Magie aus Stein: Ein abenteuerlicher Tag im Cathedral Gorge State Park

Leider war Nadine immer noch nicht ganz auf dem Damm. Ihr Fieber wollte einfach nicht verschwinden, also beschloss sie, noch einen Tag im Bett auszusetzen. „Geht ruhig ohne mich, ich kuriere mich aus,“ sagte sie und schickte uns mit einem tapferen Lächeln auf den Weg. Mit einem gemischten Gefühl aus Sorge und Abenteuerlust brachen wir auf – Stefan, Oli, die Kinder und ich –, um den Cathedral Gorge State Park in Nevada zu erkunden. Unser heutiges Ziel: Der Juniper Loop Trail, der uns durch eine außergewöhnliche Wüstenlandschaft führen sollte.

Die Fahrt dorthin verlief zunächst ganz unspektakulär. Wir rollten gemütlich über den Highway 18, bis uns plötzlich etwas vollkommen Unerwartetes vor die Nase kam: Schnee! Ja, tatsächlich Schnee, und das mitten in Nevada! „Wo bitte kommt der denn jetzt her?“ fragte ich laut, und Stefan zuckte nur mit den Schultern. Es war, als hätte jemand über Nacht eine Ladung Schneepulver ausgekippt. Die Kinder waren begeistert, während ich mich fragte, ob wir vielleicht versehentlich Richtung Polarkreis abgebogen waren.

Zum Glück war der Winterzauber nur eine kurze Episode. Am Cathedral Gorge angekommen, lachte uns die Sonne entgegen, als wäre das mit dem Schnee nur ein schlechter Scherz gewesen. Die warme Luft vertrieb alle Zweifel, und wir machten uns fröhlich auf den Weg, die Umgebung zu erkunden.

Der Juniper Loop Trail entführte uns in eine faszinierende Welt, die eher einer Fantasie-Landschaft aus einem Abenteuerfilm glich als einer realen Umgebung. Zu beiden Seiten ragten zerklüftete Felsformationen in die Höhe, und tiefe Schluchten schlängelten sich durch die Landschaft wie riesige Narben im Boden. Die Sandsteintürme waren mal rund und sanft geschwungen, mal scharfkantig und zerklüftet, und leuchteten in den warmen Farbtönen von Rot, Orange und Ocker. Die Sonne tauchte die Felsen in ein goldenes Licht, das die ganze Szenerie noch eindrucksvoller wirken ließ. Es war, als wären wir in eine längst vergangene Welt eingetreten, in der die Natur ihre eigene Geschichte in Stein gemeißelt hatte.

Mit jedem Schritt wurden die Details um uns herum deutlicher – feine Linien und Risse durchzogen die Felsen, und hin und wieder blitzten Kristalle oder ungewöhnliche Gesteinsmuster hervor. Je weiter wir vordrangen, desto mehr verstärkte sich der Eindruck, in eine mystische Welt einzutauchen, die nur darauf wartete, von uns erkundet zu werden.

Noah und Emilia stürmten mit einer Energie voraus, die uns Erwachsene manchmal regelrecht staunen ließ. Sie rannten und hüpften über die steinigen Pfade, als ob sie von einer unsichtbaren Entdeckerlust angetrieben würden. Die beiden machten an fast jedem Felsen Halt, um ihn eingehend zu inspizieren – als könnten sie jeden Moment eine versteckte Schatzkarte oder ein uraltes Relikt entdecken. Noah steckte seine Nase in jede kleine Felsspalte, während Emilia eifrig nach besonderen Steinen oder winzigen Fossilien suchte. Es war herrlich zu sehen, wie ihre Augen funkelten, wenn sie glaubten, etwas Außergewöhnliches entdeckt zu haben.

Manche Felsen sahen aus wie erstarrte Wasserfälle, andere wie organische Skulpturen aus einer anderen Welt. Die Erosion hatte hier über Jahrtausende hinweg unglaubliche Formen geschaffen, und es war schwer, sich vorzustellen, wie Wind und Wasser so etwas Beeindruckendes zustande gebracht hatten.

Wir machten oft Halt, um uns einfach treiben zu lassen, die Landschaft auf uns wirken zu lassen und immer wieder aufs Neue fasziniert zu sein. Diese bizarren Felsformationen waren nicht nur eine Kulisse – sie erzählten eine Geschichte, die Millionen von Jahren in der Entstehung war, und luden uns ein, ein kleines Kapitel davon selbst zu erleben.

Nach dem Rundweg beschlossen Noah und ich, noch etwas tiefer in das Abenteuer einzutauchen und kletterten in die sogenannten „Barrows“ – ein verwinkeltes Netz aus schmalen Schluchten und Felsspalten. Der Boden war allerdings ziemlich matschig und rutschig, was den Spaßfaktor natürlich nur erhöhte. „Das ist ja wie Schlittschuhlaufen, nur ohne Schlittschuhe!“ rief Noah lachend, während wir uns vorsichtig durch den Schlamm manövrierten. Wir kamen nicht allzu weit, aber immerhin weit genug, um ein paar spektakuläre Fotos zu machen. Die schroffen Felswände und der schmale Himmelstreifen über uns boten die perfekte Kulisse für ein paar echte Abenteurer-Aufnahmen.

Unser nächster Halt war der Miller Point, ein Aussichtspunkt, der hoch über dem Park thront und eine atemberaubende Perspektive auf die zerklüftete Landschaft bietet. Wir stiegen die steilen Treppen ein Stück hinunter, um die Aussicht so richtig zu genießen. Von hier aus konnte man das gesamte Tal überblicken, und die Felsformationen sahen aus wie eine riesige Skulpturenausstellung der Natur. Der Wind wehte uns um die Nase, und wir genossen einfach den Moment – diese Stille, die Weite und das Gefühl, irgendwo ganz weit weg zu sein.

Auf dem Rückweg über den Highway 18 erwartete uns noch eine Überraschung: Der Schnee war einfach verschwunden. Keine Spur mehr von den weißen Flecken, die uns am Morgen irritiert hatten – als ob der Schnee beschlossen hätte, sich nach einem kurzen Gastspiel wieder still und leise zurückzuziehen. Wir schüttelten nur den Kopf und fuhren weiter.

Zurück in St. George ging es Nadine deutlich besser, was natürlich alle freute. Nach einem kurzen Stopp zu Hause, um sie abzuholen, beschlossen wir, den Abend gemeinsam im Texas Roadhouse ausklingen zu lassen. Der Duft von frisch gegrilltem Steak und die lockere Atmosphäre ließen uns die Anstrengungen des Tages schnell vergessen. Es wurde herzhaft gegessen, laut gelacht und die Erlebnisse des Tages nochmal in allen Details durchgekaut – eine perfekte Art, um einen abenteuerlichen Tag gebührend abzurunden.

Schließlich fielen wir alle müde, aber zufrieden ins Bett, gespannt darauf, was uns der nächste Tag wohl bringen würde. Nadine sah schon wieder viel besser aus, und wir alle hofften, dass sie morgen wieder mit uns auf Entdeckungstour gehen könnte. Mit diesen Gedanken und einem Lächeln auf den Lippen schliefen wir ein.

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