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Ein Tag voller Abenteuer
Von Salzpfannen bis zum Premium-Sonnenuntergang

5 Uhr morgens.  Das erste fahle Licht tastet sich schüchtern durch die Motelvorhänge, mein Körper protestiert lautlos, möchte bitte noch zwei Stunden Ruhe und eine Wärmflasche –  doch mein Kopf ist hellwach.  Jetlag sei Dank. Aber wer braucht schon Schlaf, wenn ein neuer Reisetag vor der Tür steht und draußen das verheißungsvolle Leuchten eines 24-Stunden-Denny’s lockt?

Um 5:30 Uhr sitzen wir bereits am Tisch , die Augen noch müde, aber der Appetit auf Angriff – und was soll ich sagen:  Denny’s ist und bleibt ein kulinarischer Fels in der Frühstücksbrandung.  Direkt gegenüber vom Hotel gelegen –  man könnte im Schlaf hinrollen.  Fast hätten wir’s auch getan.

Mein persönliches Highlight trägt den melodischen Namen:  Double Berry Banana Pancake Breakfast.  Klingt wie ein Kindermusical, schmeckt aber wie ein Ticket in die Kohlenhydrat-Himmelfahrt.  Zwei fluffige Pancakes, vollgestopft mit Blaubeeren, getoppt mit Erdbeeren, Bananenscheiben und einer Sahnehaube, die aussieht, als hätte sie jemand mit dem Dessertkatapult draufgeschossen.  Dazu: Hashbrowns, Speck und goldgelbe Spiegeleier.  Süß trifft herzhaft trifft völlige Hingabe.

Double Berry Banana Pancake Breakfast

Stefan dagegen bleibt seiner Linie treu – also der Linie, die direkt zur  Santa Fe Skillet  führt. Eine herzhafte Pfanne, bei der man sich fragt, ob der Magen schon wach genug ist für Bratkartoffeln, Hackfleisch, Paprika und Käse –  mit zwei Spiegeleiern als Krönung.  In Deutschland würde man das eher gegen 18 Uhr servieren, hier ist es  Frühstück mit Ansage.  Und Stefan grinst zufrieden, als hätte er gerade einen Tagesvorrat Kalorien freigeschaltet.

Santa Fe Skillet

Nach diesem opulenten Start  – irgendwo zwischen Schlaraffenland und Fresskoma – sind wir satt bis in die Augenbrauen.  Bewegung ist möglich, aber nicht sofort empfohlen.  Um 6:30 Uhr rollen wir mit leichtem Seitenlagegefühl zurück zum Auto, wo unser Jeep brav auf den nächsten Tagesabschnitt wartet. Eines steht fest:  Wenn der Tag schon mit Blaubeeren, Bacon und Bratkartoffeln beginnt,  dann kann er eigentlich nur großartig werden .

Endlich on the road – und zwar richtig! Mit vollem Tank, Koffein im Blut und Fernweh im Herzen  rollen wir gen Norden.  Unser Weg führt uns zunächst über den  Highway 56 , der sich malerisch durch die offene Landschaft zieht – wie mit dem Lineal in den Wüstensand gezogen. Danach geht’s weiter auf dem  Highway 93 , der aussieht, als wäre er direkt aus einem Roadmovie entsprungen. Und als wäre das noch nicht episch genug, gönnen wir uns zum Abschluss auch noch ein Stück Legende: den sagenumwobenen  Highway 50 – die „Loneliest Road in America.“

Highway 56

Diese Straße ist  mehr als nur Asphalt . Sie ist eine Erfahrung.  Ein Versprechen. Eine Einladung an alle, die nicht nur ankommen, sondern unterwegs was erleben wollen.  Und ja, wir sind sie schon einmal gefahren –  2013 , mit viel Staub in den Radkästen und  Urkunden in der Hand.  Kein Witz: Wer sich auf diese einsame Route wagt, wird in Ely, Nevada, offiziell beglückwünscht – als hätte man den Mond umrundet. Und irgendwie fühlt es sich auch so an.  Die ganze Story dazu? Gibt’s hier – garantiert ohne Serpentinen, aber mit Pathos.

Heute ist es wieder soweit.  Wir tauchen ein in diese Welt aus Sand, Himmel und Horizont. Rechts und links:  Wüste, Berge, Weite.  Und mittendrin unser Jeep –  tapfer, staubbereit, kameraerprobt.

Wir genießen jeden Kilometer. Und das nicht still.  Alle paar Minuten halten wir an, reißen die Türen auf, schnappen uns die Kamera – klick!  Mal ein leerer Highway, mal Stefan auf dem Mittelstreifen (Daumen hoch, Sonnenbrille auf, USA-Level: Maximum). Wir können einfach nicht anders.  Jede Perspektive scheint schöner als die letzte.  Jede Kurve ein Fotomotiv, jede Gerade ein Gemälde. Und während andere sich durch volle Städte schieben, gönnen wir uns diese Art von Luxus:  Unendlichkeit mit Aussicht.  Nevada zeigt sich von seiner besten Seite –  wild, still, gewaltig.  Kein Filter nötig, kein Lärmpegel, keine Ampeln. Nur Straße. Nur wir. Nur Westen.

Gegen Mittag erreichen wir ein ganz besonderes Kuriositätenkabinett auf Asphalt: West Wendover (Nevada) trifft auf Wendover (Utah).  Zwei Städte – oder sagen wir: zwei Persönlichkeiten – getrennt durch nichts als eine unsichtbare Grenze und eine handfeste  Zeitverschiebung.  Willkommen im wohl unkompliziertesten Zeitreise-Portal der westlichen Hemisphäre.

Ein kurzer Schlenker nach links –  zack, da steht er :  Wendover Will , der riesige Cowboy mit Dauergrinsen, blauer Hose und der Ausstrahlung eines Animatronics aus einem Freizeitpark der 60er.  Er winkt freundlich und ein bisschen schräg vom Straßenrand, als wolle er sagen: „Welcome to the weird side of Nevada!“

Wendover Will

Natürlich halten wir an.  Must-Have-Foto, Ehrensache.  Und ja, wir haben ihn 2013 schon fotografiert – aber  man kann von Wendover Will einfach nie genug Bilder haben. Der eigentliche Clou hier ist aber die  Zeitzonen-Magie.  West Wendover lebt nach  Pacific Time , Wendover (Utah) hingegen tickt streng nach  Mountain Time.  Heißt:  Man geht über die Straße – und verliert oder gewinnt eine Stunde.  Je nachdem, in welche Richtung man läuft. Zeitsprung in Flip-Flops, völlig ohne Fluxkompensator.

West Wendover

Nachdem wir Cowboy-Charme und Zeitzonenwahn aufgesogen haben, zieht es uns auf die Utah-Seite.  Der Magen meldet sich deutlich , also steuern wir das  Cooper Kettle Cafe  an – ein echtes Kleinod am Rande der Realität. Drinnen duftet es nach frisch getoastetem Brot, die Bedienung ist herzlich, und die Sandwiches?  Ein Gedicht in Panini-Form. Saftig, frisch, hausgemacht – und so gut, dass man sich fragt, ob unser deutsches Brot beleidigt wäre, wenn es das wüsste.

Satt und zufrieden , mit einer leicht irritierten inneren Uhr („Haben wir jetzt gegessen vor oder nach 13 Uhr?“), setzen wir unsere Reise fort – bereit für das nächste Abenteuer. Denn eines ist klar:  Wenn schon die Mittagspause wie ein Mini-Zeitreise-Roadmovie abläuft, kann der Tag nur gut werden.

Copper Kettle Cafe

Mit vollen Mägen und frischem Abenteuergeist im Tank  rollen wir aus Wendover hinaus – direkt hinein in die surreale Welt der  Bonneville Salt Flats . Schon wenige Minuten nach der Abfahrt aus der Stadt führt uns ein unscheinbarer Weg ins absolute Nichts –  wo die Straße plötzlich einfach aufhört, als hätte jemand vergessen, weiter zu zeichnen , und in eine gleißend weiße Ewigkeit übergeht.

Die Szenerie ist nicht von dieser Welt.  Es sieht aus, als hätte sich ein Gletscher mit einem Spiegel und einer Science-Fiction-Kulisse verabredet. Und mein innerer Fotograf?  Springt quasi noch während der Fahrt aus dem Auto.  Fotos! Noch ein Foto! Jetzt mit Schatten! Jetzt ohne! Und am besten noch mit dramatischem Himmel, bitte!

Bonneville Salt Flats

Bonneville Salt Flats – Die endlose Rennstrecke aus Salz

Diese  endlose, weiße Salzfläche , so flach, dass man den Horizont kaum ausmachen kann, ist  kein gewöhnlicher Ort für Auto-Rennen – sie ist eine Legende.

Eine Landschaft wie von einem anderen Planeten
Die Bonneville Salt Flats erstrecken sich über  mehr als 260 km²  in der westlichen Wüste Utahs und bestehen aus einer  harten, festen Salzkruste , die über Jahrtausende entstanden ist.  Ursprünglich war dieses Gebiet Teil des gigantischen Lake Bonneville , der sich einst über  10.000 km²  erstreckte. Als der See austrocknete, hinterließ er eine  fast spiegelglatte Salzfläche , die sich perfekt für Hochgeschwindigkeitsrennen eignet.

Der Tempel der Geschwindigkeit
Seit den  1930er Jahren  ist Bonneville ein  heiliger Boden für Geschwindigkeitsrekorde . Hier wurden immer wieder  die schnellsten Landgeschwindigkeiten der Welt  gemessen. Fahrer und Teams aus aller Welt kommen jedes Jahr her, um ihre Maschinen  auf die ultimative Probe zu stellen .

Besonders legendär:
🏁  Sir Malcolm Campbell  stellte hier in den 1930ern mit seinem „Bluebird“ mehrere Rekorde auf.
🏁  Craig Breedlove  durchbrach in den 1960er Jahren mit seinem Raketenfahrzeug „Spirit of America“ als Erster die  600-Meilen-Marke (965 km/h) .
🏁 Noch heute ist Bonneville  der Austragungsort für „Speed Week“ , bei der unzählige Motorräder, Autos und sogar Elektrofahrzeuge um neue Bestzeiten kämpfen.

Warum ist Bonneville so perfekt für Rekorde?
– Tote Ebene:  Keine Erhebungen, keine Hindernisse, kein Gefälle – einfach  reines, flaches Terrain .
– Harter, fester Untergrund:  Das Salz bietet den perfekten  Grip für Hochgeschwindigkeitsfahrzeuge .
– Weite, endlose Fläche:  Falls mal was schiefgeht, gibt es  genug Platz , um sich ausrollen zu lassen.

Nicht nur für Profis – Bonneville erleben

Auch wenn man kein Rennfahrer ist, kann man das Bonneville-Erlebnis genießen:
– Selbst mit dem eigenen Auto über die Salzfläche fahren  (Achtung: Vorher checken, ob die Bedingungen passen!).
– Epische Fotos auf einer der surrealsten Landschaften der USA schießen .
– Während der Speed Week hautnah dabei sein, wenn Geschichte geschrieben wird.
– Bonneville – Ein Ort, den man nicht vergisst

Die Bonneville Salt Flats sind  mehr als nur ein Motorsport-Mekka – sie sind ein Symbol für die unbändige menschliche Faszination für Geschwindigkeit.  Hier zählt nur  eine Zahl: Wie schnell kann man wirklich fahren? Und wer einmal  auf dieser endlosen, weißen Ebene steht, spürt den Geist der Legenden, die hier die Grenzen des Möglichen verschoben haben.

Hier, wo die Geschwindigkeit regiert, wo  Geschwindigkeitsrekorde gefeiert und Tachonadeln überfordert werden , will ich einfach nur den Moment festhalten. Und zwar  aus jeder Perspektive.

Nur eine Frage bleibt:  Warum sich mit einer Seite zufriedengeben, wenn es auch  eine andere Seite  der Salzflächen gibt? Eine neue Perspektive, ein anderes Licht, vielleicht ein noch besserer Winkel? Klingt logisch. Klingt machbar. Klingt… naiv.

Denn wie sich herausstellt, liegt die  einzige Zufahrt zur anderen Seite  – Achtung! –  35 Meilen weiter östlich , irgendwo auf dem Weg nach Salt Lake City. Und ja,  man muss denselben Weg auch wieder zurück.  Macht zusammen:  70 Meilen für eine andere Blickrichtung. Erstmal betretenes Schweigen im Auto.  Dann fangen wir beide an zu lachen.  Diese Art von Lachen, das irgendwo zwischen Resignation und purer Reiselust liegt. Es ist, als würde uns die Interstate selbst angrinsen: „Oh, ihr wollt das Foto wirklich? Dann beweist es.“

Bonneville Salt Flats

Und wir? Wir nehmen die Herausforderung natürlich an. Nicht nur, weil wir eh schon halb in der Geschichte stecken, sondern weil genau solche absurden Umwege  am Ende die besten Anekdoten liefern. Also drehen wir das Radio auf, lachen über uns selbst und nehmen diesen 70-Meilen-Schlenker mit.  Für die andere Seite. Für die Story. Für das perfekte Bild.  Und ja – wir würden es wieder tun. Keine Sekunde bereut.

Während wir gemütlich auf unserer Rückfahrt nach Wendover dahingleiten, taucht plötzlich etwas am Horizont auf, das aussieht, als hätte  ein Architekt mit einem Hang zu absurden Größenverhältnissen und Gemüsefantasien  seine Handschrift hinterlassen: der  Tree of Utah.  26 Meter hoch, einsam, bunt bekugelt und irgendwie fehl am Platz.  Ein Brokkoli auf Steroiden, der in der Wüste Wache schiebt.

Und doch: Majestätisch steht er da. Oder zumindest bemüht. Wir sind neugierig –  aber nicht zu lange.  Denn statt eines kleinen Parkplatzes oder wenigstens einer Fotogelegenheit empfängt uns  eine ganze Armee von „No Stopping and Parking at Any Time“-Schildern , als würde das Ding Staatsgeheimnisse bewachen.

Stefan runzelt die Stirn, schaut nochmal hoch und murmelt trocken:  „Sieht aus wie Brokkoli, der was mit Bowlingkugeln hatte.“  Ich nicke und schieße ein paar Fotos aus dem Seitenfenster.  Ein Kunstwerk zum Weiterfahren – wir haben’s versucht.

Tree Of Utah

Nach gut einer Stunde auf dem Rückweg erreichen wir endlich das, was wir eigentlich wollten:  die „BLM Bonneville Salt Flats Special Recreation Area“.  Hier endet das Rätselraten um Zufahrten, Zäune und Zonen –  hier dürfen wir endlich rein.

Wir parken den Jeep am Rand dieser weiß leuchtenden Unendlichkeit und stehen erst mal still.  Vor uns liegt nicht einfach eine Sehenswürdigkeit. Es ist eine Szene. Ein Zustand. Ein Gefühl. Dann passiert das einzig Logische:  Kamera raus. Sonnenbrille auf. Und los.

Sobald wir die Salzfläche betreten, fühlt es sich an, als wären wir  von einem Planeten auf den nächsten gewechselt. Unter uns: kristallweißes Salz, das im Sonnenlicht fast zu flimmern scheint. Über uns: ein Himmel so blau, dass man ihn glatt für übertrieben halten würde, wäre er gemalt. Und rundherum:  nichts als Stille.

Bonneville Salt Flats

Kaum sind wir etwa 300 bis 500 Meter von der Straße entfernt,  umschließt uns eine Stille, die fast unheimlich ist. Nicht beklemmend – eher wie der Moment im Kino, wenn die Musik kurz aussetzt und alle den Atem anhalten.

Nur dass hier  kein Soundtrack mehr einsetzt.  Nur wir, die endlose Weite – und das leise, knirschende Geräusch der Salzkristalle unter unseren Schuhsohlen.  Ein fast ehrfürchtiges Schweigen, das uns beide unwillkürlich langsamer gehen lässt.

Bonneville Salt Flats

Und dann – während wir da stehen, wie zwei winzige Punkte im weißen Nichts – dämmert es uns:  Wir stehen an einem Ort der Filmgeschichte. Bonneville Salt Flats – Set eines Blockbusters.  Hier wurde eine der ikonischsten Szenen aus  Independence Day gedreht:  Will Smith als Captain Steven Hiller , wie er ein Alienwrack durch die gleißende Salzwüste schleppt – fluchend, schnaufend, heroisch.

Und wie es sich für echten Hollywood-Kult gehört, gibt’s sogar eine herrlich schräge Anekdote: Der berühmte Satz  „And what the hell is that smell?“  war nicht mal im Drehbuch. Das war  echter Ekel – improvisiert.  Denn was Will Smith da roch, waren  verendete Salzgarnelen , die bei Hitze einen gewissen… Charakter entwickeln.

Wir hatten deutlich mehr Glück.  Kein Geruch, kein Alien, keine Garnelenkrise. Nur Salz, Sonne und die Erkenntnis, dass manche Orte einfach mehr sind als nur Landschaft.

Bonneville Salt Flats

Nach einer ganzen Weile voller Staunen, Kameraklicks und filmreifen Gedanken  kehren wir zurück zum Auto. Doch ich bin noch nicht ganz fertig. Mit einem sanften, aber hartnäckigen Argumentationsdruck („Du weißt, du willst das auch!“)  überrede ich Stefan zu einer kleinen Spritztour direkt über die Salzfläche. Denn mal ehrlich: Wenn nicht hier, wo dann?

Und so gleiten wir – ganz vorsichtig, aber mit einem breiten Grinsen – über das Salz.  Kein Verkehr, keine Regeln, keine Richtung. Nur wir und diese weite weiße Welt, die unter unseren Reifen glitzert.

Um 14:45 Uhr verabschieden wir uns endgültig von den Bonneville Salt Flats. Im Gepäck: salzige Schuhe, volle Speicherkarten, ein Hauch Hollywood und das Gefühl, gerade etwas ganz Besonderes erlebt zu haben. Nächstes Ziel:  Antelope Island , nördlich von Salt Lake City. Der Gedanke an  einen Sonnenuntergang zwischen Felsen, Wasser und frei laufenden Bisons  lässt uns noch ein wenig euphorischer in den Nachmittag starten. Der Tag ist noch lange nicht vorbei – da wartet noch ein Kapitel. Und zwar ein schönes.

Fun Fact – Will Smith und sein legendärer Monolog in Independence Day

Wer liebt ihn nicht?  Will Smith als Captain Steven Hiller in „Independence Day“ (1996)  – der Mann, der einem Alien nicht nur  die Faust ins Gesicht knallt , sondern ihm auch gleich noch  eine Standpauke hält .

Die Szene: Hiller hat gerade ein außerirdisches Raumschiff abgeschossen, das Alien selbst aus dem Wrack gezerrt und zieht es nun  durch die glühend heiße Wüste . Dabei entfährt ihm ein Monolog, der  bis heute Kultstatus  hat:

„Y’know, this was supposed to be my weekend off, but noooo. You got me out here draggin’ your heavy ass through the burning desert with your dreadlock stickin’ out the back of my parachute.

You gotta come down here with an attitude, actin’ all big and bad – and what the hell is that smell? I could’ve been at a barbecue! But I ain’t mad.“

Was diesen Moment so genial macht?

👉  Der Monolog war improvisiert!  Will Smith ließ einfach seinen Frust über die Hitze in der echten Wüste raus – die Szene wurde daraufhin  so belassen, wie sie war.

👉  „What the hell is that smell?“  war echt – denn in der Gegend von Utah, wo die Szene gedreht wurde, gibt es  Schwefelfelder, die unangenehm nach faulen Eiern riechen . Will Smiths Reaktion war also absolut authentisch!

👉 Die Szene gehört zu den  ikonischsten Momenten des Films  – und macht Captain Hiller zu einem der coolsten Actionhelden der 90er.

Fazit:  Nicht jeder kann einen Alien abschießen, ihm eine Ohrfeige verpassen und sich trotzdem noch darüber aufregen, dass er eigentlich lieber bei einem BBQ gewesen wäre – aber Will Smith kann.  😎

Die Sonne neigt sich langsam dem Horizont zu , als wir Salt Lake City auf der Autobahn passieren und gegen 17 Uhr  Antelope Island erreichen . Es ist nicht unser erster Besuch – vor zwei Jahren hatten wir schon einen Vorgeschmack auf dieses versteckte Paradies bekommen. Und damals war uns sofort klar:  Hierher müssen wir zurück.  Denn nur wenige Minuten von der glitzernden Metropole entfernt liegt eine völlig andere Welt – eine, die uns mit ihrer Natur, ihrer Weite und ihrer Stille tief beeindruckt hat.

Die elf Kilometer lange Asphaltstraße führt uns über den Great Salt Lake –  ein Damm, der sich wie ein stiller Übergang aus der Hektik des Alltags herauszieht.  Jede Meile fühlt sich ein bisschen mehr nach Loslassen an. Nach Abschalten.  Und spätestens beim Erreichen der Insel ist es da, dieses Gefühl, angekommen zu sein.  Die Natur scheint hier langsamer zu atmen – und wir gleich mit.

Antelope Island Welcome Sign

Schon bei unserem ersten Besuch hat uns die wilde Schönheit dieser Insel verzaubert, und heute ist das nicht anders. Unsere Fahrt entlang der Buffalo Bay wird ziemlich schnell zum absoluten Highlight – denn plötzlich stehen sie da:  Bisons!  Die ersten Exemplare grasen entspannt am Straßenrand, als hätten sie gerade ihren Schichtbeginn eingeläutet. Und unten, direkt am Seeufer, sehen wir sogar eine ganze Herde. Ein besonders imposantes Exemplar überquert direkt vor uns die Straße –  in aller Seelenruhe, versteht sich.  Fast so, als wolle er sagen: „Jungs, das hier ist mein Revier.“

Die Zeit scheint für einen Moment stillzustehen, während der Bison unbeeindruckt seinen Weg fortsetzt. Und wir? Wir halten respektvoll Abstand – und staunen.  Diese Begegnungen kann man sich nicht ausdenken.

Bison

Unser nächster Stopp ist die  Fielding Garr Ranch , eine der ältesten erhaltenen Farmen in den USA. Ein Ort wie ein Zeitfenster – rustikal, charmant, und ein bisschen so, als hätte man dort seit dem 19. Jahrhundert einfach vergessen, an der Uhr zu drehen. Man kann durch das Gelände schlendern, alte Werkzeuge betrachten, und sich vorstellen, wie das Leben hier einst ablief –  hart, einfach, aber faszinierend real.

Am Ende der Straße drehen wir um, bereit, die Insel ein zweites Mal zu durchqueren. Doch die Bisons haben offenbar beschlossen, uns noch eine Zugabe zu geben: Eine größere Gruppe trottet gemütlich über die Straße,  beansprucht die Vorfahrt und lässt sich dabei nicht hetzen.  Geduld ist hier keine Entscheidung – sie ist Pflicht.  Und wir warten gern.

Kurz darauf überrascht uns ein weiterer Bewohner der Insel:  Ein Coyote  – schmal, neugierig, mit diesem typischen „Ich gehör hierher“-Blick –  schleicht um die Ecke, mustert uns kurz und überquert dann seelenruhig die Straße. In diesem Moment wird uns einmal mehr bewusst:  Wir sind hier nur Besucher.  Und genau das macht es so besonders.

Coyote

Eine kleine Enttäuschung bleibt dennoch: Die namensgebenden  Antilopen  der Insel lassen sich auch diesmal nicht blicken. Vielleicht spielen sie gerade wieder eine ihrer berüchtigten Versteckpartien. Oder sie sitzen irgendwo am Seeufer und schauen sich ihr eigenes Privatkino an –  mit Sonnenuntergang inklusive.  Wir gönnen es ihnen. Und behalten es als offenen Punkt auf unserer „Vielleicht-beim-nächsten-Mal“-Liste.

Unser nächstes Ziel:  der Buffalo Point Trailhead , ein Parkplatz im Norden der Insel. Von dort aus startet der Aufstieg zum Buffalo Point – dem Aussichtspunkt, der einen spektakulären  360-Grad-Blick über den Great Salt Lake verspricht. Klingt fantastisch. Aber:  Vorher wartet ein steiler, etwa 1,6 Kilometer langer Weg auf uns.  Und steil ist hier nicht übertrieben.

Mit Wanderschuhen, Wasserflaschen und dem festen Willen, oben anzukommen,  stellen wir uns der Herausforderung. Denn auch wenn uns die letzten Wochen mit Erkältung, Tee und Hustensaft ordentlich ausgebremst haben – heute wollen wir hoch. Und zwar ganz. Der Trail verdient locker das Prädikat  „Aufstieg auf eigene Gefahr“ , aber wir lassen uns nicht abschrecken.

Wir haben genug Zeit eingeplant – und vermutlich werden wir an jeder zweiten Biegung keuchend stehen und so tun, als würden wir „nur kurz die Aussicht genießen“.  “Ist das hier ein Wanderweg oder ein Bewerbungstest für den Everest?” , denke ich mir, als wir starten. Doch siehe da –  es läuft besser als gedacht!  Klar, wir schnaufen, aber  es ist ein gutes Schnaufen.  Ein „wir leben“-Schnaufen. Und dann – ja, wir schaffen es. Ohne größere Pausen. Ohne Drama.  Ein kleiner, stiller Triumph über die eigene Schwerkraft.

Sunset am Buffalo Point

Oben angekommen:  Buffalo Point.  Und was sich vor uns ausbreitet, ist schlichtweg fantastisch.  Die Welt liegt uns zu Füßen.  Der Great Salt Lake glitzert wie ein riesiger Spiegel, die weite Bridger Bay funkelt, die Wasatch Mountains im Hintergrund wirken wie gemalt.  Das hier ist keine Aussicht – das ist eine Naturbühne.

Mit etwa einer Stunde bis zum Sonnenuntergang gönnen wir uns das Schönste, was man in solchen Momenten tun kann:  einfach dasitzen.  Und beobachten. Wie das Licht weicher wird. Wie die Landschaft nach und nach in warme Goldtöne getaucht wird.  Wie sich die Welt verändert – ganz langsam, aber spürbar.

Und dann passiert es:  Der Sonnenuntergang.  Aber nicht einfach irgendeiner. Sondern einer von der Sorte, bei der man unwillkürlich das Atmen vergisst.  Der Himmel explodiert in Farben – Orange, Rot, Lila, Purpur.  Es ist, als hätte ein Malermeister all seine besten Pinselstriche auf einmal rausgeholt. Wir stehen da, sprachlos – und lassen es einfach geschehen.  Ein Moment, den man nicht plant. Sondern erlebt. Und behält.

So schön der Moment am Buffalo Point auch war – irgendwann  neigt sich selbst der spektakulärste Sonnenuntergang dem Ende zu. Die Farben verblassen, der Himmel schaltet langsam in den Nachtmodus, und die ersten Schatten schleichen sich heran.  Zeit, aufzubrechen.  Mit einem Hauch Wehmut, aber vor allem  mit tiefer Dankbarkeit im Herzen , machen wir uns auf den Rückweg zum Auto. Der Abend ist noch jung – zumindest nach Urlaubsmaßstäben – und natürlich stellt sich bald die entscheidende Frage: „Was gibt’s zum Abendessen?“ Die Antwort kommt wie aus der Hüfte geschossen: Texas Roadhouse!

Wir erinnern uns nur zu gut an unseren legendären Besuch vor zwei Jahren – damals ebenfalls nach einem Tag voller Naturhighlights.  Und diesmal haben wir sogar einen Gutschein dabei , den uns die Kinder geschenkt haben. Es ist also offiziell:  Ein Steak ist nicht nur eine Mahlzeit, sondern ein Plan.

Dank Navi finden wir das Restaurant auch ziemlich schnell –  naja, fast.  Das Texas Roadhouse in Layton liegt in einem Einkaufszentrum,  und natürlich haben wir auf der komplett falschen Seite geparkt.  Also marschieren wir tapfer durch eine fast verlassene Mall, vorbei an dunklen Schaufenstern und leeren Gängen.  Es ist 20:30 Uhr – der perfekte Zeitpunkt, um sich ein saftiges Steak und diese göttlichen Dinner Rolls zu gönnen.  Challenge accepted.

Layton Hills Mall

Doch bevor wir uns dem kulinarischen Finale widmen können, passiert das, was in Filmen eine „komische Wendung“ heißt:  Der Gutschein ist weg. Stefan durchsucht seine Jackentaschen mit wachsendem Stirnrunzeln, seine Hosentaschen mit wachsender Dramatik –  nichts.  Der Gutschein hat sich in Luft aufgelöst. Aber wir sind ja Profis in Sachen Krisenmanagement.  Zum Glück fällt mir ein, dass unsere Tochter ihn auch per Mail als E-Ticket geschickt hat.  Na also! Die Stimmung hebt sich wieder. Kurz.

Denn:  kein WLAN. Nicht im Einkaufszentrum. Nicht im Restaurant. Nicht einmal ein schüchternes Edge. Willkommen im Jahr 2020, wo du auf dem Mond streamen kannst, aber im Steakhouse in Utah kein Netz bekommst. Also startet die Rettungsmission „Gutschein Reloaded“.

Während Stefan am Tisch sitzt und vermutlich schon mit seinem Salat flirtet, stürze ich mich heldenhaft zurück in die Mall.  Fast menschenleer. Fast gruselig.  Ich marschiere durch die Gänge wie ein Agent auf Mission, bis ich endlich an einer Wand ein öffentliches Kunden-WLAN finde. Empfang: wackelig. Geduld: aufgebraucht. Aber:  Ich lade den Gutschein runter. Ich bin der Held des Abends. Zurück am Tisch sitzt Stefan tiefenentspannt da und wir stoßen lachend auf unsere kleine Odyssee an.  Und dann kommen die Steaks.

Saftig, auf den Punkt, perfekt gewürzt.  Dazu die berühmten  Dinner Rolls mit Zimtbutter , die eigentlich schon als Dessert durchgehen könnten.  Mehr braucht man nicht, um einen Tag mit Ausrufezeichen zu beenden.

Texas Roadhouse Layton

Um 21:45 Uhr rollen wir zurück ins Hotel  –  satt, glücklich und ein kleines bisschen erschöpft.  Doch bevor wir die Lichter löschen, gibt’s noch eine gute Nachricht zum Dessert:  Mein hartnäckiger Husten, der sich seit Wochen an mich geklammert hat wie ein schlecht gelaunter Mitreisender, lässt endlich nach. Endlich durchatmen. Im wahrsten Sinne des Wortes. Jetzt ist es Zeit für  Ruhe, Regeneration und Vorfreude auf das nächste Abenteuer.  Der Tag war lang – aber er war fantastisch!

Mictrotel Inn Salt Lake City Airport

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