Planlos perfekt: Spontane Entdeckungen zwischen Lazise, Bardolino und Limone

Nach einem fantastischen Frühstück vor unserem Camper – mit Blick auf den Gardasee, versteht sich – schwangen wir uns auf die Fahrräder. Ziel: Bardolino um dort den gleichnamigen Rotwein zu trinken. Klingt doch nach einem soliden Plan, oder? Naja, wie das mit Plänen so ist…

Nach fünf Kilometern – inklusive ein paar Hügeln, die mich trotz E-Bike ins Schwitzen brachten, und einer sandigen Passage, bei der ich mich fragte, ob wir uns für eine Wüstendurchquerung angemeldet hatten – standen wir plötzlich vor den Stadtmauern von Lazise. Oben prangte groß der Name „Lazise“ über dem Tor, als würde es uns direkt ins Ohr flüstern: „Halt, ihr müsst hier unbedingt stoppen!“

Lazise Stadtmauer

Und wer wären wir, wenn wir einer charmanten Stadt nicht Folge leisten würden? Kaum hatten wir das Tor durchquert, da sprangen uns die kleinen Lädchen förmlich an. Als pflichtbewusste Großeltern stach uns natürlich zuerst ein Laden mit Kinder-Fußballtrikots ins Auge. „Noah und Emilia würden doch durchdrehen vor Freude!“, dachte ich, während wir eifrig nach den passenden Größen stöberten.

Inmitten des Getümmels von entspannten Touristen und Einheimischen, die gemächlich durch die Gassen schlenderten, stieg uns der unwiderstehliche Duft von frischem Essen in die Nase. „Lazise, du machst es uns echt schwer, nach Bardolino weiterzufahren“, dachte ich. Und weil noch Morgen war und wir noch eine Menge Zeit hatten, setzten wir uns kurzerhand in ein Café direkt am See.

Natürlich bestellten wir Cappuccino – wir sind ja keine Ahnungslosen! Denn in Italien gilt: Wenn du nach dem Mittagessen noch Cappuccino bestellst, wirst du sofort als Tourist entlarvt. Ab dann heißt es nämlich: Espresso! Man will ja schließlich nicht als unwissend durchgehen, oder?

Nach der kleinen Pause spazierten wir weiter bis zum Hafen, wo Fischerboote gemütlich im Wasser dümpelten. Ich grinste Stefan an, und er fragte: „Also, fahren wir jetzt nach Bardolino?“ „Ja gut, Bardolino wartet sicher schon auf uns.“

Nach weiteren fünf Kilometern erreichten wir endlich Bardolino. Die Altstadt empfing uns mit ihren engen Gassen, die sich wie ein Labyrinth durch das Städtchen zogen. Farbenfrohe Häuser, die Fassaden leicht verwittert, aber voller Charme, säumten die Straßen. Kleine Boutiquen und Weingeschäfte luden zum Stöbern ein, und die Stimmung war entspannt, fast schon verträumt.

Wir schlenderten durch die Kopfsteinpflasterstraßen, vorbei an kleinen Plätzen mit Brunnen und schattenspendenden Bäumen.

Und da sahen wir es: dieses typische Touristenbähnchen – direkt am Hafen. Knallbunt, leicht quietschend und es gab noch genügend Platz. „3 Euro für eine Rundfahrt“, stand da groß dran. Ein Schnäppchen… oder?

Natürlich war mein erster Gedanke: „Das müssen wir machen!“ Stefan hingegen war alles andere als begeistert. „Echt jetzt?“ fragte er, mit einem Blick, der sagte: „Bitte nicht.“ Aber ich ließ nicht locker und schon hatten wir uns in dieses kleine Gefährt gequetscht.

Und so ging es los. Ganze 15 Minuten dauerte die Fahrt – rund um Bardolino. Und damit meine ich wirklich um Bardolino herum. Wir passierten idyllische Highlights wie: den Parkplatz eines Hotels, ein paar Baustellen und den Hintereingang einer Pizzeria. Stefan war begeistert. Nicht. Ich allerdings hatte den Spaß meines Lebens, vor allem, als das Bähnchen am Ende der Fahrt hupend am Seeufer entlangzuckelte und uns die Blicke der entspannten Spaziergänger folgten. Die ganze Aktion war herrlich absurd – aber hey, manchmal muss man sich auch über die kleinen, absurden Dinge amüsieren!

Touristen Bahn

Wieder am Hafen angekommen machte wir uns erneut auf den Weg durch die malerische Innenstadt. Nach ein paar weiteren Schritten entdeckten wir schließlich ein uriges Restaurant, das uns direkt ins Auge sprang. Perfekt für eine Mittagspause! Wir setzten uns auf die Terrasse, bestellten Pizza und Bruschetta, und dazu – na klar – einen eiskalten Bardolino. Was sonst? Hier, mit diesem köstlichen Glas Wein in der Hand und dem Blick auf das bunte Treiben, wussten wir: Das Leben könnte nicht besser sein.

Gegen 14 Uhr standen wir wieder bei unseren Fahrrädern. Zu früh, um den Rückweg anzutreten, also dachten wir uns: „Warum nicht noch weiter nach Norden?“ Gesagt, getan. Nur drei Kilometer später waren wir in Garda – wieder so eine bildhübsche, verwinkelte Innenstadt, bei der man sich fragt, wie viele solcher Städtchen es hier eigentlich gibt. Natürlich schlenderten wir durch die Gassen, und ich fand ein Geschäft voller alberner Hüte. Stefan tat so, als hätte er mich nicht gesehen, während ich mich mit dem dritten Hut vor dem Handy in Szene setzte und Selfies schoss.

Kurz darauf, gegen 15 Uhr, kamen wir am Hafen vorbei. Da fiel mir ein: „Sag mal, Stefan – wollten wir nicht auf dem Heimweg in Limone del Garda anhalten, um Limoncello zu kaufen?“ Stefan nickte. Ich entdeckte den Ticketschalter und dachte: „Vielleicht fährt ja ein Schiff dorthin.“

Der freundliche Herr am Schalter nickte eifrig und sagte: „Ja, um 15:02 fährt ein Schnellboot!“ Also in zwei Minuten. Wir hätten dann genau 30 Minuten in Limone, bevor das letzte Boot zurückgeht. „Ah, nee, das ist zu kurz“, sagte ich enttäuscht. Aber dann, typisch für mich: „Ach komm, Stefan, kaufen wir die Tickets einfach. Wird schon irgendwie passen.“ Der Verkäufer wirkte leicht überrascht und sah nochmal genauer auf den Fahrplan. Tatsächlich – er hatte sich verrechnet! Wir hätten sogar 50 Minuten in Limone. „Na, das klingt doch schon viiiiiiiiiel besser!“

Lassen wir das mal kurz durchrechnen: „Gemütlich“ bedeutet bei uns also, dass wir 1,5 Stunden auf einem Schnellboot nach Limone fahren, dort in 50 Minuten den Likör kaufen und dann wieder 1,5 Stunden zurückfahren. Macht also satte 3 Stunden Bootsfahrt für insgesamt 66 Euro. Für einen Likör, der 17,50 kostet. Und das Ganze nennen wir dann „entspannter Urlaub“. Klingt, als hätte ich irgendwo einen Rechenfehler gemacht, oder?

Das Schnellboot legte an. Wir stiegen ein, und auf dem Weg nach Limone legte es noch in SaloGargnano und Malcesine an. Wow, diese Städtchen sahen vom Wasser aus auch toll aus. „Müssen wir uns auch mal anschauen“, dachte ich mir. Pünktlich um 16:30 kamen wir in Limone sul Garda an. Rückfahrt? Um 17:20. Los geht’s!

Limone war fantastisch – Zitronen überall! Die Häuser waren mit Zitronenfliesen verziert, selbst die Hausnummern hatten Zitronendeko. Den lokal hergestellten Limoncello fanden wir schnell und packten uns direkt zwei Flaschen ein. Wir schlenderten weiter durch das Dorf – Hügel rauf, Hügel runter. Dann landeten wir im Salami-Haus. Leute, der Duft, der uns aus der Tür entgegenschlug, war einfach himmlisch. Klar, dass wir zwei große Salamis kauften – zu einem unschlagbar günstigen Preis.

Noch 30 Minuten Zeit. Stefan entdeckte eine Eisdiele, die ausschließlich Zitroneneis verkaufte. Das Beste: Das Eis wurde in einer gefrorenen Zitrone serviert! Ich sag’s euch, dieses Eis war unglaublich. Nicht wie sonst üblich ein Sorbet, sondern cremig, erfrischend und absolut himmlisch – ein Zitronen-Milcheis, das ich so noch nie gegessen hatte.

Gelato al Limone

Langsam wurde es Zeit, zum Hafen zurückzukehren. Stefan kaufte noch zwei Flaschen Sprudel und nutzte seinen leergegessenen Zitronenbecher als Trinkglas. „Schlaue Idee“, dachte ich und musste grinsen. Entspannter Tag, sagten wir? Na klar, auf unsere Art!

Die Schlange der Passagiere für das letzte Schiff war beängstigend lang. Zu lang, um alle an Bord zu bekommen. Doch zu unserem Glück wurde kurzerhand ein weiteres Schiff eingesetzt. Und dieses brachte uns – ohne die üblichen Zwischenstopps – direkt zurück nach Garda. Nach nur einer Stunde Fahrt waren wir also wieder da. So schnell hatte ich gar nicht damit gerechnet.

Wir drehten noch eine kleine Runde durch Garda, und natürlich, was stand da wieder? Dieses alberne Touristenbähnchen. Stefan sah mich nur an und sagte trocken: „Denk nicht mal dran.“ Na gut, die Bimmelbahn lassen wir aus.

Zurück zu den Fahrrädern ging es dann, und wir machten uns auf den Weg nach Süden. Ziel: der Campground. Aber mit einem wichtigen Zwischenstopp – es war Abendessenszeit! In Lazise fanden wir schließlich einen freien Tisch, was in den jetzt wirklich vollgestopften Restaurants schon eine kleine Herausforderung war. Unser Tisch auf der Promenade, und wir hatten einen traumhaften Blick, als die Sonne auf der anderen Uferseite langsam hinter den Bergen verschwand.

Der Abend war perfekt. Auf der Strandpromenade herrschte reges Treiben, und ein Straßenkünstler mit Gitarre spielte richtig gut. Seine Musik untermalte die Atmosphäre auf wunderbare Weise. Es fühlte sich an, als würde der ganze Ort mit uns gemeinsam die letzten Sonnenstrahlen genießen.

Dann wurde es langsam Zeit, die letzten fünf Kilometer zum Campground zurückzufahren. Inzwischen war es stockdunkel, und die Fahrt hatte es in sich. Keine Straßenbeleuchtung, ein paar unebene Wege – ich war froh, als wir gegen 21 Uhr endlich ankamen.

Was für ein Tag! Müde, aber glücklich, hüpften wir noch schnell unter die Dusche und dann direkt ins Bett.

Morgen geht’s dann nach Venedig. Ich kann’s kaum erwarten!

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