Faszinierende Momente in Alaska: Alleine im Pioneer Park und magische Nordlichter

Was für ein unglaubliches Erlebnis! Die Polarlichter haben sich endlich gezeigt, und ich kann immer noch nicht fassen, dass wir dieses Naturschauspiel mit eigenen Augen erleben durften. Die Erinnerungen an die faszinierenden Lichtschleier, die sich wie ein tanzender Vorhang über den Nachthimmel zogen, sind noch frisch, und mein Herz hüpft vor Freude.

Doch jetzt beginnt ein neuer Tag in Fairbanks, und er könnte nicht besser starten: Der Himmel zeigt sich in einem strahlenden Blau, keine Wolke weit und breit, und die Sonne wärmt unser Gemüt. Ganz ehrlich, warum sollten wir diesen Ort verlassen, wenn das Wetter hier so perfekt ist? Zumal die Wetter-Apps uns verraten haben, dass überall sonst nur Regen und Wolken warten. 

Die Nachtvorhersage lässt unsere Herzen höher schlagen: klare Sicht und eine hohe Chance, die Aurora Borealis erneut zu sehen. Vielleicht haben wir sogar das Glück, sie heute Abend noch intensiver zu erleben. Aber bevor wir uns darüber Gedanken machen, heißt es erst einmal: Frühstück! Und zwar nicht irgendein Frühstück, sondern ein echtes, amerikanisches.

Hier in Fairbanks gibt es das nördlichste Denny’s der Welt. Wir fahren durch die Stadt und parken direkt vor dem berühmten Diner mit der leuchtend gelben Schrift. Schon beim Betreten begrüßt uns der typische Duft, den wir so lieben: eine Mischung aus frisch gebrühtem Kaffee, gebratenem Speck und süßen Pfannkuchen. Die Atmosphäre ist lebhaft, und die Tische sind gut gefüllt – hier scheint jeder den Tag mit einem Lächeln beginnen zu wollen.

Stefan wählt den „All American Slam“, eine reichhaltige Kombination aus Eiern, Speck, Würstchen und knusprigem Toast. Ich dagegen entscheide mich für etwas Süßes – die „Double Berry Breakfast Pancakes“. Zwei fluffige Pfannkuchen, garniert mit einem großzügigen Löffel Erdbeerkompott und Blaubeeren, dazu eine Portion Ahornsirup. Der Clou? Eine kleine Schale mit frischen Früchten, die mir das Gefühl gibt, etwas Gesundes zu essen, während ich mich in Zuckerrausch schwelge.

Während wir unser Frühstück genießen, lassen wir den Blick durch das Diner schweifen. Es ist ein quirliger Ort, mit Familien, Truckern und anderen Reisenden, die sich wie wir über ein herzhaftes Frühstück freuen. Der Kaffee wird hier niemals kalt, denn die Bedienungen sind ständig unterwegs, um die Tassen nachzufüllen. Und ich muss sagen, die Pfannkuchen sind eine absolute Offenbarung – fluffig, süß und einfach unwiderstehlich.

Stefan schmunzelt zufrieden über seine üppige Portion, während ich meine letzten Blaubeeren aufspieße. Dieses Frühstück fühlt sich an wie ein kleiner Urlaub im Urlaub, und wir genießen jeden Bissen.

Gut gestärkt und voller Energie machen wir uns Gedanken über unseren weiteren Tag. Fairbanks scheint uns heute alles zu bieten: perfektes Wetter, klare Nachtvorhersagen und eine entspannte Atmosphäre. 

Dennys Fairbanks

Gestärkt und voller Tatendrang verlassen wir das Restaurant gegen 9 Uhr und steuern unser nächstes Ziel an: den Pioneer Park. Obwohl es inzwischen Spätherbst ist und viele Attraktionen in Fairbanks bereits im Winterschlaf liegen, hält uns das nicht davon ab, diesen besonderen Ort zu erkunden. Schließlich hat der Park auch ohne seine saisonalen Highlights einiges zu bieten.

Schon beim Betreten des Pioneer Parks spüren wir, dass hier Geschichte lebendig wird. Ursprünglich wurde der Park 1967 eröffnet, um den 100. Jahrestag des Kaufs Alaskas von Russland zu feiern. Heute ist er eine Mischung aus Museum, Freizeitpark und Open-Air-Geschichtsbuch. Besonders beeindruckend ist die Sammlung historischer Gebäude, die aus verschiedenen Regionen Alaskas hierhergebracht wurden. Es fühlt sich an, als würde man durch ein altes, charmantes Dorf schlendern, in dem jede Ecke eine Geschichte zu erzählen hat.

Da die meisten Geschäfte und Buden geschlossen sind, genießen wir die Ruhe im Park und lassen uns von der Atmosphäre treiben. Das Herzstück des Parks ist der imposante Schaufelraddampfer „SS Nenana“, der inmitten des Geländes thront. Dieses riesige Schiff, das einst den Yukon River befuhr, ist ein echter Blickfang und lädt zum Träumen von Abenteuern auf den wilden Gewässern Alaskas ein. Leider ist es aktuell nicht zugänglich, aber allein sein Anblick ist beeindruckend.

Pioneer Park

Wir schlendern weiter und bewundern die liebevoll restaurierten Gebäude, die fast wie kleine Zeitkapseln wirken. Hier ein alter Saloon, dort ein Blockhaus – jedes Detail erzählt von der rauen, aber faszinierenden Vergangenheit Alaskas. Besonders spannend ist die Vorstellung, dass dieser Ort einst voller Leben war, als hier das tägliche Leben von Goldgräbern, Händlern und Abenteurern tobte.

Der Pioneer Park ist ein wahres Allround-Talent. Neben der historischen Kulisse beherbergt er mehrere Museen, darunter das Pioneer Air Museum und das Tanana Valley Railroad Museum. Beide sind zwar aktuell geschlossen, aber wir merken uns diese Orte für einen künftigen Besuch vor. Der Park ist nicht nur eine Hommage an die Vergangenheit, sondern auch ein beliebter Treffpunkt für Picknicks, Spaziergänge und kulturelle Veranstaltungen.

Nach etwa einer Stunde kehren wir zu unserem Camper zurück. Der Spaziergang durch den Park war entspannend, und die Eindrücke der historischen Kulisse haben uns inspiriert. Fairbanks hat uns erneut gezeigt, dass selbst in der ruhigeren Saison immer etwas Besonderes zu entdecken ist. Mit frischer Energie und einem Hauch von Nostalgie im Herzen sind wir bereit für die nächsten Abenteuer.

Unser treuer Camper hat sich seine wohlverdiente Pflege mehr als verdient, also wird es Zeit, ihn ein wenig auf Vordermann zu bringen. An der nächsten großen Tankstelle, die passenderweise zur Marke „Sourdough Fuel“ gehört, legen wir einen Stopp ein. Mein erster Weg führt mich zur freundlichen Tankstellenmitarbeiterin, um nach den nötigen Versorgungsmöglichkeiten zu fragen.

„Ja, wir haben Propan“, sagt sie mit einem Lächeln, und es kommt noch besser: Hier können wir sowohl unser Abwasser entsorgen als auch frisches Stadtwasser tanken – und das völlig kostenlos! Ein echtes Highlight, denn gerade jetzt, wo die Nächte zunehmend kälter werden, ist eine funktionierende Heizung Gold wert. Das Wissen, dass dieser großartige Service bei allen Tankstellen dieser Marke verfügbar ist, fühlt sich fast wie ein Geschenk an. Und das erfahren wir natürlich ausgerechnet am vorletzten Tag unserer Reise! Aber wie sagt man so schön: besser spät als nie.

Dumping

Nachdem unser Camper wieder bereit für neue Abenteuer ist, machen wir uns auf den Weg zu Fred Meyer, einem dieser amerikanischen Supermärkte, in denen man einfach alles findet – von Lebensmitteln bis zur Einrichtung für das Eigenheim. Für uns stehen allerdings Brötchen für die Fahrt und AdBlue für unseren Ford auf der Einkaufsliste.AdBlue, eine Flüssigkeit zur Abgasreinigung bei Dieselfahrzeugen, sollte normalerweise für die gesamte Reise reichen. Aber wenn man über 8.000 Kilometer durch Alaska und Kanada reist, sind Nachfüllungen eben Teil des Abenteuers.

Im Laden angekommen, tauchen wir ein in die typisch amerikanische Vielfalt: Regalreihen mit Snacks, Getränken, Haushaltswaren und – was natürlich nicht fehlen darf – eine ganze Abteilung mit Halloween-Deko! Kürbisse, Spinnen, gruselige Figuren und flackernde Lichterketten – ich bin im Paradies! Stefan hingegen wirft mir schon seinen „jetzt-komm-aber-wieder-in-die-Realität-Blick“ zu. Aber hey, wer kann bei so viel Glitzer und Grusel schon widerstehen?Mit einem etwas schweren Herzen reiße ich mich los und folge ihm, zurück zu unserer Einkaufsliste.

Mit vollgepackten Einkaufstaschen und einem zufriedenen Lächeln im Gesicht machen wir uns auf den Rückweg zum Camper. Unser Fahrzeug ist jetzt rundum versorgt, und auch wir sind bestens gerüstet für den kommenden Tag. Es ist erstaunlich, wie viel Freude ein kleiner Abstecher in den Alltag bereiten kann – vor allem, wenn dieser so bunt und vielfältig wie in einem Fred Meyer ist.

Zurück im Camper lassen wir den Tag Revue passieren und freuen uns über all die kleinen, aber wichtigen Erledigungen, die unsere Reise noch angenehmer machen. Und morgen? Da wartet wieder ein neues Abenteuer auf uns – und vielleicht die nächste Tankstelle mit genauso großartigem Service.

Sam’s Sourdough Cafe

Erinnert ihr euch an diese Restaurants, bei denen die Erinnerung an das köstliche Essen fast schon übertrieben rosig ist? Tja, heute hatten wir so einen Moment im Sourdough Café. Vor vier Jahren haben wir dort hervorragend gespeist, und es schien der perfekte Ort für unser heutiges Mittagessen zu sein. Mit knurrenden Mägen und voller Vorfreude machten wir uns also auf den Weg.

Ein Abenteuer beginnt bereits bei der Bestellung: Ich entschied mich ziemlich schnell für die Rentierwurst im Speckmantel, während Stefan sich wagemutig für das Tagesmenü entschied. Die Beschreibung des Menüs ging irgendwie an mir vorbei, aber Stefan war überzeugt, dass er etwas Spannendes gefunden hatte.

Dann kam die große Frage: „Suppe oder Salat?“ Normalerweise greift Stefan zur sicheren Option – Salat. Doch heute wollte er Neues wagen und bestellte die Suppe des TagesErbsensuppe. Als die dampfende Schale vor ihm landete, konnte ich kaum glauben, was ich sah. Das graugrüne Gebräu war so dick, dass der Löffel stehen blieb. Stefans Gesicht sprach Bände, und ich musste ernsthaft kämpfen, nicht laut loszulachen.

Der große Moment der Hauptgerichte: Meine Rentierwurst, umhüllt von knusprigem Speck, sah aus wie ein echtes Festmahl. Und ja, sie schmeckte auch so. Jede Gabel war ein Genuss, und ich fühlte mich wie ein Gourmet-Abenteurer. Stefan hingegen starrte auf seinen Teller, der mit überkochtem Pasta-Gemisch, Dosen-Gemüse und – als Krönung – einem Toastbrot mit einer Scheibe geschmolzener Scheiblette-Käse dekoriert war. Parmesan? Fehlanzeige. Stefans Blick war so resigniert, dass ich den Moment am liebsten festgehalten hätte.

Während ich meine Wurst restlos genoss, stocherte Stefan lustlos in seinem „Meisterwerk“ herum. Es war klar: Das Sourdough Café hatte seinen Platz auf unserer „Müssen-wir-wieder-hin“-Liste verloren. Schade drum, aber hey, manchmal gehören auch solche Erlebnisse zu einer Reise dazu. Zumindest wissen wir jetzt, dass Rentierwurst im Speckmantel eine sichere Wahl ist – und Erbsensuppe nicht unbedingt die Abenteuerlust wert ist.

Nach unserer “kulinarischen Abenteuerreise” ins Sourdough Café brauchten wir dringend ein Highlight, um den Tag zu retten – und die Chena Lakes Recreation Area schien dafür genau der richtige Ort zu sein. Die Aurora-Prognose war vielversprechend, und die Aussicht auf Nordlichter trieb unsere Motivation zusätzlich an. Schließlich wollten wir die perfekten Bedingungen nutzen, um das magische Schauspiel erneut zu erleben.

Die Chena Lakes, gelegen in der Gemeinde North Pole, sind ein wahres Paradies für Naturliebhaber. Kleine, malerische Seen, zwei gepflegte Campingplätze und unzählige Picknick- und Angelplätze machen diese Gegend zum perfekten Rückzugsort. Unser Plan? Das Gebiet bei Tageslicht erkunden und den besten Platz für die Nacht finden. Doch wie so oft, wenn wir ein Ziel ins Navi eingeben, verlief der Start alles andere als reibungslos.

Eine kleine Irrfahrt: Unser Navi führte uns zuerst in eine völlig falsche Richtung – mitten in ein kleines Wohngebiet, das so abgelegen im Wald lag, dass ich schon fast dachte, wir wären in einer Filmszene aus Blair Witch Project gelandet. Und wie es sich für solche Irrwege gehört, endete alles in einer Sackgasse. Mit einem Lachen (okay, vielleicht war es auch ein Seufzen) wendeten wir und starteten einen neuen Versuch.

Der richtige Weg: Schließlich fanden wir die richtige Einfahrt. Am Parkeingang begrüßte uns ein unbemanntes kleines Kassenhäuschen, dessen Fenster ein Schild zierte: “Saison beendet.” Von nun an bis Mai war der Eintritt kostenlos – ein echter Glücksgriff! Auch Campen war erlaubt, aber sämtliche Services wie Duschen oder Toiletten waren nicht mehr in Betrieb. Kein Problem für uns, schließlich haben wir unseren Camper, und der ist immer bereit.

Erkundung bei Tageslicht: Wir fuhren langsam durch die Recreation Area und konnten uns kaum sattsehen an der atemberaubenden Herbstlandschaft. Die bunten Blätter der Bäume – in leuchtendem Gelb, sattem Orange und warmem Rot – spiegelten sich im glasklaren Wasser der Seen und schufen eine Szenerie, die selbst Postkarten vor Neid erblassen ließ. Die Sonne ließ die Farben fast glühen, und es war klar: Dies war der perfekte Ort, um die Nacht zu verbringen.

Wir suchten uns einen Platz direkt am See, der sowohl eine gute Aussicht als auch eine angenehme Rückzugsmöglichkeit bot. Es fühlte sich an, als wäre dieser Ort nur für uns reserviert worden – die unberührte Stille, das Plätschern des Wassers und der Anblick der Herbstpracht machten ihn zu einem wahren Traumziel. Ja, hier wollten wir heute Nacht bleiben. Mit der Aussicht auf Nordlichter, umgeben von dieser beeindruckenden Natur, konnte einfach nichts mehr schiefgehen.

Chena Lakes

Es war erst Nachmittag am Chena Lakes und bevor die Magie des Abends begann, entschieden wir uns, die Gelegenheit beim Schopf zu packen und einen kurzen Abstecher ins Santa Claus House zu machen. Ich meine, ehrlich – wer kann schon dem Weihnachtsmann widerstehen? 🎅 Schließlich waren wir in der North Pole-Region, und ein Besuch bei Santa gehört hier quasi zum Pflichtprogramm.

Das Santa Claus House ist nicht nur ein Ort voller Weihnachtszauber, sondern auch eine Art Postamt der besonderen Art. Hier kann man nämlich Briefe vom Weihnachtsmann selbst in die ganze Welt verschicken lassen. Es ist eine der charmantesten Traditionen, die ich je erlebt habe. Und da wir die stolzen Großeltern eines dreijährigen Wirbelwinds sind, war es keine Frage, dass unser Enkel dieses Jahr seinen ganz persönlichen Brief vom Weihnachtsmann erhalten sollte.

Santa’s Day Off: Leider war Santa heute nicht persönlich vor Ort – auch ein Weihnachtsmann braucht mal einen freien Tag. Aber das hielt uns nicht davon ab, seinen fleißigen Helfern die Bestellung für unseren “Santa’s Letter” zu übergeben. Wir entschieden uns für das Thema “Toddler”, damit die Botschaft perfekt auf unser kleines Energiebündel abgestimmt ist.

Die Idee, dass unser Enkel dieses Jahr einen Brief vom Weihnachtsmann erhält, löste in uns eine kindliche Vorfreude aus. Ich konnte mir lebhaft vorstellen, wie er staunend die weihnachtlich verzierte Botschaft betrachtet, während wir ihm erzählen, dass der Brief direkt vom Nordpol kam. Vielleicht versteht er den ganzen Zauber mit drei Jahren noch nicht vollständig, aber ich bin mir sicher, dass es eine süße Erinnerung für ihn sein wird – und für uns natürlich auch.

Nachdem wir die Bestellung aufgegeben hatten, schlenderten wir noch ein wenig durch den Shop. Die Weihnachtsdekorationen, die glitzernden Ornamente und die duftenden Weihnachtskerzen ließen uns ein bisschen länger verweilen. North Pole wusste definitiv, wie man Weihnachtszauber das ganze Jahr über am Leben hält.

Santa Claus House

Die Bestellung des Weihnachtsbriefs war tatsächlich kinderleicht: Adresse eingeben, einen liebevoll gestalteten Brief auswählen, bezahlen – fertig! Die Vorstellung, dass unser kleiner Noah pünktlich zu Weihnachten eine Überraschung direkt vom Weihnachtsmann erhält, zauberte uns ein breites Grinsen ins Gesicht. Ein Moment, der sicherlich in Erinnerung bleibt. 🎅💌

Mit dieser kleinen Mission erfolgreich abgeschlossen, machten wir uns erneut auf den Weg nach Fairbanks. Ich muss sagen, es ist wirklich erstaunlich, wie unterschiedlich die Meinungen über diese Stadt ausfallen. In Reiseforen wird Fairbanks oft als nicht besonders lohnenswert beschrieben, aber ich kann dem überhaupt nicht zustimmen. Die Stadt hat einen ganz eigenen Charme – sei es durch die kleinen, originellen Geschäfte, die gemütlichen Restaurants oder die gut sortierten Supermärkte wie Walmart und Fred Meyer. Hier kann man nicht nur Vorräte auffüllen, sondern auch gemütlich durch die Gänge schlendern und immer wieder interessante Dinge entdecken. Selbst ein verregneter Tag in Fairbanks hat für mich seinen Reiz!

Ein besonderes Highlight der Stadt ist der malerische Chena River, der sich wie ein stiller Beobachter durch die Stadt schlängelt, bevor er südwestlich des Flughafens in den mächtigen Tanana River mündet. Ein Spaziergang entlang des Ufers ist zu jeder Jahreszeit ein Genuss, auch wenn ein Picknick eher in den Sommer passt. Es gibt etwas Beruhigendes, am Flussufer entlangzuwandern, während das Wasser ruhig dahinplätschert.

Unser Ziel für den Abend war das auf TripAdvisor hochgelobte Restaurant Cookie Jar. Um ehrlich zu sein, hatten wir uns schon den ganzen Tag auf dieses Abendessen gefreut. Es war mittlerweile fast 18 Uhr, und unser Magen knurrte lautstark. Doch die Suche nach dem Restaurant entpuppte sich als eine kleine Herausforderung.

Die angegebene Adresse führte uns nur zu zwei großen Autohäusern, und weit und breit war nichts zu sehen, was auch nur entfernt an ein gemütliches Restaurant erinnerte. Schon waren wir kurz davor aufzugeben und uns mit einem Plan B zu begnügen, als wir schließlich ein großes Gebäude erspähten. „Das muss es sein!“ rief ich, während Stefan skeptisch die Umgebung musterte. Doch der Zugang war von einem breiten Bordstein versperrt, der wie eine schützende Barriere vor der verheißungsvollen Verheißung lag.

Entschlossen drehten wir um und fuhren erneut zu den Autohäusern. Und siehe da – auf dem Parkplatz zwischen den ausgestellten Fahrzeugen entdeckten wir ein kleines Schild mit einem Pfeil, der uns den Weg zu Cookie Jar wies. Es stellte sich heraus, dass der Zugang tatsächlich durch die Parkflächen der Autohändler führte. Wer hätte das gedacht?

Schon beim Betreten der “Cookie Jar” umfängt uns ein Duft, der Kindheitserinnerungen weckt – ein Hauch von frisch gebackenen Keksen, süßen Kuchen und einem Hauch Vanille. Das Restaurant trägt seinen Namen zu Recht, denn direkt am Eingang erwartet uns eine Theke, die ein wahres Fest für die Sinne bietet: Cookies in allen erdenklichen Varianten, saftige kleine Kuchen, kunstvoll dekorierte Cupcakes und eine Auswahl an weiteren Leckereien, die fast unmöglich zu widerstehen sind. Ich hätte am liebsten gleich zugeschlagen!

Eine lächelnde Kellnerin begrüßt uns herzlich und führt uns zu einem gemütlichen Tisch. Die Einrichtung strahlt mit ihrer liebevollen Dekoration und den warmen Farben eine heimelige, fast nostalgische Atmosphäre aus. Man fühlt sich sofort wohl.

Die Speisekarte bietet eine Fülle an verlockenden Optionen, doch ich entscheide mich schließlich für den Chicken Caesar Salad – eine sichere Bank, wenn es um frische und leichte Gerichte geht. Stefan hingegen wagt sich an das Stromboli, eine köstlich gefüllte, gerollte Variante der Pizza, die den Gaumen mit einer wärmenden Mischung aus Teig, Käse und herzhaften Füllungen verwöhnt. Als unsere Teller kommen, ist nicht nur das Auge begeistert: Der Geschmack übertrifft alle Erwartungen.

Nach diesem hervorragenden Dinner und einem kurzen, sehnsüchtigen Blick auf die verlockende Dessert-Theke beschließen wir, uns nicht noch weiter zu verwöhnen. Wir zahlen und machen uns auf den Weg zurück zu den Chena Lakes – diesmal in der Hoffnung, den Sonnenuntergang einzufangen.

Chena Lakes

Die Fahrt dorthin ist von Vorfreude und der letzten Abendsonne geprägt, und als wir den See erreichen, bleibt uns kurz der Atem stehen. Die Umgebung, die bereits am Nachmittag so malerisch war, wird nun von einem warmen, goldenen Licht umhüllt. Die Spiegelungen der bunten Herbstbäume im glatten Wasser und der Himmel, der von Pastelltönen überzogen ist, schaffen eine beinahe unwirkliche Kulisse. Es ist, als hätte jemand die Natur mit einem Pinselstrich perfektioniert.

Mit meiner Kamera in der Hand stürze ich mich ins Abenteuer, die schönsten Momente dieses Abends einzufangen, während Stefan die Aussicht in aller Ruhe genießt.

Wir beschließen, nicht auf einem der offiziellen Campingplätze zu übernachten, sondern direkt auf einem Parkplatz am Seeufer unser Lager aufzuschlagen. Die Aussicht von hier aus ist unschlagbar: glitzernde Wasserflächen, die von den letzten Lichtstrahlen der Dämmerung berührt werden, und eine tiefe Stille, die nur vom sanften Rauschen der Natur unterbrochen wird.

Während wir uns in unseren Camper zurückziehen, ist die Vorfreude auf die Nacht groß. Die klare Luft und die bezaubernde Atmosphäre lassen uns hoffen, dass vielleicht auch heute Nacht die Nordlichter ihren Weg an den Himmel finden werden. Es fühlt sich an, als könnte dieser Ort uns mit weiteren magischen Momenten beschenken.

Unser Abend beginnt am Park Boat Launch, und ich kann einfach nicht widerstehen, die Kamera auszupacken und diese unglaubliche Kulisse festzuhalten. Der See liegt ruhig und still da, als hätte die Natur beschlossen, uns eine private Vorstellung ihrer schönsten Seite zu schenken. Das Wasser reflektiert die letzten warmen Töne des Himmels, und die gesamte Szenerie wirkt wie ein Gemälde, das mit jedem Moment intensiver wird.

Nach einer Weile ziehen wir weiter zur Swim Beach, einem perfekten Ort, um die untergehende Sonne zu genießen. Die Farben des Himmels wechseln von leuchtendem Orange zu einem tiefen Rosa, bevor sie allmählich ins samtige Blau der Nacht übergehen. Der Strand ist fast menschenleer, und wir spüren diese seltene Ruhe, die man nur an Orten wie diesem erleben kann.

Doch plötzlich durchbricht eine unerwartete Szene diese stille Idylle: Am anderen Ende des Strandes findet ein äußerst ungewöhnliches Fotoshooting statt. Eine junge Frau, die wahrlich aus einem Modemagazin stammen könnte, posiert in einem knappen Bikini – halb im eiskalten Wasser liegend. Ihre Freundin oder Kollegin, bewaffnet mit einer professionellen Kamera, läuft hektisch hin und her, um die perfekten Aufnahmen einzufangen. Das Ganze wirkt surreal in dieser frostigen alaskischen Umgebung.

Wir beobachten die Szene mit einer Mischung aus Belustigung und Faszination. Die Frau im Wasser ist offensichtlich nicht begeistert von den Temperaturen und gibt ihrem Unmut lautstark Ausdruck: “Es ist viel zu kalt!” Ihre Zähne klappern, und ihre Bewegungen werden immer steifer. Doch sie bleibt tapfer – und wir sind uns sicher, dass diese Fotos spektakulär werden, denn die Kulisse des Sees mit dem glühenden Himmel ist wirklich unschlagbar.

Als die Sonne endgültig hinter dem Horizont verschwindet, packen die beiden Frauen ihr Equipment ein. Die arme junge Frau im Bikini, jetzt in ein dickes Handtuch gehüllt, wankt frierend zu ihrem Auto. Kurz darauf verschwinden sie, und plötzlich ist wieder Stille. Wir sind allein, und es scheint, als hätten wir die gesamte Chena Lakes Recreation Area für uns allein.

Die Einsamkeit ist überwältigend – im besten Sinne. Alaska hat sich tatsächlich bereits in den Winterschlaf zurückgezogen. Es fühlt sich an, als wären wir die letzten Gäste, die diese atemberaubende Landschaft vor dem Einzug des Winters genießen dürfen.

Wir kehren in unseren Camper zurück und richten uns in der kleinen Sitzecke ein. Während ich durch das Internet stöbere und hier und da ein wenig Inspiration für zukünftige Reisen suche, kümmert sich Stefan um die Sicherungskopien der Fotos, die wir heute gemacht haben. Alles fühlt sich ruhig und entspannt an, bis Stefan um 21 Uhr kurz nach draußen geht, um etwas aus dem Truck zu holen. Plötzlich höre ich seine aufgeregte Stimme: „Komm schnell raus! Schau mal in den Himmel – ich glaube, da tut sich etwas!“

Neugierig greife ich mir die Kamera und eile ihm nach. Gemeinsam stehen wir am Ufer des stillen Sees, und dort sehe ich es: ein zarter, weißer Schleier, der sich sanft über den Nachthimmel spannt. Doch das ist erst der Anfang. Der Schleier beginnt zu flackern, sich zu bewegen und zu tanzen. Innerhalb von Sekunden wird aus dem blassen Weiß ein leuchtendes Grün, das sich immer weiter intensiviert.

Vor uns entfaltet sich ein Spektakel, das man mit Worten kaum beschreiben kann. Die Nordlichter ziehen wie ein himmlischer Schleier über den klaren, sternenbedeckten Himmel. Ihre Farben beginnen zu spielen – zarte Grüntöne mischen sich mit einem Hauch von Rosa. Es ist, als hätte ein unsichtbarer Maler begonnen, den Nachthimmel mit den Farben der Fantasie zu bemalen. Und das Wasser des Sees? Es reflektiert dieses Wunder in perfekter Symmetrie, als würde die Welt auf dem Kopf stehen.

Die Aurora scheint zu leben, sich zu dehnen, zu drehen und zu winden. Sie tanzt anmutig und voller Energie, manchmal wild und dann wieder sanft wie eine Ballarina. Linien, Bögen und Kreise entstehen, lösen sich auf und formen neue Muster.

Es ist überwältigend, diesen tanzenden Lichtern zuzusehen, wie sie ihre Farben durch die Dunkelheit ziehen. Wir fühlen uns so klein unter diesem grandiosen Himmel. Dies ist nicht einfach nur ein Naturphänomen. Es ist Magie. Es ist ein unvergesslicher Moment, der tief in unseren Herzen verankert bleiben wird – ein Höhepunkt all unserer Reisen.

Wenn ich heute, da wir uns dem Ende unserer Reise im hohen Norden nähern, eine Bilanz ziehe, wird mir bewusst: Wie könnten wir all das, was wir in den letzten 2,5 Wochen erlebt haben, jemals übertreffen? Ein Zeh im eisigen Polarmeer, das ehrfurchtgebietende Auftauchen von Grizzlys, majestätische Adler, stolze Elche und Landschaften, die so atemberaubend sind, dass sie einem die Worte rauben – all das war schon ein unvergessliches Abenteuer. Aber als krönender Abschluss wurden wir auch noch mit den faszinierenden Nordlichtern belohnt, und das gleich an zwei aufeinanderfolgenden Nächten. Es fühlt sich an, als hätten wir den Hauptgewinn gezogen.

Das Himmelstheater über den Chena Lakes dauert bis etwa 23 Uhr, und ich bin kaum fähig, meine Kamera aus der Hand zu legen. Hunderte von Fotos entstehen, jedes versucht, die Magie dieses Moments einzufangen – und doch wird keines der Bilder dem gerecht, was wir mit eigenen Augen sehen.

Manchmal lassen wir die Kamera einfach Kamera sein und stehen nur da, Seite an Seite, den Blick in den Himmel gerichtet.

Glücklich und erfüllt machen wir uns gegen Mitternacht bereit, schlafen zu gehen. Die kühle Nachtluft weht leise durch die Bäume, während wir uns in unseren Camper kuscheln. Wir sind uns einig: So fühlt sich pure Lebensfreude an.

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