
Sylvester in New York: Wie wir den Ball-Drop erlebten – ohne Kälte und mit Dosenbier!
Heute ist Silvester – oder wie die Amerikaner sagen: New Year’s Eve. Der letzte Tag des Jahres, an dem ganz New York glitzert, der Times Square sich in eine überfüllte Menschenmaschine verwandelt, und Millionen schwören, im neuen Jahr wirklich regelmäßig Sport zu machen. Versprochen. Ganz sicher. Vielleicht.
Wir sind seit einer Woche im Großstadt-Dschungel, haben Aussichtsplattformen bezwungen, Hot Chocolate in Pokalgröße geschlürft und uns durch U-Bahnen, Museen und Wolkenkratzerschluchten gewühlt. Und nun? Nun tauschen wir Skyline gegen Interstate. Roadtrip, Baby! Der Big Apple muss uns ziehen lassen – wir machen uns auf den Weg Richtung Washington D.C. und Philadelphia.
Aber bevor die Räder rollen, stellt sich natürlich die klassische Frage: Was macht man eigentlich an Silvester in dieser Stadt, die niemals schläft?
Spoiler: Nicht das, was alle anderen tun. Keine Menschenmassen am Times Square. Kein nächtelanges Warten auf das fallende Glitzerbällchen. Kein „Auld Lang Syne“ im Kollektivrausch. Wir sind eher das Team Gemütlichkeit. Die, die wissen: In dieser Stadt kostet selbst der Platz unter einem Heizstrahler schnell mal mehr als ein Broadway-Ticket.
Ein musikalischer Rückblick auf das Jahr: “Auld Lang Syne”
“Auld Lang Syne”. Klingt fast wie der Versuch, nach einer durchzechten Nacht den Namen eines neuen Bekannten zu behalten, oder? Aber nein, es ist viel mehr als das.
Also, wir reisen zurück in die Zeit – nach 1788:
“Auld Lang Syne” ist ein traditionelles schottisches Lied, das weltweit als Abschieds- und Neujahrslied bekannt ist. Der Text stammt größtenteils von dem schottischen Dichter Robert Burns, der es 1788 niederschrieb. Der Titel “Auld Lang Syne” lässt sich grob mit “längst vergangene Zeiten” oder “alte Zeiten” übersetzen.
Das Lied reflektiert nostalgisch über alte Freundschaften und Erinnerungen. Es wird gesungen, um das Ende eines Jahres zu markieren, besonders in englischsprachigen Ländern wie Großbritannien, den USA, Kanada, Australien und Neuseeland. In diesen Regionen ist es zur Tradition geworden, dass Menschen sich an Silvester versammeln und um Mitternacht “Auld Lang Syne” singen, während sie sich die Hände reichen.
Die Melodie, die heute am häufigsten mit dem Lied verbunden wird, wurde von dem schottischen Komponisten James Johnson im frühen 19. Jahrhundert festgelegt. Seitdem ist das Lied zu einem Symbol des Abschieds und des Neuanfangs geworden und wird oft bei verschiedenen feierlichen Anlässen gesungen, um Verbundenheit und Zusammengehörigkeit auszudrücken.
Unsere Lösung? Ein stiller Abschied in Jogginghose. Ein letzter Abend in unserer kuscheligen Bleibe, vielleicht mit einem kalten Bier oder einem Glas Sekt in der Hand. Statt Countdown-Lautstärke gibt’s Reise-Rückblick. Statt Partygetümmel lieber Geschichten vom Empire State, Pommes gegen Schokobechern und geplatzten Harry-Potter-Träumen.
Denn am Ende zählt nicht, wie laut man das Jahr verabschiedet, sondern mit wem man es tut. Und wir tun es – ganz in unserem Stil – mit vollem Herzen, leichten Füßen und einer Extraportion Vorfreude auf das, was hinter der nächsten Ausfahrt wartet.
Cheers, New York – du warst ein Knaller. Jetzt kommt der zweite Akt.
Aber zurück zu den Gründen, warum wir uns gegen den Times Square und für unsere gemütliche Unterkunft entschieden haben. Ganz ehrlich: Wer will schon den Großteil des Silvestertages bibbernd in der Kälte verbringen – eingepfercht wie ein Sektkorken kurz vor Mitternacht? Noch schlimmer: Keine Toilette weit und breit. Und bevor hier jemand auf die berüchtigte Notlösung „Windel für Erwachsene“ verweist – nein danke. Das ist nicht unser Verständnis von einem glamourösen Jahreswechsel.
Klar, New York bietet Alternativen. Stylische Rooftop-Partys mit Champagnerfontänen, Partyschiffe mit DJ und Häppchen oder Clubs, in denen das neue Jahr gleich mit Tinnitus beginnt. Aber: Nicht unser Stil. Wir feiern lieber ohne Dresscode und ohne Konto-Schock am Neujahrsmorgen.
Natürlich – so ein Silvester am Times Square hat was. Aber es reicht eben nicht, um dafür stundenlang die Füße abzufrieren. Und mit Kindern? Vergiss es. Einer von uns hätte babysitten müssen, der andere hätte die Konfetti-Glorie allein erleben dürfen. Sorry, aber Silvester machen wir zusammen. Punkt.
Unser Jahreswechsel startet daher genauso, wie wir’s mögen: gemütlich. Erst mal ein Frühstück im Apartment – Kaffee, Pancakes und Familienchaos inklusive. Danach geht’s in den SUV und ab nach New Jersey. Denn bevor wir den Big Apple endgültig verlassen, bekommt ein Teil von uns (genauer gesagt: unsere Kreditkarten) noch einmal ihren großen Auftritt.
Oli und Nadine haben beim letzten Outlet-Run ja bereits ordentlich zugeschlagen – aber Stefan und ich? Wir hatten bisher nicht mal Zeit, uns anständig durch ein Kleiderständer-Labyrinth zu kämpfen! Höchste Zeit also, dass unsere Plastikkumpels heute ihre Belastungsgrenze kennenlernen. New Jersey, mach dich bereit – wir kommen in friedlicher, aber entschlossener Mission.




Punkt 10 Uhr stehen wir vor den heiligen Toren der Mall, bereit für den Schnäppchen-Marathon des Jahres. Der Countdown zum neuen Jahr läuft – aber bei uns läuft erst mal der Run auf die besten Deals. Wer behauptet hat, dass das Einkaufen in US-Malls seinen Reiz verloren hat, hat offensichtlich nie mit leerem Koffer und großer Vorfreude hier aufgeschlagen.
Natürlich – auch in Amerika sind die Preise nicht mehr ganz so paradiesisch wie früher. Aber verglichen mit dem, was man zu Hause zahlt, zuckt der Geldbeutel hier zumindest nur leicht zusammen. Hilfiger, GAP, Levi’s, Nike – Markenware zu Preisen, bei denen man nicht gleich eine Finanzberatung braucht. Und Kinderklamotten? Da wird sogar das Wort „sinnvoll shoppen“ plötzlich Realität.
Das Ganze ist auch einfach mehr als bloßes Einkaufen. Es ist eine Art Erlebnis-Sightseeing – zwischen Umkleidekabinen und Food Court, zwischen Schaufensterbummel und Tüten-Tetris. Zwischendurch ein Kaffee, ein schneller Snack, dann geht’s weiter zur nächsten Rabatt-Oase.
Silvesterfeeling? Fehlanzeige. In der Mall ist es wie immer: Leute stöbern, quatschen, probieren Schuhe an, die sie gar nicht brauchen, und diskutieren über Jeansgrößen, die sie nie hatten. Nur der leicht gehetzte Blick der Verkäufer erinnert daran, dass bald Feierabend – und eben auch Jahresende – ist.
Wir schlagen heute richtig zu. Und zwar nicht nur da, wo es -30 % gibt, sondern auch bei den Geschäften, die ohne Reduzierung punkten – denn hey, man ist ja nur einmal in New Jersey am 31. Dezember.
Aber natürlich braucht so ein ausgedehnter Kaufrausch Zeit. Dank Corona-Regelungen dürfen nur begrenzt Kunden in die Läden – was zu Warteschlangen führt, die aussehen, als gäbe es ein Gratis-iPhone. Geduld ist gefragt – und starke Waden.
Am Abend – die Kreditkarten qualmen leicht, die Tüten sind gefüllt, der Kofferraum ein Puzzle, das Stefan mit stoischer Ruhe zusammensetzt – zieht es uns zu unserem traditionellen Jahresabschluss: ins Texas Roadhouse.Gegen 19 Uhr ergattern wir einen Tisch – und dann? Dann wird geschlemmt.

Saftige Steaks, warmes Brot mit Zimtbutter, und ein eiskaltes Bier. Jeder Bissen ist ein kleines Feuerwerk für den Gaumen – ganz ohne Knallerei. Während draußen die letzten Stunden von 2021 herunterzählen, lassen wir das Jahr in butterzarten Rinderfilets Revue passieren. Ein würdiger Schlussakkord für einen gelungenen Roadtrip-Jahresabschluss.
Und wer weiß – vielleicht ist das der wahre amerikanische Traum: Tüten voller Schnäppchen, Steak auf dem Teller und ein ruhiger Silvesterabend mit den Liebsten. So lässt man ein Jahr gerne ausklingen.

Nach unserem erfolgreichen Beutezug bei Walmart – inklusive Snacks, Vorräten und einem Sechserpack Bier – treten wir die letzte Etappe des Tages an: den Heimweg ins Apartment. Die Kids sind nach dem Shopping-Marathon so platt, dass sie freiwillig ins Bett marschieren. Keine Gutenachtgeschichte, keine Verhandlungen – nur der Sound der Zimmertür, die sich schließt. Die Mall hat geliefert.
Während die Kleinen im Land der Rabattträume schlummern, packen wir unsere Taschen für den morgigen Start in die nächste Etappe: Washington D.C. und Philadelphia. Alles liegt bereit – der SUV vollgetankt, die Koffer neu sortiert, die Shoppingtüten irgendwie untergebracht.
Dann ist Couch-Time. Wir öffnen unsere Dosen, stoßen an – und schalten den Fernseher ein. Silvester in New York, live aus der Ferne. Der berühmte Ball Drop am Times Square gehört dazu wie Bleigießen zum deutschen Fernsehen – nur mit mehr Glitzer, Menschen und Leuchtreklame.




Mehr als eine Milliarde Menschen starren weltweit auf diesen leuchtenden Punkt, der langsam vom Himmel fällt – und wir sitzen mit Jogginghose und Chips auf dem Sofa und staunen mit. Ganz ehrlich: Times Square ja, aber lieber in HD und ohne Windeln für Erwachsene.
Wusstest du eigentlich, dass am Times Square per Gesetz jedes Gebäude eine Leuchtreklame haben muss? Kein Wunder also, dass man dort Werbung für Dinge sieht, die es auf dem gesamten amerikanischen Kontinent nicht mal zu kaufen gibt. New York at its brightest.

Mitternacht. Der Ball sinkt. Die Menge rastet aus. Wir rufen – leicht gedämpft, um die Kinder nicht zu wecken – ein fröhliches „Happy 2022!“ in den Raum und stoßen mit unseren Bierdosen an, als stünden wir mitten im Getümmel. Ein bisschen Magic, ganz ohne Frostbeulen.
Dann wird’s still. Die Straßen draußen glitzern, drinnen ist alles vorbereitet. Das neue Jahr kann kommen – mit vollem Tank, leeren Koffern (haha!) und jeder Menge Neugier auf das, was da draußen noch auf uns wartet.
Gute Nacht, 2021. Und hallo, 2022 – wir starten mit dir bei Sonnenaufgang. Und Kaffee. Viel Kaffee.
