
Ciao Venedig, wir müssen los – das Outlet ruft & Florenz wartet schon
Der Tag beginnt golden. Im wahrsten Sinne: Nadine fängt den Sonnenaufgang über der Lagune mit der Kamera ein, während Venedig sich langsam unter einer wattigen Wolkendecke hervorstreckt und sagt: “Arrivederci.”

Wir frühstücken draußen – endlich! Nach all den wetterbedingten Frühstücksvarianten im Camper, Restaurant oder unter der Markise im Windschatten, ist es heute soweit: Sonne, Brötchen, Bialetti.
Das Wetter spielt mit, die Luft ist mild, und der Campingtisch wird zur Familienfrühstücksinsel. Die Brötchen vom Platz-Shop sind erstaunlich gut, außen knusprig, innen weich – und das ohne Aufback-Alarm. Dazu der typische Duft von italienischem Kaffee, der aus unserer Bialetti blubbert wie ein kleiner Morgenapplaus. So schmeckt Aufbruch.
Die Kinder haben währenddessen andere Pläne. Frühstück? Zweitrangig. Der Spielplatz ruft – und das tun Noah und Emilia mit Begeisterung zurück. Klettern, rutschen, kreischen, als hätten sie sich für eine letzte Ehrenrunde auf dem Campingplatz qualifiziert.
Wir beginnen zu packen. Stühle, Tische, Markise, Kabel, gute Laune. Alles kommt zurück in den Camper, auf wundersame Weise passt alles wieder rein – obwohl man schwören könnte, dass es gestern Abend doppelt so viel war.
Venedig liegt still vor uns. Ein letzter Blick zur glitzernden Lagune, die aussieht, als hätte jemand Silberstaub aufs Wasser gestreut. In der Ferne ein Boot, Möwen kreisen. Und in unseren Köpfen: diese Mischung aus Abschied und Vorfreude. Denn eins ist klar: Das war nicht das letzte Mal.

Nächstes Ziel: Barberino Outlet. Denn: Was ist ein Roadtrip ohne ein bisschen gepflegten Materialismus?
Die Fahrt verläuft entspannt – bis kurz vor dem Ziel. Dort erwartet uns das italienische Pendant zum Berufsverkehr vorm Schnäppchenregal: Stau. Aber was tut man nicht alles für Markenware mit Prozenten. Um 13:30 Uhr rollen wir schließlich auf den Parkplatz und direkt ins Konsumvergnügen.
BILDERGALERIE: Barberino Outlet
Nächstes Ziel: das Barberino Designer Outlet. Denn was wäre ein Roadtrip ohne ein bisschen gepflegten Konsumrausch mit Aussicht? Kultur hatten wir jetzt wirklich genug – jetzt sind mal die Kreditkarten dran.
Die Fahrt verläuft zunächst wie im Prospekt: sanfte Hügel, toskanische Landschaft, entspannte Stimmung im Camper. Bis… 20 Kilometer vor dem Ziel. Dann kommt, was kommen musste: Stau. 13:30 Uhr – endlich Ankunft. Der Parkplatz ist großzügig und wir finden tatsächlich zwei Plätze nebeneinander. Fast schon ein Zeichen.
Das Outlet selbst? Ein Dorf wie aus dem Katalog. Bunte Fassaden, Kopfsteinpflaster, dekorative Laternen, alles gepflegt, alles hübsch – ein bisschen wie Disneyland, nur mit Handtaschen. Wo in einem echten Dorf die Bäckerei, der Friseur und die Kirche wären, stehen hier: Hilfiger, Adidas, Desigual, Jack & Jones und der obligatorische Lindt-Shop.
Prozentzeichen überall. Und eine Stimmung wie am ersten Sommerschlussverkauf nach einem Winterschlaf. Wir trennen uns – ganz natürlich, ganz strategisch.
Noah will zu Adidas – auf der Suche nach dem ultimativen Trikot. Emilia zieht es zu allem, was glitzert. Der Laden ist eigentlich egal – Hauptsache Bling. Nadine gerät in akuten Desigual-Rausch, Stefan visiert Jack & Jones an und kommt mit exakt den Jeans zurück, die er schon trägt – nur in neu.
Und ich? Ich lasse mich treiben. Ein bisschen schauen, ein bisschen stöbern, ein bisschen tun, als würde ich nur für andere mitdenken – und dann trotzdem mit einer Tüte voller „dringend nötiger Basics“ rauskommen. Man kennt das ja.

16 Uhr. Shopping-Ende, aber kein Ende in Sicht – zumindest nicht für unsere Tüten. Wir treffen uns am Ausgang, jeder um ein paar Marken reicher – und ein paar Euro ärmer. Die Tüten prall gefüllt, die Geldbeutel eher symbolisch.
Aber: Die Gesichter leuchten. Oli hat endlich das perfekte Shirt gefunden (für 3 gabs Rabatt!), Nadine ist im Desigual-Himmel gelandet – ganz nach dem Motto: Ich hab tatsächlich „nur mal geschaut“. Mit zwei Tüten.
Auf dem Weg zum Parkplatz werfen wir noch einen Blick auf die „Guest Services“. Dort gibt’s – wirklich – alles außer Therapie nach der Rabattschlacht: Kinderwagenverleih, Schließfächer, Massagesessel und vermutlich auch einen diskreten Finanzberater, der das Geschehene in Ratenpläne verpackt. Aber wir brauchen jetzt nur eines: Energie. Und zwar schnell.
Nächster Halt: McDonald’s. Nur ein paar hundert Meter entfernt, aber gefühlt das Paradies für müde Kinderfüße und hungrige Seelen.
Noah strahlt, als wäre er gerade persönlich zum Ehrenbürger von McNugget Town ernannt worden, Emilia klebt halb am Apfeltütchen, halb an den Ketchup-Spuren auf dem Tablett – und wir Erwachsenen atmen kurz durch. Pommes, Cola, Chicken – ein Stück Zuhause im Schnellimbiss-Gewand.
Nicht besonders italienisch, aber nach drei Stunden Power-Shopping genau das, was wir jetzt brauchen: satt, schnell, unkompliziert.
18:40 Uhr – Ankunft auf dem Campingplatz hu Firenze. Oder wie wir ihn nennen: unsere bewährte Basisstation in der Toskana. Stefan und ich sind inzwischen zum dritten Mal hier, und jedes Mal fühlen wir uns schon bei der Einfahrt ein kleines bisschen wie Heimkehrer auf Zeit.
Großzügige Stellplätze, Sanitäranlagen, die man ohne Badeschlappen betreten kann, ein Restaurant, das nicht nur existiert, sondern auch schmeckt, und eine Lage, die sich irgendwo zwischen Stadtflucht und Städtetrip eingependelt hat – besser organisiert geht’s kaum.

Die Camper werden mit geübten Handgriffen geparkt, die Markise schnurrt wie ein gut geölter Vorhang aus Urlaubsfreude, und die Kinder? Die sind längst auf dem Spielplatz verschwunden, als wäre dort ein geheimes Paralleluniversum voller Energiequellen versteckt. Wir Erwachsenen hingegen orientieren uns an der Ruhe. Einmal durchatmen. Einmal duschen. Einmal runterkommen.
Dann: Abendessen im Restaurant direkt auf dem Platz. Wie immer freundlich, unkompliziert, mit dem gewissen Campingplatz-Charme – irgendwo zwischen Holzofenpizza und Pasta-Freude.



Die Teller leer, der Tag voll. Draußen gehen langsam die Lichter an, es duftet nach Pinien und gebratenem Knoblauch, irgendwo klappert noch ein Besteck, und über allem liegt dieses ganz bestimmte Urlaubsgefühl, wenn man viel erlebt hat – aber nichts mehr muss.
Venedig verabschiedet. Designerstücke eingesackt. McNuggets gegessen.
Und jetzt? Angekommen. Am Lieblingsplatz. Im Abendmodus.
Morgen wartet Florenz. Mit Kunst, Kirchen, Kuppeln.
Aber heute? Heute schlafen wir einfach gut.
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