Eine Reise durch die Zeit in die Kultur und Geschichte des Südens

Nachdem wir uns mit einem köstlichen Frühstück gestärkt haben, brechen wir voller Tatendrang auf, um die lächerlich kurzen 100 km nach Vicksburg zu meistern. Doch halt, meine Freunde, die Reise durch die zauberhaften Südstaaten der USA verspricht mehr als nur entspanntes Dahingleiten. Hier in der Heimat des amerikanischen Bürgerkriegs erwartet uns ein Abenteuer, das selbst Indiana Jones vor Neid erblassen lassen würde.

Vicksburg, einst Schauplatz von heftigen Schlachten, ist ein Ort, an dem die Geschichte förmlich aus den Pflastersteinen quillt. Da wird selbst der staubigste Geschichtsbuch lebendig! Dieser Ort war so strategisch wichtig, dass er im Bürgerkrieg umkämpfter war als das letzte Stückchen Pizza auf einer Kindergeburtstagsparty.

Und was erwartet uns hier? Nichts Geringeres als der atemberaubende Vicksburg Military Park. Ihr werdet es nicht glauben, aber dieser Park ist nicht einfach nur ein bisschen Rasen und ein paar Gedenksteine. Nein, hier geht es zur Sache! Wir begeben uns auf eine epische Reise entlang der einstigen Schützengräben – und ja, das sind ganze 16 Meilen.

Wir tauchen ein in eine Welt voller Geschichten von furchtlosen Helden und Heldinnen, die sich vor nichts und niemandem gefürchtet haben. Doch das ist noch nicht alles! Überall im Park stoßen wir auf imposante Denkmäler und Mahnmale, die uns den Atem rauben.

Aber der Höhepunkt, meine lieben Freunde, ist zweifellos die USS Cairo. Stellt euch vor, ihr könnt auf einem echten Kanonenboot aus dem Bürgerkrieg herumspazieren! Die USS Cairo wurde einst sozusagen auf Grund gelegt, und heute können wir sie in ihrer vollen Pracht bewundern. Wenn das keine Zeitreise ist, dann weiß ich auch nicht!

Der Sezessionskrieg (auch Amerikanischer Bürgerkrieg oderAmerican Civil War) war der von 1861 bis 1865 dauernde militärische Konflikt zwischen den aus den Vereinigten Staaten ausgetretenen Südstaaten, den ‚Konföderierten Staaten‘ (so bezeichneten sich die 11 Staaten Virginia, North und South Carolina, Georgia, Florida, Alabama, Tennessee, Mississippi, Lousianna, Arkansas und Texas)

Vor Ausbruch des Krieges im Jahr 1861 hatten die Südstaatler den höchsten Lebensstandard in der ganzen Welt. Weizen, Tabak, Indigo, Reis, Zuckerrohr, Hanf und Baumwolle waren die wichtigsten Anbauprodukte der Plantagen im Süden des Landes. Diese riesigen Plantagen waren nach Ansicht der Südstaatler ohne die Arbeit von Sklaven unmöglich zu bewirtschaften. Zwischen 1619 und 1808 wurden ca. 650.000 Afrikaner in die Vereinigten Staaten von Amerika gebracht, davon die meisten in den Süden. Die regionale Wirtschaft war von der Sklaverei sehr abhängig.

Bei Amtsantritt Abraham Lincolns traten 11 Südstaaten unter dem Präsidenten J. Davis aus dem Staatenbund aus, denn sie befürchteten, dass Abraham Lincoln nun die Sklaverei im ganzen Staatsgebiet untersagen würde. Neben der Sklaverei hatte es jedoch noch einige andere Streitpunkte, insbesondere im wirtschaftlichen Bereich gegeben. So entwickelten sich die wirtschaftspolitischen Vorstellungen des industrialisierten Nordens konträr zu denen des Südens. 

Die starkte Wirtschaftsexpansion im Norden, gefördert durch Schutzzölle und liberalistische Arbeitsmarktpolitik war mit den staatlich-gesellschaftlichen Vorstellungen der Sklaven -und Plantagenbesitzer einfach unvereinbar. Die 11 Südstaaten bildeten die Konföderierten Staaten von Amerika in dem Glauben wirtschaftlich stark genug zu sein, um eine Eigenständigkeit zu riskieren. 

Abraham Lincoln jedoch gab sich mit der Unabhängigkeit der Südstaaten nicht zufrieden. Als die Konföderierten einen Militärposten in Süd Carolina, Fort Sumter, angriffen, schickte President Lincoln Truppen, um das Fort zurückzuerobern. Der Süden sah dies als eine Kriegserklärung an. Der Krieg zwischen dem Norden und dem Süden des Landes hatte begonnen. 

Neueste militärische Erfindungen und Techniken wie Schützengräben, Minen, Schnellfeuergewehre und Kriegsschiffe machten diesen Krieg zum ersten „Modernen“ in der Geschichte. Von 1861-1865 starben mehr als 600.000. Jeder dritte Haushalt im Süden hatte einen Sohn oder Vater verloren. Große Teile der Infrastruktur waren zerstört und Großstädte wie Atlanta, Colombia, Richmond und Jackson standen in Flammen. Zurückkehrende Südstaatler fanden ihre Häuser in Schutt und Asche und ihre Farmen verwüstet vor. Der Süden war durch die Kriegsanstrengungen und die lange Wirtschaftsblockade ruiniert, das Plantagensystem zerborchen, während der Norden und Nordwesten durch den Krieg einen ungeheuren konjunkturellen Aufschwung erfahren hatte….

Soviel in Kürze zur amerikanischen Geschichte.

Und so setzen wir unseren epischen Tag in Vicksburg fort, indem wir die Memorials, Kanonen und Statuen im Military Park bewundern.

Voller Vorfreude auf das, was noch kommt, verlassen wir den Park. Unser nächstes Ziel: die charmanten Antebellum-Häuser in Vicksburg. Übrigens, „Antebellum“ kommt aus dem Lateinischen und bedeutet wörtlich „vor dem Krieg“. Ihr werdet sehen, diese Häuser sind echte Zeitkapseln!

Wir cruisen durch die bezaubernde Downtown in Vicksburg, machen einen kleinen Abstecher zu MacDonald’s (ja, selbst Abenteurer brauchen mal ’nen Burger), und dann geht es weiter auf dem Natchez Trace Parkway. Unser erstes Ziel: Port Gibson, um die faszinierenden Windsor Ruins zu erkunden.

Aber Moment mal, da passiert etwas, das sich in unsere Roadtrip-Annalen eintragen wird: Wir verpassen die Abzweigung zu den Ruinen! Und nicht nur ein bisschen – nein, wir fahren ganze 45 Minuten in die falsche Richtung und landen wieder in Port Gibson, mit einem traurigen Smiley im Gesicht. 😕 Aber keine Sorge, beim zweiten Versuch klappt alles wie am Schnürchen!

Wir biegen an der richtigen Stelle ab und folgen dem kurzen, unbefestigten Weg zu den Ruinen. Was für ein majestätisches Haus das einst war! Leider sind heute nur noch einige Säulen übrig geblieben, aber die Geschichte, die diese Überreste erzählen, ist umso faszinierender.

Das prachtvolle Haus wurde im Jahr 1861 erbaut, und sein tragisches Ende kam nicht durch den Bürgerkrieg, sondern durch einen unvorsichtigen Gast. Im Februar 1890 vergaß jemand, seine brennende Zigarette im Zimmer zu löschen. Die Besitzer waren zu der Zeit in der Stadt, um ihre Post abzuholen, und als sie auf dem Rückweg das Anwesen in Flammen sahen, muss das ein herzzerreißender Anblick gewesen sein.

Aber wir lassen uns nicht von der Vergangenheit bremsen! Unsere Reise führt uns weiter, und schließlich erreichen wir unser Tagesziel: das bezaubernde Natchez am Nachmittag. Hier werden wir in einem gemütlichen Bed & Breakfast übernachten – aber dazu später mehr…

Natchez, einst die reichste Stadt der USA, ist wie eine lebendige Geschichtslektion. Vor über 150 Jahren wurden hier Baumwollbarone auf prunkvollen Raddampfern zu wahrhaftigen Königen des Südens. Ein Teil ihrer unglaublichen Gewinne aus der Sklavenarbeit floss in die atemberaubenden Prachtbauten der Stadt. Im Bürgerkrieg von 1861 bis 1865 entschieden sich die Bewohner klugerweise, ihre Stadt kampflos zu übergeben, wodurch mehr als 500 historische Häuser unbeschadet blieben und uns heute mit ihrer Pracht verzaubern.

Es ist kaum zu fassen, aber in keiner anderen Stadt der USA findet man annähernd so viele dieser wundervollen „Antebellum“-Häuser. Jedes dieser liebevoll restaurierten Anwesen erzählt seine eigene Geschichte, als ob die Zeit dort stehengeblieben wäre. Tatsächlich sind viele dieser prächtigen Villen heute noch von Familien bewohnt, und die liebevolle Pflege und Instandhaltung, die sie erhalten, ist schier bewundernswert.

Und so haben wir uns für unser Natchez-Erlebnis für ein Bed & Breakfast entschieden, das den Begriff „Unterkunft mit Extras“ neu definiert. Wir sind erfahrene B&B-Gäste und schätzen die besondere Atmosphäre und die Gelegenheit, mit den Gastgebern ins Gespräch zu kommen und ihre Geschichten zu hören. Aber das Stonehouse, das wir ausgewählt haben, sticht aus all unseren bisherigen Erfahrungen deutlich heraus.

Joe Stone, der Besitzer des Stonehouse, ist nicht nur ein exzellenter Konzert-Pianist, sondern auch ein leidenschaftlicher Sammler von Antiquitäten und alten handgezeichneten Landkarten, die er nicht nur hütet, sondern auch handelt. Das Stonehouse ist seit seiner Gründung im Besitz der Familie Stone und bietet seinen Gästen zwei wunderbare Einheiten zur Auswahl: Das großzügige Master-Bedroom und unser privates Cottage, das für eine Nacht unser Zuhause wurde.

An diesem besonderen Abend teilten wir diese eindrucksvolle Unterkunft mit zwei quirligen Schwestern aus Atlanta, die genauso gespannt auf das Stonehouse waren wie wir. Gemeinsam fanden wir uns in einem Ambiente wieder, das nicht nur faszinierend, sondern auch herzlich und einladend war.

Eines der Highlights des Aufenthalts bei Joseph Stone war zweifellos die Einladung zu einem kostenlosen Klavierkonzert. Die Vorfreude wuchs, und wir verabredeten uns für den Abend. Bis es soweit war, nutzten wir die verbleibenden Stunden, um Natchez bei einer Rundfahrt näher zu erkunden und einige der prachtvollen historischen Häuser zu bewundern. Es war, als ob wir in eine lebendige Geschichtsbuchseite hineingetreten wären, mit atemberaubenden Zeugnissen vergangener Epochen an jeder Straßenecke.

Zurück im Stonehouse wurden wir von einem stilsicher gekleideten Hausherrn im Klavierzimmer empfangen. Sein Klavierspiel war ein wahres Meisterwerk, das unsere Herzen berührte und uns in eine Welt der klassischen Musik entführte. Während er die Tasten berührte und die Noten erklingen ließ, erzählte er uns faszinierende Geschichten über die Komponisten und die Stücke selbst. Wir lauschten den Werken von Schubert, Chopin, Gottschalk, Debussy und Liszt, begleitet von einem (sehr) trockenen Rotwein.

Nach einer Stunde, in der wir uns in der Welt der klassischen Musik verloren hatten, brachen wir auf und machten uns auf den Weg zum majestätischen Mississippi-Ufer. Joe hatte uns das Magnolia Restaurant empfohlen, wo wir uns köstliche Po’boys und einen erfrischenden Caesar Salad gönnten. Das Essen war ein wahrer Gaumenschmaus und bot die perfekte kulinarische Ergänzung zu unserem erlebnisreichen Tag.

Der Abend verstrich, und wir schlenderten noch eine Weile entlang des romantisch beleuchteten Ufers des Mississippi. Die Natchez Vidalia Bridge erstrahlte in ihrer vollen Pracht und inspirierte uns zu unzähligen Fotos, die diese magische Nacht für immer festhielten.

Schließlich kehrten wir zurück zu unserem gemütlichen Cottage und verabschiedeten uns von der zauberhaften Stadt Natchez. Mit dem Geschmack der südlichen Gastfreundschaft auf den Lippen und den Klängen von Joe Stones Klavierspiel im Herzen, sagten wir: „Gute Nacht, Natchez!“ 🎹🍷

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