
Durch Göteborgs Herz: Von der Skansen Kronan bis zur Saluhallen und nach Haga
Gut ausgeschlafen, gut gefrühstückt, gut gelaunt – so startete unser Tag auf dem lauschigen Campground, an dem selbst die Vögel beim Zwitschern nach Kaffee zu verlangen schienen. Wir schnappten uns unsere Siebensachen und machten uns auf in Richtung Göteborg, dem letzten Kapitel unseres Schwedenabenteuers.
Die Fahrt? Zwei Stunden landschaftliches Kino in Breitbildformat. Die Straße schlängelte sich charmant durch die Bilderbuchkulisse aus tiefgrünen Wäldern und sonnengetränkten Feldern, die so golden leuchteten, als hätte jemand ein riesiges Weizenfeld mit einem Instagram-Filter belegt.
Auf halber Strecke, irgendwo zwischen „Wir haben noch genug“ und „Wir brauchen dringend Nachschub“, tauchte er auf: der Supermarkt in Ryhov. Oder besser gesagt: ein Einkaufs-Eldorado mit dem Charme eines Möbelhauses, aber dem Duft einer schwedischen Bäckerei. Und da war sie auch schon – die Gelegenheit für eine zünftige Fika, wie sie im Buche steht.
Wir ließen uns nieder, um dem heiligen Ritual der Schweden zu frönen: Kaffee, Zimtschnecke, ein tiefer Atemzug und fünf Minuten das Leben feiern. Die Kanelbulle? Eine Offenbarung aus Teig, Zimt und Glück. Warm, weich, klebrig – und absolut unverzichtbar.
Mit duftenden Erinnerungen im Magen und neuer Energie im Tank rollten wir weiter gen Göteborg. Und ich kann euch sagen: Wenn der restliche Tag nur halb so gut wird wie dieser Zwischenstopp – dann wird’s großartig.
BILDERGALERIE: City Gross Supermarkt
Zur Mittagszeit rollten wir gemütlich in Göteborg ein, und man mag es kaum glauben – wir fanden einen Parkplatz auf Anhieb! Und das nicht irgendwo, sondern direkt unter der ehrwürdigen Skansen Kronan, die hoch oben über der Stadt thront wie ein alter General, der seinen Truppen den Überblick bewahrt. Ich war fast versucht zu glauben, sie hätte uns ein schicksalhaftes Augenzwinkern zugeworfen, frei nach dem Motto: „Na endlich, ihr seid spät dran!“
Ticket gezogen, Wanderschuhe metaphorisch geschnürt – es ging bergauf. Und zwar ordentlich. Der Weg zur Festungsanlage war zwar nicht lang, aber so steil, dass selbst die Wade meines Lebenspartners kurz mal den Dienst quittieren wollte. Wir keuchten uns den Hang hinauf, als würden wir gleich ein Basislager eröffnen – und fühlten uns beim Erreichen der Spitze entsprechend heldenhaft. Die Belohnung? Ein Ausblick zum Niederknien.

Vor uns lag Göteborg in all seiner Vielseitigkeit – rote Dächer, gläserne Hochhäuser, dazwischen das silbrige Glitzern des Flusses und jede Menge grüne Tupfer, die Parks und Alleen markierten. Es wirkte fast so, als hätte ein besonders talentierter Stadtplaner LEGO gespielt – nur eben im Maßstab 1:1. Ich ließ meine Kamera heißlaufen, Stefan ließ seine Knie nachgeben, und gemeinsam genossen wir die Aussicht, bis die Speicherkarte fast überlief.
BILDERGALERIE: Skansen Kronan
Der Abstieg war deutlich entspannter – ein sanfter Serpentinenweg, der uns quasi automatisch in die Innenstadt spuckte. Und da war sie, Göteborgs pulsierendes Herz, bereit, von uns entdeckt zu werden. Mit leicht zitternden Beinen, aber voller Vorfreude, tauchten wir ein.
Kaum waren wir wieder auf ebenem Boden angekommen, meldete sich mein Magen mit dem Nachdruck eines schwedischen Wachoffiziers. Zeit für Essen – und zwar jetzt. Zwei Optionen standen zur Wahl: das allseits gefeierte Hard Rock Cafe, das mir vor allem durch die Aussicht auf Drumsticks und Gitarren im Kopf herumspukte, und die sagenumwobene Saluhallen, Göteborgs historische Markthalle mit kulinarischem Ruf wie Donnerhall. Taktisch klug entschieden wir uns, zunächst das Hard Rock aufzusuchen – schließlich liegt’s ja auf dem Weg.
Der Spaziergang dorthin war allein schon ein Genuss. Göta älv, der breite Fluss, zog sich malerisch durch die Stadt, gesäumt von Promenaden, Brücken und alten Kränen, die ein wenig so wirkten, als wären sie direkt aus einem maritimen Bilderbuch gefallen.
Doch kaum hatten wir die Tür zum Hard Rock Cafe geöffnet, sank unsere kulinarische Motivation rapide. Vielleicht war’s die Atmosphäre, vielleicht der Gedanke an etwas Fettiges mit Pommes – irgendwie war die Magie weg. Aber da wir schon mal da waren, packten wir wenigstens etwas ein, das garantiert gut ankommen würde: ein Paar Drumsticks für Nadines Sammlung. Und – Trommelwirbel bitte – als Sahnehäubchen gab es noch ein zweites Paar gratis dazu. Das Hard Rock in Helsinki hatte nämlich gerade geschlossen und seine letzten Schätze großzügig an die Kollegen verteilt. Nadine, unsere Trommelkönigin, würde Luftsprünge machen.
Mit der Beute unterm Arm und neuer Energie in den Füßen zogen wir weiter zur Saluhallen – einem wahren Tempel für Feinschmecker, errichtet im Jahr 1889 und seitdem nur noch schöner geworden. Bereits beim Näherkommen fiel uns die imposante Backsteinfassade auf, und drinnen erwartete uns eine architektonische Wucht: Stahlträger, wie aus einem Jules-Verne-Roman, hohe Fenster, Licht, das in warmen Streifen auf glänzende Auslagen fiel – und eine Atmosphäre, die zwischen Markttreiben und Gourmettempel pendelte.
Und erst die Gerüche! Frisches Brot, würziger Käse, Meeresfrüchte, die nach salziger Brise rochen, und Gewürze, die einen kurzerhand nach Marrakesch katapultierten. Es duftete, es glitzerte, es summte. Ein echter Ort der Sinne. Und ganz ehrlich – wer braucht da noch einen Burger unter Gitarren, wenn hier die wahre Rock’n’Roll-Show in den Regalen liegt?

Ein Duft wehte durch die Halle, der selbst die standhaftesten Diätwilligen in Versuchung gebracht hätte – und wir waren längst über den Punkt des Widerstands hinaus. Unsere Nasen folgten ganz automatisch der Spur, die direkt zu einem Stand führte, vor dem sich eine stattliche Menschentraube gebildet hatte. Und wie wir alle wissen: Wo Schlange, da Leckerei.
Der Stand trug den klangvollen Namen „Hasselssons Macklucka“, was irgendwie nach schwedischer Landbäckerei und kulinarischem Versprechen klang. Hier wurden keine schnöden Sandwiches geschmiert – oh nein! Es gab kräftige, weltumspannend inspirierte Kunstwerke auf persischem Barbari-Brot, das aussah wie eine schlankere, auf Abenteuer geschickte Version der italienischen Focaccia.
Die Karte? Ein globales Geschmacksabenteuer. Zur Auswahl standen drei feste Favoriten: das Reuben Sandwich, das mit Pastrami, Sauerkraut und Senfträumchen daherkam, ein würziges Spicy Aubergine für alle, die Gemüse sexy finden, und – mein persönlicher Glücksgriff – das Mortadella-Sandwich mit Pistazien, eingelegtem Gemüse und einem Hauch von Zitrone, das die Geschmacksknospen tanzen ließ. Stefan griff zum Reuben, in weiser Voraussicht auf maximale Herzhaftigkeit.
Mit unseren kulinarischen Schwergewichten in der Hand ließen wir uns draußen auf einer Bank in der Sonne nieder. Die Sandwiches waren so groß, dass wir kurz überlegten, ob man sie als Gepäckstück anmelden müsste. Und dann – Biss für Biss – die Offenbarung. Kross, würzig, saftig, perfekt ausgewogen. Ein Fest für alle Sinne. Kein Schickimicki, kein unnötiges Tamtam – einfach nur, großartiges Essen.
BILDERGALERIE: Saluhallen
Nach unserem köstlichen Zwischenstopp in der Saluhallen trieb uns der Weg – nun frisch gestärkt und wieder aufnahmefähig – in eines der charmantesten Viertel Göteborgs: Haga. Wer Göteborg besucht und nicht durch Haga spaziert, hat ehrlich gesagt die Hälfte verpasst. Der älteste Stadtteil der Stadt, im 17. Jahrhundert als Arbeitervorstadt geplant, zeigt sich heute wie ein gut gealterter Romanheld – mit Patina, Charakter und jeder Menge Geschichten im Gepäck.
Schon beim ersten Schritt auf das Kopfsteinpflaster spürt man: Hier läuft die Zeit langsamer. Links und rechts reihen sich niedere Holzhäuser, die später zur Stabilisierung auf Steinbasen gesetzt wurden – eine charmante Notlösung mit Stil. Die Fassaden erzählen von vergangenen Jahrhunderten, und trotzdem wirkt hier nichts verstaubt. Im Gegenteil: Haga ist lebendig – aber eben auf die gemütliche Art.

Wir schlenderten ohne Eile durch die Gassen, ließen die Atmosphäre auf uns wirken wie eine milde Brise. Antiquitätenläden mit nostalgischem Kitsch, Designboutiquen mit nordischem Chic, Cafés mit hausgemachten Köstlichkeiten und Boutiquen voller skandinavischer Fundstücke – Haga ist ein bisschen wie ein Pinterest-Board in Echt, nur mit mehr Zimtschnecken und weniger Filter.
Es ist ein Ort, der keinen Plan braucht. Man flaniert, staunt, bleibt stehen, kichert über ein kurioses Schaufenster, diskutiert ernsthaft über handgeschnitzte Elche oder handgewebte Topflappen. Und plötzlich hat man eine Stunde vertrödelt, ohne es zu merken.
Haga ist kein Stadtteil, den man besichtigt – Haga erlebt man. Und wir waren mittendrin, mit offenen Augen, vollem Bauch und dem sicheren Gefühl, gerade ein weiteres kleines Highlight Göteborgs entdeckt zu haben.
BILDERGALERIE: Haga
Nach unserem gemütlichen Bummel durch das malerische Haga – wo jedes zweite Fenster eine Zimtschnecke und jedes dritte ein Lächeln präsentiert – trugen uns unsere Füße weiter durch Göteborg. Hamngatan hieß unser neuer Wegbegleiter, eine Straße, die mehr verspricht als nur Pflaster und Straßenlärm. Hier beginnt das urban-maritime Herz der Stadt zu schlagen, und wir trotteten im angenehmen Rhythmus mit.
Links und rechts flankiert von ehrwürdigen Fassaden, historischen Häusern und moderner Architektur, flanierten wir wie zwei neugierige Entdecker durch eine Kulisse, die irgendwo zwischen Skandi-Charme und hanseatischem Stolz pendelt. Die charakteristischen blauen Straßenbahnen bimmelten fröhlich neben uns her, als wollten sie sagen: „Kommt schon, es gibt noch mehr zu sehen!“
Und dann tauchte sie auf: die Oper von Göteborg. Modern, kühn, ein bisschen extravagant – als hätte ein Architekt in einem Anfall maritimer Euphorie beschlossen, ein Opernhaus in Schiffsform zu bauen. Und ganz ehrlich? Es funktioniert! Wie ein eleganter Ozeandampfer liegt sie am Kai, bereit, Geschichten zu erzählen – musikalisch, dramatisch, leidenschaftlich. Selbst wer mit Opern so viel anfangen kann wie mit Gebrauchsanweisungen auf Chinesisch, bleibt stehen und staunt. Ein Stück Kultur, das in den Himmel ragt und zugleich fest im Hafen verwurzelt ist.
Wir näherten uns dem Wasser, spürten die leichte Brise vom Fluss Göta älv, der mit seinen leichten Wellen die Stadt wie ein silbernes Band durchzieht. Lilla Bommen – auch bekannt als der “Lipstick Tower” – war schon in Sicht. Aber dazu später mehr. Jetzt genossen wir erstmal den Blick, das Spiel der Spiegelungen auf dem Wasser und die Gewissheit: Göteborg weiß, wie man Stadt und See vereint. Und wir? Wir waren mittendrin.

Direkt neben der eleganten Oper blitzte uns ein weiteres architektonisches Schwergewicht entgegen – die Nordea Bank, ein Bauwerk, das ganz offenbar keine Angst vor Aufmerksamkeit hat. Mit seinen spiegelnden Glasfassaden, klaren Linien und selbstbewusstem Auftreten stand es da, als würde es sich mit dem Glanz der Oper messen wollen. “Ich bin zwar keine Bühne, aber schaut mal, wie blendend ich aussehe!” – so wirkte es jedenfalls auf uns. Ein Bürogebäude mit Star-Allüren, könnte man sagen.
Doch das eigentliche Schauspiel fand keine zehn Schritte weiter im Hafenbecken statt: das Göteborg-Schiff. Ein echtes Prachtexemplar! Majestätisch und stolz, mit seinen hohen Masten, blank poliertem Holz und einer Aura, die selbst die Möwen respektvoll schweigen ließ. Das Schiff liegt dort wie ein Denkmal vergangener Zeiten, ein schwimmendes Stück Geschichte, das von Wind und Wellen ebenso geprägt wurde wie von Mut und Fernweh. Man konnte förmlich die Rufe der Matrosen und das Knarren des Decks hören, wenn man nur lang genug hinsah.
Wir genossen die Szene – das Spiel aus Stadt, Wasser und Geschichte – als wäre es ein Gemälde, in das man einfach hineinschlüpfen möchte. Doch dann ein Blick auf die Uhr. Oh, du liebe Zeit! Der Parkschein, unser stummer Feind mit digitalem Timer, drohte abzulaufen. Noch 30 Minuten! Für 2,5 Kilometer! Mit Menschenmengen, Ampeln, und – wenn wir Pech hatten – einer weiteren Zimtschnecke, die uns in Versuchung führen würde.
Mit dem heldenhaften Ruf: “Auf geht’s!” setzten wir uns in Bewegung. Kein Sprint, eher ein energischer Stadtmarsch mit sportlichem Ehrgeiz. Die letzte Etappe unseres Göteborg-Ausflugs hatte begonnen – und das Adrenalin mischte sich unter den schwedischen Stadtwind.
BILDERGALERIE: Göteborg
Unser Spaziergang durch Göteborg verwandelte sich gegen Ende in eine Art städtischen Orientierungslauf – nur mit weniger Kondition und deutlich mehr Ablenkung. Die Sonne brannte vom Himmel, als wollte sie testen, wie viel Sommerhitze wir vertragen, und während der Asphalt unter unseren Schuhen flimmerte, jagten wir unserem auslaufenden Parkschein hinterher wie moderne Großstadt-Indiana-Jones.
Das iPhone in der einen, die Hoffnung in der anderen Hand, lotsten wir uns durch das wuselige Herz der Stadt. Immer wieder ein kurzer Kontrollblick aufs Display – nicht, dass wir plötzlich in Dänemark landen. Gleichzeitig behielten wir den Sekundenzeiger im Auge, denn dieser Parkschein war ein erbarmungsloser Gegner.
Noch einmal verschlug es uns – wie von einem charmanten Magneten gezogen – ins Viertel Haga. Die Kopfsteinpflastergassen, die kleinen Boutiquen, die Cafés mit duftenden Zimtschnecken: All das flüsterte verführerisch nach einer Pause. Doch mein Blick in ein besonders hübsch dekoriertes Schaufenster wurde jäh unterbrochen von einem inneren Ruf: „Konzentration, Frau Böhm, wir haben eine Mission!“
Zurück auf der Hauptstraße schalteten wir um auf Power-Walking. Die Häuser, die uns vorher ehrfürchtig staunen ließen, huschten nun wie im Zeitraffer an uns vorbei. Die Oper winkte uns noch zu, die Straßenbahn klingelte uns Mut zu – und wir? Wir rannten innerlich den Abspann unserer eigenen kleinen Komödie.
Und dann – endlich, das Ziel in Sicht! Der Parkplatz. Noch ein letzter Sprint über die Bordsteinkante, ein keuchender Blick auf die Windschutzscheibe – yes! Der Parkschein war noch gültig. Wenn das kein Heldentum war, dann weiß ich auch nicht. Wir fielen in unsere Sitze, ließen uns erschöpft, aber zufrieden zurücksinken und öffneten mit einem „Klick“ unsere wohlverdiente eiskalte Cola. Der erste Schluck schmeckte nach Sieg.
Göteborg, du Schöne mit Stil und Stolz – du hast uns zum Schwitzen gebracht, aber es war jede Minute wert!
Jetzt aber: weiter geht’s, raus aus der Stadt, rein in die Natur! Unser Ziel für den Abend war der First Camp Lilleby, ein gemütlicher Platz etwa 30 Minuten entfernt, irgendwo zwischen Küstenidylle und Sonnenuntergangsromantik. Und ganz ehrlich – nach diesem halben Stadtmarathon hatten wir uns ein bisschen Ruhe mehr als verdient.

Kaum am Campingplatz angekommen, wollte ich gerade mit einem fröhlichen „Hej hej!“ zur Rezeption marschieren, da kam sie mir entgegen – die diensthabende Platz-Fee, die mir im allerletzten Moment noch die Buchungsunterlagen in die Hand drückte. Sie war schon auf dem Sprung in den Feierabend und wollte sie gerade elegant in die ominöse Late-Check-In-Box bugsieren. Tja, Glück muss man haben!
Mit den Unterlagen in der Hand und einem Rest Optimismus im Gepäck machten wir uns auf die Suche nach unserem Stellplatz. Es ging über die Straße und dann – na klar – mitten hinein in einen schmalen Waldweg, der eher an einen verwilderten Trampelpfad erinnerte als an einen Weg für Campingfahrzeuge. Unser Platz lag irgendwo dort draußen, zwischen Baumwurzel und Schräglage – eine Parzelle aus der Kategorie “Survival-Modus aktiviert”.
Toiletten? Abgesperrt.
Strom? Fehlanzeige.
Grillen mit unserem Elektrogerät? Hahaha. Eher nein.
Rezeption? Feierabend.
Einzige Ansprechpartnerin: Die Stille des Waldes.
Stefan und ich standen also da, mitten im Wald, auf einem Platz, der mit viel gutem Willen vielleicht als „naturnah“ durchgehen könnte – wenn man unter „naturnah“ versteht, dass man keinen Strom, kein Wasser, keine funktionierenden Sanitäranlagen und keine Chance auf ein gegrilltes Abendessen hat. Und das Ganze natürlich schon bezahlt. Jackpot. Wir sahen uns an. Ein Blick, der alles sagte: Und jetzt?
Die Uhr zeigte kurz nach 18 Uhr – nicht gerade der perfekte Zeitpunkt, um auf die Suche nach einem neuen Campingplatz zu gehen. Einfach losfahren und hoffen, dass irgendwo noch ein Plätzchen frei ist? Klingt abenteuerlich. Oder besser gesagt: riskant bis dumm.
Wir überlegten hin und her, wogen Möglichkeiten ab wie zwei Menschen, die gerade in der Wildnis gestrandet sind. Und gerade, als wir uns schon fast mit der Vorstellung abgefunden hatten, die Nacht auf einer schiefen Waldparzelle mit warmem Käse und einer Notfall-Tütensuppe zu verbringen, kam die Rettung – natürlich übers Internet.
Skrea Camping. Falkenberg. 24/7 Self-Check-in. Diese drei Worte klangen in unseren Ohren wie Engelgesang. Keine Rezeption, kein Öffnungszeiten-Stress, kein Warten auf irgendeine Platzfee im Spätdienst – einfach QR-Code scannen, Platz wählen, buchen, einfahren. Fertig.
Wir sahen uns an – diesmal mit einem anderen Blick: Na los. Gas geben.
Keine zehn Minuten später waren wir unterwegs. Der Waldplatz lag hinter uns, der Grillduft bereits in Gedanken vor uns. Und plötzlich fühlte sich alles wieder richtig an.
BILDERGALERIE: Skrea Camping
Wenig später landeten auf einem Platz, der den Titel „Camping Deluxe“ wirklich verdient. Ein QR-Code am Eingang, ein kurzer Scan – und zack, war der Platz gebucht. Ganz ohne Rezeptionistin, aber mit dem Gefühl, als hätte man gerade ein Ticket ins Paradies gelöst.
Der Grill wurde angeschlossen – diesmal mit echter Stromversorgung – und das Steak brutzelte zufrieden vor sich hin. Die Abendsonne schickte ein paar letzte goldene Strahlen über den Strand, während wir mit einem eiskalten Bier in der Hand aufs Meer blickten und uns fragten, warum man jemals etwas anderes als Camping machen sollte.
So muss das sein. Abenteuer, Improvisation, gegrilltes Glück und eine frische Brise Meeresfreiheit.