Von Retro-Charme zu Naturgigant: Auf der Mother Road bis zum Grand Canyon

Unser Tag beginnt früh, als wir Laughlin in der Morgenfrische verlassen und uns erneut über die Brücke nach Bullhead City aufmachen. Die Sonne ist gerade erst über den Horizont gekrochen und taucht die Stadt und den Fluss in ein sanftes, goldenes Licht. Unser Ziel für heute: ein Stück Geschichte erleben – wir fahren zur Historic Route 66.

Nach einer kurzen Fahrt über den Highway 68 erreichen wir Kingman, das sich stolz als „The Heart of Route 66“ bezeichnet. Hier ist der Geist der berühmten Straße lebendig: nostalgische Schilder, alte Tankstellen und jede Menge Erinnerungsstücke an die goldene Ära der Route 66. Bevor wir uns auf die Straße begeben, halten wir noch kurz an, tanken auf und versorgen uns mit ein paar Donuts – ein kleines Frühstück für unterwegs. Dann geht es los auf die legendäre Straße, die Generationen von Reisenden durch das Herz Amerikas geführt hat.

Kingman, AZ

Unsere erste Station ist Hackberry, ein unscheinbares Städtchen, das auf den ersten Blick leicht zu übersehen ist. Doch Hackberry ist bekannt für den legendären Hackberry General Store, der sich als wahres Juwel entlang der Route 66 entpuppt. Von außen sieht der Store aus wie eine alte, verlassene Tankstelle, doch je näher wir kommen, desto mehr entdecken wir die Schätze, die dieses unscheinbare Gebäude birgt. Der Store ist mehr als nur ein Geschäft – es ist ein lebendiges Museum der Route 66, das Erinnerungen an die glorreiche Vergangenheit der Straße bewahrt.

Schon auf dem Parkplatz vor dem Store sehen wir eine Sammlung von Schätzen aus den 1950er und 1960er Jahren: alte Autos, Werbeschilder, Benzinpumpen und allerlei skurrile Sammlerstücke, die den Charme einer längst vergangenen Ära wieder aufleben lassen. Der Blickfang schlechthin ist eine leuchtend rote Chevrolet Corvette von 1956, die direkt vor dem Eingang thront. Das Auto strahlt in einem perfekten Zustand und scheint geradezu aufpoliert für den besonderen Anlass, inmitten dieser nostalgischen Kulisse präsentiert zu werden.

Hackberry

Im Inneren des Stores gibt es noch mehr zu entdecken: Wände voller antiker Werbetafeln, vintage Coca-Cola-Flaschen, alte Radios und Telefone – es ist, als ob man in eine andere Zeit versetzt wird. Jeder Winkel des Stores erzählt Geschichten, und es ist unmöglich, sich sattzusehen. Überall laden Schilder und Ausstellungsstücke zum Stöbern ein, und wir nehmen uns die Zeit, in diesen kleinen Details zu schwelgen. Es ist ein Ort voller Erinnerungen und Geschichten, an dem der Geist der Route 66 greifbar wird. Man könnte hier Stunden verbringen und immer wieder etwas Neues entdecken.

Der Hackberry General Store ist mehr als nur ein Zwischenstopp – er ist eine Hommage an die Route 66 und ihre Bedeutung als Symbol für Freiheit, Abenteuer und das „American Roadtrip“-Gefühl. Voller Eindrücke und mit einem Hauch Nostalgie setzen wir unsere Reise fort, bereit für die nächsten Etappen auf der „Mother Road“.

Nach unserem eindrucksvollen Besuch in Hackberry setzen wir die Reise auf der Route 66 fort und erreichen bald das kleine Städtchen Peach Springs. Der Ort wirkt verschlafen, doch wir wissen, dass hier die Hualapai Lodge liegt – die perfekte Gelegenheit, um endlich ein richtiges Frühstück zu genießen.


Peach Springs liegt mitten in der Hualapai Indianer-Reservation, und das spürt man sofort. Die Lodge strahlt eine einladende, authentische Atmosphäre aus, und die Menschen, die hier arbeiten, gehören der Hualapai-Nation an. Ihre Freundlichkeit verleihen dem Ort eine besondere Atmosphäre. Wir bestellen unser Frühstück, und während wir auf das Essen warten, sehen wir uns in der Lodge um. An den Wänden hängen Fotografien und Kunstwerke, die das Leben und die Traditionen der Hualapai widerspiegeln. Es ist, als ob die Lodge nicht nur ein Rastplatz ist, sondern auch ein Fenster in die Kultur der Hualapai.


Das Frühstück ist einfach, aber lecker, und gibt uns die Energie, die wir für den weiteren Tag brauchen. Wir spüren, wie uns die Straße wieder ruft – die Route 66 wartet und verspricht noch viele weitere Abenteuer.

Nach der kurzen Rast in Peach Springs geht es weiter auf der Route 66, und schon bald erreichen wir den nächsten legendären Ort: Seligman. Dieses kleine Städtchen ist ein wahres Paradies für Fans des Vintage-Stils und der Route-66-Romantik. Überall stößt man auf alte Relikte und Erinnerungsstücke, die eine Zeit wieder aufleben lassen, als das Reisen auf der Route 66 noch das große Abenteuer war.

Seligman

Auf den ersten Blick wirkt Seligman wie ein lebendiges Museum: bunte, hölzerne Häuserfronten – oder zumindest das, was von ihnen übrig geblieben ist –, rostige Zapfsäulen und Oldtimer in verschiedenen Zuständen sind überall zu finden. Jede Ecke, jedes Fenster und jedes Geschäft ist dekoriert mit Schrifttafeln, Werbeplakaten und anderen Relikten, die den Charme der „Mother Road“ bewahren. Es fühlt sich fast so an, als ob die Zeit hier stehen geblieben wäre, und jeder Winkel strahlt eine urige Nostalgie aus, die jedes Trödlerherz höherschlagen lässt.

Wir lassen uns von diesem magischen Chaos treiben, stöbern durch ein paar Läden und landen schließlich in einem Shop, der eine unglaubliche Auswahl an Route-66-Souvenirs bereithält. Natürlich können wir nicht widerstehen und kaufen ein paar T-Shirts als Andenken an diese historische Straße, die uns schon jetzt tief beeindruckt hat.

Mit unseren neuen Errungenschaften im Gepäck setzen wir die Fahrt fort und erreichen bald Williams, das letzte Städtchen auf unserer heutigen Route 66-Etappe. Hier wechseln wir auf den Highway 64, der uns in eine ganz andere, noch atemberaubendere Landschaft führen wird. Das Ziel ist jetzt klar: der Grand Canyon! Während wir uns auf die neue Strecke machen, steigt die Vorfreude. Nach den Weiten der Wüste und den charmanten kleinen Städten entlang der Route 66 liegt nun eines der größten Naturwunder der Welt vor uns. Grand Canyon, wir kommen!

Williams

Am Nachmittag erreichen wir endlich den Grand Canyon, und die Spannung steigt mit jedem Kilometer, den wir näher kommen. Unser erster Halt ist der Mather Point, einer der bekanntesten Aussichtspunkte des Parks. Sobald wir aus dem Auto steigen und den Blick über den Rand des Canyons schweifen lassen, stockt uns der Atem. Das Panorama ist schlicht überwältigend: endlose Weiten, die sich unter uns in dramatischen Felsformationen und tiefen Schluchten ausbreiten, alles in den warmen Farben der Nachmittagssonne getaucht. Die rotbraunen, violetten und goldenen Schichten des Gesteins scheinen fast lebendig zu leuchten und schaffen ein Farbenspiel, das schlicht unbeschreiblich ist. Die Dimensionen des Canyons sind jenseits dessen, was man sich vorstellen kann – gigantisch und majestätisch.

Grand Canyon

Nach diesem ersten atemberaubenden Blick fahren wir weiter ins Grand Canyon Village. Es ist kaum zu glauben, aber in letzter Minute konnte ich von zu Hause aus noch ein Zimmer in der legendären Bright Angel Lodge buchen. Ursprünglich hatten wir uns mit einem Zimmer in der Yavapai Lodge abgefunden – damals neun Monate im Voraus die einzig verfügbare Option. Doch nur wenige Tage vor unserer Abreise wurde plötzlich ein Zimmer in der Bright Angel Lodge frei, und ich habe natürlich sofort umgebucht. Die Lodge ist charmant und fühlt sich fast wie eine kleine Puppenstube an – rustikal, gemütlich und mit dem besonderen Flair eines historischen Gebäudes direkt am Canyon-Rand.

Nachdem wir eingecheckt haben, machen wir uns auf den Weg zum Shuttle-Bus, der die verschiedenen Aussichtspunkte entlang des Rim Trails anfährt. Unsere Stationen: Trailview Overlook, Maricopa Point, Powell Point, Hopi Point, Mohave Point, The Abyss, Pima Point und schließlich Hermits Rest. Beim Abyss steigen wir aus und entscheiden uns, von hier aus ein Stück des Trails zurück in Richtung Hopi Point zu wandern. Die Strecke führt uns am Rand des Canyons entlang und bietet unzählige Gelegenheiten, die Aussicht in sich aufzunehmen und die Weite des Grand Canyons zu genießen.

Der Hopi Point gilt als einer der besten Plätze, um den Sonnenuntergang zu erleben, und als die Sonne sich langsam dem Horizont nähert, bestätigt sich das eindrucksvoll. Der Canyon verwandelt sich in ein Kaleidoskop aus tiefem Rot, Gold und schattigem Lila, während die Felsen das Licht der untergehenden Sonne reflektieren. Es ist ein Anblick, der uns vollkommen in den Bann zieht und den Moment magisch werden lässt. Der Sonnenuntergang hier am Hopi Point ist schlicht „der Hammer“ – die Farben und die Atmosphäre sind unvergesslich.

Grand Canyon

Noch lange nach dem Verschwinden der Sonne bleiben wir am Hopi Point, genießen die letzten Lichtspuren am Himmel und lassen die Eindrücke auf uns wirken. Schließlich machen wir uns langsam auf den Rückweg, wandern entlang des Trails bis zum Maricopa Point und nehmen dann den Shuttle-Bus für die restliche Strecke zurück zur Bright Angel Lodge. Dieser Abend am Grand Canyon hat uns tief berührt, und wir wissen, dass uns diese Bilder im Gedächtnis bleiben werden – ein Erlebnis, das sich schwer in Worte fassen lässt.

Nach einem unvergesslichen Sonnenuntergang und der Rückkehr zur Bright Angel Lodge verspüren wir trotz der Erschöpfung vom langen Tag den Hunger. Glücklicherweise bietet die Lodge auch ein Restaurant, und wir finden noch einen Tisch für ein schnelles Abendessen. Die Speisekarte ist einfach, aber das Essen schmeckt herrlich – vielleicht verstärkt die frische Canyon-Luft auch nur unser Gefühl, dass jede Mahlzeit hier etwas Besonderes ist. Während wir den Abend ausklingen lassen, spüren wir die Aufregung für den nächsten Morgen in uns aufsteigen. Der Sonnenaufgang am Grand Canyon steht an, und wir wissen, dass dieses Naturspektakel einen frühen Start erfordert.

Kaum ist der letzte Bissen verzehrt, machen wir uns auf den Weg ins Zimmer und sinken bald in die Betten, bereit für eine erholsame, wenn auch kurze Nacht. Der Wecker ist auf 5 Uhr gestellt – und obwohl es schwerfällt, so früh aufzustehen, ist die Vorfreude stärker. Schon allein der Gedanke an die Stille und die ersten goldenen Lichtstrahlen, die den Canyon in einen neuen Tag tauchen, motiviert uns.

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