Wave Lottery Frustration und unvergessliches Gipfelglück auf Angels Landing
Yippie! Wir checken für ganze vier Nächte in unserer stylischen Suite hier in Kanab ein. Warum? Na, weil wir uns auf die abgefahrene Mission begeben, Permits für die sagenumwobene „Wave“ zu ergattern. Check das: Zehn Tickets werden sechs Monate im Voraus online vom Bureau of Land Management verlost – und ratet mal, wir hatten kein Glück. Aber keine Panik, denn weitere zehn Tickets werden einen Tag vor ihrem Einsatz vor Ort um 9:00 Uhr verlost. Abenteuer ruft, Leute!
Selbst wenn wir bei dieser Ticket-Lotterie nicht das große Los ziehen sollten, ist das kein Weltuntergang. Hier gibt’s so viele coole Alternativen. Die Gegend um Kanab ist der absolute Wahnsinn: Zion- und Bryce Canyon sind easy als Tagesausflug zu erreichen, und dann haben wir noch den Grand Staircase Escalante und die Vermillion Cliffs quasi vor der Haustür. Die Auswahl ist riesig!
Früh morgens sind wir am Visitor Center aufgeschlagen, aber oh Schreck, es hatte noch zu. Also hieß es: Warten, warten, warten. Pünktlich um 8 Uhr wurden dann endlich die Türen geöffnet. Wir haben die Zeit genutzt, um uns ein bisschen umzuschauen, während der Parkplatz sich langsam füllte. Immer mehr Leute strömten rein, alle mit einem gemeinsamen Ziel: die begehrten Wave-Permits.
Um 9 Uhr ging dann die Party richtig los, als der Ranger die Bühne betrat. Und was soll ich sagen? Dieser Typ war der Oberknaller, cooler als Chuck Norris himself! Mit seiner tiefen, ruhigen Stimme hat er uns erstmal vor den Gefahren gewarnt: „It’s a wild country with wild animals,“ „people died out there,“ „you’re sure you wanna go out there?“ Aber hey, trotz aller Warnungen war keiner von uns von der Wave-Wanderung abzubringen.
Dann wurden wir ins Zimmer gelassen, wo die große Verlosung stattfinden sollte. Jede Gruppe musste ein Formular ausfüllen – Name, Notfallkontakt und so weiter. Der Ranger hat das Ganze akribisch organisiert, die Anträge durchnummeriert und in eine kleine schwarze Lostrommel gesteckt. Die Spannung stieg ins Unermessliche!
Bevor es ans Drehen ging, wurden alle Antragsteller nochmal aufgerufen. Jeder bekam seine Nummer genannt. „If you win, stay here; if not: leave!“ verlautete es. Ok, kapiert! Ein Helfer dreht an der Trommel, und unser Ranger – völlig emotionslos – sagt: „I’m so excited.“ Die erste Holzkugel rollt heraus, die Nummer wird genannt: „A party of six – there are four permits left.“ Sechs Asiaten flippen aus. Die nächste Kugel: „A party of three“ – aber leider nicht unsere Nummer. Schade, kein Glück heute. Aber, Leute, die Show war der absolute Hammer! 🌟
Gestärkt vom Frühstück im Hotel brechen wir direkt auf zum Zion National Park. Wir cruisen den Highway 89 entlang bis zur Mt. Carmel Junction und biegen dann auf die US 9 ab, die uns mitten durch den atemberaubenden Zion National Park führt.
Nach einer guten Stunde erreichen wir unser Ziel: der Parkplatz bei The Grotto, fast am Ende des Scenic Drives, der zu dieser Jahreszeit noch befahrbar ist. Von April bis Oktober ist die Straße durch das Tal von Zion nur noch für Shuttle-Busse zugänglich. Der Parkplatz ist schon ziemlich voll, aber wir sichern uns noch einen der letzten freien Plätze. Dann machen wir uns auf den Weg zu Angels Landing.
Angels Landing – auf einem Berg stehen, wo die Engel landen. Klingt ja romantisch, oder? Aber hey, das ist ein echtes Abenteuer, das ordentlich Mut erfordert. Angels Landing ist der am häufigsten bestiegene Berg im Zion Canyon, und die oberste Aussichtsplattform thront knapp 500 Meter über uns. Der Trail an sich ist eigentlich recht kurz. Nur etwa 4,35 Kilometer müssen wir zu Fuß zurücklegen – und das immer nur in eine Richtung: nach oben!
Wir überqueren die Straße und den Virgin River. Benni wirft noch einen kurzen Blick auf die Trailbeschreibung am Hinweisschild. Am Ende der kleinen Brücke nehmen wir den Weg nach rechts.
Die ersten drei Kilometer unserer Wanderung führen uns auf dem West Rio Trail entlang, einem perfekt ausgebauten und gesicherten Asphaltweg, der parallel zum Fluss verläuft. Der Start ist entspannt, fast schon harmlos, während wir uns von der natürlichen Schönheit der Umgebung einlullen lassen. Doch Vorsicht, das Gemächliche täuscht! Langsam aber sicher nehmen die anziehenden Switchbacks an Höhe zu, und plötzlich befinden wir uns in einem aufregenden Aufstieg, der uns gehörig ins Schwitzen bringt.
Während der Schweiß perlt und unsere Muskeln sich langsam aufwärmen, belohnen uns die steiler werdenden Pfade mit immer beeindruckenderen Aussichten. Jeder Schritt nach oben enthüllt ein neues Panorama, das uns den Atem raubt. Die majestätische Landschaft des Zion National Parks breitet sich vor uns aus, und wir realisieren, dass jeder Tropfen Schweiß diesen Blick wert ist.
Der Wanderweg schlängelt sich immer näher an der steil aufragenden Felswand entlang. Plötzlich biegt der Pfad nach links ab und führt uns in den Refrigerator Canyon. Willkommen im „Kühlschrank-Canyon“! Hier, in dieser schattigen Schlucht, geht es kaum noch bergauf, und eine angenehme Kühle umhüllt uns. Ein regelrechter Energieschub, der perfekt ist, um Kräfte für den bevorstehenden Abschnitt zu sammeln. Es fühlt sich an, als ob die Natur hier eine Pause einlegt, bevor wir uns wieder den Herausforderungen des Aufstiegs stellen. Eine Art Atempause, um frisch gestärkt in das nächste Kapitel dieses Abenteuers zu starten.
Die Spannung steigt, als wir die ersten unschuldigen Kehren meistern. Doch plötzlich offenbart sich vor uns eine echte Herausforderung: die berüchtigten „Walters Wiggles“. Ein schmaler und steiler Aufstieg mit 21 scharfen, engen Kehren, die kaum mehr als 10 Meter voneinander entfernt sind. Vom Fuße aus betrachtet, wirkt es, als würden wir senkrecht die Felswand hinaufklettern. Die Serpentinen, auch bekannt als „Wiggles“, schlängeln sich an der rechten Wand des Canyons empor.
Aber warum zum Teufel heißen die Dinger so? Nun, Walter Reusch, der erste Leiter des Zion Nationalparks, hatte den Wunsch, den Canyon auch von oben betrachten zu können. Er wollte jedem Besucher diese atemberaubende Perspektive ermöglichen. Und so wurde 1925 dieser Trail mit den charakteristischen „Wiggles“ erschaffen – eine geniale Idee, die uns heute herausfordert und gleichzeitig einen historischen Touch verleiht. Eine Hommage an Walters Vision, die uns förmlich den Atem raubt.
Nachdem wir die herausfordernden „Wiggles“ erfolgreich gemeistert haben, erreichen wir schließlich den Scout Lookout. Hier entscheiden sich viele Wanderer, bis hierher zu gehen und dann umzukehren. Und ganz ehrlich – ich kann das gut verstehen. Warum? Weil von hier aus der Blick direkt auf das schmalste Stück der folgenden 700 Meter bis zum Angels Landing fällt. Zu beiden Seiten des schmalen Bergkamms, der nur wenige Fuß breit ist, geht es 1500 Fuß steil bergab. Da muss man schon mutig sein, um weiterzugehen.
Wir gönnen uns eine kurze Pause am Lookout und genießen die wirklich atemberaubende Aussicht auf das Tal und den Temple of Sinawava. Während ich darüber nachdenke, ob es eine gute Idee ist, den letzten Abschnitt anzugehen, blitzt der Gedanke auf: „Ich bin doch nicht bis hierher gekommen, um jetzt umzudrehen!“
Also, was soll’s – und los geht’s! 💪
Südlich des Scout Overlooks betreten wir nun den wahrhaft anspruchsvollen Teil der Wanderung. Von hier aus wirkt der Schlussanstieg zu Angels Landing fast wie eine unlösbare Aufgabe. Trotz der vermeintlich kurzen Distanz von nur etwas mehr als einem Kilometer hat dieser Abschnitt eine ganz eigene Magie. Ausgestattet mit montierten Eisenketten, die das Überwinden von Felsvorsprüngen erleichtern, stellen wir uns der Herausforderung. Doch bevor es soweit ist, erwartet uns die schmalste Stelle der gesamten Route, ein schwindelerregender Abstieg von 450 Metern.
Der schmale Grat präsentiert sich als wahrer Prüfstein, aber erstaunlicherweise überwinden wir ihn recht zügig. Das bedeutet jedoch nicht, dass es weniger steil bergab geht. Dennoch haben wir meistens eine Felswand auf einer Seite, die uns Halt gibt, während auf der anderen Seite der Abgrund klafft. Ein ständiges Wechselspiel zwischen linker und rechter Seite, das unseren Puls rasen lässt. Jeder Schritt erfordert präzise Überlegung, jeder Griff an die Kette wird zu einem kleinen Triumph. Hier ist jeder Moment intensiv und fordert unser volles Konzentrationstalent. 💪
Schritt für Schritt setzen wir unsere Reise zum Engel-Landeplatz fort – mal kletternd, mal auf dem Hinterteil über beeindruckende Felsen rutschend, immer mit einer Hand fest an den gespannten Sicherungsketten. Die Kombination aus Klettern und Rutschen verleiht diesem Abschnitt eine spielerische Dynamik, während wir uns behutsam entlang des Pfades bewegen. Und da ist er, unser „Ketten-Kontakt“, der uns zusätzliche Sicherheit gibt – zumindest, wenn gerade kein Gegenverkehr von wagemutigen Kletterern kommt, die bereits den Rückweg antreten.
Doch mit der Zeit verschwindet das Bewusstsein für die schwindelerregenden Tiefen zu unserer Linken und Rechten. Wir haben nun einen anspruchsvollen Kletterpfad vor uns und sind völlig in den Moment vertieft. Es wird zu einem faszinierenden Abenteuer: Laufen, klettern, an den Ketten hochziehen, auf dem Hintern rutschen und immer wieder taktisch für andere Wanderer Platz machen. Natürlich bedeutet das manchmal, dass wir uns näher am Abgrund befinden, als unser Adrenalinspiegel es bevorzugen würde, aber alles in allem: Es ist einfach fantastisch.
Die Anstrengung verwandelt sich in ein aufregendes Spiel, die Herausforderung in ein Abenteuer, und die spektakuläre Umgebung wird zu einem Teil unserer erlebnisreichen Geschichte. Die Welt um uns herum wird von der puren Freude des Augenblicks durchdrungen. Dieser Pfad wird zu mehr als nur einem Weg zu einem Gipfel; er wird zu einer unvergesslichen Reise, zu einem unvergleichlichen Erlebnis.
Dann, endlich, war es soweit – wir hatten die letzten herausfordernden Vorsprünge bezwungen und erreichten den Gipfel. Hier oben, auf dem „Landeplatz der Engel“, öffnete sich vor uns ein atemberaubender Rundblick über das majestätische Tal des Zion Nationalparks. Mitten im beeindruckenden Kessel des Zion Canyons ragten wir nun auf Angels Landing empor. Ein Gefühl von Triumph und Ehrfurcht durchströmte uns, nachdem wir diesen schweißtreibenden und nervenaufreibenden Aufstieg erfolgreich gemeistert hatten. Ein Erlebnis, das sich jenseits der Worte abspielte.
Gleich gegenüber entfaltete sich der majestätische Weeping Rock, davor in einer malerischen Flussschleife des Virgin River die markante Felsnadel „The Organ“ und etwas weiter rechts das beeindruckende Felsmassiv des Grand White Throne. Der Blick nach Norden erstreckte sich weit in die breite Schlucht des Zion Canyon. Unten schlängelte sich der Virgin River, während der Scenic Drive parallel dazu verlief.
Obwohl Angels Landing im Vergleich zu den umliegenden Bergen tiefer liegt, verlieh die einzigartige Lage diesem Aussichtspunkt eine magische Aura. Der Blick von diesem Felsmassiv, das sich auf 5790 Fuß über dem Meeresspiegel erhebt, war schlichtweg atemberaubend. Hier oben schien die Zeit stillzustehen, während uns die Natur in ihrer ganzen Pracht umfing. Ein Moment der Ewigkeit, der den Herzschlag verlangsamt und uns die unvergleichliche Schönheit der Natur vor Augen führt. 👼✨
Nachdem wir eine Stunde auf dem Gipfel von Angels Landing verweilt haben und die atemberaubende Aussicht in vollen Zügen genießen konnten, entschließen wir uns, den Abstieg anzutreten. Zu diesem Zeitpunkt ist der Angels Landing Trail bereits von einer wachsenden Schar von Wanderern frequentiert. Ich wage mir gar nicht vorzustellen, wie überfüllt es hier während der Hauptsaison sein muss. Uns wird klar, dass unsere Entscheidung für einen frühen Aufstieg die richtige war, um dem größten Ansturm zu entkommen.
Im Tal des Zion Nationalparks angekommen, nehmen wir uns einen Moment Zeit, um die majestätische Schönheit des Temple of Sinawava am Ende des Scenic Drives zu bewundern. Die Felsen ragen hoch empor, der Virgin River schlängelt sich malerisch durch die Landschaft, und die Natur umgibt uns in all ihrer Pracht. Ein letzter Moment der Stille, bevor wir uns schließlich wieder auf den Weg nach Kanab machen.
Die Sonne neigt sich langsam dem Horizont entgegen, während wir durch die beeindruckende Landschaft fahren, die wir den ganzen Tag über erkundet haben. Ein Tag voller Herausforderungen, atemberaubender Aussichten und unvergesslicher Erlebnisse neigt sich dem Ende zu. Und während wir uns dem Abend nähern, bleibt die Erinnerung an diesen epischen Tag im Zion Nationalpark lebendig
Vor unserem Abendessen hatte ich im Internet nach verschiedenen Restaurants in Kanab recherchiert, um eine gute Auswahl für unser Dinner zu haben. Leider befanden sich die meisten noch im Winterschlaf, mit geschlossenen Türen und verwaisten Tischen.
Doch immerhin – das Iron Horse hatte seine Pforten geöffnet, wenn auch nur mit einem reduzierten „Off-Season-Menü“. Aber hey, besser als gar nichts, oder? Wir entschieden uns für Burger und Spare Ribs – beide Gerichte waren köstlich. Als unsere aufmerksame Kellnerin mir ihr Lieblings-Bier empfahl, konnte ich nicht widerstehen. Und natürlich enttäuschte auch diese Empfehlung nicht – ein perfekter Abschluss für einen erlebnisreichen Tag.
Die Atmosphäre im Iron Horse war herzlich und einladend, und obwohl wir uns erst heute Abend hier eingefunden haben, scheint es, als würden wir morgen und vielleicht sogar übermorgen wiederkehren.