
Mount Rushmore, Crazy Horse & der Devil’s Tower: Ein Roadtrip durch die Black Hills
Der Tag begann mit einem gemütlichen Frühstück im Camper, während draußen die friedliche Natur langsam zum Leben erwachte. Ein dampfender Kaffee in der Hand, die ersten warmen Sonnenstrahlen auf der Haut und eine Szenerie, die selbst den überzeugtesten Morgenmuffel milde stimmen würde – so lässt es sich aufstehen.
Während wir noch die Aussicht genossen, begann um uns herum die gut geölte Camper-Routine. Da wir auf einem Campingplatz mit Full-Service standen, übernahmen Oli und Stefan die wenig glamouröse, aber essenzielle Aufgabe, unseren Camper zu ver- und entsorgen. Eine Tätigkeit, die in jedem Roadtrip enthalten ist, aber selten in glänzenden Reisebroschüren erwähnt wird.
Nadine hingegen machte sich daran, unser kleines Zuhause auf Rädern wieder auf Hochglanz zu polieren. Und ich? Ich hatte den mit Abstand besten Job.
Ich schnappte mir Noah und Emilia und zog mit ihnen zum Spielplatz des Campgrounds. Während die beiden mit unermüdlichem Eifer um die Wette kletterten, rutschten und die Spielgeräte einem ausgiebigen Qualitätstest unterzogen, konnte ich mich entspannt zurücklehnen und das Spektakel beobachten.
Eine perfekte Win-win-Situation: Die Kinder hatten ihren Spaß, ich meinen Kaffee – und irgendwo zwischen Rutsche und Schaukel wurde das Chaos im Camper wieder auf ein funktionales Maß reduziert.
BILDERGALERIE: Fall River Ranch RV Resort
Frisch gestärkt, bestens organisiert und mit der unerschütterlichen Abenteuerlust eines echten Roadtrip-Teamsmachten wir uns auf den Weg zum Custer State Park. Unser heutiges Highlight: der berühmte Wildlife Loop – eine Strecke, die nicht nur eine fantastische Aussicht versprach, sondern auch die Möglichkeit, einheimischen Tieren aus nächster Nähe zu begegnen. Und der Name? Der hielt, was er versprach.
Kaum hatten wir uns in den Park eingereiht und genossen die ersten sanften Hügel und weiten Graslandschaften, bremste Stefan abrupt ab. Nicht etwa, weil ein Stoppschild aufgetaucht wäre (die hätte hier ohnehin wenig zu sagen gehabt), sondern weil sich vor uns eine Szene entfaltete, die jedem Westernfilm zur Ehre gereicht hätte. Eine imposante Bisonherde zog mit der Selbstverständlichkeit jahrhundertealter Straßenbesitzer quer über die Fahrbahn.

Diese majestätischen Tiere ließen sich nicht im Geringsten von unserem Camper beeindrucken. Kein hastiges Davontraben, kein zögerlicher Blick – nichts. Sie nahmen sich alle Zeit der Welt, als wäre dieser Asphalt ausschließlich für sie verlegt worden.
„Die stehen hier einfach, als wären sie die Könige der Straße“, stellte Nadine ehrfürchtig fest. Und genau so fühlte es sich an. Die Bison-Herrscher blickten über ihre Schultern, als würden sie überlegen, ob sie unser Gefährt überhaupt passieren lassen sollten – oder ob wir vielleicht höflich um Durchlass bitten müssten.
Während wir Erwachsenen still staunten und sehr dankbar waren, dass diese Kolosse uns freundlich gesinnt schienen, hatten Noah und Emilia längst die volle Begeisterungsstufe erreicht. Mit weit aufgerissenen Augen und plattgedrückten Nasen klebten sie an den Camperfenstern, während sie aufgeregt zählten, wer den größten Bison entdeckt.
Und da saßen wir also – umringt von tonnenschweren Wildtieren, die sich entschieden hatten, ihren Vormittag genau hier zu verbringen. Wir konnten nichts tun außer abwarten, staunen und uns fragen, ob der Bison in der ersten Reihe vielleicht ein Parkticket sehen wollte.
BILDERGALERIE: Custer State Park
Die nächste Begegnung war weniger majestätisch, dafür umso unterhaltsamer. Kaum hatten wir die Bison-Horde hinter uns gelassen, wurde die Straße von der nächsten Gruppe selbstbewusster Bewohner des Parks blockiert: Eine Horde zutraulicher Esel.
Und diese Vierbeiner waren alles, nur nicht schüchtern. Während andere Tiere sich vielleicht dezent im Hintergrund hielten oder uns mit einem respektvollen Sicherheitsabstand beobachteten, verfolgten diese Gesellen eine ganz andere Strategie: direkte Kontaktaufnahme.
Kaum hatten wir angehalten, trotteten sie zielsicher auf uns zu, mit diesem ganz bestimmten Blick, der unmissverständlich sagte: „So, was habt ihr für uns?“

Und ehe wir uns versahen, steckten schon ein paar freche Eselköpfe durch das geöffnete Fenster. Ohne jegliche Scheu, dafür mit der klaren Erwartung, dass dieser fahrende Snack-Automat etwas für sie bereithielt.
Noah und Emilia waren natürlich begeistert. Sie streichelten vorsichtig die zotteligen Mähnen und konnten ihr Glück kaum fassen. „Dürfen wir einen mitnehmen?“ fragte Emilia hoffnungsvoll mit ihren größten „Bitte-bitte“-Augen.
Ähm… nein. Auch wenn der Gedanke an ein Reise-Maskottchen auf vier Beinen kurz verlockend schien, ein Camper ist schon beengt genug – da müssen nicht auch noch Esel mitreisen.
Trotzdem: Diese tierischen Begegnungen waren ein absolutes Highlight des Tages. Die Mischung aus neugierigen Eseln, aufgeregten Kindern und einer leicht überforderten Erwachsenenfraktion machte diesen Moment zu einem herrlich chaotischen, aber absolut wunderbaren Vergnügen – für die ganze Familie.
BILDERGALERIE: Custer State Park
Nach unseren tierischen Begegnungen im Custer State Park machten wir uns auf den Weg nach Keystone, und was als einfache Weiterfahrt begann, entpuppte sich als eine landschaftliche Entdeckungstour erster Klasse.
Die Fahrt durch die Black Hills war ein echtes Erlebnis. Diese Region hat eine fast mystische Ausstrahlung – als wäre sie einem alten Abenteuerroman entsprungen. Dichte Wälder breiteten sich wie ein grünes Meer über die Hügel aus, schroffe Felsen ragten plötzlich aus der Landschaft hervor, und die Straßen schlängelten sich in schier endlosen Kurven durch die Wildnis.
Stefan hatte am Steuer seinen Spaß, denn kaum eine Straße hier verläuft schnurgerade. Während er den Camper mit voller Konzentration durch die Haarnadelkurven steuerte, hatten wir anderen das Vergnügen, uns entspannt zurückzulehnen und einfach die atemberaubende Kulisse auf uns wirken zu lassen.

Hinter jeder Biegung wartete ein neues Natur-Spektakel: mal ein tiefgrünes Tal, mal ein glitzernder Bach, der sich seinen Weg durch das zerklüftete Gelände bahnte. Noah und Emilia waren besonders fasziniert von den bizarren Felsformationen, die überall aus dem Boden wuchsen wie mittelalterliche Burgruinen.
Während Stefan also mit höchster Präzision jede Kurve nahm, lehnten wir uns zurück, ließen die Magie der Black Hills auf uns wirken und wussten: Das hier war nicht einfach nur eine Strecke von A nach B – es war ein Abenteuer für sich.

Keystone rückte immer näher, und mit jeder Meile stieg die Vorfreude. Hinter uns lagen tierische Begegnungen, kurvige Straßen und Landschaften, die uns mehrfach zum Staunen gebracht hatten – vor uns wartete das nächste große Highlight. Die Black Hills hatten sich mal wieder als eine dieser Regionen bewiesen, die man einfach nicht nur „durchfährt“, sondern in denen man sich unterwegs ständig neu verliebt.
Nach so viel Natur wurde es Zeit für eine kulinarische Pause, und Rugby’s House war genau der richtige Ort dafür. Ein charmantes, historisches Restaurant, das uns sofort in seinen Bann zog.
Schon beim Betreten fühlte man sich wie auf einer Zeitreise in die Pionierzeit: dunkles Holz, alte Schwarz-Weiß-Fotografien an den Wänden, schwere Tische, die wahrscheinlich mehr Geschichten erzählen könnten als so manches Buch. Es roch nach frisch gegrilltem Fleisch, nach hausgemachten Soßen und einer ordentlichen Portion Gemütlichkeit.
Die Speisekarte? Ein Traum für Freunde der amerikanischen Küche. Deftige Burger, saftige Sandwiches, knackige Salate – und natürlich alles in Portionen, bei denen ein Europäer erst mal tief durchatmen muss.
Noah entschied sich – wenig überraschend – für Chicken Nuggets („Was sonst?“), während Emilia sich voller Überzeugung für eine riesige Portion Pommes pur entschied. Das Kind hatte ihre Prioritäten klar gesetzt.
Stefan und Oli blieben den Klassikern treu: saftige Cheeseburger mit allem Drum und Dran, so hoch gestapelt, dass man überlegen musste, wie man das Ding am besten isst.
Nadine und ich wagten uns an die hausgemachten Sandwiches – eine Entscheidung, die wir keinesfalls bereuten. Frisch geröstetes Brot, zartes Fleisch, perfekt abgestimmte Saucen – es war eine dieser Mahlzeiten, die nicht nur satt, sondern einfach glücklich machten.
Während wir aßen, genossen wir die Atmosphäre dieses kleinen, nostalgischen Juwels von einem Restaurant. Der perfekte Ort, um kurz durchzuatmen, bevor wir uns ins nächste Abenteuer stürzten.
BILDERGALERIE: Ruby House Restaurant
Nach unserem leckeren Mittagessen im Ruby House Restaurant ließen wir es gemütlich angehen und tauchten ein in die charmante Hauptstraße von Keystone. Ein kleiner Ort mit großer Persönlichkeit, dessen Kulisse sich nahtlos in die Black Hills einfügte – bunte Fassaden im Wildwest-Stil, holzverkleidete Gebäude, die von vergangenen Zeiten erzählten, und eine gesunde Mischung aus rustikaler Nostalgie und touristischem Trubel. Es fühlte sich fast an, als wären wir in einem lebendig gewordenen Filmset gelandet, irgendwo zwischen Westernromantik und Souvenirparadies.
Shopping in der Mini-Wildwest-Metropole
Kaum hatte unser Bummel begonnen, war klar, wer hier die eigentliche Regie führte: Noah und Emilia. Die beiden hatten ein untrügliches Gespür für Souvenirshops – und Keystone hatte davon mehr als genug zu bieten.
Jedes Schaufenster versprach neue Schätze: glänzende Edelsteine, Mini-Mount-Rushmore-Nachbildungen, Cowboyhüte in allen erdenklichen Größen und natürlich jede Menge Sheriff-Sterne, die darauf warteten, ihre Träger in gesetzestreue Gesetzeshüter zu verwandeln.
„Mama, schau mal, ein Sheriff-Stern!“ rief Noah begeistert und ließ keinen Zweifel daran, dass eine Weiterreise ohne dieses Accessoire völlig ausgeschlossen war.
Emilia hingegen hatte ihre Prioritäten anders gesetzt. Sie verliebte sich auf den ersten Blick in ein kleines Plüschtier – eine Mischung aus Bison, Teddybär und purem Niedlichkeitsfaktor.
BILDERGALERIE: Keystone
Während wir Erwachsenen entspannt durch die Gassen schlenderten, warfen die Kinder sich mit unglaublichem Enthusiasmus ins Shopping-Abenteuer. Es wurde verglichen, begutachtet, anprobiert – und zwischendurch der ein oder andere ernsthafte Verhandlungspoker geführt, warum genau dieses Souvenir nun „absolut notwendig“ sei.
Doch genau das machte den Charme von Keystone aus. Die Mischung aus urigem Western-Flair, gemütlichem Stadtbummel und der einfachen Freude daran, sich treiben zu lassen. Kein Zeitdruck, kein nächstes großes Ziel – nur ein wenig Nostalgie, ein bisschen Abenteuer und ein paar Andenken, die unsere Reise begleiten würden.
Schließlich machten wir uns mit vollem Bauch, neuen Souvenirs und bester Laune zurück auf den Weg zum Camper. Keystone hatte uns für ein paar Stunden in eine andere Zeit versetzt – und wir genossen jede Minute davon.
Von Keystone aus war es nur eine kurze Fahrt von etwa 15 bis 20 Minuten bis zu einem der berühmtesten Wahrzeichen der USA: das Mount Rushmore National Memorial. Und doch fühlte es sich an wie eine Reise direkt in die Geschichtsbücher.
Die Spannung im Camper stieg, während wir uns der Stelle näherten, die man aus unzähligen Filmen, Schulbüchern und Dokumentationen kennt. Doch wie es berühmte Sehenswürdigkeiten nun mal an sich haben, ließen sie sich Zeit mit ihrem großen Auftritt. Kein spektakulärer Enthüllungsmoment gleich nach der ersten Kurve, kein dramatisches „Tadaaa!“ wie im Kino. Stattdessen blieben die Gesichter der Präsidenten gut versteckt, während wir uns durch die Serpentinen schlängelten.
Dann, plötzlich – der Moment. Am Fuß des Berges, mit fast königlicher Gelassenheit, tauchten sie auf: Washington, Jefferson, Roosevelt und Lincoln, in den Stein gemeißelt, als würden sie seit Jahrhunderten über das Land wachen.
„Da sind sie!“ rief Noah begeistert, als wäre er der Entdecker dieser Monumente und nicht Millionen Besucher vor ihm.

Mount Rushmore – Ein Monument der Superlative
Das Mount Rushmore National Memorial ist nicht nur eines der bekanntesten Wahrzeichen der USA, sondern auch ein beeindruckendes Meisterwerk der Ingenieurskunst. Vier der bedeutendsten Präsidenten der amerikanischen Geschichte – George Washington, Thomas Jefferson, Theodore Roosevelt und Abraham Lincoln – blicken von einer 60 Meter hohen Granitwand auf die Black Hills von South Dakota herab. Doch wie ist dieses gewaltige Denkmal eigentlich entstanden?
Die Entstehung: Eine kühne Vision wird Realität
Die Idee für Mount Rushmore stammt aus den 1920er Jahren. Der Historiker Doane Robinson hatte die Vision, ein riesiges Denkmal in die Berge zu meißeln, um den Tourismus in South Dakota anzukurbeln. Der Bildhauer Gutzon Borglum wurde mit der Umsetzung beauftragt – ein Mann, der für kleine Projekte offenbar nicht viel übrig hatte. Sein ursprünglicher Plan? Eine Skulptur, die vom Kopf bis zu den Hüften reicht!
Doch allein die Köpfe waren schon eine Herausforderung: 400 Arbeiter arbeiteten zwischen 1927 und 1941 an dem gigantischen Projekt. Gesichter aus Stein zu formen klingt nach einer mühsamen Feinarbeit – tatsächlich wurden 90 % des Berges mit Dynamit gesprengt. Danach folgte die Präzisionsarbeit mit Presslufthämmern und Meißeln. Erstaunlicherweise gab es trotz des gefährlichen Einsatzes in großer Höhe keinen einzigen tödlichen Unfall.
Warum gerade diese vier Präsidenten?
Borglum wollte nicht einfach nur ein imposantes Kunstwerk erschaffen – es sollte auch eine Bedeutung für die amerikanische Geschichte haben. Deshalb wählte er:
- George Washington – der erste Präsident der USA, Symbol für die Geburt der Nation
- Thomas Jefferson – Hauptautor der Unabhängigkeitserklärung, Symbol für Wachstum
- Theodore Roosevelt – Antreiber des wirtschaftlichen Fortschritts und Naturschutz-Pionier
- Abraham Lincoln – Präsident während des Bürgerkriegs, Symbol für die Erhaltung der Einheit
Jeder dieser Männer hat auf seine Weise dazu beigetragen, die USA zu formen – und heute blicken sie mit steinernem Ernst auf die Besucher hinab.
Ein halbfertiges Monument?
Das Denkmal sollte ursprünglich komplette Oberkörper zeigen, aber nach dem Tod von Borglum 1941 gingen Geld und Zeit aus – und so blieb es bei den Köpfen. Doch gerade dieser unvollendete Look verleiht Mount Rushmore heute seinen einzigartigen Charakter.
Wissenswerte Fakten über Mount Rushmore
- Jedes Gesicht ist etwa 18 Meter hoch – das entspricht der Größe eines sechsstöckigen Gebäudes.
- Die Nase von George Washington ist über 6 Meter lang. Falls jemand sie putzen müsste, bräuchte er eine wirklich große Leiter.
- Über 450.000 Tonnen Gestein wurden abgetragen, um die Präsidenten zu formen – und sie liegen immer noch am Fuß des Berges.
- Hinter den Köpfen gibt es eine geheime Kammer – die „Hall of Records“, in der Dokumente zur US-Geschichte aufbewahrt werden sollten.
- Das Denkmal ist selbstreinigend! Der Regen wäscht Staub und Schmutz einfach von den glatten Steinflächen.
Ein Symbol, das mehr ist als nur eine Touristenattraktion
Mount Rushmore ist ein Symbol für die USA, aber auch ein Ort mit kontroverser Geschichte: Das Land, auf dem das Denkmal steht, gehört eigentlich den Lakota-Sioux, die es als heilig betrachten. Sie bezeichnen die Region als „Paha Sapa“ – die Schwarzen Hügel – und sehen Mount Rushmore als Symbol für den Verlust ihres Landes.
Trotz aller Kontroversen bleibt das Denkmal eines der beeindruckendsten Bauwerke Amerikas. Es zieht jährlich über zwei Millionen Besucher an, die diesen steinernen Giganten ehrfürchtig betrachten – und sich vielleicht fragen, was wohl die Präsidenten denken würden, wenn sie sehen könnten, was aus dem Land geworden ist, das sie mitgestaltet haben.
Die schiere Größe der Köpfe – stolze 18 Meter hoch – beeindruckte uns. Unglaublich, wie es gelungen ist, die vier Präsidenten mit solcher Präzision in den Berg zu meißeln. Man kann sich kaum vorstellen, mit welchen Methoden hier gearbeitet wurde, lange bevor moderne Technik das Bauen erleichterte.
Zwischen 1927 und 1941 ließ der Bildhauer John Gutzon Borglum mit fast 400 Arbeitern einen ganzen Berg in Kunst verwandeln. Eine Vorstellung, die selbst heute noch beeindruckend wäre – damals muss sie schlicht wahnsinnig gewirkt haben. Dynamit war ihr Pinsel, der Berg ihre Leinwand.
Natürlich ließen wir es uns nicht entgehen, zahlreiche Fotos zu machen. Mal mit staunenden Blicken, mal mit Grimassen, denn wenn man schon mit vier in Stein gemeißelten Präsidenten posiert, dann sollte zumindest einer in der Runde ein bisschen Spaß haben.
BILDERGALERIE: Mount Rushmore
Die größte Begeisterung zeigten allerdings Noah und Emilia – und zwar nicht vor dem Monument, sondern vor dem Souvenirshop. „Oma, können wir das kaufen?“ erklang in Dauerschleife, während sie zwischen Miniatur-Präsidenten, Flaggen und Kuscheltieren hin und her huschten. Jedes Schaufenster war eine Schatztruhe, jede Regalreihe ein potenzielles Abenteuer.
Es wurde begutachtet, diskutiert und priorisiert – und wir versuchten, sie aus diesem Paradies an „unbedingt notwendigen“ Andenken herauszulotsen, ohne einen halben Kofferraum mit Magneten, Schneekugeln und Miniatur-Washingtons zu füllen.
Ein Souvenir muss sein – oder? Ich selbst konnte an einer Mount-Rushmore-Tasse nicht vorbeigehen. Ein solides Andenken mit nostalgischem Wert – zumindest in meinen Augen. Stefans trockener Kommentar? „Wieder ein Staubfänger für die Vitrine.“ Aber hey, Erinnerungen brauchen manchmal eben auch Platz im Schrank.
Nach unserem Gift-Shop-Abenteuer und einem letzten bewundernden Blick auf die Präsidentenköpfe kehrten wir schließlich zum Camper zurück, erfüllt von Geschichte, grandioser Aussicht und einer Prise amerikanischem Stolz.
Nur 14 Kilometer von Mount Rushmore entfernt liegt das Crazy Horse Memorial – ein Werk, das mindestens genauso beeindruckend ist, wenn nicht sogar ambitionierter, aber auch weitaus kontroverser.
Seit 1948 wird an diesem Denkmal gearbeitet, das den berühmten Oglala-Lakota-Anführer Crazy Horse ehren soll. Doch im Gegensatz zu Mount Rushmore, das nach 14 Jahren Bauzeit fertiggestellt war, wird dieses Monument noch Generationen auf seine Vollendung warten müssen.

Das Projekt ist gigantisch: Geplant ist eine Skulptur, die den Krieger zu Pferd zeigt, mit wehendem Haar und ausgestrecktem Arm, der auf die Weiten seines Landes deutet. Die Dimensionen sind geradezu surreal: Alle vier Präsidentenköpfe von Mount Rushmore würden allein in den Kopf von Crazy Horse passen. Wenn es eines Tages fertig wird, wäre es die größte in Stein gehauene Skulptur der Welt.
Doch die Größe des Projekts ist nicht der einzige Punkt, der es so besonders macht. Die Diskussionen rund um das Denkmal verleihen ihm eine Komplexität, die Mount Rushmore nie hatte. Viele Lakota betrachten den Berg als heilig – und die Tatsache, dass gerade hier eine riesige menschliche Darstellung entsteht, ist für viele problematisch. Dazu kommt, dass Crazy Horse selbst zu Lebzeiten jede Abbildung von sich strikt ablehnte.
Was also als Hommage gedacht ist, bleibt umstritten. Ist es ein Symbol für Stolz und kulturelle Anerkennung? Oder ein weiteres Beispiel dafür, wie indigene Geschichte von Außenstehenden interpretiert wird? Die Antwort hängt davon ab, wen man fragt.
Crazy Horse Memorial – Das größte noch unvollendete Monument der Welt
Während Mount Rushmore die Gesichter der US-Präsidenten in den Granit der Black Hills meißelte, entstand nur wenige Meilen entfernt ein Monument ganz anderer Art: Das Crazy Horse Memorial. Es soll den legendären Lakota-Anführer Crazy Horse ehren – und wenn es eines Tages fertiggestellt ist, wird es die größte in Stein gehauene Skulptur der Welt sein.
Die Entstehungsgeschichte – Ein Monument als Antwort auf Mount Rushmore
Mount Rushmore ist für viele ein Symbol des amerikanischen Patriotismus – doch für die indigenen Völker Nordamerikas erinnert es vor allem an den Verlust ihres Landes und ihrer Kultur. Die Black Hills gehören eigentlich den Lakota-Sioux, und die Errichtung von Mount Rushmore auf ihrem heiligen Land empfanden viele als Provokation.
Deshalb wandte sich Häuptling Standing Bear 1948 an den Bildhauer Korczak Ziolkowski, der bereits an Mount Rushmore gearbeitet hatte, mit einer kühnen Idee: Ein Denkmal, das nicht fremde Eroberer, sondern einen der größten Helden der Ureinwohner Nordamerikas würdigt – Crazy Horse.
Ziolkowski nahm die Herausforderung an, doch er hatte eine Bedingung: Keine staatliche Finanzierung. Das Projekt sollte allein durch Spenden und Eintrittsgelder finanziert werden, damit es nicht von der US-Regierung kontrolliert würde.
Wer war Crazy Horse?
Crazy Horse war ein legendärer Krieger der Lakota-Sioux, bekannt für seine Tapferkeit und seinen Widerstand gegen die Expansion der weißen Siedler. Er spielte eine Schlüsselrolle in der Schlacht am Little Bighorn (1876), in der er gemeinsam mit Sitting Bull General Custer und dessen Truppen eine vernichtende Niederlage zufügte.
Sein berühmtester Ausspruch, kurz bevor er 1877 unter mysteriösen Umständen in Gefangenschaft starb, lautet: „Mein Land ist dort, wo meine Toten begraben liegen.“
Das Denkmal soll ihn als stolzen Reiter mit wehendem Haar zeigen, wie er auf seinem Pferd in die Ferne deutet – ein Symbol für den Freiheitsgeist der indigenen Völker.
Ein Monument der Superlative
- Wenn das Crazy Horse Memorial fertig ist, wird es 195 Meter lang und 172 Meter hoch sein – das entspricht einem 60-stöckigen Gebäude.
- Zum Vergleich: Alle vier Präsidentenköpfe von Mount Rushmore würden allein in den Kopf von Crazy Horse passen.
- Der Kopf allein misst bereits 27 Meter in der Höhe – größer als jedes Gesicht von Mount Rushmore.
- Das Pferd, auf dem Crazy Horse sitzt, wird gigantische Ausmaße haben – bislang sind erst Kopf und Gesicht des Kriegers erkennbar.
Warum dauert der Bau so lange?
Das Projekt begann 1948, aber bis heute ist das Denkmal noch lange nicht fertiggestellt. Warum?
- Keine staatliche Finanzierung – Das gesamte Denkmal wird nur durch private Spenden und Eintrittsgelder finanziert.
- Gigantische Dimensionen – Ein Monument dieser Größe dauert Jahrzehnte, wenn nicht Jahrhunderte.
- Der harte Granit der Black Hills – Das Gestein ist extrem widerstandsfähig, was den Fortschritt erschwert.
- Die Vision ist größer als nur die Skulptur – Neben dem Denkmal soll ein Bildungszentrum für indigene Kulturen entstehen, das langfristig noch wichtiger sein soll als die Statue selbst.
Aktueller Stand und Zukunftspläne
- Bis heute ist nur das Gesicht von Crazy Horse fertiggestellt (1998).
- Der nächste Schritt ist die Fertigstellung des Pferdekopfes, was noch Jahre dauern könnte.
- Das gesamte Projekt ist inzwischen ein riesiges Kulturzentrum mit Museen, Bildungsprogrammen und einer Universität für indigene Studenten.
Ob das Denkmal jemals vollständig fertiggestellt wird, bleibt ungewiss – aber die Botschaft, die es vermittelt, ist längst in Stein gemeißelt: Eine Hommage an die indigene Geschichte und den Widerstand gegen Unterdrückung.
Das Motto des Denkmals lautet: „Es geht nicht darum, wann wir fertig sind, sondern warum wir es tun.“
Nach unserem Besuch am Mount Rushmore und Crazy Horse führte uns die Straße weiter nach Sundance – eine kleine Stadt mit großem Namen und einer noch größeren Westernlegende.
Der berühmteste „Bewohner“ von Sundance? Der Sundance Kid. Ein berüchtigter Gesetzloser des Wilden Westens, bekannt als die eine Hälfte des legendären Outlaw-Duos „Butch Cassidy and the Sundance Kid“. Zugegeben, der Name klingt nach einer epischen Verbindung zwischen Stadt und Banditen, aber die Wahrheit ist: Der Sundance Kid hat hier eigentlich nur eine kurze Haftstrafe abgesessen – und sich danach vermutlich Besseres für seine Karriere überlegt.

Doch das hielt uns nicht davon ab, dem Ort einen echten Westernstyle-Blitzbesuch abzustatten.
Kaum hatten wir den Camper zum Stehen gebracht, sprang Oli mit einer Zielstrebigkeit heraus, die einem Revolverhelden würdig gewesen wäre.
Ein schnelles Foto von der Sundance Kid-Statue – klick! Ein ebenso schnelles Wiedereinsteigen – zack! Und schon rollten wir weiter, als wären wir gerade einem Duell ausgewichen.
Ob wir damit die kürzeste Stadtbesichtigung des Wilden Westens hingelegt haben? Möglich. Aber immerhin hatten wir einen Hauch Outlaw-Geschichte mitgenommen – und das mit dem Tempo eines echten Revolverhelden.

Unser ursprünglicher Plan für den Abend? Pragmatisch, aber nicht gerade spannend: ein Campingplatz direkt an einer Tankstelle. Praktisch für Stefan, der sowieso noch tanken musste, aber – mal ehrlich – wenig inspirierend.
Doch als wir deutlich früher als gedacht in der Gegend ankamen, wurde uns schnell klar: Wenn wir das wirklich durchziehen, würden Noah und Emilia spätestens nach einer halben Stunde im Camper anfangen, Wände hochzugehen – oder uns mit kreativen Ideen für „lustige Spiele im Standgas“ überraschen. Kurz gesagt: Wir brauchten Plan B.
Und so entschieden wir kurzerhand, den Besuch des Devils Tower einfach vorzuziehen. Abenteuer statt Asphalt, Naturwunder statt Zapfsäule – klang nach einem Upgrade. Kaum hatten wir den neuen Kurs eingeschlagen, tauchte er auch schon in der Ferne auf: der ikonische, 386 Meter hohe Monolith, der einsam aus der weiten Landschaft ragte wie ein Wächter aus Stein.

Egal, ob man ihn schon tausendmal auf Fotos gesehen hat – in echt hat dieser Felsen eine Präsenz, die einen innehalten lässt. Kein Wunder, dass er als Kulisse für Filme wie Unheimliche Begegnung der dritten Art diente. Mystisch, monumental und absolut faszinierend.
Als wir den Parkplatz erreichten, stand die Sonne bereits tief am Horizont. Die warmen, goldenen Strahlen tauchten den Devils Tower und die umliegenden Felsen in ein Licht, das fast surreal wirkte. Alles sah aus, als hätte jemand einen riesigen Weichzeichner über die Landschaft gelegt.

Noah und Emilia? Stürmten sofort los. Sie kletterten auf kleine Felsen am Wegesrand, sprangen herum und versuchten lachend, die Spitze des Monolithen mit den Händen zu „berühren“ – natürlich nur optisch, was bei jeder Fotoaufnahme eine neue kreative Handhaltung erforderte.
Während die Kinder tobten, machten wir Fotos vom Tower. Und was soll man sagen? Man kann sich kaum sattsehen an diesem Naturwunder. Die zerklüfteten Felsen, die markanten Säulen, das Wechselspiel aus Licht und Schatten – alles wirkte, als hätte die Natur hier ein kleines Meisterwerk hinterlassen.
Der spontane Planwechsel? Definitiv die beste Entscheidung des Tages.
Müde, aber glücklich kehrten wir schließlich zum Camper zurück, bereit für die nächste Etappe unseres Abenteuers.
BILDERGALERIE: devils tower
Devils Tower – Amerikas erstes National Monument und ein Naturwunder voller Legenden
Devils Tower, eine der beeindruckendsten Felsformationen Nordamerikas, ragt mit seinen 265 Metern Höhe wie ein gigantischer Finger aus der Landschaft von Wyoming. Seine senkrechten, säulenartigen Rillen machen ihn unverwechselbar – und geben ihm das Aussehen einer natürlichen Festung.
Er ist nicht nur ein Geologie-Wunder, sondern auch ein heiliger Ort für indigene Völker und Amerikas erstes Nationalmonument.
Wie entstand der Devils Tower?
Die geologische Entstehung des Devils Tower ist bis heute nicht ganz geklärt. Es gibt mehrere Theorien:
- Die wahrscheinlichste besagt, dass der Felsen vor 50 bis 60 Millionen Jahren als Magma in die Erdkrusteeindrang, dort abkühlte und erst durch Jahrmillionen der Erosion sichtbar wurde.
- Seine charakteristischen senkrechten Säulen entstanden, als das Magma schrumpfte und in sechseckige Spalten brach – ein Phänomen, das auch bei der Giant’s Causeway in Irland zu sehen ist.
Egal, welche Theorie zutrifft – das Ergebnis ist spektakulär.
Ein Nationalmonument mit Geschichte
- Am 24. September 1906 erklärte Präsident Theodore Roosevelt den Devils Tower zum ersten Nationalmonument der USA.
- Das war ein historischer Moment: Es war das erste Mal, dass ein Naturdenkmal offiziell unter Schutz gestellt wurde.
- Seitdem zieht der Felsen jährlich rund 500.000 Besucher an – darunter Wanderer, Fotografen und Kletterer aus aller Welt.
Ein heiliger Ort für indigene Völker
Für viele indigene Stämme, darunter die Lakota, Cheyenne, Kiowa und Arapaho, ist der Devils Tower ein spiritueller Ort. Sie nennen ihn „Bear Lodge“ oder „Mato Tipila“ (Bärenwohnung). Jedes Jahr finden dort traditionelle Zeremonien und Gebete statt.
Eine berühmte Legende der Lakota erzählt, dass sieben kleine Mädchen vor riesigen Bären flohen. Um sie zu retten, hob der Große Geist den Boden unter ihnen in die Höhe, und die Krallen der Bären hinterließen die langen Kratzspuren – die markanten Rillen des Felsens.
Bis heute gibt es einen freiwilligen Kletterstopp im Juni, um die spirituelle Bedeutung des Ortes zu respektieren.
Warum heißt er „Devils Tower“?
Der Name geht auf einen Übersetzungsfehler zurück. Ein US-Militär-Expeditionstrupp aus dem Jahr 1875 deutete einen indianischen Namen fälschlicherweise als „Bad God’s Tower“ – daraus wurde später „Devils Tower“.
Viele indigene Gruppen setzen sich heute dafür ein, den Namen offiziell in Bear Lodge zurückzuändern, um der heiligen Bedeutung für ihre Kultur gerecht zu werden.
Ein Paradies für Kletterer – und Aliens?
- Devils Tower ist eines der bekanntesten Kletterziele der USA. Über 200 Routen führen auf den Gipfel.
- 1977 wurde er weltberühmt durch den Science-Fiction-Film Unheimliche Begegnung der dritten Art. Der Felsen spielte darin eine zentrale Rolle als Treffpunkt für Aliens – was bis heute viele Fans anzieht.
Kuriose Fakten über den Devils Tower
- Oben ist der Fels überraschend flach – etwa so groß wie ein Fußballfeld!
- Der erste dokumentierte Aufstieg war 1893 – mit einer Leiter aus Holzpfählen!
- Manchmal sieht man Drachenflieger, die vom Gipfel abspringen.
- Jedes Jahr klettern rund 5.000 Menschen auf den Felsen – manche sogar verkleidet, andere barfuß.
Fazit
Der Devils Tower ist ein Ort voller Geschichte, Legenden und spektakulärer Natur. Egal, ob man ihn wegen seiner spirituellen Bedeutung, seiner geologischen Besonderheiten oder wegen der Filmgeschichte besucht – dieser mystische Monolith bleibt ein einzigartiges Symbol der Wildnis in den USA.
Nach unserem spontanen Besuch am Devils Tower machten wir uns auf die Suche nach einem Campingplatz – und landeten einen echten Glückstreffer.
Nicht nur, dass der Platz in unmittelbarer Nähe des imposanten Monolithen lag, er hatte auch alles, was das Camper-Herz begehrt: WLAN, Stromanschluss und – das wahre Highlight nach einem langen Tag voller Staub und Abenteuer – heiße Duschen. Ein Luxus, den man erst so richtig zu schätzen weiß, wenn man sich den ganzen Tag draußen aufgehalten hat.
Aber das Beste? Die Besitzer waren so herzlich, dass sie extra für uns die Küche öffneten – obwohl sie eigentlich schon Feierabend hatten. Das ist Gastfreundschaft, wie man sie sich wünscht.

Das Essen war simpel, aber köstlich – genau das, was wir nach so einem Tag brauchten. Und als die Teller auf den Tisch kamen, war es, als hätte man ein Festmahl vor sich – egal, ob es sich „nur“ um Burger, Sandwiches oder hausgemachte Suppe handelte.
Die warme Atmosphäre und die herzliche Freundlichkeit des Personals machten den Abend noch besonderer. Noah und Emilia waren so begeistert, dass sie ihre Teller bis zum letzten Krümel leer aßen – ein Ereignis, das wir als Eltern angemessen feierten.
Nach dem Essen war es Zeit für den zweiten Höhepunkt des Abends: die wohlverdiente Dusche. Jeder von uns freute sich darauf, den Staub des Tages loszuwerden und sich frisch ins Bett zu legen. Und als das warme Wasser auf die Haut prasselte, fühlte es sich fast an wie ein Spa-Erlebnis – na gut, ein sehr rustikales Spa-Erlebnis, aber in diesem Moment war es genau das Richtige.
Schließlich fielen wir alle zufrieden und entspannt in unsere Betten. Draußen begleitete uns die sanfte Geräuschkulisse der Wildnis in den Schlaf: das ferne Heulen eines Kojoten, das leise Rascheln der Blätter im Wind und die tiefe, friedliche Stille der Nacht.
Es war der perfekte Abschluss für einen Tag, der voller Geschichte, spontaner Entscheidungen und unvergesslicher Momente steckte.
Wohin es morgen geht?
Das seht ihr auf der nächsten Seite.
