Den Glacier- und Mount Revelstoke National Park
auf dem Weg nach Kamloops entdecken
Mit einem rasanten Frühstück starten wir in den Tag. Dabei vermeiden wir vorsorglich den Blick aus dem Fenster – sicher ist sicher, man weiß ja nie, welche rostigen Überraschungen einen da draußen erwarten. Aber hey: wir haben Strom! Der Toaster läuft auf Hochtouren und wird zum heimlichen Superhelden des Morgens.
Schnell noch das Kabel eingepackt, und schon sind wir wieder on the road. Halt, Moment – da grinst uns doch noch dieses legendäre Dumping-Loch mitten in der Einfahrt an. Also kurzer Boxenstopp: Abwasser raus, Ballast weg, weiter geht’s.
Der Plan für heute klingt erst mal unspektakulär: ein Fahrtag in Richtung Revelstoke. Doch wie so oft steckt der Roadtrip voller spontaner Ideen. Auf dem Weg nehmen wir gleich zwei Nationalparks mit: Glacier und Mount Revelstoke. Ohne Vorbereitung, einfach mal so. Und siehe da – die Fahrt durch die endlosen Wälder und Täler ist herrlich, fast meditativ. Wir haben zwar keine Ahnung, welche Sehenswürdigkeiten wir dabei verpasst haben, aber ganz ehrlich: das war uns in diesem Moment völlig egal.

Und als wäre das nicht schon Abenteuer genug, kommt noch ein Bonus obendrauf: Wir wechseln die Zeitzone! Zack – eine Stunde jünger oder älter, je nachdem, wie man es sehen will. Wer hätte gedacht, dass unser Camper auch noch als Zeitmaschine taugt?
Mal sehen, was Revelstoke für uns bereithält – der Tag hat jedenfalls schon jetzt den richtigen Soundtrack.

Nach dem Verlassen der Nationalparks erreichen wir schließlich das entzückende Städtchen Revelstoke – ein Ort, der sofort mit seiner Mischung aus Bergidylle und Kleinstadtflair punktet. Und siehe da: ein echter Starbucks! Fast schon wie eine Oase in der Wildnis nach all den Tagen auf staubigen Highways und stillen Campgrounds. Klar, dass wir uns hier eine kurze Kaffeepause gönnen – der Geruch von frisch gemahlenen Bohnen wirkt wie ein Magnet.
Doch kaum habe ich den Becher in der Hand, schweift mein Blick über die Straße – und was sehe ich? Ein Denny’s! Sofort schießen mir Bilder von dampfenden Pancakes, Sirup in Strömen und gemütlichen Sitznischen durch den Kopf. Stefan verdreht die Augen, als ich schon halb über die Straße setze. Aber der Bann wird schnell gebrochen: heute ist Sonntag, und vor der Tür windet sich eine lange Schlange hungriger Gäste. Pancakes müssen also warten.

Also entscheiden wir uns für einen kleinen Spaziergang durch die Main Street. Die bunten Häuserfassaden erinnern ein wenig an eine Filmkulisse – rote Backsteinfronten neben farbenfrohen Holzhäusern, Blumenkästen an den Laternen, und über allem die verschneiten Gipfel, die wie ein Schutzwall über der Stadt thronen. In den Schaufenstern locken Outdoor-Läden mit Daunenjacken und Skibrillen, daneben kleine Cafés und Restaurants, die mit handgeschriebenen Tafeln für „Homemade Soup“ oder „Local Craft Beer“ werben.
Nach dieser kleinen Runde durch Revelstokes charmantes Zentrum steigen wir wieder in unseren Camper. Die Pancakes haben wir zwar verpasst, aber die Mischung aus Starbucks-Koffeinschub, Kleinstadtcharme und Bergpanorama war ein perfekter Ersatz. Mit einem Lächeln rollen wir weiter, bereit für die nächste Etappe.

Fun Facts über Revelstoke
Powder-Paradies:
Revelstoke ist berühmt für seinen Schneereichtum – hier fallen im Durchschnitt über 12 Meter Schnee pro Jahr! Perfekt für Skifahrer und Snowboarder, die auf unberührte Tiefschneehänge stehen.
Revelstoke Mountain Resort:
Hier findet man den längsten Höhenunterschied für Abfahrten in Nordamerika– ganze 1.713 Meter vom Gipfel bis ins Tal. Ein echtes Mekka für Wintersportler.
Kleinstadt mit Charme:
Trotz seiner Outdoor-Bedeutung hat Revelstoke nur etwa 8.000 Einwohner – was der Stadt ihren entspannten, familiären Charakter verleiht.
Hollywood lässt grüßen:
Das Städtchen und die Umgebung wurden schon mehrfach als Filmkulisse genutzt. Zum Beispiel Double Jeopardy (1999) mit Tommy Lee Jones – kein Wunder bei diesem Panorama!
Historischer Touch:
Früher war Revelstoke ein wichtiger Stopp an der Canadian Pacific Railway, und noch heute versprüht der Ort ein wenig Wildwest-Flair.
Nach etwa 70 Kilometern gemütlicher Fahrt rollen wir in Sicamous ein. Am Ortseingang lockt eine Tankstelle, und ich beschließe, mir dort schnell eine kleine Auszeit auf der Toilette zu gönnen. Stefan hingegen widmet sich der Tankanzeige – Teamwork, wie immer.
Doch dann der Schockmoment, der Stoff für jede Roadtrip-Komödie: Stefans Tasche mit Geldbörse ist weg! Adrenalin schießt durch unsere Venen. Wir durchforsten das Auto, reißen jede Schublade auf, schauen unter die Sitze – nichts. Dann fällt es uns wie Schuppen von den Augen: Starbucks. Der gemütliche Stopp in Revelstoke, der bequeme Stuhl, auf dem Stefan saß. Genau dort muss die Tasche geblieben sein!
Oh nein – 70 Kilometer zurück! Wir schmeißen uns ins Auto, das Navi zeigt erbarmungslos die lange Rückfahrt an. Die Stimmung ist angespannt wie in einem Thriller, in dem der Countdown läuft. Ich schwöre, sogar die Tanknadel bewegt sich schneller als sonst. Nach einer gefühlten Ewigkeit, die locker für einen Hitchcock-Klassiker gereicht hätte, stehen wir endlich wieder vor Starbucks. Atem anhalten, rein ins Café – und da liegt sie. Die Tasche. Unberührt. Vollständig. Halleluja, Hollywood hätte es nicht besser inszenieren können.
Nach diesem Drama gönnen wir uns kein weiteres Zögern. Ein kurzer Tankstopp in Revelstoke, diesmal ohne Nervenkitzel, und wir sind wieder zurück auf Kurs. Um Punkt 15 Uhr erreichen wir Kamloops – eine Stadt, die deutlich größer und lebendiger ist, als wir erwartet haben.
Und was macht man in so einer Stadt? Richtig, shoppen! Wir stürzen uns in eine wahre Einkaufsschlacht: Harley Davidson Store (Stefan glänzt wie ein Kind im Süßwarenladen), die Aberdeen Mall (Shopping-Paradies deluxe), Walmart (geht immer) und schließlich ein paar bezaubernde Baby-Geschäfte, weil meine Tochter uns mit dem heiligen Auftrag ausgestattet hat: Babykleidung muss her.
Mission erfüllt! Mit Tüten, Taschen und breitem Grinsen kehren wir am Abend zurück. Unser Roadtrip hat wieder einmal bewiesen: Langeweile kommt hier garantiert nicht auf.
Shopping in Kamloops
Um Punkt 18 Uhr starten wir Richtung Campground, irgendwo südlich von Kamloops. Im Kühlschrank wartet schon unser Abendmenü: ein saftiges Steak, kühles Bier und ein paar Beilagen, die nur darauf brennen, aufgetischt zu werden. Das Einzige, was uns noch fehlt, ist eine Feuerstelle – aber laut Internet ist jede Parzelle mit einer ausgestattet. Perfekt, dann steht dem BBQ nichts im Weg!
Der Knutsford RV Campground entpuppt sich als wahres Riesenareal. Das Office hat längst Feierabend, also stürzen wir uns auf den Self-Check-in. Ein Blick auf die Liste zeigt: Nur noch vier Plätze sind frei – fast ausgebucht also. Kein Wunder, der Platz wirkt wie ein kleines Dorf. Manche Camper haben sich hier regelrecht eingerichtet: Teppiche vor dem Eingang, Blumenkübel und – ungelogen – jemand hat tatsächlich Palmen aufgestellt. Man könnte fast meinen, wir wären auf einem Campingplatz in Florida und nicht mitten in Kanada.
Nach kurzem Abwägen sichern wir uns Stellplatz Nummer 5. Kaum stehen wir, flackert auch schon das Feuer – und das, obwohl unser Holz noch leicht feucht ist. Aber diesmal läuft alles wie geschmiert, fast als hätten wir das große Feuer-Diplom bestanden. Ein Steak zischt verführerisch in der Pfanne, das Bier perlt im Becher, und wir genießen diesen Abend wie Könige.
Knutsford RV Campground
Unser Abendessen ist ein Fest – das Steak perfekt gebrutzelt, das Bier eiskalt, die Beilagen genau richtig. Zufrieden lehnen wir uns zurück, und für einen Moment fühlt es sich an, als hätten wir mitten in Kanada unser eigenes kleines Sterne-Restaurant eröffnet. Nachdem wir uns die Bäuche ordentlich vollgeschlagen haben, folgt die zweite Kür des Abends: Ich packe stolz unsere Einkaufsschätze aus Kamloops aus. Babyklamotten, Klamotten für uns, Kleinigkeiten für den Camper – alles wird noch einmal wie Trophäen begutachtet.
Bevor wir uns ins Bett verkrümeln, wage ich noch einen Abstecher zum Office. Dort gibt es das einzige WLAN des Platzes – wenn man die schneckenartige Verbindung überhaupt so nennen darf. Aber hey, für ein paar liebe Grüße nach Hause reicht’s allemal. Mission erfüllt, Akku leer, Zeit fürs Bett.
Wir kuscheln uns in unsere Betten und lauschen dem Knistern der letzten Glut im Feuer. Gute Nacht, Kanada – morgen schreibst du uns wieder ein neues Kapitel ins Roadtrip-Abenteuer.