Unser venezianisches Abenteuer: Zwischen Gassen, Gondeln und Gelato

Venedig, also. Ich war noch nie da, außer einige Male in Las Vegas – im Venetian Hotel und Casino. Dort haben sie die Rialto-Brücke, den Markusplatz und den Canale Grande nachgebaut, inklusive singender Gondoliere. Ich habe oft gehört, dass Las Vegas das „schönere Venedig“ sei – mit angenehmerem Geruch und weniger Touristen. Also waren meine Erwartungen an das echte Venedig eher… sagen wir, gedämpft.

Aber jetzt war es soweit. Schon früh um 8:00 Uhr waren wir auf dem Weg in die Lagunenstadt. Den Parkplatz für unseren Camper hatten wir vorab gebucht – inklusive Shuttle-Service per Boot. Nach einer 1,5-stündigen Fahrt erreichten wir den Parkplatz, der sich als Umschlagplatz für Waren herausstellte. Lebensmittel, Pakete, alles, was die autofreie Stadt so braucht, wurde hier verladen. Um Punkt 10:00 Uhr schipperte unser Boot gemächlich los und reihte sich in eine Kolonne von Frachtbooten ein. Ein echter „Wasser-Highway“! Unzählige Boote hintereinander, wie eine Perlenschnur, die in die Stadt abbogen. Unser Boot fuhr noch ein Stück weiter, bevor es schließlich an einem kleinen Steg anlegte.

Transport Boot

Handy-Navi raus: „600 Meter bis zum Markusplatz.“ Also los! Schon nach wenigen Metern war ich hin und weg von Venedig. Die Gassen waren zum Teil so schmal, dass ich mit ausgestreckten Armen beide Häuser links und rechts berühren konnte. Überall kleine Brücken, manche endeten einfach vor privaten Hauseingängen – es fühlte sich an wie ein Abenteuer. Wir liefen im Kreis, landeten in Sackgassen und bogen falsch ab, aber genau das war der Charme! Überall schwebten Boote vorbei – mal Lieferboote mit Paketen, mal winzige Boote, mal die berühmten Gondeln. Es war ruhig, friedlich, und stinken tat es überhaupt nicht. Venedig war einfach wunderbar.

Irgendwann, eher aus Versehen, fanden wir dann doch den Piazza San Marco. Der Campanile di San Marco ragte beeindruckend in den Himmel, und – Überraschung – es waren bei weitem nicht so viele Menschen unterwegs, wie ich befürchtet hatte. Kein Gedränge, eher ein angenehmes, geschäftiges Treiben. Wir machten eine Menge Fotos und verließen den Markusplatz nach einer Weile auf der gegenüberliegenden Seite. Natürlich mussten wir noch einen kurzen Abstecher ins Hard Rock Café machen – eine Souvenir-Gitarre war schnell besorgt.

Hardrock Cafe Venezia

Venedig – die Stadt auf dem Wasser, die schon seit Jahrhunderten die Fantasie von Reisenden beflügelt. Wenn man durch die Gassen schlendert gleiten Gondeln und Vaporetto elegant durch die Kanäle – von Autos ist hier nichts zu sehen. Denn ja, Venedig hat keine Straßen, wie wir sie kennen – nur Wasserwege, die die 118 kleinen Inseln miteinander verbinden. Über 400 Brücken überspannen die Kanäle, darunter der Canal Grande, der sich wie eine geschwungene Wasserschlange durch das Herz der Stadt schlängelt.

Und während wir die Postkarten-Idylle bewundern, können wir eines der faszinierendsten Geheimnisse Venedigs nicht sehen: Diese magische Stadt steht auf Millionen von Holzpfählen. Ja, genau – Holz, das normalerweise verrotten würde, aber hier nicht, da es unter Wasser ohne Luftzufuhr konserviert bleibt. Ein faszinierendes Detail, das die Existenz Venedigs in dieser Form überhaupt erst ermöglicht.

Doch Venedig wäre nicht Venedig ohne seine charmanten Gondeln, die lautlos durch die engen Kanäle gleiten. Ursprünglich waren diese prächtig verziert und farbenfroh, doch seit 1562 dürfen sie per Gesetz nur noch schwarz sein – eine Entscheidung, die damals getroffen wurde, um überbordenden Prunk einzudämmen. Aber wenn man genauer hinschaut wird man noch immer die feinen Details und handwerklichen Meisterwerke entdecken, die in jede einzelne Gondel einfließen.

Wenn man den Markusdom betritt, ist man von über 8.500 Quadratmetern Mosaiken umgeben – einige davon in reinem Gold. Einst war diese prunkvolle Kirche lediglich eine Kapelle für den Dogen, doch heute steht sie als glänzendes Symbol byzantinischer Pracht und Macht über der Stadt.

Und Venedig hat noch mehr zu bieten als historische Gebäude und romantische Gondelfahrten: Es ist auch das Zuhause des ältesten Casinos der Welt! Das Casino di Venezia wurde 1638 gegründet und strahlt immer noch den Glanz vergangener Jahrhunderte aus. Man kann sich fast vorstellen, wie die Venezianer in ihren prachtvollen Masken beim Karneval spielten, als niemand wusste, wer sich hinter der Verkleidung verbarg. Der Karneval, bei dem Menschen ihre gesellschaftliche Stellung für kurze Zeit hinter kunstvollen Masken verstecken konnten, ist bis heute eines der berühmtesten Feste der Welt.

Der venezianische Karneval ist vor allem für seine prächtigen Masken weltbekannt. Die Tradition begann als Möglichkeit für Bürger, ihre Identität zu verschleiern und somit gesellschaftliche Unterschiede für kurze Zeit aufzuheben.

Venedig ist nicht nur eine Stadt – es ist ein Wunderwerk menschlicher Baukunst, ein lebendiges Museum und gleichzeitig ein Ort voller Geheimnisse und Geschichten, die darauf warten, entdeckt zu werden. Jeder Besuch enthüllt neue Facetten dieses einzigartigen Ortes, der wie keine andere Stadt mit dem Wasser lebt – und vielleicht eines Tages auch gegen es kämpfen muss.

Dann setzten wir unseren Spaziergang fort, Richtung Ponte di Rialto. Die Gassen führten uns immer tiefer in das Herz der Stadt, vorbei an kleinen Geschäften, in denen venezianische Masken, bunte Glasperlen und Kunsthandwerk angeboten wurden. Schließlich erreichten wir die berühmte Brücke – ein echtes Highlight. Die Ponte di Rialto mit ihren Arkaden und Läden, die sich an beiden Seiten aufreihten, war schon ein Spektakel für sich. Es fühlte sich fast an wie ein kleiner Basar über dem Wasser. Von Schmuck bis zu Souvenirs gab es alles Mögliche zu entdecken. Und der Blick von der Brücke selbst auf den Canale Grande – einfach unschlagbar.

Und jetzt? Noch ein Hard Rock Café. Dort gab es ein weiteres T-Shirt für die Sammlung, und wir waren bereit für den nächsten Teil unseres Abenteuers in dieser faszinierenden Stadt.

Nach unserem Spaziergang über die Rialto-Brücke meldete sich langsam unser Magen zu Wort. All die Eindrücke hatten uns hungrig gemacht, und es war höchste Zeit, nach einem guten Restaurant Ausschau zu halten. Natürlich wollten wir nicht in eines der typischen Touristenlokale direkt an den Hauptplätzen stolpern, also tauchten wir wieder tiefer in die verworrenen Gassen Venedigs ein, auf der Suche nach einer kleinen, authentischen Trattoria.

Nach einigem Umherirren fanden wir sie: eine kleine Trattoria, die abseits des großen Trubels lag. Wir hatte Glück und fanden Platz an einem der Tische auf der Straße.

Es dauerte nicht lange, und die ersten Gerichte landeten auf unserem Tisch: knusprige Bruschetta, belegt mit saftigen Tomaten und aromatischem Basilikum, gefolgt von einer leckeren Pizza, die so dünn und knusprig war, dass man sie fast mit den Fingern hätte essen können. Und dann kamen noch Spaghetti alla Carbonara, die perfekt al dente waren und super lecker schmeckte.

Es ging weiter, auf der Suche nach dem Palazzo Cantarini del Bovolo. Der berühmte Turm mit seiner Schneckentreppe war gar nicht so leicht zu finden. Wieder bogen wir in enge Gassen ab, liefen an prächtigen Palazzi vorbei und verloren uns ein paar Mal in den verworrenen Wegen, bis wir ihn schließlich entdeckten – fast schon versteckt hinter hohen Mauern.

Palazzo Contarini del Bovolo

Der Aufstieg über die gewundene Treppe war steil, aber es lohnte sich. Oben angekommen, standen wir auf einer kleinen Plattform und hatten einen fantastischen Blick über die Dächer von Venedig. Man sah die roten Ziegeldächer, die Kuppeln der Kirchen und natürlich in der Ferne den Campanile di San Marco Die Aussicht war atemberaubend, und es fühlte sich an, als ob wir die Stadt in ihrer ganzen Schönheit erobert hätten.

Nach unserem Abstecher zum Palazzo Cantarini del Bovolo machten wir uns auf den Weg zum nächsten Highlight: das Teatro La Fenice. Ein legendäres Opernhaus, das nicht nur eine reiche Geschichte hat, sondern auch schon eine Menge durchgemacht hat – von zwei verheerenden Bränden bis hin zu seiner aufwendigen Restaurierung. Selbst Kaiserin Sisi hat hier schon in den prunkvollen Rängen gesessen haben, also mussten wir es uns natürlich ansehen!

Der Fußweg dorthin war – wie sollte es in Venedig anders sein – eine Mischung aus schmalen Gassen, kleinen Brücken und malerischen Kanälen. Wieder einmal verliefen wir uns ein paar Mal, denn selbst mit Navi ist Venedig ein Labyrinth. Doch das war uns mittlerweile egal. Jedes Mal, wenn wir eine falsche Abbiegung nahmen, entdeckten wir wieder etwas Neues – eine verborgene Piazza, eine charmante kleine Kirche oder einfach eine besonders hübsche Ecke. Die Wege wurden schmaler und die Gassen irgendwie ruhiger, je näher wir dem Theater kamen. Die Fassaden der Häuser hier wirkten fast ehrwürdiger, als würden sie uns still verraten: „Ihr seid jetzt in der Nähe eines der bedeutendsten Opernhäuser der Welt.“

Und dann standen wir plötzlich davor – La Fenice. Von außen wirkte es erst einmal fast unscheinbar, umgeben von den engen Gassen Venedigs, als ob es sich in die Stadt einfügen wollte, ohne zu prahlen. Aber als wir eintraten, änderte sich das schlagartig. Innen wartete pure Pracht. Goldverzierte Balkone, kunstvoll bemalte Decken und schwere Samtvorhänge. Der Zuschauerraum glitzerte regelrecht im Licht des riesigen Lüsters über uns, und ich konnte mir lebhaft vorstellen, wie hier einst die feine Gesellschaft in prunkvollen Kleidern saß und die größten Opern des 19. Jahrhunderts erlebte. Und Sisi, die Kaiserin von Österreich, da oben in der Loge, mit einem Opernglas in der Hand.

Teatro la Fenice

Wir machten eine kleine Self-Guided Tour durch das Opernhaus und erfuhren, wie es nach dem letzten Brand in den 90er Jahren mit großem Aufwand wieder aufgebaut wurde. Die Bühne war riesig, und die Akustik – die konnten wir uns nur vorstellen – musste atemberaubend sein.

Das Teatro La Fenice ist wirklich ein Juwel, und wir waren froh, diesen Abstecher gemacht zu haben. Nach der Besichtigung verließen wir das Theater wieder und fanden uns erneut in den verwinkelten Straßen von Venedig wieder, bereit für das nächste Abenteuer in dieser einzigartigen Stadt.

Es war schon spät am Nachmittag, als wir uns schweren Herzens auf den Rückweg machten. Venedig hatte uns komplett verzaubert, aber es war Zeit, Abschied zu nehmen. Wir hatten noch gut eine Stunde Zeit, um den Anlegeplatz unseres Bootes zu finden – was sich im verworrenen Gassengewirr dieser Stadt leichter gesagt als getan herausstellte.

Während wir die schmalen, verwinkelten Gassen durchstreiften, stießen wir zufällig auf eine kleine Eisdiele, deren Auslage uns direkt in den Bann zog. Die Entscheidung war sofort gefallen: Ein letzter Genuss, bevor wir Venedig endgültig den Rücken kehren mussten. Wir bestellten zwei Becher – Stefan cremiges Zitronen und Himbeer-Eis, ich ein klassisches Stracciatella – und setzten unseren Weg fort, jetzt bewaffnet mit leckerem Gelato in der Hand.

Das Navigieren durch die engen Gassen wurde mit jedem Schritt kniffliger, doch irgendwann erreichten wir den vertrauten Bootsanleger. Ein wenig verschwitzt, aber zufrieden, setzten wir uns auf die Bank und genossen den letzten Blick auf Venedig, bevor unser Boot uns wieder aufs Wasser brachte.

Die Rückfahrt auf dem Boot war ruhig und entspannt. Das Wasser glitzerte im warmen Abendlicht, und der Wind wehte uns sanft ins Gesicht. Vorbei an all den kleinen Inseln und Fischerbooten, die wir auf dem Hinweg schon gesehen hatten, zog Venedig langsam in der Ferne vorbei. Es war fast wie eine Filmszene: Der Tag neigte sich dem Ende zu, und das Licht wurde weicher, während die Stadt hinter uns kleiner wurde.

Die anschließende Autofahrt zum Campingplatz verlief ohne Probleme. Kein Stau, kein Stress – einfach nur eine angenehm entspannte Fahrt. Um Punkt 19 Uhr kamen wir am Campingplatz an, müde, aber glücklich über diesen unvergesslichen Tag.

Wir waren völlig begeistert von Venedig. Diese Stadt hatte uns in ihren Bann gezogen, weit mehr, als wir es erwartet hatten. Das Labyrinth der Gassen, die verwinkelten Brücken und die vielen versteckten Ecken – all das hatte uns komplett verzaubert. Selbst die kleinen Umwege und das ständige Verlaufen machten irgendwie den Reiz aus.

Als wir schließlich am Campground ankamen, konnten wir nicht anders, als sofort darüber zu sprechen, wann wir wohl das nächste Mal hierher zurückkehren würden. Denn eines war klar: Das war nicht unser letzter Besuch in dieser wundervollen Lagunenstadt. Wir freuen uns jetzt schon darauf, wiederzukommen – und wer weiß, vielleicht probieren wir beim nächsten Mal eine Gondelfahrt aus. Ich bin dafür. Und gemäß Stefan Lebensmotto „Happy wife – happy life“ steht dem auch überhaupt nichts im Wege.

Den Tag beendeten wir in einem Restaurant, das wir am Vortag während unserer Fahrradtour entdeckt hatten, dem Pirata Stube Pacengo. Es war nur ein paar Meter vom Campground entfernt – perfekt, um den Abend entspannt ausklingen zu lassen. Der Himmel leuchtete in den schönsten Farben, als die Sonne langsam hinter den Bergen verschwand, und mit einem Glas Weißwein in der Hand ließen wir uns Spaghetti, ein fantastisches Steak und zum Abschluss das beste Tiramisu schmecken, das wir je gegessen hatten.

Vino Custoza DOC Cavalchina

Beautiful life, dachte ich, während die letzten Sonnenstrahlen den Himmel in ein kräftiges orange tauchten und der Geschmack von Tiramisu noch auf der Zunge lag. So sollte jeder Tag enden – bei gutem Essen, einem Glas Wein und dem Gefühl, dass das Leben gerade einfach perfekt ist.

Lago di Garda

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