Ein weiterer Tag in Manhattan mit Gospel, dem Central Park und Ellen’s Stardust Diner!
Was macht man an einem entspannten Sonntag in der aufregenden Stadt New York? Na klar, man beginnt vielleicht mit einem gemütlichen Spaziergang im Park, oder wie wäre es mit einem Besuch in der Kirche? Klingt doch nach einer tollen Idee, oder?
Nun, um ehrlich zu sein, gehören wir nicht gerade zu den regelmäßigen Kirchengängern, aber es gab da schon immer diesen kleinen Wunsch, einen Gospel-Gottesdienst zu erleben, am besten natürlich in dem berühmten Stadtteil Harlem. Da es jedoch recht zeitaufwendig sein kann, mit der Fähre und der U-Bahn dorthin zu gelangen, und wir uns nicht unbedingt schon um 6 Uhr morgens auf den Weg machen wollten, entschieden wir uns kurzerhand, mit dem Auto nach Harlem zu fahren.
Da wir gerne gut vorbereitet sind, haben wir uns schon von zu Hause aus um einen geeigneten Parkplatz gekümmert. Glücklicherweise fanden wir ein attraktives Early-Bird-Angebot, das wir direkt im Voraus buchten und bezahlten. Perfekt! Unsere Idee war, das Auto den ganzen Tag in Harlem stehen zu lassen und es erst am Abend wieder abzuholen, sodass wir uns ganz ohne Stress der Entdeckung dieses aufregenden Stadtteils widmen konnten.
Kurz nach 7 Uhr brachen wir vom gemütlichen B&B auf. Wir fuhren über die beeindruckende Verrazano Narrows Bridge nach Brooklyn und setzten unsere Reise fort, indem wir den Brooklyn-Queens-Expressway befuhren. Schließlich überquerten wir die Robert Kennedy Bridge und erreichten die kleine Insel namens Wards Island, bevor wir schließlich in Manhattan ankamen. Unsere Parkgarage in der 116th Street war schnell gefunden.
Punkt 8 Uhr erreichten wir das Parkhaus – einfach perfekt! Wir hatten noch eine volle Stunde, bevor unsere Harlem Heritage Tour starten sollte. (Schließlich muss man in der pulsierenden Metropole New York City immer ein bisschen Programm haben, nicht wahr?)
Mit genügend Zeit für ein kleines Frühstück in der Tasche, beschlossen wir, zunächst einen Blick auf unsere Tour-Route zu werfen. Das Hauptquartier der Tour war nur wenige Schritte vom Parkhaus entfernt und leicht zu finden. Wir begaben uns auf den Malcolm X Boulevard in nördlicher Richtung und nach gerade mal 0,2 Meilen stießen wir auf ein charmantes kleines Café namens „Il Cafe Latte 1“. Als wir ankamen, war das Café noch geschlossen, aber ein freundlicher Mann kam zur Tür, erklärte, dass sie gleich öffnen würden, und verschwand wieder im Inneren. Also warteten wir, und es dauerte nicht einmal zwei Minuten, bis die Tür erneut aufging.
Wir nahmen Platz, bestellten köstliche Bagels und genossen einen hervorragenden Cappuccino. Kurz darauf betraten zwei junge Frauen das Café – deutsche Touristinnen. Es ist immer wieder erstaunlich, wie man seine Landsleute – oder besser gesagt Landsfrauen – an den unerwartetsten Orten auf der Welt trifft. Eine witzige Begegnung, wie wir fanden.
Nach unserem leckeren Frühstück machten wir uns gestärkt auf den Weg zum Tour-Büro. Kaum hatten wir dort Platz genommen, öffneten sich schon bald die Türen. Ein freundlicher Mitarbeiter – wie sich später herausstellen sollte, der Inhaber selbst – bat uns, uns hinzusetzen. Der Raum war zwar etwas staubig und wirkte unaufgeräumt, aber an den Wänden hingen beeindruckende Poster von Muhammad Ali, der erst vor drei Monaten verstorben war.
Während wir und die anderen Teilnehmer der Tour gespannt auf unseren Plätzen saßen, begann unser Tourguide mit dem Aufräumen. Er wirbelte wild durch den Raum, und alles, was keinen festen Platz hatte, verschwand hinter einem schweren, schwarzen Vorhang. Es schien, als gäbe es hinter diesem Vorhang ein mysteriöses schwarzes Loch, das alles Überflüssige einfach verschlang.
Pünktlich um 9:15 Uhr wurden die Aufräumarbeiten eingestellt, und der kleine Raum hatte sich inzwischen gut mit Tour-Teilnehmern gefüllt. Unser Guide stellte sich als Neil Shoemaker vor, und wie bereits erwähnt, war er hier der Chef. Nach einer kurzen Begrüßungsrunde brachen wir auf, um eine nahegelegene Baptistenkirche zu besuchen.
Als geführte Gruppe durften wir ohne lästiges Anstehen eintreten. Im Kirchengang wurden wir kurz von einer elegant gekleideten Dame nach unserer Herkunft gefragt, bevor wir auf eine Empore geführt wurden, wo wir Platz nehmen konnten. Die Gemeindemitglieder saßen im unteren Teil der Kirche.
Der Gottesdienst verlief eigentlich genau so, wie ich es erwartet hatte: voller lebhafter Gospelmusik und einer fröhlichen Atmosphäre. Ein amüsantes Highlight war, als der Priester sich mit einer Frau in einen recht großen Taufpool hinter der Kanzel begab – und das völlig bekleidet. Dort taufte er die Frau, indem er sie komplett unter Wasser tauchte. Anschließend verließ sie den Pool, während der Priester im Wasser stehen blieb und mit seiner Gemeinde sprach. Ich hatte zuvor noch nie ein so großes Taufbecken gesehen.
Nachdem der Priester den Pool verlassen hatte und sichtlich trocken wieder zurückkam, setzte er den Gottesdienst fort. Er erwähnte auch die Anwesenheit der Besucher auf der Empore und dankte uns für unser Kommen, indem er die Herkunftsländer der Anwesenden auflistete. Schließlich forderte Neal uns leise auf, die Kirche zu verlassen.
Es war ein wirklich schönes Erlebnis, das genau meinen Erwartungen entsprach. 🕊️
Nach dem Gottesdienst trafen wir uns auf der Straße, und ein zweiter Tourguide gesellte sich zu uns. Zur Überraschung wurden wir in zwei Gruppen aufgeteilt, und wir hatten das Vergnügen, mit Neal unterwegs zu sein.
Neal entpuppte sich als ein äußerst sympathischer junger Mann, der mich ein wenig an Eddie Murphy erinnerte. Man konnte förmlich spüren, wie stolz er auf seine Wurzeln in Harlem war. Er schaffte es, uns das Gefühl zu geben, als gehörten wir alle zur Nachbarschaft. Seine Erzählungen über Harlem und die Bürgerrechtsbewegung in diesem Viertel waren äußerst authentisch und dabei noch unterhaltsam.
Unsere aufregende Tour fand ihren atemberaubenden Höhepunkt vor dem berühmten Apollo Theater. Hier, in diesem ikonischen Veranstaltungsort, haben einige der größten Künstler unserer Zeit ihre ersten Schritte in die Welt der Musik getan. Namen wie Ella Fitzgerald, Billie Holiday, Michael Jackson, James Brown und viele andere sind untrennbar mit diesem Ort verbunden.
Wir standen vor dem Theater, ein bisschen ehrfürchtig, und bewunderten die kleinen Metallplatten im Gehweg, auf denen die Namen dieser Legenden verewigt waren. Diese Platten sind wie stille Zeugen einer glorreichen Musikgeschichte, die sich hier im Herzen von Harlem entfaltet hat. Der Boden selbst schien von der Magie vergangener Auftritte und unvergesslicher Momente durchdrungen zu sein.
Die Emotionen waren greifbar, als wir uns vorstellten, wie diese beeindruckenden Künstler einst die Bühne des Apollo Theater betraten und die Herzen des Publikums eroberten. Es war ein Augenblick, der uns tief bewegte und uns die immense Bedeutung dieses kulturellen Schatzes in Harlem verdeutlichte.
Unsere kleine Gruppe löste sich auf, und wir machten uns auf den Weg zur Subway. Nach dem inspirierenden Kirchenbesuch hatten wir vor, ein wenig im Central Park zu flanieren. Heute wollten wir uns wirklich wie echte New Yorker fühlen! 😉
Bevor wir in die U-Bahn einstiegen, gönnten wir uns einen schnellen Lunch bei McDonald’s. Gestärkt und bereit für unser nächstes Abenteuer fuhren wir mit der roten U-Bahn-Linie bis zur 103rd Street und von dort aus bis zur 72nd Street. Nur noch zwei Blocks trennten uns jetzt vom Central Park.
Unser erster Halt war Strawberry Fields, eine bewegende Gedenkstätte für den legendären John Lennon. Dieser Ort befindet sich ganz in der Nähe des Dakota Buildings, wo John Lennon einst lebte und leider vor dem Gebäude am 8. Dezember 1980 einem tragischen Attentat zum Opfer fiel.
Da unsere früheren Besuche in New York meist Anfang März stattfanden, freuten wir uns diesmal besonders darauf, den Central Park in all seiner „grünen“ Pracht zu erleben. Im März sind die Bäume noch kahl, aber jetzt, zur wärmeren Jahreszeit, erstrahlte der Park in einem satten Grün. Die Sonne strahlte vom Himmel, es war angenehm warm – einfach perfekt für einen entspannten Spaziergang, um die Atmosphäre aufzusaugen und vielleicht sogar ein Eis zu genießen.
Die Boote auf „The Lake“ lagen dicht beieinander und bildeten eine malerische Kulisse. Offensichtlich hatten an diesem sonnigen Sonntag viele Menschen die gleiche Idee wie wir: Den Tag in Manhattans grüner Oase zu verbringen. Es war ein wahrhaft herrlicher Tag, an dem wir die lebendige Atmosphäre und die Schönheit des Central Parks in vollen Zügen genießen konnten.
Gegen 16 Uhr machten wir uns auf den Weg aus dem Central Park in Richtung des imposanten Columbus Circle. Die Sonne neigte sich dem Horizont zu, und wir genossen die entspannte Atmosphäre inmitten des geschäftigen Treibens der Stadt.
Unsere Neugier führte uns schließlich in das beeindruckende Time Warner Center. Hier erkundeten wir die stilvollen Geschäfte und bummelten durch die elegante Einkaufspassage. Im Untergeschoss des Gebäudes fanden wir einen äußerst gepflegten Supermarkt, der selbst die anspruchsvollsten Bedürfnisse zu befriedigen schien. Doch als wir auf der Suche nach einer ganz normalen Cola waren, mussten wir feststellen, dass selbst in diesem vornehmen Umfeld die Auswahl an so schlichten Dingen begrenzt war.
Es war ein kleiner Moment der Ernüchterung, aber wir lachten darüber und beschlossen, ohne unsere geliebte Cola auszukommen. Stattdessen genossen wir weiterhin unsere Zeit im Time Warner Center, das uns mit seiner Eleganz und seinem Luxus faszinierte.
Und so verließen wir das Time Warner Center und begaben uns auf einen Spaziergang entlang des Broadway, der uns über eine halbe Meile bis zum Times Square führte. Ab der 52. Straße entdeckten wir einen Art (Floh-) Markt mit zahlreichen Ständen. Die bunte Vielfalt faszinierte uns, und wir nahmen uns die Zeit, die verschiedenen Angebote zu erkunden.
Schließlich erreichten wir die beeindruckende Ellen’s Stardust Diner. Zu unserer Überraschung war es noch relativ früh, und es gab keine lange Warteschlange. Das war unsere Gelegenheit für ein etwas vorgezogenes Dinner, die wir natürlich nicht ungenutzt lassen konnten.
Wir betraten das Diner in Vorfreude auf ein leckeres Abendessen und die berühmten Live-Auftritte der talentierten Kellner und Kellnerinnen.
Die Stimmung im Ellen’s Stardust Diner war einfach großartig, wie immer. Dieses Diner ist eine echte Institution in der Stadt. Das Personal besteht größtenteils aus talentierten Künstlern mit Theater- und/oder Gesangsausbildung, und während des Essens wird man mit Live-Auftritten verwöhnt. Es ist wirklich etwas Einzigartiges!
Ach ja, und das Essen sollte man auf keinen Fall unterschätzen – es ist ausgezeichnet! Die Kellner wechseln sich ab, um zu singen, und das Repertoire reicht von klassischer Musik über Musicals bis hin zu modernen Hits. Die Auftritte werden entweder solo oder im Duett präsentiert. So entsteht eine mitreißende Atmosphäre, und man bekommt sozusagen „gratis“ eine fantastische Show.
Ansonsten entspricht das Diner genau dem, was man sich unter einem typischen amerikanischen Diner vorstellt: Alles geht zügig, und wenn man nichts weiter bestellt, sollte man auch nicht zu lange sitzen bleiben. Hier wird Essen zu einem Erlebnis, und wir genossen unsere Zeit in diesem einzigartigen Ort. 🎤
Der Rest des Abends gestaltete sich ganz nach unserem gewohnten Muster in Manhattan. Wir verbrachten Zeit auf dem Times Square, genossen die Straßenkünstler und die pulsierende Atmosphäre. Einfach das quirlige Treiben in dieser Stadt zu beobachten, macht immer wieder Spaß.
Gegen 20 Uhr machten wir uns auf den Rückweg in Richtung Columbus Circle, um von dort aus mit der U-Bahn zurück nach Harlem zu fahren. Unterwegs stellten wir jedoch fest, dass aufgrund von Wartungsarbeiten an der U-Bahnstrecke ein Teil der Strecke gesperrt war. Wir mussten an einer bestimmten Stelle aussteigen und in einen Bus umsteigen.
Es war eine weitere Gelegenheit, die Vielfalt und Unvorhersehbarkeit von New York City zu erleben, und wir nahmen es gelassen. Schließlich gehören solche Abenteuer zum Charme der Stadt, und wir machten das Beste aus der Situation.
Das Abholen unseres Autos bereitete uns weiterhin Freude. Wir gaben dem Parkwächter unseren Abholschein, und dann kam die Überraschung: Wir sollten zusätzliche 10 Dollar zahlen, weil unser Auto als „Truck“ eingestuft wurde. Doch irgendetwas schien mit seinem Computer nicht zu stimmen. Er versuchte unzählige Male, das Ticket einzulesen, und es wollte einfach nicht klappen.
Schließlich begann er (Afroamerikaner), ein paar Witze über seinen (ebenfalls afroamerikanischen) Kollegen zu machen, der vielleicht an diesem Morgen „weiße Autos nicht mochte“ und deshalb das 10-Dollar-Ticket ausgestellt hatte. Er lachte so herzlich über seine eigenen Scherze, dass er uns damit ebenfalls zum Lachen brachte. „Man, you made my day!“ – Das war wirklich ein unterhaltsamer Moment.
Nach diesem „Spaß“ beschlossen wir, auf unserem Rückweg einen kleinen Umweg zu machen und Manhattan komplett zu durchqueren. Wir fuhren die majestätische 5th Avenue entlang, überquerten die beeindruckende Brooklyn Bridge und kehrten schließlich über die imposante Verrazano Bridge zurück. Die Kosten für die Brückengebühren an diesem Tag ignorierten wir lieber, denn in New York City sind sie wirklich kein Schnäppchen. Aber es hat auf jeden Fall Spaß gemacht.
Um 22 Uhr kehrten wir schließlich erschöpft in unser B&B zurück. Wir packten schnell unser Gepäck, denn morgen würden wir unseren New-England-Roadtrip fortsetzen. Es war ein aufregender Tag in dieser faszinierenden Stadt, und wir waren gespannt auf die Abenteuer, die uns auf unserer Reise durch Neuengland erwarten würden.