Frühstück in Chicken, der Zauber des Top Of The World Highway und das reizende Dawson City
Der Wecker klingelt um 6:00 Uhr, und ratet mal, wer direkt hellwach und voller Vorfreude auf den Tag ist? Genau, ich! Mein Magen knurrt vor Hunger, und was gibt es Besseres, als den Tag im Chicken Creek Cafe zu beginnen? Sue, die wunderbare Besitzerin, versprach man uns gestern Abend, macht ein Frühstück, das selbst Bauarbeiter zum Staunen bringt. Und wer kennt sich besser mit guten Mahlzeiten aus als diejenigen, die den ganzen Tag am Werkeln sind? 🛠️
Wir düsen also mit unserem Camper die halbe Meile zum Cafe, denn der Morgen hat noch mehr zu bieten. Postamt und Tankstelle stehen auf dem Programm, bevor um 9:00 Uhr das Office vom RV Park öffnet. Zeit genug also, um in aller Ruhe unsere Nacht zu bezahlen und uns auf den Tag vorzubereiten.
Am Chicken Creek Cafe angekommen, parken wir unseren Truck Camper in der Nähe und werfen einen Blick auf das Schild an der Tür. Tada! Um 7:30 Uhr öffnet das kleine Cafe seine Pforten, in gerade mal 20 Minuten. 🕢 Also beschließen wir, die Zeit bis dahin mit einem kleinen Spaziergang zum Riesenhuhn zu überbrücken – dem absoluten Wahrzeichen von Chicken! 🐔✨
Nach einer kleinen Fotosession kehren wir voller Vorfreude zum Cafe zurück – es ist nun 7:35 Uhr. Doch, oh Schreck, die Türen sind noch verschlossen! 😱 Ich wage einen Blick durchs Fenster und entdecke eine fleißige Frau im Inneren. Als sie mich bemerkt, murmelt sie etwas, das ich leider nicht verstehe.
Gerade als ich mich abwenden will, öffnet sie schließlich die Tür. Die Dame mittleren Alters begrüßt uns ein wenig mürrisch und erklärt, dass sie heute etwas später dran sei. Ein verlängerter Schlaf sei schließlich auch mal nötig. Der Kaffee sei noch nicht durchgelaufen, und bevor das nicht passiert ist, bleibt die Tür zu.
Nun gut, da müssen wir wohl durch. Also beschließen wir kurzerhand, zum Postamt zu düsen, das sich oben auf dem Berg am Ortseingang befindet. Mein Plan? Meine Postkarten mit dem einzigartigen Chicken-Stempel zu versehen und sie dann im Briefkasten an der Tür zu werfen. Denn nicht alle unsere Lieben folgen uns auf Facebook, und Postkarten sind immer noch eine charmante Möglichkeit, Fernweh bei Familie, Freunden und Kollegen zu wecken. 📬
Erst nachdem(!) ich die Karten eingeworfen habe, bemerke ich ein kleines Schild: „Von Mitte September bis Mitte Mai wird keine Post befördert.“ Wait, was? Heute ist der 14. September! Ist das etwa schon die Mitte? Wenn ja, dann werden meine Karten wohl erst im nächsten Frühsommer ankommen. Na super, das ist ja mal eine unerwartete Wendung. 🙈
Zurück am Cafe um 7:45 Uhr, und diesmal sind die Türen weit geöffnet. 🍳 Wir betreten das gemütliche Café, und ich spreche die inzwischen wesentlich besser gelaunte Frau an, ob sie Sue sei. Ein fröhliches „Ja“ ist die Antwort, begleitet von der Frage, warum ich das wissen möchte. Mit einem Lächeln erkläre ich, dass uns gestern Abend ihr Frühstück wärmstens empfohlen wurde. Und voilà, das Eis ist endgültig gebrochen! 🎉
Wir bestellen die berühmte „Classic Chicken Plate“ und werden mit einem außerordentlich leckeren Frühstück belohnt. Während wir genüsslich schlemmen, statten die Straßenarbeiter dem Cafe einen kurzen Besuch ab, um sich „Breakfast-to-go“ und Kaffee zu schnappen. 🚧☕
Nachdem wir alleine mit Sue sind, kommen wir ins Gespräch. Sie verrät uns, dass heute ihr letzter Arbeitstag ist. Morgen steht dann noch das Putzen und Winterfestmachen an, bevor sie Chicken verlässt, um den Winter in Las Vegas mit ihrem Lebensgefährten zu verbringen. Wir erzählen ihr von unseren Reiseplänen im März, als wir ebenfalls in Las Vegas sein werden. Und sie teilt großzügig Tipps über sehenswerte Orte und schöne Wanderungen in der Gegend.
Oh, Überraschung! Neben dem Cafe entdecken wir eine (sehr) kleine Tankstelle und wenden uns an Sue, um zu fragen, ob wir dort unseren Camper betanken können. Sue klärt uns auf: Die Tankstelle gehört zum Cafe, und wenn wir Diesel brauchen, ist das überhaupt kein Problem. Allerdings gibt es kein Benzin mehr, da dieses komplett für die Baustellenfahrzeuge verbraucht wurde.
Gut, dass unser Truck Camper auf Diesel steht! Also tanken wir bei Sue, und das zu einem richtig günstigen Preis. 💰 Nachdem unser Camper wieder fit ist, machen wir noch ein paar Fotos vom Chicken Creek Saloon und stöbern im Anschluss durch den Souvenirshop, um uns mit ein paar Erinnerungsstücken einzudecken. 📸🛍️
Um 8:30 Uhr rollen wir wieder hinunter zum Campground, der inzwischen auch schon seine Pforten geöffnet hat. Perfekt – wir begleichen unsere Rechnung und bedanken uns herzlich für den großartigen Service, sowohl hier als auch bei unserer Kollegin in Tok. Gegen 9:00 Uhr brechen wir auf und machen uns auf den Weg zum „Top-Of-The-World-Highway“.
Der „Top of the World Highway“ erstreckt sich über 128 Kilometer und schlängelt sich größtenteils durch das faszinierende Yukon-Territorium in Kanada. Nach der Grenze zu Alaska trifft er 14 Kilometer später bei Jack Wade Junction auf den Taylor Highway.
An der Grenze, die in Kanada den Namen „Little Gold Creek“ trägt und in den Vereinigten Staaten „Poker Creek“, gibt es eine der wenigen gemeinsam erbauten und genutzten Grenzstationen beider Länder. Diese geschichtsträchtige Straße existiert bereits seit mindestens 1955 und war vor dem Bau des Klondike Highways die einzige Verbindung nach Dawson. Im Winter ist der Highway aufgrund der Witterungsbedingungen geschlossen. Bei Dawson gibt es eine Fährverbindung über den majestätischen Yukon River.
Und da stehen wir nun, am Anfang dieser legendären Straße, von der ich bereits so viele beeindruckende Bilder gesehen habe, dass meine Erwartungen an diese Strecke geradezu in den Himmel geschossen sind. ✨
Oh, Freunde der epischen Abenteuer! Lasst mich euch von diesem magischen Moment berichten, als wir endlich den sagenumwobenen „Top-Of-The-World-Highway“ erreichen! Die Fotos, die wir auf dieser Reise geschossen haben, können einfach nicht die wahre Pracht dieses Anblicks einfangen – die majestätischen Berge, die tiefen Täler und die unendliche Weite, es ist schlicht unbeschreiblich!
Und dann, als wir die amerikanisch/kanadische Grenze 🇺🇸🇨🇦 erreichen, treffen wir auf ein Stoppschild vor einem kleinen Haus welches und auffordert, im Auto sitzen zu bleiben, bis jemand auftaucht. Plötzlich steht eine Dame in Uniform vor uns, wirft einen Blick auf unsere Pässe und fragt, ob wir wieder in die USA zurückkehren werden. Mit einem Lächeln verneinen wir, und schwupps, nimmt sie die eingehefteten Kärtchen aus dem Pass, stempelt ab, und das war’s.
Keine Fragen nach Waffen, Obst oder sonstigem ungewöhnlichen Gepäck. Null Kontrolle des Wagens oder des Kofferraums, einfach gar nichts! Übrigens erreichen wir hier, im Grenzbereich, den höchsten Punkt des Highways mit stolzen knapp 1400 Metern Höhe. Wir müssen unsere Uhr wieder um eine Stunde vorstellen – es gilt jetzt wieder die gute alte Yukon-Zeit. Ach ja, und ab sofort messen wir wieder in Kilometern und Litern, nicht mehr in Gallonen und Meilen. Die kleinen Details, die das Reiseleben so aufregend machen! 🕰️
Nach einer fünfstündigen Fahrt durch eine traumhafte Landschaft könne wir endlich durch die Bäume einen ersten Blick auf die faszinierende Dawson City werfen. Ein paar gewundene Serpentinen noch, und wir stehen am Ufer des majestätischen Yukon River, der uns nun noch von der Stadt trennt.
Und da ist sie, die Fähre, die ständig zwischen den Ufern pendelt. Aber halt, es gibt keine festen, betonierten Anlegestellen hier! Ein flacher Abschnitt am Ufer, völlig unbefestigt, dient als improvisiertes Pier. Die Fähre legt an, die Laderampe wird heruntergeklappt, und wir dürfen sogar als erste an Bord fahren. Hinter uns finden noch zwei riesige Lastwagen Platz. Und das Beste? Die Fährfahrt ist kostenlos!
Nach wenigen Minuten setzen wir erfolgreich auf der anderen Seite des Yukon River über und sind nun in Dawson City.
Unser erster Halt in Dawson City führt uns zum Visitor Center. Dort erhalten wir eine Liste der Restaurants, die (noch) geöffnet haben. Ein freundlicher Mitarbeiter des Centers empfiehlt uns begeistert „Klondike Kate’s“.
In diesem Zug wollen wir auch gleich Informationen zum Zustand des Dempster Highways einholen. Es scheint, dass eine Fähre defekt ist, aber mehr Details könnten wir im Visitor Center des Northwest Territories erfahren, das sich genau gegenüber auf der anderen Straßenseite befindet. Wir machen uns also auf den Weg dorthin, nur um festzustellen, dass dieses Visitor Center ebenfalls bereits im Winterschlaf ist. Ach, egal, wir beschließen, den Dempster Highway einfach so weit zu fahren, wie es uns möglich ist. 🍽️
Es ist mittlerweile 15 Uhr, nur noch eine Stunde, bis das „Klondike Kate’s“ öffnet. Perfekte Zeit für einen kleinen Stadtbummel! Wir schlendern durch die charmanten Straßen von Dawson City und beobachten, wie hier Straßenbau à la Dawson City abläuft. Feiner, brauner Schotter, der ein wenig wie Blumenerde aussieht – nur heller – wird einfach auf die „Straße“ gekippt. Dann kommt dieses lustig aussehende Fahrzeug mit total schiefen Rädern daher, verteilt den Schotter und fährt ihn fest. Voilà, die Straße ist fertig! 🚧
Wir lassen uns von diesem authentischen Dawson-City-Straßenbau-Spektakel beeindrucken und freuen uns gleichzeitig auf ein köstliches Abendessen bei „Klondike Kate’s“. Die Vorfreude steigt mit jedem Schotterkorn, das auf der Straße landet! 🍴😄
Nach einer Stunde Stadtbummel haben wir quasi alles gesehen und steuern nun zielstrebig auf das Abendessen zu. Klondike Kate hat inzwischen ihre Türen geöffnet, und wir betreten das Lokal, wo uns eine junge Frau herzlich begrüßt. Gut, das ist wohl nicht die legendäre Klondike Kate, denn die wäre heute stolze 141 Jahre alt. Klondike Kate, mit bürgerlichem Namen Kathleen Eloise Rockwell, war während des Alaska Goldrauschs als Tänzerin in Whitehorse und später in Dawson City bekannt.
Wir werfen einen Blick auf die Speisekarte und entscheiden uns für Spareribs (ich) und einen Burger (Stefan). Als ich die Karte durchstöbere, fällt mir auf, dass hier die „Secondbest Chickenwings in Town“ angeboten werden. Neugierig frage ich die freundliche Bedienung (die ja offensichtlich nicht Klondike Kate ist) danach. Sie klärt uns lachend auf: Das Restaurant am anderen Ende der Straße wirbt mit den „Best Chickenwings in Town“, deshalb gibt es hier nur die Zweitbesten. Na, zumindest haben sie hier einen guten Sinn für Humor! 😄
Wir entscheiden uns dann doch für den Burger und die Spareribs – schließlich wollen wir heute nicht nur die Zweitbesten genießen! 🍔🍖
Das Abendessen war wirklich köstlich, und es ist nun bereits 16:45 Uhr – höchste Zeit, zum Midnight Dome aufzubrechen!
Der Midnight Dome erhebt sich majestätisch 2900 Fuß hoch im Osten von Dawson City, und eine gut 7,5 km lange, für Autos und Wohnmobile geeignete Straße führt uns auf den Gipfel dieses beeindruckenden Berges.
Oben angekommen eröffnet sich uns ein atemberaubender Rundumblick auf den Klondike River, den Bonanza Creek, Dawson City und auf der anderen Seite des Yukon den Top of the World Highway. Eine halbe Stunde lang nehmen wir uns die Zeit zum Staunen, Fotografieren und einfach nur Genießen. Dann treten wir den Rückweg an.
Nachdem wir in Dawson City eigentlich alles Sehenswerte erkundet haben, fassen wir den Entschluss, weiterzufahren. Vielleicht schaffen wir es bis zum Tombstone Mountain – wer weiß? Doch zuvor müssen wir noch unsere Wohnmobil-Tanks leeren, Frischwasser auffüllen und Diesel tanken. Das Abenteuer ruft, und wir sind bereit!
Am Ortsausgang bei „Dawson City Gas & Tires“ haben wir Glück! Für einen Aufpreis von $5 dürfen wir unser Wohnmobil leeren und den Wassertank auffüllen. Perfekt!
Nach einer 30-minütigen Fahrt erreichen wir die Kreuzung zum Dempster Highway. Wir überqueren die kleine einspurige Brücke und freuen uns darauf, endlich auf dem legendären Highway unterwegs zu sein. Leider spielt das Wetter nicht so recht mit; leichter Nieselregen begleitet uns. Aber hey, morgen soll es besser werden. Die Fotos vom ersten Abschnitt des Dempster Highway holen wir einfach auf dem Rückweg nach Dawson City nach.
Der Dempster Highway erstreckt sich über beeindruckende 735 Kilometer und ist damit die nördlichste öffentliche Straße in Kanada. Er führt uns auf alpinen Höhen durch weite Tundra-Ebenen, über rauhe, vulkanische Berglandschaften und schließlich über den North Fork Pass durch die majestätlichen Tombstone Mountains. Ein Großteil des „Dempster“, der offiziell erst im August 1979 eröffnet wurde, folgt einem alten Hundeschlittenweg.
Unser heutiges Etappenziel ist der „Tombstone Mountain Campground“ bei Kilometer 71. Dieser befindet sich inmitten einer atemberaubenden Berglandschaft auf über 1.000 Metern Höhe im „Tombstone Territorial Park“. 🚐
Wir haben uns fest vorgenommen, den Dempster bis nach Inuvik zu fahren. Bereits im Vorfeld haben wir Kontakt mit dem Visitor Center aufgenommen, um uns über die begehrten Zertifikate für die Fahrt auf dem Dempster zu informieren. Obwohl das Visitor Center seit zwei Tagen für die Saison geschlossen ist, hat Jennifer uns versichert, die Zertifikate vorzubereiten und für uns zu hinterlegen. Was für ein großartiger Service!
Um 19:15 Uhr erreichen wir endlich den Campground. Es ist noch immer hell, wenn auch bewölkt, aber das stört uns heute nicht im Geringsten. Wir sind voller Vorfreude auf morgen. Und so widmen wir uns den üblichen Abendritualen: Ich mache es mir gemütlich zum Schlafen, während Stefan fleißig damit beschäftigt ist, Bilder zu sichern. 🚐💤