – besser konnte man den letzten Abschnitt der Reise nicht einläuten. Während wir unser Essen genossen, ließen wir die vergangenen Tage noch einmal Revue passieren. Es war die perfekte Mischung aus Abenteuer, Genuss und purem Reiseglück gewesen – und genau das machte diesen Moment so besonders.
BILDERGALERIE: Schloss Brauhaus Schwangau
Gestärkt und entspannt machten wir uns auf den letzten Abschnitt unserer Heimreise. Die Straßen waren ruhig, die Landschaft zog in sanften Wellen an uns vorbei, und es war der perfekte Moment, um die Erlebnisse der vergangenen Tage noch einmal Revue passieren zu lassen. Von den gewaltigen Kuppeln von Florenz über die atemberaubenden Küstenpfade der Cinque Terre bis hin zu den schroffen Pässen der Alpen – es fühlte sich an, als hätten wir in wenigen Tagen eine halbe Weltreise unternommen.
Um Punkt 20 Uhr rollten wir schließlich in unsere Straße – und wurden bereits freudig erwartet. Die Enkelkinder standen winkend bereit, strahlten über beide Ohren und ließen keinen Zweifel daran, dass sie sich mindestens genauso freuten wie wir. Ein Empfang, der jede noch so aufregende Sehenswürdigkeit in den Schatten stellte!
Diese erste große Reise mit unserem neuen Camper war ein voller Erfolg. Von der ersten Sekunde an hatte er uns zuverlässig begleitet – ob auf den sanften Straßen der Toskana, durch die engen Gassen von Pisa oder die abenteuerlichen Kehren des Jaufenpasses. Selbst in Mailand, wo der Verkehr mehr nach Kampfsport als nach Straßenverkehrsordnung aussah, hielt er tapfer durch. Und genau das war es, was diese Reise so besonders machte: die Freiheit, spontan neue Wege einzuschlagen, an schönen Orten einfach länger zu bleiben und den Komfort unseres mobilen Zuhauses immer dabei zu haben.
Die Entscheidung, dieses Fahrzeug zu kaufen, war goldrichtig. Und genau deshalb steht auch schon das nächste Abenteuer auf dem Plan: Schweden! Eine noch längere, noch wildere und noch aufregendere Reise, auf der wir wieder neue Orte entdecken, neue Straßen erkunden und noch mehr unvergessliche Momente erleben werden. Der Camper ist bereit – und wir auch! Los geht’s, das nächste Abenteuer wartet schon.