Schön shoppen, schön essen, schön Schadenfreude – Bardolino deluxe

Am nächsten Morgen regnete es immer noch. Nadine holte frische Brötchen aus dem Campingshop, anschließend machten Stefan und sie wie immer das Frühstück. Alles lief wie am Schnürchen – eingespieltes Team eben. Nach dem Frühstück blieben Oli und Stefan gemütlich auf dem Campingplatz, während die Kinder im Kids Club bestens versorgt waren. Ein bisschen Ruhe, ein paar Kaffees – auch für Männer gibt’s mal Wellness.

Was machen die Frauen, wenn es regnet, die Männer versorgt sind und die Kinder glücklich basteln oder tanzen? Shopping natürlich! Wir ließen einen Camper bei den Herren zurück und fuhren mit dem anderen Richtung Konsumtempel. Erster Halt: NICO – ein riesiges Mode- und Schuhparadies mit dem klaren Ziel, den Kofferraum zu füllen. Danach ging’s noch mal in die AFFI Mall, in der wir vorgestern schon waren – diesmal aber mit Einkaufszettel für ein paar Lebensmittel… und mit dem festen Vorsatz, keine neuen Tüten zu schleppen.

Um 13:15 Uhr – länger wollten wir unsere Kreditkarten wirklich nicht leiden lassen – rollten wir wieder auf den Campingplatz. Und siehe da: Der Regen hatte aufgehört! Also keine Ausrede mehr, um im Camper zu versacken. Die Stadt ruft! Ab nach Bardolino – aber diesmal zu Fuß.

Es ist früher Nachmittag, das Wetter hält sich gerade noch so über der Grenze zu „Ganz nett“, und wir beschließen: Ein bisschen Bardolino geht noch.

Oli, Nadine, Noah, Emilia und ich machen uns gegen 14 Uhr auf den Weg – zu Fuß, wobei „zu Fuß“ in diesem Fall für die Erwachsenen gilt. Noah und Emilia flitzen auf ihren Rollern voraus, als würden sie am nächsten Gardasee-Roller-Grand-Prix teilnehmen.

Der Weg entlang der Uferpromenade ist trotz grauer Wolkendecke einfach schön. Das Wasser glitzert nur in Gedanken, aber es ist ruhig, die Luft mild, und es duftet nach See, Frühling und ein bisschen Sonnencreme von letzter Woche.

Bardolino

Stefan bleibt noch am Campingplatz, sein Bein will heute nicht mit marschieren – aber er hat angekündigt, später mit dem E-Scooter nachzukommen, stilecht wie ein italienischer Geheimagent in Zivil. Treffpunkt: 17 Uhr am Hafen. Bis dahin heißt es: Bardolino, wir kommen – diesmal ganz in Ruhe.

Nach etwa einer halben Stunde erreichen wir die Stadt – die Roller werden ordentlich am Fahrradständer am Hafen geparkt, und wir sind bereit für entspanntes Sightseeing. Oder… das war zumindest der Plan.

Und dann steht er plötzlich wieder da. Der „Trenino della città Bardolino“.

Ein knallroter Mini-Zug auf Gummireifen – halb Spielzeug, halb Enttäuschung auf Rädern – und so eindeutig auf Touristen programmiert, dass man fast schon applaudieren möchte. Die Kinderaugen glänzen. Die Erwachsenenaugen zucken leicht. Denn: Ich weiß Bescheid! Stefan und ich hatten das zweifelhafte Vergnügen bereits im letzten Jahr.

Trenino Della Citta

Wir dachten damals: „Ach, wie charmant – ein Bähnchen! Das wird sicher romantisch.“ Was folgte, war eine 20-minütige Stadtrundfahrt durch Bardolinos diskreteste Zonen: Hotelparkplätze, Lieferanteneingänge, halb volle Mülltonnen und eine Betonwand mit dem Graffiti „Wurst unter Palmen“.

Altstadt? Fehlanzeige. Sehenswürdigkeiten? Wenn man auf Lüftungsgitter und Altglascontainer steht: ja. Und genau deshalb weiß ich heute ganz genau: Ich fahre da nicht mehr mit. Niemals. Nicht mal gegen Bezahlung.

Trenino Della Citta

Aber… meine Familie weiß es nicht. Noch nicht. Und so schlage ich zu. Ich zücke drei Euro pro Nase, lächle großzügig – und schenke Oli, Nadine, Noah und Emilia ihr Ticket ins Vergnügen. Einsteigen, bitte – der Zug ins Glück wartet.

Ich winke ihnen mit einem Grinsen, das irgendwo zwischen “Gute Reise!” und “Ihr werdet schon sehen…” liegt, setze mich mit maximaler Selbstzufriedenheit auf eine Bank am See und genieße: Ruhe. Seeblick. Und diese herrliche Form von Schadenfreude, die so leise knistert wie ein perfekt gegrillter T-Bone.

Ciao ragazzi – fahrt schön durch den Hinterhof! Und weg sind sie…

Trenino Della Citta

Die Sonne kam raus – kein Witz! – der See glitzerte, die Möwen kreisten poetisch über dem Wasser, und auf meiner Bank war es so ruhig, als hätte Bardolino beschlossen, mir eine Postkarte in Echtzeit zu schenken.

Nach gut 20 Minuten rollte der Mini-Zug wieder quietschend in den Hafen ein – mit ihm vier Gesichter, deren Euphorie sich irgendwo zwischen „nächstes Mal wissen wir’s besser“ und „ist das Geld noch rückerstattbar?“ einpendelte.

„Und? Wie war’s?“ fragte ich, unschuldig wie ein Lamm auf einer Alibibank. Nadine seufzte: „Na ja… ging vorbei an Parkplätzen. Hinterhöfen. Müllcontainern.“ Ich lachte. Laut. Und schadenfroh. „Bei mir war’s schön.“

Bardolino

Wir lachten alle. Also – die einen aus echter Freude, die anderen eher aus schmerzhafter Einsicht.

Danach bummelten wir durch Bardolino – und was soll ich sagen: Diese Stadt kann Shopping. Hübsche kleine Boutiquen, die aussehen, als wären sie direkt einem Pinterest-Board entsprungen, geschmackvolle Schaufenster, bunte Kleidchen, Kinderklamotten mit italienischem Flair – Nadine und ich waren sofort im Kaufrausch. Oli übernahm derweil tapfer die Kinderbetreuung, was ihn später zu Recht für einen Orden qualifizierte (und vielleicht ein extra großes Bier).

Um 16:30 Uhr tauchte Stefan mit dem E-Scooter auf. Ich lief ihm entgegen, schließlich war unser Ziel klar: Abendessen. Wir fanden zwei Restaurants direkt nebeneinander.

Stefan

Links einer, der mit der „besten Pizza der Stadt“ warb – rechts der andere, mit „hausgemachter Pasta wie bei Mamma“. Für unseren Spaghetti-Fan Stefan keine Frage. Der Blick ging nach rechts. Entscheidung gefallen.

Wir kehrten ins „La Porta Ristorante Pizzeria“ ein – ein kleiner Glücksgriff mit gemütlicher Terrasse. Zum ersten Mal war das Wetter so mild, dass wir draußen sitzen konnten, ohne Decke, ohne Jacke – nur mit Appetit.

Die Pasta? Ein Gedicht. Die Gespräche? Lebendig. Der Wein? Leicht. Die Kinder? Zufrieden. Und der Abend? Einfach schön.

Nach dem Essen ließen wir es gemütlich ausklingen – mit einem Spaziergang durch die abendlichen Gassen von Bardolino.

Natürlich nicht ohne weiteres Gelato. Das versteht sich ja quasi von selbst. Schließlich gibt es immer noch eine Sorte, die man „noch nie probiert“ hat – oder eine, die man vor drei Stunden probiert hat und sich jetzt sicher ist, dass sie bei leicht veränderten Lichtverhältnissen noch besser schmeckt.

Die Gassen waren nun schön beleuchtet, hier und da flackerte Kerzenlicht auf den Tischen der Restaurants, es duftete nach Espresso, und in den Boutiquen glänzten die Schaufensterdeko-Schnäppchen mit letzter Kraft um Aufmerksamkeit.

Gelato!

Stefan verabschiedete sich irgendwann diskret. Er stieg wieder auf seinen E-Scooter, winkte lässig und rollerte mit der Eleganz eines Mannes, der weiß, dass er jetzt gleich die Beine hochlegen darf, zurück zum Campingplatz. Müde, satt, zufrieden. Und ganz sicher mit Pasta-Glück im Bauch.

Nadine hingegen fand noch eine Boutique. Und noch eine. Und noch eine. Während ihre Augen von Kleidern zu Taschen zu Seidenschals wanderten, war klar: Hier ist jemand noch nicht bereit für den Rückweg.

Oli übernahm kurzerhand den Papa-Exit: Er schnappte sich Emilia samt Roller und verabschiedete sich Richtung Campingplatz – wahrscheinlich mit dem vagen Wunsch, dort endlich die Füße hochzulegen… und nicht noch versehentlich in ein Kinderschuhgeschäft gezogen zu werden.

Dann waren es nur noch wir drei: Ich, Nadine und Noah. Wir zogen noch einmal los – durch die abendlichen Straßen von Bardolino, in denen es jetzt ruhiger, sanfter und ein bisschen magisch wurde.

Noah hüpfte fröhlich zwischen uns, völlig begeistert von der Stimmung, dem Licht, dem abendlichen Bummelgefühl. Wir kauften Kinderklamotten, stießen auf ein „das brauchen wir wirklich!“-Souvenir, das wahrscheinlich irgendwo zwischen Gummischwert und Glitzerhut lag, und genossen den Abend in vollen Zügen.

Einfach treiben lassen. Noch ein Schaufenster. Noch eines. Noch eines.

Irgendwann beschlossen auch wir, den Rückweg anzutreten. Noah schwang sich zufrieden auf seinen Roller, die Einkaufstüten baumelten an unseren Händen, und die Lichter von Bardolino begannen langsam, sich im See zu spiegeln.

Die Luft war mild, die Dämmerung weich, und das Geplauder der letzten Gäste in den Restaurants klang wie ein ruhiger Schlussakkord. Nadine und ich liefen entspannt nebeneinander, während Noah mit ordentlich Schwung vorausrollerte – manchmal auf dem Weg, manchmal gefühlt schon zwei Kurven weiter.

Der Heimweg entlang der Uferpromenade wirkte jetzt fast ein bisschen wie ein Abspann: ein letzter ruhiger Spaziergang, bevor das große Aufräumen beginnt.

Zurück am Campingplatz dann der Endspurt: Heute war Kinderdisco – bis 22 Uhr! Noah und Emilia tanzten sich glücklich und platt, während wir Erwachsenen praktisch-pragmatisch zur Tat schritten: Markisen einrollen, Tische abbauen, Stühle verstauen – kurz: unser kleines Camp für die Weiterreise klar machen.

Denn morgen geht’s weiter – neuer Campingplatz, neues Kapitel. Frühstück? Gibt’s unterwegs.
Italien wartet. Und wir sind bereit.

Buonanotte, caro Lago di Garda

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