„Flucht von Alcatraz” hautnah: Ein weiterer unvergesslicher Tag in San Francisco

Der Tag begann wieder mit einem typisch amerikanischen Frühstück im Hotel. Wir saßen gemütlich da und knabberten unsere Bagels mit Philadelphia, als wir unfreiwillig Zeuge eines Gesprächs am Nachbartisch wurden. Ein deutsches Ehepaar beschwerte sich lautstark über das amerikanische Frühstück: „Keine knusprigen Brötchen, keine Brezeln, kein Wurstaufschnitt!“ Meine Güte, dachte ich, wenn man so sehr an seinem deutschen Frühstück hängt, sollte man vielleicht einfach zu Hause bleiben! Mit einem leisen Schmunzeln packten wir schnell unsere Sachen und machten uns auf den Weg – raus aus dem Hotel und ab zur Cablecar-Haltestelle.

Unser erstes Ziel für den Tag: Noch einmal die Seelöwen am Pier 39 besuchen. Wir konnten einfach nicht genug von ihnen bekommen! Danach wollten wir entlang der Piers bis zur Ablegestelle für Alcatraz laufen. Der Besuch der berüchtigten Gefängnisinsel stand schon lange auf unserer Liste, vor allem, nachdem wir Filme wie „The Rock“ und „Flucht von Alcatraz“ mit Clint Eastwood gesehen hatten. Es war klar, dass Alcatraz ein Teil unseres Reiseprogramms sein musste.

Die einzige Möglichkeit, auf die Insel zu gelangen, ist über die Alcatraz Cruises am Pier 33. Zum Glück hatten wir unsere Tickets bereits am Vortag gesichert. Als wir dort ankamen, waren schon jede Menge Leute vor uns da, und wir fragten uns kurz, ob wirklich alle auf das Schiff passen würden. Aber es stellte sich heraus: Kein Problem! Wir ergatterten einen Platz an der Bugspitze des Schiffes, wo es ein winziges Deck gibt. Die Sonne schien, und die Aussicht war einfach fantastisch – also nichts wie raus an die frische Luft!


Während der Überfahrt hatten wir einen grandiosen Blick nach vorne auf „The Rock“, die Gefängnisinsel, die uns so faszinierte, und hinter uns auf die Skyline von San Francisco. Der leichte Wind, der uns um die Nase wehte, und die strahlende Sonne machten diese Überfahrt zu einem der schönsten Momente des Tages. Die Vorfreude auf das, was uns auf Alcatraz erwarten würde, stieg mit jedem Meter, den wir der Insel näher kamen.

Ein wichtiger Hinweis für alle, die Alcatraz besuchen möchten: Essen und Getränke sind auf der Insel nicht erhältlich. Wer also nicht hungrig durch die Gefängnisgänge streifen möchte, sollte sich vorher gut versorgen, denn auch an Bord der Fähre gibt es nichts. Wir waren zum Glück vorbereitet, sodass wir uns keine Sorgen machen mussten.

Nach einer etwa 10-minütigen Überfahrt erreichten wir die mysteriöse Insel Alcatraz. Schon von Weitem wirkt sie beeindruckend und etwas unheimlich zugleich. Kaum angekommen, begrüßte uns ein Ranger mit einer kurzen Ansage über Lautsprecher, um uns auf die bevorstehende Tour vorzubereiten. Dann schnappte ich mir noch schnell einen Prospekt, und es konnte losgehen.

Alcatraz

Ein kurzer Anstieg führte uns hinauf zum Herzstück der Insel: dem Alcatraz Federal Penitentiary, so der vollständige Name der berüchtigten Justizvollzugsanstalt. Der Zellentrakt, auch bekannt als Building 68, thront auf dem höchsten Punkt der Insel und ist von einem übermannshohen Maschenzaun umgeben. Schon der erste Blick auf die massiven, grau-verwitterten Gebäude lässt einen die düstere Geschichte des Ortes spüren.

Wir betraten den Zellentrakt durch eine schwere Stahlgittertür, die uns sofort das Gefühl gab, in eine andere Zeit einzutauchen. Der Weg führte uns weiter den Schildern zur Audio Tour folgend – eine geführte Tour, die von ehemaligen Gefangenen und Wachen erzählt wird. Die Geschichten der Menschen, die hier einst gelebt und gearbeitet haben, sollten uns noch eine ganze Weile in ihren Bann ziehen.

Die Audio Tour auf Alcatraz ist wirklich ein Highlight und absolut zu empfehlen. Überall auf der Insel sind Schilder angebracht, die den Verlauf der Tour anzeigen und auf die Tracknummern hinweisen, die zu den jeweiligen Erklärungen gehören. Der gesamte Rundgang dauert etwa 45 Minuten, und das Beste daran ist, dass die Erklärungen nicht nur sachlich, sondern oft auch sehr persönlich sind – sie werden teilweise von ehemaligen Insassen und Angestellten des Gefängnisses kommentiert. Es ist wirklich faszinierend, aus erster Hand zu hören, wie das Leben in diesem berüchtigten Gefängnis war.

Für uns als Film-Fans war natürlich besonders der Teil spannend, in dem man noch Requisiten aus dem Film “Flucht von Alcatraz” mit Clint Eastwood sehen kann. Der Film, den wir beide lieben, basiert auf einer realen Begebenheit: Der Häftling Frank Morris (im Film von Eastwood dargestellt) gelang es zusammen mit zwei Mithäftlingen, aus dem als ausbruchssicher geltenden Gefängnis zu fliehen. Die Flucht verlief über das Dach des Zellenblocks und von dort aus hinunter zum Meer. In der Audio Tour wird dieser spektakuläre Ausbruch Schritt für Schritt beschrieben, und es ist wirklich beeindruckend, die Orte live zu sehen, an denen diese Flucht stattgefunden hat.

Es war einfach unglaublich, die Geschichte dieser legendären Flucht nicht nur als Film, sondern nun direkt vor Ort zu erleben. Man konnte sich fast vorstellen, wie Clint Eastwood alias Frank Morris sich den Weg über das Dach bahnte – ein wirklich aufregender Moment für jeden Filmliebhaber!

Alcatraz, bekannt als “The Rock”, war eine der sichersten und berüchtigtsten Gefängnisinseln in der Bucht von San Francisco. Ursprünglich als Militärfort genutzt, wurde es 1934 zur Bundesstrafanstalt umgebaut und sollte die gefährlichsten und unverbesserlichsten Verbrecher der USA beherbergen. Berüchtigte Insassen wie Al Capone, George “Machine Gun” Kelly und der Gewaltverbrecher Robert Stroud wurden hier festgehalten, ohne jegliche Sonderbehandlung. Trotz ihrer kriminellen Berühmtheit bekamen sie keine Privilegien: Die 336 Zellen, jeweils nur 1,5 Meter breit und 2,7 Meter lang, waren spartanisch eingerichtet. Eine Matratze, ein Waschbecken, eine Toilette, ein kleiner Stuhl und ein Klapptisch – das war alles, was den Häftlingen zur Verfügung stand, begleitet von strengen Regeln wie: „Es ist nicht erlaubt, etwas an die Wand zu hängen“ oder „Die Zelle darf zu jedem Zeitpunkt durchsucht werden.“

Der Alltag war von strikten Vorschriften und Isolation geprägt. Bei ihrer Ankunft auf der Insel mussten die Häftlinge zunächst ihre Kleidung abgeben und nackt über den von den Insassen spöttisch als “Broadway” bezeichneten mittleren Zellengang laufen – unter den hämischen Blicken der anderen Gefangenen, die diese Demütigung bereits hinter sich hatten.

Die Flucht war für die meisten Insassen nur ein unerreichbarer Traum, doch es gab einige mutige Versuche. Frank Morris, ein hochintelligenter Bankräuber mit einem IQ von 133, kam am 20. Januar 1960 nach Alcatraz, bekannt unter der Nummer AZ 1441. Morris studierte das Gefängnissystem akribisch und plante schon bei seiner Ankunft, nicht lange in seiner winzigen Zelle zu verweilen. Zusammen mit den Brüdern John und Clarence Anglin sowie Allen West begann er sofort, an einem ausgeklügelten Ausbruchsplan zu arbeiten, der ganze zwei Jahre dauern sollte.

Mit gestohlenen Löffeln aus der Kantine erweiterten die Männer über Monate hinweg ihre Lüftungsschächte. Im Mai 1962 waren die Löcher endlich groß genug, und sie quetschten sich hindurch, um in den Versorgungsschacht zu gelangen. Doch nur Morris und die Anglin-Brüder schafften es – Allen West blieb zurück, da er sich nicht durch das Loch zwängen konnte. Die drei Ausbrecher kletterten über das Dach des Zellenblocks, rutschten ein Abflussrohr hinunter und erreichten schließlich das Wasser. Mit einem selbstgebauten Gummiboot, das sie aus über fünfzig Regenmänteln zusammengenäht hatten, wagten sie den gefährlichen Weg über die Bucht.


Die Flucht vom 11. Juni 1962 gilt bis heute als die bekannteste und mysteriöseste von Alcatraz. Obwohl bei der Fahndung zerfetzte Überreste ihres Bootes am Festland gefunden wurden, wurden Frank Morris und die Anglin-Brüder nie wieder gesehen. Ihre Leichen wurden nie entdeckt, und offiziell gelten sie bis heute als flüchtig. Dieser Fluchtversuch inspirierte den Film “Flucht von Alcatraz” mit Clint Eastwood in der Hauptrolle.

Alcatraz, das von 1934 bis 1963 als Hochsicherheitsgefängnis diente, galt lange Zeit als ausbruchssicher, doch der hohe Unterhalt und die durch das Salzwasser stark geschädigte Bausubstanz machten den Betrieb unwirtschaftlich. Senator Robert F. Kennedy ließ die Gefängnisinsel schließlich 1963 schließen. Insgesamt 1576 Häftlinge saßen in den 28 Jahren auf Alcatraz ein. Es gab 14 Fluchtversuche von 36 Insassen, von denen die meisten scheiterten: 23 wurden gefasst, 6 erschossen, und 2 ertranken. 5 Ausbrecher – darunter Morris und die Anglins – wurden nie gefunden.

Alcatraz ist heute eine Touristenattraktion und bietet Besuchern spannende Einblicke in die Geschichte des Gefängnisses. Besonders die Audio-Tour, kommentiert von ehemaligen Insassen und Wärtern, ist ein Höhepunkt. Sie führt durch den Zellenblock, den Speisesaal und die Einzelhaftzellen, begleitet von Geschichten, die das harte Leben auf “The Rock” lebendig machen.

Zum Schluss bummelten wir noch ein wenig über die Insel Alcatraz und nutzten die Gelegenheit, ein paar letzte Fotos von der Skyline San Franciscos zu schießen – wirklich ein beeindruckender Anblick von hier draußen. Als es dann Zeit wurde, bestiegen wir die Fähre und traten die kurze Rückfahrt ans Festland an.

San Francisco Skyline

Doch eine Sehenswürdigkeit stand noch auf unserer Liste: der Telegraph Hill mit dem berühmten Coit Tower. Ich fragte “Map-Man” Stefan, ob nicht vielleicht ein Bus den Hügel hinauffahren würde. Schließlich hatten wir unseren MUNI-Pass und könnten alle öffentlichen Verkehrsmittel nutzen. Doch Stefans Antwort war eindeutig: „Nein, sorry – wir müssen laufen.“ Na gut, also dann! Wir machten uns auf den Weg und begannen den Aufstieg über die Filbert Steps, eine lange Treppe, die sich durch wunderschöne Gärten und vorbei an charmanten Häusern schlängelte. Es war ein harter Aufstieg, aber die Atmosphäre machte es fast schon angenehm. Überall duftete es nach Blumen, und die kleinen Gärten waren liebevoll gepflegt. Man konnte fast vergessen, dass wir uns in einer der lebendigsten Städte der Welt befanden.

Oben angekommen – keuchend und etwas erschöpft – wollten wir gerade stolz die Aussicht genießen, als was passiert? Ein Linienbus fuhr gemächlich den Hügel hinauf. Na toll, Stefan! 🙄 Aber egal, der Blick von oben entschädigte uns für die Anstrengung. Die Aussicht über San Francisco, die Bucht und die Brücke war einfach atemberaubend. Wir genossen die Ruhe und ließen den Moment wirken, bevor wir dann doch den Bus für die Fahrt hinunter ins Tal nahmen – diesmal kein Protest mehr von mir.

San Francisco Skyline

Es war unser letzter Abend in den USA, und was könnte besser passen, als den Abschied mit einem guten Steak zu feiern? Doch wir stellten schnell fest, dass das in San Francisco gar nicht so einfach ist. Der Fisherman’s Wharf dominiert mit seinen Seafood-Restaurants, und auch die China-Town bietet zahlreiche Optionen – aber Fisch und chinesisches Essen sind leider nicht unser Ding. Also machten wir uns mal wieder auf die Suche nach einem Steakhouse. Dank einer Broschüre, die wir im Hotel erhalten hatten, wurden wir schließlich fündig: Tony Roma’s im schicken Embarcadero Center.

Das Abendessen war köstlich, und wir ließen den Abend bei einem perfekten Steak ausklingen. Mit der Straßenbahn und dem Cable Car ging es zurück ins Hotel, wo wir uns ans Kofferpacken machten – nicht gerade der schönste Teil des Urlaubs, aber notwendig. Für die Heimreise hatten wir uns einen Flughafenshuttle übers Internet gebucht, eine deutlich günstigere Alternative zum Taxi.

Unser Abenteuer in den USA neigte sich dem Ende zu, schon morgen geht es nach Hause.

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