In die Wildnis von Texas: Ein Abenteuer im Big Bend National Park
Unsere Reise von der lebhaften Metropole Austin führte uns am späten Nachmittag in die entlegenen Weiten des Nordostens des Big Bend National Parks. Hier in der Big Bend Region von Texas fühlte es sich an, als würden wir eine Szene aus einem epischen Western oder einem mitreißenden Roadmovie erleben. Diese abgeschiedene Gegend, gezeichnet von schier endlosen Weiten und staubigen Ebenen, gesäumt von majestätischen Bergketten, schien dem Klischee des Wilden Westens und den Filmkulissen aus diesen Genres entsprungen zu sein.
Wir befanden uns an einem Ort, an dem größere Städte und jegliche Anzeichen der Zivilisation vergeblich gesucht wurden. Selbst unser treues Navigationsgerät prophezeite uns, dass der nächste „Starbucks“ in einer schier unvorstellbaren Entfernung von 300 Meilen lag. Kaffeeliebhaber unter uns mussten also vorerst auf ihren geliebten Muntermacher verzichten. Die Isolation dieser Gegend war überwältigend. Einsamkeit lag in der Luft, und weit und breit war kein Mensch zu sehen. Die Szenerie versetzte uns in die Atmosphäre der wilden Westernfilme, mit Windböen, die Reisigbüschel über die staubige Straße jagten. Doch keine Sorge, es gab keine bösen Cowboys oder Showdowns in dieser Wildnis – zumindest keine, die außerhalb der Filmleinwand existierten. 😄
Der Big Bend National Park erstreckt sich über beeindruckende 3.250 Quadratkilometer und wird von der malerischen Schleife des Rio Grande River eingerahmt. Die Vielfalt und Ursprünglichkeit dieses Parks sind bemerkenswert, und dennoch zieht er im Vergleich zu den bekannteren Nationalparks im Südwesten der USA deutlich weniger Besucher an. Einer der Gründe dafür ist die Abgeschiedenheit dieses Parks von den üblichen Touristenrouten. Ein weiterer Grund ist die gnadenlose Hitze, die im Sommer, der Hauptsaison für Touristen, oft auf über 45 Grad Celsius ansteigt.
Unsere Reise führte uns weiter auf dem Highway 385 durch den Park, bis wir schließlich unser Hotel in Terlingua erreichten. Das Chisos Mining Co. Motel bildete eine Ansammlung von Gebäuden, die von privaten Grundstücken umgeben waren und auf den ersten Blick eher an einen Schrottplatz erinnerten. Im Hauptgebäude befand sich nicht nur die Rezeption, sondern auch ein kleiner Souvenirshop, ein General Store und eine Touristeninformation. Hier checkten wir ein und erhielten unseren Schlüssel für die Cabin.
Unsere Cabin lag am hinteren Ende des Anwesens. Sie war einfach, aber zweckmäßig eingerichtet, genau das Richtige für eine Nacht in der Wildnis. Als wir jedoch Wasser benötigten, stellten wir fest, dass die Leitungen trocken waren. Sofort begaben wir uns wieder zum Hauptgebäude, wo uns eine freundliche Dame versicherte, dass das Problem umgehend behoben würde. Alles schien klar, also machten wir uns auf den Weg, um etwas zu essen.
Doch als wir später in unser Motelzimmer zurückkehrten, gab es immer noch kein Wasser. Natürlich war zu dieser späten Stunde niemand an der Rezeption erreichbar. Aber wir entdeckten ein Telefon, kein gewöhnliches, sondern ein Telefon im Freien, das auf einer Ablage am Motel stand, zusammen mit einer Telefonnummer zum Anrufen. Wir wählten die Nummer, und innerhalb von nur zehn Minuten hatten wir wieder fließendes Wasser. Die Magie der Technik! 😅
In Terlingua gab es zwei Restaurants zur Auswahl: das La Kiva Restaurant und das Starlight Movie Theater. Das Starlight wurde bereits in den 1930er Jahren eröffnet und bot Unterhaltung für die Bewohner von Terlingua, die in den nahegelegenen Quecksilberminen arbeiteten. Nach dem Niedergang in den 1940er Jahren schlossen sich lange einsame Tage in Terlingua an. Doch viele Jahre später begannen Künstler, Musiker und Flussführer, das Starlight neu zu entdecken, und im Jahr 1991 wurde das „Starlight Theatre Restaurant & Bar“ in dem alten Theater eröffnet. Das Gebäude beherbergte auch einen Souvenirshop, den wir natürlich nicht auslassen konnten.
Für unser Abendessen entschieden wir uns jedoch für das La Kiva. Der rustikale Eingang in Form eines Bretterverschlags hatte seinen eigenen Charme. Das Ribeye-Steak war schlichtweg fantastisch, und das frisch gezapfte Bier wurde in eisgekühlten Gläsern serviert, und das zu einem unglaublich günstigen Preis. Ein Prost auf den perfekten Abend! 🥩🍻
Übrigens sollte man wissen, dass Terlingua ein besonderes Ereignis in petto hat: Jeden ersten Samstag im November strömen 10.000 „Chiliheads“ nach Terlingua, um an gleich zwei Wettbewerben teilzunehmen – dem „Chili Appreciation Society International Chili Cookoff“ und den „Frank X. Tolbert / Wick Fowler World Chili Championships“. Ein Fest für Chili-Liebhaber! 🌶️
Nach unserem schmackhaften Abendessen machten wir uns auf den Rückweg in den Nationalpark. Unser Ziel war der Sonnenuntergang am „Window.“ Wir folgten dem HWY 385 bis zur Chisos Mountains Basin Junction und bogen von dort auf die Chisos Basin Road ab.
Die Chisos Basin Road, erbaut vom Civilian Conservation Corps im Jahr 1930, schlängelte sich von der Chisos Mountains Basin Junction hinauf in die majestätischen Chisos Mountains und führte durch enge Serpentinen und steile Passagen. Oben angekommen, ging es dann in engen Serpentinen hinunter in das Basin – eine Bergwelt, die von Vulkanen geschaffen wurde. Hier erreichten wir die Chisos Mountains Lodge und das Visitor Center.
Von der Chisos Basin Area erstreckte sich ein weitläufiges Netz von Wanderwegen. Für unseren Abendspaziergang wählten wir den nur 0,3 Meilen langen Window View Trail. Von hier aus hatten wir einen atemberaubenden Blick auf das „Window,“ eine V-förmige Auswaschung in den Bergen. Anfangs waren wir alleine auf dem Weg, aber bald gesellten sich ein freundlicher Herr aus England und zwei junge Australier zu uns. Der Sonnenuntergang war schlichtweg fantastisch, und wir kehrten zurück zu unserem gemütlichen Motel mit einem unvergesslichen Erlebnis im Herzen der Wildnis. 🌄