Bei den Amish People: Liebe, Handwerk und kulinarische Köstlichkeiten

Guten Tag, Reisebegeisterte!

Der Reisebericht ist fast fertig – die Fotos sind jedoch noch in Arbeit. Stay tuned für die visuellen Highlights!

Bis dahin, lasst uns gemeinsam auf Text-Abenteuer gehen:

Als wir an diesem sonnigen Morgen aus unserem zauberhaften Zimmer hinunter in die Küche schlenderten, fanden wir Marcy bereits mit voller Hingabe in der Küche am Werk. Der verführerische Duft von frisch gebratenem Speck und Pancakes erfüllte die Luft. Uns erwartete ein Frühstück, das keine Wünsche offen lies! 🍳🥞🥓

Nachdem wir uns gestärkt hatten, setzten wir unsere Reise fort – unser aufregendes Ziel: Nappanee. Bereits im Jahr 2008 hatten wir erstmals Kontakt zur faszinierenden Amish-Gemeinde aufgenommen – damals In Pennsylvania – und die Eindrücke von damals hatten sich fest in unsere Erinnerung gebrannt. Dieses Mal waren wir entschlossen, diese einzigartige Erfahrung noch intensiver zu erleben!

Wir erreichten Nappanee am Mittag, noch vor dem offiziellen Check-in-Zeitpunkt für unser „Nappanee Countryside Package“. Dieses Paket versprach

Wir erreichten Nappanee am Mittag, noch vor dem offiziellen Check-in-Zeitpunkt für unser „Nappanee Countryside Package“. Dieses umfassende Paket versprach ein wahres Amish-Abenteuer. Bis dahin haben wir aber noch fast 2 Stunden Zeit, um die Gegend zu erkunden.

Erst mal Mittagessen! Wir wählten dafür das „Dutch Kitchen“, ein von Amish betriebenes Restaurant. Die Beschreibung im Schaukasten vor der Türe versprach ein authentisches Erlebnis: „Dieses klassische Restaurant steht unter neuer Leitung und bietet neue Menüoptionen sowie die Möglichkeit, das zeitlose Ambiente zu genießen. Kommen Sie vorbei und kosten Sie hausgemachte Suppen, Sandwiches und Salate. Am Freitagabend gibt es ein Hühner- und Fischbuffet!“

OK – wie sind dabei! Wir genossen köstliche Burger, serviert von einer freundlichen Dame im schlichten Amish-Kleid, unter dem überraschenderweise nagelneue Nike-Schuhe hervorblitzten. Ein echter Aha-Moment, der uns ein wenig schmunzeln ließ!

Die Präsenz der Amish-Gemeinschaft in der Gegend war unübersehbar. Die zusätzliche Fahrspur für Pferdewagen auf den Straßen war ein eindeutiges Zeichen, ebenso wie die „Amish Acres“, eine charmante Sammlung von Geschäften und Kunsthandwerkern, die ihre Waren in kleinen Boutiquen und Hallenmärkten anboten. Als Krönung unseres Mittag-Spaziergangs besuchten wir ein kleines Lagerhaus, wo ich für Stefan einen originalen Amish-Hut ergatterte. Doch bis heute weigert er sich hartnäckig, das gute Stück auch nur aufzusetzen. Ist das nicht undankbar? 🎩

Die Sonne schien am Himmel, als wir schließlich am Homespun Inn ankamen. Unsere Vorfreude war groß, als wir die hübsche Herberge ansteuerten. An der Tür erwartete uns Diane, die quirlige Besitzerin, bereits mit einem herzlichen Lächeln im Gesicht. Diane hatte den restlichen Tag bis ins Detail für uns geplant, und wir konnten es kaum erwarten, unsere Amish-Abenteuer zu beginnen.

Bevor wir uns jedoch auf den Weg in die faszinierende Welt der Amish machten, erzählte uns Diane mit Geschichten und Anekdoten in deren Lebensweise und Traditionen. Ihre Erzählungen fesselten uns und gaben uns einen faszinierenden Einblick in die Welt dieser besonderen Gemeinschaft.

Das historische Gebäude des Homespun Inn strahlte eine gemütliche Wärme aus, die sofort unser Herz erwärmte. Als wir unser Zimmer betraten, das den Namen „Frank & Alma Brown’s Room“ trug, waren wir schlichtweg verzaubert. Die rustikale Eleganz und das geräumige Badezimmer versprachen einen wundervollen Aufenthalt. Es fühlte sich an wie eine Reise in die Vergangenheit mit allem modernen Komfort.

Dann war es Zeit, den weiteren Tagesverlauf zu besprechen, und unsere Aufregung erreichte ihren Höhepunkt:

Unsere Nachmittagsaktivität würde uns zu Henry Chupp führen, einem begabten Amish-Schnitzer, gefolgt von einem Abendessen bei einem liebenswerten Amish-Ehepaar. Die Vorstellung von all den Abenteuern, die uns in den kommenden Stunden erwarten würden, ließ unsere Herzen höher schlagen. Wir konnten es kaum erwarten, loszulegen!

Diane überreichte uns eine detaillierte Wegbeschreibung, die es uns leicht machte, das kleine Geschäft von Henry Chupp zu finden. Als wir unseren Wagen parkten, kam Henry bereits freudestrahlend auf uns zu. Sein herzlicher Empfang ließ uns sofort spüren, dass wir hier willkommen waren. 😄

Er führte uns stolz in seine Werkstatt, wo wir in die faszinierende Welt seiner Kunst eintauchen durften. Henry erzählte uns von seinen Handwerkskünsten und wie er jedes Möbelstück in seiner Werkstatt und in seinem Ausstellungsraum mit seinen eigenen Händen erschaffen hatte. Unglaublich! Sein aufwändigstes Werk, ein prächtiger Fensterrahmen, hatte Jahre feinster Schnitzarbeit erfordert.

Nachdem wir uns verschiedene seiner beeindruckenden Arbeiten angesehen hatten, bot uns Henry an, ihm bei seiner Arbeit zuzusehen. Er arbeitete gerade an wunderschönen Ornamenten für Kirchensäulen, die für die Restauration einer alten Kirche benötigt wurden. Bevor er mit seiner kunstvollen Arbeit begann, zeigte er uns seine Freihandzeichnungen, die als Vorlage dienten. Seine Geschicklichkeit und Präzision waren bewundernswert.

Das Beste daran? Alles, was er tat, folgte der Amish-Tradition und wurde gänzlich ohne Strom aus dem Netz betrieben. Henry präsentierte uns seine umgebaute Drechselmaschine, die einst einen Elektromotor hatte, jetzt aber mit Diesel betrieben wurde. Die Steuereinheit sah aus wie ein wirres Knäuel aus 1000 Kabeln, aber die Maschine funktionierte einwandfrei, versicherte uns Henry stolz.

Unsere Zeit bei Henry verging wie im Flug, und es war faszinierend, seine Geschichten und Erfahrungen zu hören. Besonders freute er sich darüber, Deutsche zu treffen, da seine Vorfahren einst aus Deutschland stammten. 🇩🇪

Als Abschiedsgeschenk überreichte er uns ein von ihm geschnitztes Brettchen in Form eines Apfels, das nun stolz unsere Souvenir-Ecke zu Hause schmückt. 🍎

Um 18 Uhr sollte sich unser Abenteuer bei den Millers fortsetzen. Das haben wir bis dahin auch noch nie gemacht: Abendessen bei wildfremden Menschen in deren Haus. Wir sind schon sehr gespannt auf die Millers. Wir bekamen von Dianne eine Wegbeschreibung zum Haus der Millers.

Vom Bed und Breakfast aus waren es gerade mal 10 Minuten zu fahren. Mose Miller erwartete uns bereits an der Haustüre. Wir waren nicht die einzigen Gäste. Außer uns waren auch noch ein amerikanisches Rentner-Ehepaar, sowie eine 40 jährige Lehrerin aus Indiana.

Wir gingen ins Haus, wo Etta Miller noch fleißig in der Küche zwischen Ihren Kochtöpfen werkelte. Wir stellten uns alle gegenseitig vor und nahmen am gedeckten Tisch Platz direkt in der riesigen Küche platz. Das Haus der Millers war groß und alles war ordentlich und geschmackvoll eingerichtet.

Da saßen wir nun, an einem Tisch mit Menschen, die nicht unterschiedlicher sein könnten: Ein reiches amerikanisches Rentnerpaar – Glenda & Jerry, das den Großteil des Jahres mit seinem Wohnmobil durch die Staaten tourte, eine Grundschullehrerin, Rachel, die ihren Schülern das Landleben näherbrachte und sich deshalb hier in Amish-Courty umsah, wir deutschen Touristen und natürlich die beiden Millers, Mitglieder der Amish-Gemeinschaft. Jeder von uns hatte spannende Geschichten zu erzählen, aber eine hat mich besonders berührt – die Geschichte der jungen Lehrerin, wie sie ihren Mann kennengelernt hat.

Glenda war unglaublich gesprächig und neugierig, aber auf eine herzliche Art. Sie fragte die junge Lehrerin, warum ihr Ehemann nicht hier sei, und die antwortete, als wäre es das Normalste der Welt: „Weil er nicht gerne fliegt. Er fällt im Flugzeug immer auf seinem Sitz zur Seite!“ Die Amerikanerin war so neugierig, dass sie all die Fragen stellte, die wir uns nicht getraut hätten: „Aber warum kann dein Mann denn nicht sitzen?“ Die Lehrerin antwortete ruhig, als wäre es keine große Sache: „Nun ja, weil er keine Arme und Beine hat.“ Die Motorhome-Fahrerin war sprachlos und fragte, „Warum das denn?“

Rachel erzählte uns dann, dass ihr Mann ein Vietnamveteran war und im Krieg seine Gliedmaßen verloren hatte. Und dann begann sie die bewegende Geschichte, wie sie ihn kennengelernt hatte. Es war zwei Tage vor Weihnachten, als sie mit ihrem Auto durch die Vorstadt fuhr und an einem Grundstück vorbeikam, auf dem ein Mann neben seinem Rollstuhl lag und offensichtlich nicht mehr alleine wieder hineinkommen konnte. Sie hielt sofort an und half dem Mann in seinen Rollstuhl. Er bedankte sich kurz und knapp, und sie setzte ihre Fahrt fort und fühlte sich den Rest des Tages als wahrhaftige Superheldin.

Zwei Tage später, an Heiligabend, begegnete sie dem Mann im Rollstuhl erneut. Dieses Mal im Supermarkt. Sie grüßte ihn freundlich, bemerkte aber, dass er sich wohl nicht mehr an sie erinnern konnte. Das ließ sie sich nicht gefallen und machte ihn darauf aufmerksam. Er lachte darüber und meinte, das passiere ihm so oft, dass er sich an die einzelnen Helfer nicht mehr erinnern könne. Weil er ihr ansah dass sie enttäuscht war fragte er sie, ob sie an diesem Heiligabend alleine sei, und ob er sie zur Entschuldigung auf einen Kaffee einladen dürfe.

… und begann die Liebesgeschichte dieser beiden Menschen, die wohl nicht unterschiedlicher sein konnten. Es war eine Begegnung, die das Leben der Lehrerin und des Kriegsveterans für immer veränderte, und sie zeigte uns allen, wie Liebe und Mitgefühl Menschen miteinander verbinden können, ganz gleich, wie unterschiedlich ihre Lebenswege sind. Es war eine Geschichte, die uns alle zum Lächeln brachte und uns daran erinnerte, dass es die kleinen Gesten der Freundlichkeit sind, die die Welt zu einem besseren Ort machen.

Glenda und Jerry erzählten uns dann, was sie in diese Gegend verschlagen hat. Hier in Nappanee bei Newmar werden offenbar die besten Innenausbauten für Wohnmobile gebaut – und zwar von den Amish-Leuten. Ist das nicht verrückt? Sie sind bekannt für ihre Handwerkskunst bei Wohnmobilen, aber gleichzeitig lehnen sie Autos ab! Wir hatten uns schon gewundert, warum es hier so viele riesige Parkplätze mit diesen Einfamilienhäusern auf Rädern gab.

Stefan hat schon immer interessiert, was so ein Wohnmobil kostet. Wir sehen auf unseren Roadtrips so viele davon, oft sogar mit einem nicht gerade kleinen Auto hinten dran, oft sogar einen SUV. Ich habe Glenda und Jerry direkt gefragt, was so ein Prachtstück kosten würde. Wie in den USA üblich, wird um Besitz kein Geheimnis gemacht. „Nur“ ein mittelteures Modell haben sie: Das Wohnmobil hat 350.000 Dollar gekostet. Aber es gibt auch schon welche für 180.000 Dollar, während die Ausführungen aber bis zu rund 1,5 Millionen Dollar gehen können. Das Auto kommt natürlich noch oben drauf (die beiden hatten einen Jeep Grand Cherokee). Wir erfahren noch, dass sie in der Regel etwa drei Viertel des Jahres im Wohnmobil quer durch die Staaten Unterwegs sind und den Rest des Jahres in einem „kleinen“ Haus in Florida wohnen.

(Nun, was sie unter einem „kleinen“ Haus verstehen, fragte ich neugierig.) Glenda lachte herzlich und meinte, dass es für amerikanische Verhältnisse klein sei, aber es sei eigentlich ein normales Einfamilienhaus mit zwei Schlafzimmern, einem Garten und einem Swimmingpool. „In Florida sind die Häuser oft größer“, fügte sie hinzu. Wir konnten uns ein Schmunzeln nicht verkneifen und dachten, dass die Vorstellung von „klein“ in den USA vielleicht eine andere ist als bei uns in Deutschland.

Wir waren beeindruckt von der Offenheit und Freundlichkeit unserer Gastgeber, Glenda und Jerry. Es war erstaunlich, wie sie ihr Leben gestalteten und wie unterschiedlich ihre Weltanschauungen und Lebensweisen waren, aber sie hatten alle eine Sache gemeinsam – die Freude am Teilen von Geschichten und Erlebnissen. Es war ein Abend voller interessanter Gespräche, köstlichem Essen und neuen Erkenntnissen darüber, wie vielfältig das Leben sein kann.

Im Gegensatz zu der Amish-Familie in New Holland, Pennsylvania, bei der wir im Jahr 2008 für eine Nacht zu Gast waren – die Smuckers waren relativ streng und steif -, waren die Millers einfach großartig. Sie hielten sich natürlich an die Regeln der Amish-Gemeinschaft und lebten ohne Strom, Fernsehen, Autos und dergleichen. Doch sie waren unglaublich weltoffen und tolerant, und sie liebten es, die Geschichten ihrer Gäste zu hören. Von ihren 10 Kindern waren zwei aus der Amish-Gemeinschaft ausgetreten, aber das war für die sympathischen Millers überhaupt kein Problem. Der Kontakt zu den Ausgetretenen bestand weiterhin, und jeder respektierte die unterschiedlichen Lebensweisen.

Wir verbrachten mehr als drei Stunden bei den Millers. Das Essen war schlichtweg unglaublich lecker und reichhaltig. Es gab von allem etwas: Fleisch, Hühnchen, Gemüse, Nudeln, Kuchen, Schokocreme und ein Sorbet aus Eis, Erdbeeren und Marshmallows (Mmmm, ein Genuss!). Wir alle waren so satt, dass wir uns kaum noch bewegen konnten! Mose erzählte uns, dass das Kochen die Lieblingsbeschäftigung seiner Frau war und sie auch für Feste und Hochzeiten in der Umgebung engagiert wurde. Wir hatten wirklich großes Glück, an diesem Abend hier gelandet zu sein!

Nach dem Essen führten uns Mose und Etta durch ihren Hof, zeigten uns ihre verschiedenen Pferdewagen und stellten uns ihre Haustiere vor, darunter Pferde, Ponys und einen verspielten Hund. Es war faszinierend zu sehen, wie gut sie ihr Leben ohne moderne Annehmlichkeiten meisterten und wie harmonisch ihre Tiere in diesen idyllischen Hof integriert waren. Alles in allem war es ein wundervoller Abend mit großartigen Menschen und faszinierenden Geschichten – und natürlich mit köstlichem Essen, das uns noch lange in Erinnerung bleiben wird.

Mit all diesen neuen Geschichten in unserem Kopf und den herzlichen Begegnungen des Abends machten wir uns schließlich auf den Weg zum Homespun Inn. Was für ein besonderer Tag! Wir fühlten uns dankbar, diese außergewöhnlichen Menschen getroffen und ihre Lebensweise kennengelernt zu haben. Es war ein Tag voller neuer Eindrücke und unvergesslicher Erlebnisse, der uns noch lange begleiten sollte.❤️

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