Wüstenabenteuer und Reifenpanne: Unser wilder Tag im Death Valley

Der Morgen bricht an, und es ist an der Zeit, Las Vegas zu verlassen. Aber bevor wir uns endgültig von dieser verrückten und faszinierenden Stadt verabschieden, gibt es noch eine wichtige Aufgabe zu erledigen: Ein Foto am legendären Las Vegas Welcome Sign. Dieses ikonische Schild, das seit 1959 die Besucher begrüßt, ist ein absolutes Muss und ein klassisches Vegas-Erlebnis, das einfach dazugehört. Also fuhren wir früh am Morgen dorthin, um den Moment festzuhalten – und tatsächlich hatten wir Glück, denn es war noch nicht viel los, sodass wir schnell unser Foto schießen konnten. Ein letztes Erinnerungsstück, bevor wir uns auf den Weg in die Weiten der Wüste machten.

Las Vegas Sign

Unser Ziel für den Tag war die Durchfahrt durch das Death Valley. Es lag eine spannende und gleichzeitig eindrucksvolle Fahrt vor uns. Wir hatten keine Unterkunft für die Nacht vorgebucht, was unserem Tag eine gewisse Spontanität verlieh. Der Plan: Death Valley erkunden und dann unterwegs sehen, wo wir bleiben würden. Das Abenteuer konnte beginnen!

Zunächst fuhren wir die 86 Meilen über die Interstate 178 Richtung Shoshone. Die Straße führte uns durch endlose Wüstenlandschaften, die immer mal wieder von schroffen Felsformationen unterbrochen wurden. Es war faszinierend, wie die Landschaft immer karger wurde, je weiter wir fuhren – eine Vorahnung auf die schroffe Schönheit, die uns im Death Valley erwarten würde.

Death Valley National Park

Nach etwa 30 Meilen erreichten wir die Ashford Mills Ruins, eine verlassene Goldmühle, die einen faszinierenden Einblick in die Bergbaugeschichte der Region gibt. Die Mühle wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts erbaut, um das geförderte Gold zu verarbeiten, und steht heute als eine Art Zeitzeuge mitten in der Wüste. Hier legten wir eine kurze Pause ein, um die alten Überreste zu erkunden und die unheimliche Stille des Ortes auf uns wirken zu lassen.

Am Wegweiser angekommen, der auf den West Side Highway hinwies, standen wir vor einer Entscheidung: Entweder wir würden unserer ursprünglichen Route folgen und an Badwater und dem berühmten Devil’s Golf Course vorbeifahren – oder wir biegen ab und erkunden den West Side Highway. Letzteres klang verlockend und versprach eine weniger befahrene, aber ebenso beeindruckende Strecke durch das Death Valley.

Nach kurzer Überlegung entschieden wir uns für den West Side Highway. Klar, wir würden einige der bekanntesten Sehenswürdigkeiten verpassen, aber das bedeutete nur, dass wir irgendwann wiederkommen mussten. Schließlich gibt es immer einen Grund, nach Death Valley zurückzukehren, und so behielten wir uns Badwater und Devil’s Golf Course für den nächsten Urlaub vor.

Der West Side Highway war eine staubige Dirtroad, und genau das weckte unseren Abenteuergeist. Schließlich hatten wir unseren Jeep und der liebten Geländefahrten bestimmt. Zwar bedeutete diese Route, dass wir Badwater und Dante’s View verpassen würden, aber hey, man braucht ja auch einen Grund, um irgendwann wiederzukommen. Laut dem Wegweiser fügte sich der West Side Highway nach etwa 40 Meilen wieder in die ursprüngliche Strecke der Badwater Road ein. Also – los geht’s!

Es machte richtig Spaß, mit dem Jeep durch das Gelände zu hoppeln. Die Landschaft war absolut menschenleer, und wir waren hier tatsächlich komplett alleine unterwegs. Das Thermometer zeigte 39°C an, aber in unserem wunderbar klimatisierten Auto störte uns die Hitze nicht – zumindest dachten wir das bis zu diesem Moment…

Nach etwa der Hälfte der Strecke spürten wir plötzlich einen heftigen Ruck, und das Display zeigte an: “Druckverlust im Reifen”. Ein Platten! Also hielt Stefan das Auto an, und ich war die Erste, die ausstieg, um nachzusehen. Was ich beim Fahren nicht bemerkt hatte: Es herrschte ein enormer Rückenwind, der sich mit nichts messen ließ, was man in der Stadt so erlebt. Beim Öffnen der Autotür riss mir eine heftige Böe die Tür regelrecht aus der Hand. (Später sollte sich herausstellen, dass die Tür danach nicht mehr richtig „dicht“ war und ich fortan immer schön Fahrtwind durch den Spalt bekam…)

Da standen wir nun: Mitten auf der Schotterpiste, bei starkem Wind und einem platten Reifen. Es war klar, dass ein Reifenwechsel hier, auf diesem unebenen Boden, unmöglich war. Und der Wind machte die Situation auch nicht gerade besser – Pitstop in der Wüste war also keine Option.

Also beschlossen wir, mit der noch verbliebenen Restluft im Reifen vorsichtig weiterzufahren, um hoffentlich bald auf ein ebenes Stück zu kommen. Nach etwa 5 weiteren Meilen fanden wir eine flachere Stelle. Hier konnten wir den Wagenheber aufstellen, und bei dieser Gelegenheit sahen wir zum ersten Mal nach, ob wir überhaupt ein Ersatzrad und Werkzeug an Bord hatten (ja, ich weiß – das hätten wir früher tun sollen!). Zum Glück war alles da, sogar die Bedienungsanleitung zum Lösen des Ersatzreifens. Inzwischen hatte es mollige 42°C erreicht, und der Wind blies unbarmherzig.

Stefan machte sich ans Werk, und während er den Reifen wechselte, stand ich mit einem Handtuch daneben und spendete ihm notdürftig Schatten. Wir mussten natürlich an den Kofferraum, um das Ersatzrad herauszuholen, also standen all unsere Koffer mitten auf der Schotterpiste – es war ein chaotischer Anblick. Ich ärgerte mich im Nachhinein, dass ich kein Foto von dieser Szene gemacht hatte. Es wäre das perfekte Bild geworden: Stefan mitten in der Wüste beim Reifenwechsel, während ich den Sonnenschutz improvisierte und unsere Sachen wild verteilt um das Auto lagen.

Nach etwa 15 Minuten war der Reifenwechsel geschafft, und wir konnten mit dem Ersatzrad weiterfahren. Die restlichen 20 Meilen auf der Schotterpiste verliefen ohne weitere Zwischenfälle, aber wir waren doch mehr als froh, als wir endlich wieder geteerte Straße unter den Rädern hatten.

Furnace Creek

Nicht lange danach erreichten wir die Furnace Creek Ranch – ein willkommener Ort in dieser Hitze. Wir gönnten uns zunächst einmal einen kleinen Snack, kalte Cola und deckten uns auch mit ein paar Souvenirs ein. Nach all der Aufregung war es eine echte Erleichterung, wieder in der Zivilisation zu sein.

Der Rest unserer heutigen Route verlief glücklicherweise ohne weitere Pannen – und das war auch gut so, denn wir hatten ja jetzt keinen Ersatzreifen mehr an Bord! Dennoch genossen wir die Fahrt durch diese beeindruckende Landschaft in vollen Zügen. Immer wieder hielten wir an, um ein paar Fotos zu machen. Es gab so viele atemberaubende Szenerien, die wir einfach festhalten mussten.

Besonders beeindruckend waren die Death Valley Sand Dunes und das merkwürdig anmutende Devils Cornfield. Die endlosen Sanddünen erstreckten sich vor uns, wie ein Meer aus goldenem Sand, das in der Mittagssonne leuchtete. Die Sanddünen wirkten wie eine Landschaft aus einem Traum – endlos und doch so friedlich. Das Devils Cornfield, eine Ansammlung merkwürdig geformter, buschartiger Pflanzen, wirkte fast unwirklich in dieser kargen Umgebung und erinnerte an eine surreale Szenerie aus einem Science-Fiction-Film. Beides gab uns die Gelegenheit, das Death Valley in all seiner bizarren Schönheit zu bewundern.

Nachdem wir noch einige Zeit die Wüstenlandschaft auf uns wirken ließen, setzten wir unsere Reise fort und verließen das Death Valley über den Death Valley Scenic Byway (Hwy 190). Die kurvenreiche Straße führte uns durch eine faszinierende Mischung aus kargen Felsen und weiten Ebenen, die in der Ferne verschwammen. Es fühlte sich fast so an, als ob wir durch eine Welt fuhren, die jenseits unserer Realität lag – ein Gefühl, das nur diese extreme Wüstenlandschaft vermitteln kann.

Highway 190

Nach einem kurzen Stück auf dem Highway 136 führte unsere Fahrt uns schließlich auf den berühmten Eastern Sierra Scenic Highway (395). Diese Straße bot uns einen ganz anderen Ausblick – die gewaltigen Eastern Sierra-Berge ragten plötzlich am Horizont auf und bildeten einen dramatischen Kontrast zu den endlosen Wüstenebenen, die wir gerade noch durchquert hatten. Die Szenerie änderte sich allmählich von wüstenartigen, kargen Landschaften zu grünen Tälern und schneebedeckten Gipfeln in der Ferne.

Der Tag war lang und aufregend gewesen, aber das Abenteuer war noch nicht vorbei. Jetzt lag die majestätische Bergwelt der Eastern Sierra vor uns, und wir freuten uns darauf, unsere Fahrt durch diese spektakuläre Landschaft fortzusetzen.

Am Nachmittag erreichen wir die Stadt Bishop, wo wir nach einem Motel suchen. Wir entscheiden uns für das Vagabond Inn, das sogar einen Pool hat. Perfekt, um uns nach dem aufregenden Reifenwechsel zu entspannen, denken wir. Doch der Pool erweist sich als eiskalt. Das Glück mit dem Baden scheint uns nicht hold zu sein – zu heiß in Indio, zu windig in Las Vegas und jetzt zu kalt in Bishop. Also lassen wir das und machen uns bereit, ein Steakhouse zu finden…

Wir sind ein Stück mit dem Auto zurückgefahren, bis zur Ortsmitte, und haben uns dann zu Fuß auf die Suche nach einem gemütlichen Restaurant gemacht. Schließlich stießen wir auf ein kleines, uriges Lokal namens “Bar-B-Q Bill’s”. Am Eingang hing ein riesiges Werbeschild: Best Prime Rib in Town – na, das klang doch vielversprechend, also schlugen wir zu!

Wenig später wurde unser Essen serviert, und – Überraschung! – wieder bekamen wir ein gekochtes Steak, und nicht gegrillt. Warum nur? Ihr erinnert euch vielleicht, dass wir schon in Laughlin verwundert gewesen waren, als wir ein ähnlich zubereitetes Steak erhalten hatten. Aber genau wie in Laughlin schmeckte auch dieses Prime Rib absolut sensationell, auch wenn es nicht das war, was wir ursprünglich erwartet hatten.

Neugierig wie ich bin, fragte ich unsere freundliche Kellnerin, was es denn nun mit dem Prime Rib auf sich hat und warum es kein gegrilltes Ribeye ist, wie wir ursprünglich gedacht hatten. Sie erklärte uns, dass das ein häufiger Irrtum sei – und endlich bekamen wir die Antwort, nach der wir schon die ganze Zeit gesucht hatten.

Ein Prime Rib ist nämlich kein gegrilltes Steak, sondern es handelt sich um ein Rippenstück (Rib), das im Ganzen gebraten oder langsam im Ofen gegart wird. Es stammt aus dem Rippenbereich des Rindes, und weil es langsam gegart wird, bleibt das Fleisch extrem saftig und zart. Anders als ein Ribeye, das man typischerweise gegrillt bekommt, wird das Prime Rib bei niedrigeren Temperaturen über einen längeren Zeitraum gegart – was den intensiven Geschmack und die zarte Textur ausmacht. Es ist ein echter Klassiker in den USA, insbesondere in guten Steakhouses, und gilt als Delikatesse, besonders wenn es, wie hier, richtig zubereitet wird.

Nun waren wir endlich schlauer und wussten, dass es sich beim Prime Rib um eine ganz eigene, traditionelle Art der Zubereitung handelt – kein Fehler des Restaurants also, sondern ein echtes Highlight der amerikanischen Küche.

Satt und zufrieden machten wir uns auf den Weg zurück ins Hotel. Der Abend in Bar-B-Q Bill’s hatte uns nicht nur ein leckeres Essen, sondern auch eine interessante Lektion in der amerikanischen Steak-Kultur beschert. Mit jedem Schritt fühlten wir uns ein wenig schwerer – kein Wunder, nach einem solchen Prime Rib.

Die Luft war angenehm, und die kleine Stadt schien in eine ruhige Abendstimmung eingetaucht zu sein. Es war einer dieser Momente, in denen man das Essen und den Tag noch einmal Revue passieren lässt, während man sich einfach nur auf das gemütliche Bett im Hotel freut. Die Straßen waren ruhig, und abgesehen vom sanften Rauschen des Windes war alles friedlich.

Zurück im Hotel, ließen wir uns schließlich aufs Bett fallen und genossen das Gefühl, nach einem langen Tag endlich die Beine hochzulegen. Noch einmal gingen wir den Tag durch – die Abenteuer auf der Schotterpiste, der Reifenwechsel mitten in der Wüste, und schließlich das geniale Prime Rib zum Abschluss.

Mit einem Lächeln auf den Lippen fiel ich in den Schlaf, bereit für das nächste Abenteuer, das uns am kommenden Tag erwarten würde.

Seitenübersicht

Leave a Reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert