Kulinarischer Proviant, lange Straßen und ein erstes Rendezvous mit Washington D.C.

Nach unserem gestrigen Frühstück, das einem königlichen Bankett glich, hatten wir Olga gebeten, es heute ein wenig bescheidener anzugehen. Ihr könnt euch sicher vorstellen, wie überzeugt wir von unserer Bitte waren – 18 Pfannkuchen, ein ganzer Kuchen, Rührei mit Speck und so viel Obst, dass wir einen eigenen Stand auf dem Markt hätten eröffnen können, waren gestern einfach eine Nummer zu viel. Doch als wir heute Morgen in den Frühstücksraum traten, stockte mir der Atem.

Vor uns thronte ein Tisch, der jedes Buffet in den Schatten stellte. Olga lächelte unschuldig und erklärte: „Ich habe mich wirklich bemüht! Das Rührei ist diesmal nur aus sechs Eiern gemacht!“ Doch anscheinend hatte sie Mitleid mit den sechs Eiern, denn sie beschloss kurzerhand, noch einmal sechs hinterherzuschlagen – ja, zwölf Eier für zwei Personen! Dazu gesellten sich unglaubliche 21 Pfannkuchen, ein Berg Toast, Obst, das aus einem botanischen Garten stammen könnte, und – natürlich – ein neuer Kuchen.

Olga sah meinen ungläubigen Blick und beruhigte mich: „Keine Sorge, alles, was ihr nicht schafft, packen wir euch als Wegzehrung ein!“ Noch während wir mit unserem überforderten Magen rangen, kam ihr Mann Ed herein, strahlend und stolz mit zwei riesigen Tomaten aus seinem Garten. Jede dieser Tomaten hätte eine Hauptmahlzeit für sich sein können.

Proviant von Olga und Ed

Nach einem warmherzigen Abschied von Olga und Ed in ihrem einladenden B&B in Welland, bei dem wir das Gefühl hatten, als würden wir alte Freunde zurücklassen, machten wir uns auf den Weg. Noch bevor der Motor lief, war uns klar: Wir würden nicht mit leeren Händen reisen. Der Kofferraum? Ein prall gefülltes Proviantlager, das jeden Picknickkorb blass aussehen ließ. Kuchen, Pfannkuchen, zwölf Eier in Rührei-Form, zwei monströse Tomate – alles liebevoll verpackt für die Reise. Es war, als hätten wir ein mobiles Frühstücksbuffet im Gepäck, nur ohne die Kellner.

New York State

Ein kurzer Blick in den Rückspiegel offenbarte noch ein letztes Winken aus der Ferne, bevor wir uns endgültig auf unsere nächste Etappe begaben. Doch eines schworen wir uns: Nie wieder ein Ei! Naja, zumindest nicht in den nächsten Tagen. Die Erinnerungen an zwölf Eier, 21 Pfannkuchen und einen neuen Kuchen waren einfach zu frisch. Mit diesem festen Vorsatz und einem zufriedenen Lächeln ging es los. Über die Brücke nach Buffalo, NY, und zurück in die USA – die Grenzüberschreitung war schnell erledigt.

Unsere Route führte uns zunächst durch Hamburg, NY – und ja, wir hielten kurz inne, um über den Namen zu schmunzeln. Ein Ort, der uns das Gefühl gab, wir könnten jeden Moment auf ein Schild mit „Currywurst Street“ stoßen. Von dort aus ging es weiter auf den Highway 219, der uns durch sanfte, nebelverhangene Hügel führte. Es war eine dieser Strecken, bei denen man sich fragt, ob man sich gerade in einem romantischen Roadtrip-Film oder einem Werbespot für SUVs befindet. Der Nebel legte sich über die Landschaft wie ein weiches Tuch, und wir fühlten uns ein bisschen wie Entdecker in einem Land, das in der Zeit stehen geblieben war – mit dem Unterschied, dass wir statt einer Schatzkarte Google Maps hatten.


Nach diesem verträumten Abschnitt wechselten wir auf die Interstate 80, wo uns die sanfte Idylle der Hügel von langen Geraden und gelegentlichen Trucks abgelöst wurde. Hier ging es vor allem ums Kilometerfressen. Das Highlight? Die stoische Ruhe, die nur von gelegentlichen Funklöchern unterbrochen wurde – perfekt, um sich an die unzähligen Kalorien des Frühstücks zu erinnern. Schließlich bogen wir auf die I-99 ab, die uns direkt Richtung Laurel führte.

Die Strecke war abwechslungsreich genug, um uns wachzuhalten, aber irgendwann überholte uns die Müdigkeit, und wir konnten es kaum erwarten, unser Ziel zu erreichen. Der Gedanke an eine Dusche und ein Bett war plötzlich reizvoller als jede Sehenswürdigkeit. Laurel, wir kommen – und hoffentlich mit weniger Wetterkapriolen als unterwegs!

Doch – und jetzt kommt der Clou – kaum erreichten wir unser Ziel, strahlte die Sonne mit einer Zuverlässigkeit, die fast schon verdächtig war. Es war, als ob sie uns sagen wollte: „Seht ihr? Ihr habt es geschafft, also hier ein bisschen Vitamin D zur Belohnung!“ Wir nannten es bald den „Roadtrip-Wetter-Fluch“: Regen auf der Strecke, Sonne am Ziel. Ein Tauschgeschäft, mit dem wir letztlich leben konnten – zumindest, solange es nicht andersherum lief!

Unser Hotel in Laurel erreichten wir schließlich am frühen Abend – leicht erschöpft, aber voller Vorfreude. Der erste Punkt auf der Tagesordnung? Eine dringend benötigte Dusche, um den hartnäckigen Regen und die Reise aus den Knochen zu spülen. Es war eine dieser Duschen, bei denen man danach das Gefühl hat, ein völlig neuer Mensch zu sein – bereit, die Welt (oder zumindest Washington D.C.) zu erobern.

Dank GPS – dem wahren Helden jedes Roadtrips – navigierten wir gezielt ins Herz der Hauptstadt. Der erste Eindruck bei Nacht? Atemberaubend! Washington D.C. ist eine Stadt, die bei Dunkelheit noch mehr Charme versprüht. Die berühmten Wahrzeichen waren in stimmungsvoller Beleuchtung in Szene gesetzt, als hätten sie sich für ein abendliches Fotoshooting herausgeputzt.

Die National Mall war ein absolutes Highlight. Dieses weitläufige Panorama, eingerahmt von Monumenten und Symbolen der US-amerikanischen Geschichte, hatte etwas Majestätisches. Und da war es: das Weiße Haus. Es strahlte eine schlichte Eleganz aus, die uns kurz innehalten ließ – fast, als wollte es uns mit seiner Ruhe nach der hektischen Fahrt willkommen heißen.

The White House

Wir fanden einen Parkplatz in der Nähe (eine kleine Heldentat in einer Stadt wie dieser) und machten uns auf zu einem ausgiebigen Spaziergang. Die frische Abendluft und die pulsierende Energie der Stadt wirkten wie ein belebender Cocktail, der die Müdigkeit der langen Reise im Handumdrehen vertrieb.

Als wir schließlich ins Hotel zurückkehrten, war unser Kopf voller Pläne und unsere Herzen voller Vorfreude. Zwei volle Tage in Washington D.C. lagen vor uns, und wir waren entschlossen, jedes Highlight dieser beeindruckenden Stadt mitzunehmen – am besten gleich doppelt, zur Sicherheit!

Seitenübersicht

Leave a Reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert