Schlösser, Eis und Eisenbahnen: Wir sind in Örebro und Nora

Also: Es ist früher Morgen, die Vögel zwitschern und wir – die professionellen Frühstarter – stehen bereits in den Startlöchern. Doch bevor unser geliebter Camper losrollen kann, braucht er noch eine kleine Wellness-Behandlung. Wasser ablassen, Toilette leeren und frisches Wasser tanken. Das geht eigentlich recht schnell, aber irgendwie fühlt es sich immer so an, als ob es eine Ewigkeit dauert.

Endlich, nach dieser kleinen, aber unvermeidlichen Prozedur, sind wir bereit, die Straßen unsicher zu machen. Bye-bye Stockholm, du warst fantastisch, aber das nächste Abenteuer ruft! Bevor wir jedoch in die Wildnis verschwinden, steht ein letzter Stopp im Shopping-Paradies auf dem Plan: Heron City.

Heron City ist gigantisch und wirkt wie ein stiller Riese, da die meisten Läden um diese frühe Stunde noch im Dornröschenschlaf liegen. Aber keine Sorge, wir sind wegen etwas Essentiellem hier: Lebensmittel! Unser Retter in der Not ist Willy:s, der Superheld der schwedischen Supermärkte, der zu unserem Glück schon seine Pforten geöffnet hat.

Mit dem Einkaufswagen bewaffnet, stürzen wir uns ins Getümmel. Brot, Wurst, Käse, Wasser – die Basics müssen her. Und weil man nie genug Snacks haben kann, landet natürlich auch die eine oder andere Leckerei im Wagen. Nach diesem effizienten Shopping-Intermezzo verlassen wir Heron City. Die Vorräte sind aufgefüllt, die Stimmung ist top, und wir sind bereit, uns in das nächste Abenteuer zu stürzen.

Aber halt! Da lockt noch der nahegelegene Dollar Store mit seinen unschlagbaren Angeboten. Ich kann einfach nicht widerstehen – diese Schnäppchenmärkte sind meine heimliche Leidenschaft! Also schnell noch rein und ein paar unverschämt günstige Kleinigkeiten mitnehmen. Dann aber wirklich: Auf ins Abenteuer, gestärkt und mit vollen Taschen, bereit für alles, was der Tag uns bringen mag!

Jetzt aber los! Diesmal geht es Richtung Westen, mit Örebro als unser erstes Etappenziel. Nach einer entspannten Fahrt erreichen wir die Stadt zur besten Mittagszeit, und wie immer ist mein treuer Begleiter – der Hunger – an meiner Seite. Nachdem wir unser rollendes Zuhause irgendwo in der Nähe der Stadtmitte geparkt haben, machen wir uns auf zu einem gemütlichen Spaziergang durch die charmanten Gassen von Örebro.

Kaum sind wir ein paar Schritte gegangen, erhebt sich vor uns das majestätische Örebro Schloss, das wie ein stiller Wächter über der Stadt thront. Dieses beeindruckende Bauwerk aus dem 13. Jahrhundert war einst eine königliche Festung, die einen strategischen Punkt an der Kreuzung wichtiger Handelswege bewachte. Man kann sich förmlich die tapferen Ritter und edlen Damen vorstellen, die einst durch diese Hallen schritten.

Im Laufe der Jahrhunderte hat das Schloss so einiges durchgemacht – Umbauten, Erweiterungen, Renovierungen – als ob es ständig neue Outfits anprobieren würde, um immer mit der Zeit zu gehen. Heute steht es stolz da, ein imposantes Symbol für die reiche Geschichte und lebendige Kultur der Stadt. Die Türme und Zinnen erzählen stumme Geschichten aus einer längst vergangenen Zeit, während die gepflegten Gärten und der ruhige Wassergraben ein perfektes Fotomotiv bieten.

Örebro Slott

Wir umrunden das Schloss und knipsen Fotos aus jedem erdenklichen Winkel – schließlich will ich jede Facette dieses beeindruckenden Bauwerks festhalten. Nicht weit davon entfernt, auf dem belebten Marktplatz – dem Stortorget der Stadt – entdecke ich bunte Marktstände und eine Menge fröhlicher Menschen. “Los, Stefan, lass uns schauen, was es dort gibt,” rufe ich begeistert und ziehe ihn mit.

Und siehe da, es ist ein Streetfood Festival! Ich meine, wie cool ist das denn? Meine Vorfreude steigt ins Unermessliche. Der Duft von köstlichen Gerichten aus aller Welt liegt in der Luft, und ich kann kaum stillstehen vor Aufregung. Es gibt alles, von asiatischen Köstlichkeiten über mediterrane Delikatessen bis hin zu südamerikanischen Leckereien.

Nach einem kurzen, aber intensiven Rundgang durch das kulinarische Paradies entscheiden wir uns für ein Schnitzel vom polnischen Stand. Und ich schwöre, es ist göttlich! Die Panade ist so knusprig, dass sie bei jedem Bissen verführerisch knackt, während das Fleisch darunter butterzart auf der Zunge zergeht. Dazu gibt es einen erfrischenden Gurkensalat und cremiges Kartoffelpüree, übergossen mit einer himmlischen Soße, die das Ganze perfekt abrundet.

Mit unseren köstlichen Leckerbissen setzen wir uns an einen der Holztische und genießen die lebhafte Atmosphäre um uns herum. Die Menschen lachen, plaudern und genießen ihre Mahlzeiten, während Straßenkünstler ihr Talent zeigen und Kinder fröhlich umherlaufen. Es fühlt sich an, als wäre die ganze Stadt für dieses Fest zusammengekommen, und wir sind happy ein Teil davon zu sein.

Mit vollem Magen schleppen wir uns weiter, unser Schritt wird schwerer, aber die Neugier treibt uns voran. Wir schlendern vorbei am imposanten Rathaus, dessen Turm stolz in den Himmel ragt wie ein Wächter über die Stadt. Ein kurzer Blick auf die St. Nikolas Kirche – wow, ist die groß! Die gotische Architektur und die beeindruckenden Glasfenster lassen uns kurz staunen, bevor wir weiterziehen.

Unser Weg führt uns entlang des Flusses Svartån, dessen leises Plätschern uns begleitet wie eine beruhigende Melodie. Die malerischen Straßen von Örebro mit ihren charmanten alten Gebäuden und gemütlichen Cafés laden zum Verweilen ein, doch wir haben noch viel zu entdecken. Nach zwei Stunden intensiven Erkundens – und unzähligen Fotos später – finden wir uns wieder bei unserem treuen Camper ein, bereit für die nächste Etappe.

Auf geht’s, in die nächste Runde! Es ist jetzt 14:30 Uhr, und wir beschließen, nach Nora zu fahren, ein kleines Juwel, das ungefähr eine halbe Stunde nördlich von Örebro liegt. Soll wohl wunderschön sein, diese kleine Stadt, und wir können es kaum erwarten, sie zu erkunden. Der Motor unseres Campers brummt zufrieden, als wir uns auf den Weg machen, die Straße vor uns glitzert in der Nachmittagssonne, und die Vorfreude auf neue Abenteuer kribbelt in unseren Adern.

Nora, wir kommen!

Stationshuset

Wir parken unseren Camper auf einem kostenlosen Parkplatz, nur einen Steinwurf vom Stadtzentrum entfernt, und machen uns sofort auf den Weg. Als erstes kommen wir am Bahnhof vorbei. Der Bahnhof in Nora ist ein wahres Paradies für Eisenbahnfans wie mich! Hier findet man zahlreiche alte Fahrzeuge, Lokomotiven und Waggons, die einst durch die schwedischen Landschaften ratterten. Es ist, als würde man einen Blick in die Vergangenheit werfen. Viele dieser Schätze sind liebevoll restauriert und gepflegt, und es ist einfach faszinierend, sie zu betrachten.

Einige der Züge und Loks sind sogar noch in Betrieb und werden für Nostalgiefahrten oder besondere Veranstaltungen genutzt. Ich stelle mir vor, wie aufregend es wäre, in einem dieser alten Schätzchen zu sitzen, das rhythmische Rattern der Räder zu spüren und sich zu fühlen, als wäre man in einem anderen Jahrhundert gelandet. Die meisten jedoch dienen als Museumsstücke und erzählen die spannende Geschichte der Eisenbahn in Schweden. Es ist unglaublich, wie diese alten Fahrzeuge Geschichten aus vergangenen Zeiten lebendig werden lassen.

Doch das ist noch nicht alles! Der Bahnhof in Nora hat eine ganz besondere Attraktion: Einige der alten Eisenbahnwaggons wurden zu einer Jugendherberge umgebaut. In einem echten Zug zu übernachten – das ist doch mal eine coole Erfahrung! Okay, okay, ich gebe zu, ich gerate etwas ins Schwärmen, wenn es um alte Züge geht. Aber hey, für mich als Lokführerin ist das schon wirklich cool anzusehen!

Die 1856 eröffnete Eisenbahn von Nora nach Örebro war die erste Normalspurbahn in Schweden, die Passagiere beförderte – und das, obwohl sie in erster Linie für die Bergwerke und Eisenhütten der Region gedacht war. 1905 wurde die Strecke von der Nora-Bergslagslags Järnväg (NBVJ) übernommen, die auch andere Normal- und Schmalspurbahnen der Region betrieb. Das Unternehmen setzte so sehr auf den Frachtverkehr, dass es in den 1920er Jahren auf vielen Strecken Busse statt Zügen für die Personenbeförderung einsetzte. Als in den 1960er Jahren die Bergwerke und Eisenhütten schlossen, geriet die NBJV in eine finanzielle Krise. Der letzte Erzzug fuhr 1974, und 1976 übernahm der Staat das Unternehmen, das schließlich 1985 den Betrieb einstellte.

Doch damit war die Geschichte noch lange nicht zu Ende! 1976 begann eine Gruppe von Eisenbahn-Enthusiasten, Schienenfahrzeuge für ein Museum oder eine Museumseisenbahn zu sammeln. Nora, mit seinem prachtvollen Steinbahnhof, wurde zum Zentrum ihrer Aktivitäten, nachdem die Staatsbahn dort den Betrieb eingestellt hatte. Bis 1988 hatte die von den Freiwilligen gegründete Gesellschaft mehr als 100 Fahrzeuge erworben – eine beeindruckende Sammlung, die das Herz jedes Eisenbahnfans höher schlagen lässt.

Die Museumsbahn in Nora betreibt heute Dampf- und Diesellokomotiven sowie verschiedene Triebwagen. Zu den Highlights gehören ein für Besucher geöffneter Speise- und Getränkewagen, ein Schlafwagen als originelle Übernachtungsmöglichkeit und Kutschen, die Teil einer faszinierenden Ausstellung sind. Der Betrieb startet traditionell am Mittsommerabend und zieht Besucher aus nah und fern an.

Also, wenn ihr jemals in der Nähe seid, verpasst nicht die Gelegenheit, dieses einzigartige Eisenbahnmuseum zu besuchen. Es ist eine Reise in die Vergangenheit, die euch mit Sicherheit genauso begeistern wird wie mich!

Nach unserem spannenden Ausflug in die faszinierende Welt der Eisenbahnen machten wir uns beschwingt auf den Weg ins Herz von Nora. Kaum waren wir ein paar Schritte gegangen, fühlten wir uns wie in einem zauberhaften Märchenbuch: Die charmanten, verwinkelten Gassen, gesäumt von bunten Holzhäusern, schienen direkt aus einer anderen Zeit zu stammen. Die gemütliche Atmosphäre der Stadt versetzte uns in eine heitere Stimmung, und wir schlenderten fröhlich plaudernd durch die Straßen.

Nora ist ein echtes Juwel unter den schwedischen Kleinstädten, und mit etwa 7000 Einwohnern ist es überschaubar und unglaublich charmant. Die Stadt ist eine von drei besonders schönen Holzstädten in Schweden, neben Eksjö und Hjo, und ihre idyllische Uferpromenade lädt zu ausgiebigen Spaziergängen ein. Die Sonne spiegelte sich im Wasser und tauchte alles in ein warmes, goldenes Licht, während wir die malerische Szenerie genossen.

Überall um uns herum lockten verlockende Geschäfte mit bunten Auslagen, Restaurants mit einladenden Terrassen und Cafés, aus denen der betörende Duft von frisch gebrühtem Kaffee strömte. Natürlich konnte ich es mir nicht verkneifen, die Kamera zu zücken und die Schönheit dieses Ortes festzuhalten – besonders die Kirche von Nora musste auf ein paar meiner Bilder. Diese imposante Kirche thront stolz im Zentrum der Stadt und ihr Turm, der stolze 55 Meter in den Himmel ragt, ist von überall in der Umgebung zu sehen.

Während wir weiter durch die Stadt bummelten, stießen wir auf das Viertel „Bryggeriet“, ein Relikt aus Noras industrieller Vergangenheit. Hier haben sich heute kreative Kunsthandwerker mit ihren Ateliers niedergelassen. Und als ob das nicht schon spannend genug wäre, gibt es hier auch eine neue Handwerks-Brauerei, die den alten Namen „Bryggeriet“ wieder zum Leben erweckt hat.

Doch das wahre kulinarische Highlight in Nora ist zweifellos das berühmte „NoraGlass“. Seit 1923 wird dieses köstliche Eis ohne Konservierungsstoffe und täglich frisch zubereitet. Das Besondere an NoraGlass ist, dass es immer nur drei Sorten gibt. Vanille und Haselnuss sind die Klassiker, die immer im Angebot sind, und dann gibt es jeden Tag eine Überraschungssorte, die neugierig macht und für aufregende Abwechslung sorgt.

Nora Glass

Und so belohnen wir uns nach unserem Stadtspaziergang mit einem köstlichen Eis von NoraGlass. Das Vanille- und Haselnusseis waren wirklich der Wahnsinn! Aber die Krönung des Tages war die besondere Sorte: Weißdorn. So erfrischend und lecker, dass ich sofort ein zweites Mal hätte anstehen können!

Übrigens, bei NoraGlass bekommt man für nur 7,50 € einen ganzen Eisbecher mit allen drei Sorten, dazu eine hausgemachte Waffel, Schokosoße oder eine Soße nach Wahl und eine ordentliche Portion Sahne obendrauf. Der Preis ist für die Menge und vor allem die Qualität wirklich unschlagbar! Da kann man wirklich nicht meckern.

Nachdem wir uns vollgefuttert hatten, schleppten wir uns zufrieden und etwas schwerfällig zu unserem Camper zurück. Unser nächstes Ziel: der Husabergsudde Camping  bei Akersund am wunderschönen Alsen See. Der Stellplatz, den wir gebucht hatten, lag direkt am Wasser – ein wahr gewordener Traum!

Ich konnte es kaum erwarten, den Sonnenuntergang über dem See zu beobachten und den Tag mit diesem fantastischen Ausblick ausklingen zu lassen. Es gibt doch nichts Schöneres, als mitten in der Natur zu sein, die Ruhe zu genießen und die Schönheit der Landschaft in vollen Zügen auf sich wirken zu lassen. 

Während ich hier fleißig meine Gedanken auf meinem iPad tippe, werfe ich einen kurzen Blick auf Stefan, der draußen den Grill anwirft. Der verlockende Duft von saftigem Steak liegt in der Luft und lässt mir das Wasser im Mund zusammenlaufen. Gibt es etwas Besseres als das, frage ich mich?

Ich glaube, jetzt ist genau der richtige Moment, um eine kleine Schreibpause einzulegen und dieses köstliche Stück Fleisch zu genießen – natürlich begleitet von einem erfrischenden Schluck kaltem Bier. Man gönnt sich ja sonst nichts, oder? Aber keine Sorge, ich bin bald zurück, um unsere Reiseerlebnisse mit euch fortzusetzen. Bis gleich!

Husabergsudde Akersund

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