Mit Vollgas an Thusis vorbei
und schwupps waren wir in Mailand

Es ist Sonntag und die Lokführerin in der Familie – also ich – hatte noch Dienst. Bis 15 Uhr, dann war Schluss mit Schiene, Start frei für Straße. Der Plan: 16 Uhr Abfahrt, Ziel: ein gemütlicher Camping-/Rastplatz in Thusis (Schweiz). Warum? Weil man von dort morgens flutsch direkt nach Italien rüberhuschen kann. Das war jedenfalls der gut durchdachte, logistisch einwandfreie Masterplan.

Fahrt durch die Schweiz

Nadine, Oli und die Enkel winken uns zum Abschied, und wir rollen um Punkt 16 Uhr los. Und dann – was soll ich sagen – freie Fahrt, keine Baustelle, kein Stau, nicht mal ein Lkw mit Hang zur Mittelspur. Das Navi jubelte uns ein fröhliches: „Ankunft Thusis, 19:30 Uhr“ entgegen. Alles bestens.

Bis Stefan sagte:
„Komm, wir fahren noch eine Stunde.“

Na gut – bis San Bernardino. Das klang ja noch halbwegs nachvollziehbar.

Doch mit jeder neuen Stunde, jedem weiteren Tunnel, kam kein Halt, sondern nur mehr „Ach, da geht noch was.“

Wir sind in Italien

Und plötzlich… waren wir in Mailand.

Nicht, weil wir das heute wollten. Nicht, weil das der Plan war. Sondern weil alle vorherigen Campingplätze entweder im Rückspiegel lagen oder nicht erreichbar waren, weil Stefan sie im entscheidenden Moment mit „Hab ich zu spät gesehen“ kommentierte.

Und so standen wir schließlich auf einem Autobahn-Rastplatz bei Mailand, es war 21:55 Uhr, und wir ergatterten die letzten Spaghetti des Tages. Fünf Minuten später wäre nur noch trockenes Weißbrot übrig gewesen. Also: Glück gehabt. Hunger besiegt.

Ich fand schließlich einen Campingplatz südwestlich von Mailand mit 24/7-Anreise. 100 Stellplätze – das klang nach einer sicheren Bank.

Vor Ort empfing uns ein älterer Herr, der kein Englisch und auch keine Deutsch sprach. Und, wie sich herausstellte, auch kein Italienisch. Oder zumindest kein für uns verständliches.

Aber er war freundlich, zeigte uns ein Blatt Papier: 30 Euro bar – Deal.

Dann schwang er sich aufs Fahrrad und lotste uns im Dunkeln durch das enge Camper-Tetris. Camper an Camper, kein Platz für romantische Gartenzwerge oder ausladende Klappstühle.

Wenn man ausstieg, fiel man quasi in den Camper des Nachbarn. Aber egal – für eine Nacht passt das.

Die Sanitäranlagen?
Ein bisschen Bahnhofshorror mit Campinglizenz, aber wir sind ja nicht aus Zucker. Zähneputzen, Klappe zu, Licht aus.

Und als wir da so standen, sagte ich zu Stefan:

„Jetzt sind wir in Mailand – wo wir eigentlich morgen erst sein wollten. Perfekt.

Fazit des Tages:
Geplant war Thusis, geworden ist’s Mailand.
Nicht nach Plan – aber irgendwie genau unser Stil.

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