Start in den wilden Norden: Auf dem Weg zum Dempster Highway durch Feuer und Flammen

Der Tag beginnt früh, und unser Magen knurrt vor Hunger. Wir sind in einem Hotel mit einem hauseigenen Restaurant namens „Legend’s Smoke House & Grill“ untergebracht. Dieses Restaurant wirbt stolz damit, „Some wonderful meals in Whitehorse“ zu servieren. Pünktlich um 7 Uhr stehen wir in den Startlöchern und betreten dieses kulinarische Abenteuerland.

Wir beginnen mit einer Tasse köstlich duftendem Kaffee, begleitet von Rührei, knusprigem Speck und herzhaftem Würstchen. Nach diesem genussvollen Start machen wir uns auf zu einem kleinen Spaziergang, um die Zeit bis zur Abholung zu überbrücken.

Ursprünglich planten wir, Getränke erst nach Übernahme unseres Campers zu besorgen, um das lästige Schleppen von schweren Flaschen zu vermeiden. Doch der „Independent“ Supermarkt, nur wenige Schritte vom Hotel entfernt, hat um 8 Uhr bereits geöffnet. Mit noch zwei Stunden bis zur Abholung entscheiden wir uns kurzerhand, Cola und Wasser zu besorgen, um perfekt vorbereitet für unsere bevorstehende Reise zu sein.

Um 9:45 Uhr biegt der CanaDream Shuttle-Bus auf den Parkplatz unseres Hotels und wir steigen ein. Unser Fahrer ist bestens gelaunt und versorgt uns auf der kurzen Fahrt zu CanaDream mit wertvollen Einkaufstipps. Dabei behalten wir für uns, dass wir bereits am Vorabend sämtliche Vorbereitungen getroffen haben, um seine Begeisterung für „Save on Foods“ nicht zu trüben.

Während der Fahrt macht unser Fahrer noch einen kurzen Zwischenstopp am Flughafen, um zwei weitere Gäste abzuholen. Doch es gibt ein Problem: Die Frau hat ihr Gepäck, aber ihr Mann fehlt. Er möchte noch tanken, den Mietwagen abgeben und einige Erledigungen machen. Unsere Geduld wird auf die Probe gestellt, und nach einer kurzen Wartezeit beschließt unser Fahrer, uns zuerst zu CanaDream zu bringen und dann erneut zum Flughafen zurückzukehren, in der Hoffnung, dass der vermisste Mann inzwischen aufgetaucht ist.

Die Fahrt vom Flughafen zu CanaDream ist kurz, gerade mal auf die andere Straßenseite, und so sind wir trotz der Verzögerung pünktlich um 10 Uhr am Ziel. Doch die Mitarbeiter von CanaDream möchten die Einweisung in das Fahrzeug nur einmal durchführen, daher müssen wir nun doch auf das Flughafenpaar warten. Gegen 10:30 Uhr hat der Shuttle-Fahrer die anderen Gäste endlich eingefangen und bei CanaDream abgesetzt.

Nun beginnt die „Papierarbeit“, bei der uns Zusatzversicherungen und Reinigungspakete für 110 US-Dollar angeboten werden, die wir jedoch ablehnen. Anschließend erfolgt die Einweisung in das Fahrzeug selbst. Da das Fahrzeug des verspäteten Paares noch nicht fertig ist, erhalten wir alle  zusammen

In einem Crashkurs lernen wir, wie alles im Fahrzeug funktioniert: Gasflasche, Stromanschluss, Frisch- und Abwasser, Chemie-WC, Licht, Heizung und vieles mehr. Nach einer halben Stunde sind wir bestens informiert. Anschließend gehen wir um das Fahrzeug und notieren eventuelle Mängel wie Steinschläge und Kratzer, um auf der sicheren Seite zu sein.

Die Sorge um die Reinigung und die genaue Zählung der kleinsten Steinschläge lässt uns nicht los. Es scheint, als wolle CanaDream ein makelloses und steinschlagfreies Fahrzeug zurück, ansonsten drohen zusätzliche Kosten. Wir werden sehen, wie die Abgabe später verläuft. Insgesamt empfinden wir den Service und die Fahrzeugübergabe bei Fraserway vor zwei Jahren als freundlicher und weniger aufdringlich in Bezug auf Reinigung und Versicherungspakete.

Dennoch sind wir begeistert von unserem Fahrzeug, das unser Shuttlefahrer „Beast“ nennt. Vor allem die grobstolligen Offroad-Reifen begeistern uns – perfekt für den bevorstehenden Abenteuertrip auf dem Dempster Highway!

Nun sitzen wir in einem beeindruckenden fünf Tonnen schweren Ford F350 mit einem Caravan-Aufbau, einem sogenannten Truck Camper. Dieses rollende Ungetüm wird in den kommenden fast drei Wochen unser Zuhause sein. Wir steigen in das Fahrzeug und fahren zurück zum Yukon Inn. Um 11:45 Uhr erreichen wir wieder unser Hotel, packen unsere Koffer und Einkäufe in den Camper und checken pünktlich um 12:01 Uhr aus.

Wir liegen gut in der Zeit und beschließen, vor unserer Reise in den Norden noch ein Mittagessen in Whitehorse einzunehmen. Im „Klondike Steak & Ribs“ genießen wir ein köstliches Mahl. Dieses urige Restaurant ist bei Tripadvisor das am besten bewertete in Whitehorse, und das völlig zu Recht!

Nach dem Essen machen wir einen kurzen Halt bei der Yukon Brewery und kaufen einige Dosen Bier. Dann tanken wir den Truck voll und sind bereit für das große Abenteuer – unseren Roadtrip! Punkt 14:00 Uhr, als die letzte Ampel in Whitehorse auf Grün springt, beginnt unser Abenteuer. Bis zur nächsten Ampel in Inuvik, die den Verkehr regelt, sind es rund 1.305 Kilometer. Wir werden sie frühestens morgen erreichen.

Zu Beginn unserer Fahrt auf dem Klondike Highway durchqueren wir eine weitgehend unbewohnte Landschaft. Das Wetter ist perfekt, mit einem strahlend blauen Himmel und einigen dekorativen weißen Wölkchen. Doch ab Steward Crossing tauchen dicke Rauchschwaden vor uns auf.

Der Rauch wird immer dichter, und wir können den beißenden Geruch des Feuers wahrnehmen. Die Sonne ist nur noch milchig am Himmel zu sehen. In dieser Jahreszeit sind Waldbrände in dieser Region keine Seltenheit, da der Boden trocken und die Temperaturen hoch sind. Daher bleibt uns nichts anderes übrig, als durch die Rauchschwaden zu fahren. Aufgrund des dichten Rauchs verzichten wir bedauerlicherweise auf Fotostopps und kommen schnell voran.

Nach sechs Stunden Fahrt erreichen wir die Abzweigung zum Dempster Highway, es ist inzwischen 20 Uhr. Über eine schmale Brücke gelangen wir endlich auf diese ikonische Straße. Es ist ein großartiges Gefühl, wieder auf dem Dempster Highway zu sein.

Der Dempster Highway erstreckt sich über fast 770 Kilometer und ist die nördlichste öffentliche Straße in Kanada. Er führt auf Alpenhöhe durch weite Tundra-Ebenen, raue vulkanische Gebirge und über den North Fork Pass durch die Tombstone Mountains. Er erstreckt sich durch die Provinzen Yukon und Northwest Territories.

Während ich Ausschau nach Wildtieren und Fotomotiven halte, jongliert Stefan geschickt mit unserem Truck Camper auf dem festen Schotter und umfährt die Schlaglöcher. Man kann sich gut vorstellen, wie es hinten in den Schränken rappelt. Doch da im Truck Camper zwischen Wohnraum und Fahrzeug kein Durchgang besteht, bekommen wir davon nichts mit.

Unser heutiges Etappenziel, wie wir es zumindest geplant haben, ist der Tombstone Mountain Campground bei Kilometer 70 auf dem Dempster. Der Rauch hat inzwischen etwas nachgelassen, aber an einigen Stellen hängen immer noch Rauchschwaden an den umliegenden Bergen und Hügeln. Dann taucht endlich das erste Wildtier vor meiner Linse auf.

Eine Stunde später erreichen wir die Zufahrt zum Campground. Wir haben keine Lust, uns schon jetzt einzuchecken, und beschließen, zuerst zum „Tombstone Range Viewpoint“ zu fahren. In der Senke, in der sich der Campground befindet, ist der Rauch immer noch deutlich sichtbar und vor allem riechbar. Nicht gerade einladend…

Der Viewpoint befindet sich auf dem höchsten Punkt des Dempster Highway, dem „North Fork Pass Summit“ auf 1289 Metern Höhe. Uns erwartet ein atemberaubender Ausblick.

Eigentlich sollten wir nun umkehren und zurück zum Campground fahren. Aber warum nicht einfach weiterfahren, um einen geeigneten Boondocking-Platz zu finden? Gesagt, getan.

Wir fahren weiter und suchen am Straßenrand nach einem passenden Platz. Bei Kilometer 106 sehen wir rechts eine Abfahrt zu einer großen Kiesfläche und einem kleinen See. Das sieht vielversprechend aus. Wir biegen ab und fahren etwa 100 Meter den Hang hinab. Schnell finden wir eine ebene Fläche, um unseren Camper abzustellen. Inzwischen ist es 21:30 Uhr. Zum Abendessen gibt es Brötchen, Wurst und Käse.

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